Neueste Artikel

Der Süllberg ruft

Im Dezember macht es keinen großen Unterschied ob man in Hamburg lebt oder in Mordor. Im Mittel bringt es die (har har har) „schönste Stadt der Welt“ auf nur eine Sonnenstunde pro Tag. Dafür aber 18 Regentage pro Monat. Schnee gibts höchstens mal für Stunden. Und oft pfeift ein ziemlicher mieser Wind. Man möchte sich hinterm Ofen verkriechen.

 

Winter

 

Doch das ist keine gute Strategie. Weil es auf Dauer trübsinnig macht. Gerade jetzt muss man raus. Zum Beispiel auf den Berg. Den Süllberg, den man als das Minas Tirith Hamburgs beschreiben könnte. Denn höchstens in Gondor kann es mehr Treppen geben als im Treppenviertel von Blankenese.

 

HoHoHo

 

Im Dezember, das ist uns schon im vergangenen Jahr aufgefallen, ist das Beste am Norden das, was der Mensch daraus macht. Und in Blankenese hat er sich ja wirklich was einfallen lassen. Hamburgs siebthöchster Berg (75 Meter) ist dicht bebaut. So dicht, dass nur Platz für zwei Straßen blieb. Abseits davon bewegt man sich im architektonischen Wunderland zu Fuß. In verwinkelten Gassen, auf Trampelpfaden und natürlich Treppen, Treppen, Treppen.

 

 

4.864 Stufen führen durch ein Gewirr von Wahnsinns-Villen, Reetdachkaten und einfachen Backsteinbauten. Tiny Houses gab es in Blankenese übrigens schon, als noch niemand davon sprach. Manche kann man mieten. Zu quasi Hotelpreisen.

 

tinyhouse

 

Das Gute am Blankeneser Treppen-Workout ist, dass man schon nach 5 Minunten kein Stück mehr friert. Dank permanentem Elbblick, kann man dann immer so tun, als würde man wegen der grandiosen Aussicht stehenbleiben (und nicht etwa weil man aus der Puste gekommen wäre).

 

Treppe

 

Im Sommer fühlt man sich im Treppenviertel wie in Italien. Im Winter wie auf Sylt. Was ja mit Vielem versöhnen kann. Sogar mit dem Hamburger Wetter.

 

Treppenviertel

 

Hoch oben auf dem Gipfel des Süllbergs, wo früher mal eine Burg stand, befindet sich heute Karlheinz Hausers Gastronomieimperium. Den allerbesten Ausblick hat man vom Turm. Den Schlüssel kann man sich an der Rezeption des Hotels ausborgen (100 Stufen ohne Fahrstuhl).

 

Hotel Suellberg

 

Wer nicht so weit hinaus will, bleibt eine Etage tiefer auf den Elbterrassen. In Hausers Alm steigt täglich ab 16.00 Uhr der original Tiroler Hüttenzauber mit Elbblick. Am Wochenende gehts um 12.30 Uhr los. Bei Einbruch der Dunkelheit werden ringsgrum Fackeln angezündet.

 

Alm Suellberg

 

Da kann man dann so schön bei Glühwein von besseren Zeiten träumen. Denn das Wetter in Hamburg wird auch irgendwann wieder besser. Kann sich höchstens noch um 4 Monate handeln. (Oder 5).

 

20140415_092515

I´m dreaming of a mild springtime

 

Was ich noch zu sagen hätte: über Freie und Hafenstädter

Der November 2015 war ziemlich schwere See. Paris. Pegida. Und die Kleiderkammer unseres Vertrauens setzte über Wochen ganz oben auf ihre Spendenliste die Bitte um Baby-Flaschen, Baby-Puder, Baby-Schnuller.

Das kann einen dermaßen erschöpfen. Da möchte man sich am liebsten in die hinterste Koje verkrümeln. Aber das bringt ja nichts, wie jeder Seemann weiß. Unter Deck wirds einem besonders übel.

Wenn die Wogen hochgehen, muss man Haltung annehmen. Sich gerade machen. Den Horizont anvisieren. Und ich denke, dass wir das in Hamburg können.

 

St. Michaelis

 

Da ist etwas am Wesen der Hamburger, das ich sehr schätze. Ich spreche natürlich nicht von allen Hamburgern. Denn unter 1,76 Mio Menschen finden sich logischerweise auch ein paar Arschgeigen. (Oberflächliche, Radikale, Gewaltbereite oder solche, die in Luxus-Lofts sitzen und sagen, die Belastungsgrenze sei angesichts der vielen Flüchtlinge nun mal erreicht).

Von denen will ich aber gar nicht reden. Sondern von den anderen. Es ließ sich letzte Woche beim Abschied von Helmut Schmidt beobachten.

 

Abschied

 

Wir hatten uns gegenüber vom Michel postiert. Sooo weiträumig wie alle schrieben, war er nämlich gar nicht abgesperrt. Jedenfalls nicht für Fußgänger. Allerdings massiv geschützt. Geradezu be-schützt fühlte man sich nach den Eindrücken von Paris. Mag sein, dass ich romantisiere.

 

 

Der Himmel war ungewohnt blau. Die Straßen ungewohnt still. Ein bisschen wehmütig gings zwar zu. Weil die Zeit vergeht. Weil eine Stadt mit Helmut Schmidt nun mal größer scheint als eine ohne ihn. Aber von Gefühlsduselei war man weit entfernt.

Das war ein respektvoller und anmutiger Abschied. Er glich damit dem Bild, das man von Helmut Schmidt hat. Diesem Bild nach wäre Gemeinschaftserregung nicht seine Sache gewesen. Hamburger eben.

 

Es war uns eine Ehre, lieber Helmut Schmidt

Es war uns eine Ehre, lieber Helmut Schmidt

 

Niemand instrumentalisierte diesen Tag. Niemand schaute panisch nach dem bärtigen Mann mit dem Rucksack. Keiner schrie von Lügenpresse oder schwadronierte von den Dingen, die „Mutti“ nicht checkt. Es waren nur die gekommen, die leise Gedanken lauten Parolen vorziehen. Es war wie eine Atempause.

 

Himmel

Und ueber uns der Himmel

 

Es gibt da eine bestimmte Feinheit im Hamburger Gemüt. Sie wird manchmal für Arroganz oder mindestens Distanziertheit gehalten. Aber es geht um etwas anderes. Man möchte dem anderen nicht zu nahe treten. Und man beansprucht auch für sich selbst das Recht, so zu sein, wie man will.

St. Paulianer nennen das: Leben und leben lassen. Die Jungs aus Wilhelmsburg sagen: Weißt Du, Digger, ich mach mein Ding und Du Deins.

Mag sein, dass ich idealisiere. Doch es erscheint mir undenkbar, dass hier einer seinen Speckrücken mit  Auschwitz-Tätowierung im Spaßbad spazieren führt. Und es schnürt mir die Luft ab, dass es anderswo möglich ist.

 

Bismarck

Es weht der Wind von Norden. Er weht uns hin und her. Was ist uns geworden?

 

Terror. Fremdenhass. Flüchtlingselend. Wir werden uns an all das gewöhnen, sagen Psychologen. So tickt der Mensch. Das kann ich mir noch nicht vorstellen. Allerdings war mir nie so bewusst wie gerade jetzt, wie gut es mir geht.

Allein eine warme Wohnung zu haben. Allein morgens von Möwen geweckt zu werden. Allein den Menschen seiner Stadt zuzutrauen, alles Mögliche zu schaffen.

Natürlich, man kann sich nie ganz sicher sein. Und doch traue ich den Hamburgern eine bestimmte Haltung zu. Eine bestimmte Feinheit im Gemüt.

 

 

Wer am Hafen lebt, dessen Gedanken fliegen freier. Denk ich mir. Oder ist das Folklore?

Mittlerweile fürchten ja Viele, der gesamte Hamburger Hafen würde zur Kitschpostkarte mutieren.

Mir macht das aber nichts. Denn das war schon immer so. Die Filme von Hans Albers etwa wurde stets als schwülstig und pathetisch bezeichnet.

Also Kitsch hat hier a) Tradition und b) wirkt da was, selbst wenn es nur Pose ist.

 

 

Außerdem ist der Kitsch leicht wie Puderzucker. Man muss nur einmal pusten, wenn mans nicht so süß mag. Ulf Pape und Denys Karlinskyy haben das mit ihrem Film Anderland aus hervorragendem Winkel getan. Unter der Glasur bleibt Hamburg weiter wesentlich. Hamburger weiter kantig.

Das Wesen der Freien und Hafenstädter zeigt sich im ersten italienischen Restaurant Deutschlands, in der Kirche des sündigsten Stadtteils der Welt, in der Bar vom verrücktesten Horst, in Heikes Haartreff ums Eck sowie beim hanseatischsten aller Senatoren, der je in der Hamburger Bürgerschaft saß und aus Ceylon stammt.

 

Der Wind weht von allen Seiten

Logenplatz. Der Welt zugewandt.

 

Denn natürlich … diese bestimmte Feinheit der Hamburger, die generiert die Stadt ja nicht aus sich selbst heraus. Die importiert sie von Überall. Hamburg, das sind  1,76 Mio Menschen aus 183 Nationen. Deswegen spricht man auch vom Tor zur Welt. Und deswegen kriegen wir auch hin, was hingekriegt werden muss.

 

In diesem Sinne: einen schönen 1. Advent.

 

Kam ein Liebster geflogen

Wir haben wieder einen Liebster Award bekommen, der ja eigentlich kein Award ist sondern ein Kettenbrief. Einer der netten Sorte, wie ich finde. Denn während mir die Kettenbriefen meiner Kindertage  niemals die avisierte Belohnung bescherten (etwa 1.000 Tafel Schokoladen, X-Tausend DM oder Postkarten aus der ganzen Welt), ist der Liebster Award an sich schon die Auszeichnung.

Er sagt, dass Dich jemand gerne liest und mehr von Dir wissen möchte. In diesem Fall Ulrike von Watt & Meer. Dafür herzlichen Dank.

 

Am Strand

 

11 Fragen von Ulrike

1. Erinnerst Du Dich noch an den ersten Blog, dem Du gefolgt bist?

Den Blog gibts leider nicht mehr. Gitte Härter half mir mit ihren Tipps für Selbständige meinen ersten (beruflichen) Blog aufzusetzen. Einige lebenskluge Ratschläge für Freiberufler findet man noch auf Gittes anderen Blogs schreibnudel.de und himbeerwerft.de.

2. Worum ging es in Deinem ersten Blogbeitrag?

Um meinen Job. Das ist hier jetzt vielleicht nicht so interessant. Spannender: Dank Blog konnte ich das Thema Akquise aus meinem Arbeitsleben streichen. Etwas, wofür ich nie ein Händchen hatte. Ich kann das berufliche Bloggen nur jedem empfehlen, dem es ähnlich geht.

3. Hast Du ein Lieblingsgericht, das Dich an Deine Kindheit erinnert?

Erdbeeren mit Milch

4. Welches Buch hat Dir in letzter Zeit besonders gut gefallen?

2015 habe ich immer wieder zu einem Reiseführer über Wandern in Norwegen gegriffen. Wäre toll, wenn wir 2016 ein paar Etappen einer bestimmten Route laufen könnten.

5. Wenn Du frei wählen könntest, wo würdest Du gern einmal leben wollen?

Auf einer kleinen Insel. Irgendwo in Skandinavien. Einen Sommer lang.

6. Kennst Du einen Werbespot, der so nervig ist, dass Du schon allein deshalb das Produkt nie kaufen würdest?

Saitenbacher Müsli

7. Was macht Dich glücklich?

Sehr viel. Speziell im November: Ein freier Nachmittag, ein gutes Buch und auf dem Sofa zwei zusammengeringelte Katzen.

8. Wenn es Talent zu verschenken gäbe, welches würde ganz oben auf Deiner Wunschliste stehen?

Zeichnen.

9. Was verbindest Du mit Weihnachten?

Es ist seltsam: Es gibt Menschen, denen gelte ich als Grinch. Und doch bekochen & beschenken sie mich bis heute so liebevoll, als sei ich ein kleines Kind.

10. Du sitzt in einer Zeitmaschine. Wohin geht die Reise?

Nach Woodstock am 15. August 1969.

11. Hast Du eine Lebensweisheit, die Du mit uns teilen magst?

Alle anderen kochen auch nur mit Wasser (ich war weit über 30, als ich endlich verstand, daß die anderen auch keine Superheldenkräfte drauf haben).

 

Wanderin

 

Ich reiche den Liebster Award weiter in die Küstenländer

  • nach Schleswig-Holstein zu Julia von Meermalen
  • nach Niedersachsen zu Simone von HannoverblickOST
  • nach Mecklenburg-Vorpommern zu Netti und Steffi von SUP-MV

Ihr Lieben – nix muss, alles kann!

 

LiebsterAwardUnd so läuft das mit dem Liebster Award:

1. Danke der Person, die dich für den Liebster Award nominiert hat und verlinke den Blog in deinem Artikel.
2. Beantworte die 11 Fragen, die dir der Blogger, der dich nominiert hat, stellt.
3. Nominiere bis zu 11 weitere Blogger für den Liebster Award.
4. Stelle eine neue Liste mit 11 Fragen für deine nominierten Blogger zusammen.
6. Schreibe diese Regeln in deinen Liebster Award Blog-Artikel.
7. Informiere deine nominierten Blogger über den Blog-Artikel.

 

Moewenschritte

 

Was ich von Julia, Simone, Steffi & Netti gerne wissen würde

 

1.) Schnackst Du platt?
2.) Was muss man in (eigenes Bundesland einsetzen) unbedingt erlebt haben?
3.) Welche Tradition gibt es nur bei Euch?
4.) Wenn (eigenes Bundesland einsetzen) eine Farbe wäre, welche wäre das?
5.) Wenn (eigenes Bundesland einsetzen) ein Song wäre, welcher wäre das?
6.) Welches Vorurteil über (eigenes Bundesland einsetzen) ist Quatsch?
7.) Und welches Vorurteil stimmt?
8.) Was an Dir ist genau wie (eigenes Bundesland einsetzen)?
9.) Was darf ein Tourist in (eigenes Bundesland einsetzen) auf gar keinen Fall tun?
10.) Und welches Gericht sollte ein Tourist in (eigenes Bundesland einsetzen) auf jeden Fall mal versuchen?
11.) Was wünschst Du (eigenes Bundesland einsetzen) für die Zukunft?

 

IMG_20140419_122119

 

Ich bin gespannt! Ahoi und spezielle Grüße nach Wesselburenkoog.

Auf der Uferstraße im Wendland

Das Schönste im Wendland ist die Uferstraße an der Elbe. Subjektiv jetzt. Denn als Hamburger haben wir natürlich eine besondere Beziehung zum achtundsiebziglängsten Fluss der Welt.

(Auch wenn Wikipedia behauptet „die Elbe hat nie eine bedeutende bzw. herausgestellte Rezeption in der Kunst, Literatur oder der Volkskunst erfahren“, ist Hark Bohms Elbmovie Nordsee ist Mordsee für eine bestimmte Art von Leuten ebenso konstituierend wie Tom Sawyer für die Anwohner des Mississippi.)

 

elbtalauen

 

Wir sind knapp 30 km auf der Uferstraße gecruist. Wofür wir einen halben Tag brauchten. Aber Novembertage sind ja auch kurz. Und wir können echt lange irgendwo rumstehen oder schlendern, wenn es einsam, still und wunderschön ist.

 

Hitzacker

 

Los gings in Hitzacker. Das Inselstädtchen kennen viele ja zumindest aus Fernsehberichten, wenn es mal wieder überschwemmt wird. Hitzacker ist richtig niedlich. Aber wir hatten hauptsächlich Augen für die Elbe.

 

 

Bei niedrigem Wasserstand kann man sich kaum vorstellen, dass Hitzacker jemals in Bedrängnis geraten könnte. Zwischen den letzten Fachwerkhäusern und der Elbe liegen einige Hundert Meter Wiesen. Und der Fluss wirkt sanft – ganz anders als unsere mächtige und geschäftige Hamburger Version.

 

Elbstrand

 

Die Mittlere Elbe stellt eine der wenigen weitgehend unverbauten Flusslandschaften Mitteleuropas dar. Unter anderem weil sie hier innerdeutsche Grenze war. In weiten Schleifen darf sie sich durch ausgedehnte Auen und Weiden winden. Die Uferstraße schwingt mit ihr mit und bietet die tollsten Panoramablicke, so dass man ständig anhalten muss, um zu gucken. Und nur sehr, sehr langsam vorankommt.

 

Auenland Wendland

 

Wir hätten der Elbe sowieso lieber mit dem Fahrrad folgen sollen. Auf dem Deich. Denn erstens ist das schöner. Und zweitens macht es weniger Dreck. Immerhin gehört die Elbe zwischen Lauenburg und Schnackenburg zum Biosphärenreservat niedersächsische Elbtalaue.

Biosphärenreservate sind Modellregionen. In ihnen werden Konzepte für ein Miteinander von Mensch, Tier und Natur umgesetzt. Also Naturschutz, Entwicklung nachhaltiger Nutzungsformen sowie Umweltforschung- und –bildung.

(Ich schreibe es mir hinter die Löffel: Biosphärenreservate mit dem Auto erkunden, ist wie Bio-Obst in Plastik eingeschweißt.)

 

Urstromtal Elbe

 

Nachdem über Jahrzehnte sämtlicher Mist in der Elbe verklappt wurde, hat sie sich seit den 1990er Jahren wieder ganz gut erholt (jedenfalls in Deutschland). Weißstörche nisten in fast jedem Ort. Kraniche brüten in abgelegenen Feuchtwiesen. Bieber – vor Jahrzehnten beinahe ausgestorben – haben sich den Strom zurück erobert. Tausende Gänse und Schwäne nutzen die Auen im Winterhalbjahr zur Rast.

 

Eisenbahnbruecke

 

Kurz hinter Damnatz liegt mitten im Nirgendwo eine Brückenruine. Atmosphärisch fühlten wir uns an Irland erinnert. Was auch daran liegen mag, dass nichts und niemand in der Nähe war. Nur wir und das Kulturdenkmal Elbbrücke Dömitz.

 

 

Erbaut in den 1870er Jahren querte die einst längste Eisenbahnbrücke Deutschlands die Elbe und verband Niedersachsen mit Mecklenburg-Vorpommern. Fast 1.000 Meter überspannte sie mit 24 Brückenbögen den Fluss und sein weites Vorland.

 

Fluttore

 

Die Brücke wurde in den letzten Kriegstagen zerstört. Da die deutsch-deutsche Grenze hier direkt an der Elbe lag, wurde die Brücke nie wieder aufgebaut. Somit ist sie auch ein Symbol für die innerdeutsche Teilung.

 

Doemitz

 

Heute existiert nur noch der westliche Brückenkopf und das Teilstück des linken Elbufers.  Entlang der 16 Brückenpfeiler führt ein Plattenweg an den Fluss. Jedenfalls wenn die Elbe sich sanft gibt. Das kann hier nämlich auch ganz anders aussehen.  Zeitweise sind die Auen vollkommen überflutet. Man kann es sich nur schlecht vorstellen. Aber das sagte ich schon.

 

 

Genau wie ich schon sagte, dass die Uferstraße das Beste am Wendland ist. Subjektiv jetzt. Zumindest wenn man einen Schuss Elbwasser in den Adern hat.

 

Sonnenuntergang

 

Unser Aufenthalt im Wendland wurde vom Kartoffel-Hotel unterstützt. Herzlichen Dank!

Norddeutschland von oben

Die GEO hat angefragt, ob wir über das GEO EXTRA „Überirdisch“ berichten möchten. Und wir haben begeistert „Ja“ gerufen. Denn das Magazin mit dem knallgrünen Rücken mochten wir schon als Kinder – und haben seitdem nicht mehr damit aufgehört. Außerdem gibts im Moment ja Stunden, in denen man sich einfach nur weit wegwünscht. Und weiter weg als das neue GEO EXTRA „Überirdisch“ geht nicht.

Eine ganze Sonderausgabe widmet sich den Fotos und Gedanken des Astronauten Alexander Gerst. Als Bordingenieur der ISS verbrachte er im vergangenen Jahr 166 Tage im All. Unsere Erde nennt er bilanzierend: Einzigartig. Verletzlich. Wunderschön. Tausende Male hat er sie fotografiert.

Das Heft arrangiert eine Auswahl der besten Bilder zu grandiosen Fotostrecken. Unter Überschriften wie „Planet Heimat“, „Kunstwerk Erde“ oder „Die Spur des Menschen“ zeigen sie urzeitliche Landschaften, Flüsse aus Watte, Wüsteninseln, Felsenmuster, das absurd ästhetische Auge eines Taifuns oder auch das Nichts.

Auch Norddeutschland ist abgebildet. Denn „jeder von uns sucht im Fenster nach seiner Heimat“, so Gerst.

Und es ist erstaunlich. Zwar macht der Astronaut quasi das Gegenteil von dem, was wir hier auf unserem Blog machen. Aber er meint genau das Gleiche.

VerlosungGruner + Jahr hat uns netterweise 3 Hefte zur Verlosung überlassen. Wer sich unter seiner Leselampe ins All träumen möchte, schreibt einfach einen Kommentar unter diesen Beitrag. Bei mehr als drei Kommentaren notiere ich Eure Namen auf winzige Zettel und Volko spielt am 1. Advent (29.11.15) die Glücksfee.

 

Das GEO EXTRA „Überirdisch“ umfasst 132 Seiten in feinster Papierqualität und kostet 10 Euro.

Dass wir uns von einem kostenlosen Rezensionsexemplar nicht beeinflussen ließen, versteht sich hoffentlich von selbst.

Enough to base some movies on: Das Wendland

Das Wendland im Landkreis Lüchow-Dannenberg ist das Gegenteil von Mettmann. Mettmann nämlich gilt mit 1.170 Einwohnern pro Quadratkilometer als der am dichtesten besiedelte Landkreis Deutschlands. Lüchow-Dannenberg hingegen bringt es gerade mal auf 40 Einwohner pro Quadratkilometer und ist damit der am dünnsten besiedelte Landkreis der alten Bundesländer.

Solche Gegenden unterschätzt man leicht. Ging uns jedenfalls so, als wir neulich ins Wendland reisten. Dabei sollten wir es mittlerweile eigentlich besser wissen.

 

Überall ist Wunderland. Überall ist Leben. Bei meiner Tante im Strumpfenband. Wie irgendwo daneben. (Joachim Ringelnatz)

 

Spinnennetz

 

Wir erreichten das Wendland an einem Mittwochmorgen im November. Ein Tag,  an dem ich zum ersten Mal in diesem Jahr dachte, ich würde am liebsten für ewig im Auto sitzen bleiben. Feuchkaltes Wetter nehme ich kindischerweise persönlich. Und so war ich ein bisschen unleidlich (um es nett auszudrücken). Bis zu dem Moment, als ein Spukschloss aus dem Nebel auftauchte.

 

Marstall

Mitten in der Goehrde liegt ein verlassenes Jagdschloß. Hier der ehemalige Marstall.

 

Wir waren im größten Mischwaldgebiet Norddeutschlands angekommen: der Göhrde. Einst jagte Wilhelm der Zwote in den kaiserlichen Wäldern, durch die wir jetzt ein bisschen übermüdet tappten. Und tief, tief einatmeten, weil Wälder ja so wunderbar duften. Besonders im Herbst.

 

Lagerfeuer

Netterweise hatte jemand ein Feuer fuer uns angezuendet

 

Spätestens als in 20 Meter Entfernung eine Wildschweinrotte durchs Dickicht brach, waren wir hellwach. Ganz Städter wussten wir nicht so richtig, ob wir lachen oder in Panik verfallen sollten. Aber die Wildschweine interessierten sich nicht sonderlich für uns. Und so konnten wir uns ganz auf die Landschaft konzentrieren, die soeben von der Herbstsonne wachgeküsst wurde.

 

Indian Summer

Indian Summer im Wendland

 

Das Wendland liegt im Vierländereck von Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. War also während der deutschen Teilung ziemlich isoliert. Während allüberall in Westdeutschland Neubaugebiete aus dem Boden schossen wie Giftpilze, blieb im Wendland die dörfliche Struktur erhalten. Typisch für´s Wendland sind Rundlingsdörfer. Allen voran der Vorzeige-Rundling Lübeln.

 

Luebeln

Im Rundlingsdorf dreht sich alles um den Dorfplatz

 

Dort checkten wir im Kartoffel-Hotel ein, einem Land- und Wellnesshotel mit erstaunlicher Geschichte (Es begann mit einem gewaltigen Kartoffelberg).

In der weitläufigen Anlage verrichteten junge Work-&-Traveller Gartenarbeiten. Etwas, das mich zunächst überraschte. Was Quatsch ist. Denn es hat mich ja auch noch nie überrascht, dass junge Deutsche in Australien bei der Kiwi-Ernte aushelfen.

Und sowieso hat das Wendland schon immer überdurchschnittlich viele (Lebens-) Künstler angezogen.

 

Antiatomkraft

Das gelbe X: Symbol der Anti-Atom-Bewegung im Wendland

 

Ein guter Teil blieb in den 80ern hier hängen, als der Protest gegen das Atommüllendlager Gorleben begann. Sie gründeten sogar ihren eigenen Staat: Die Republik freies Wendland. Gegen eine Gebühr von 10 DM wurde ein sogenannter Wendenpass ausgestellt. Er war gültig „für das gesamte Universum […] so lange sein Inhaber noch lachen kann.“

 

 

Die besondere Bevölkerungsstruktur spiegelt sich in den Dörfern und Ortschaften. In Dannenberg etwa entdeckten wir so gut wie keine der üblichen Handelsketten. Dafür Fachgeschäfte wie es sie ansonsten nur in Szene-Quartieren gibt. Bioläden, Buchhandlungen, Antiquitätenhöker, Galerien und DIY-Schnick-Schnack-Läden.

 

Thielenburger See

 

Die korrekte Bezeichnung lautet übrigens Dannenberg (Elbe), obwohl die Stadt überhaupt nicht an der Elbe liegt. Sondern an der Jeetzel und dem Thielenburger See.

 

Rundweg

 

Der  Thielenburger See liegt direkt unterhalb der Innenstadt und lässt sich 1a umrunden; ist also sowas wie die Binnenalster Dannenbergs.

 

See in Dannenberg

 

Für Naturliebhaber ist das Wendland sowieso ein kleines Zauberland. Beinahe eine Utopie. Landschaftlich viel zu vielfältig, um es während eines Kurztrips zu erfassen.

Die Ostheide, der Höhenzug des Drawehn, das Urstromtal der Elbe. Das geht nicht in 3 Tagen. Schon gar nicht im November, wenn ab halb fünf die Nacht beginnt.

 

 

Auf einige Schönheiten werde ich in einem gesonderten Beitrag eingehen. Hier nur so viel: Selten haben wir die Dämmerung so bedauert wie im Wendland.

 

Daemmerung

 

Zurück im Kartoffel-Hotel stellten wir allerdings die Vorzüge des Novembers fest: In dunklen Monaten sitzt es sich so schön am offenen Kamin. Besonders wenn die Köchin sich ganz der regionalen Landküche hingibt. Für Low-Carb-Anhänger muss das Restaurant des Kartoffel-Hotels die Hölle sein. Ich stells mir jedenfalls schwierig vor, wenn Tabletts mit Bratkartoffeln, Pellkartoffeln, handgedrehten Kroketten oder Puffern an der Nase vorbei serviert werden.

 

 

Während wir da so behaglich saßen und die deutschesten aller Speisen schmausten, belauschten wir ein wenig die Work & Traveller. Sie hatten sich mit einem Flipchart in eine Sofa-Ecke zurückgezogen, um Deutsch zu lernen. Und ich dachte: Wenn irgendwann im Jenseits Jim Morrison die berühmte Frage stellt…

 

Did you have a good life when you died? Enough to base a movie on?

 

… dann werden sie wohl auch ein paar Worte über ihre exotischen Erlebnisse in Lübeln verlieren.

Man sollte eben Norddeutschland nicht unterschätzen. Besonders nicht das Wendland.

 

Dieser Beitrag wurde unterstützt vom 1. Deutschen Kartoffel-Hotel. Vielen Dank an Olaf Stehr uns sein Team. Es war superschön bei Euch.

Und Ostfriesland so?

Ostfriesenwitze, Otto Walkes, Tee. Das waren die Dinge, die wir mit Ostfriesland verbanden, bevor wir neulich nach Wangerooge reisten. Wir ergänzten es noch um Jever, als wir die Stadt zum Bier passierten. Genau wie Funnix, einen Ort, den es wirklich gibt. Ebenso wie Altfunnixsiel. Oder Neufunnixsiel. Und last not least Harlesiel, wo die Fähre nach Wangerooge ablegt.

 

Carolinensiel

 

Wir waren frühzeitig angereist. Sicher ist sicher. Und in kleinen Häfen können wir in der Regel spielend Zeit überbrücken. Dachten wir. Sehr abgefahren war schon mal, dass wir bereits vom Parkplatz aus unsere Unterkunft auf Wangerooge erkennen konnten.

 

Blick von Harlesiel

 

Möglicherweise könnte kein Ort der Welt gegen diese Verheißung anstinken. Möglicherweise waren wir übermüdet. Möglicherweise hatten wir zu viel über Ostfriesenwitze, Otto und Funnix nachgedacht. Jedenfalls: Harlesiel fühlte sich an wie ein feuchtkalter Nachmittag Ende der 70er Jahre. (Dabei war es ein traumhafter Herbstvormittag 2015).

 

Schwimmbad Carolinensiel

 

Als ich zur Grundschule ging, gab es noch keine Nerds. Es gab Schlimmeres. Kleine Klugscheißer in Hochwasserhosen, die sämtliche Langspielplatten von Otto im O-Ton rezitierten. Diese alten Sachen. Harry Hirsch. Susi und ihr Fön. Ihnen wird zur Last gelegt, sie hätten an einem Ast gesägt. Usw. Es konnte einem schrecklich auf die Nerven gehen. Aber, naja, Schwamm-drüber (-Blues).

 

Strandkorbversteigerung

 

(Falls hier ein talentierter Otto-Rezitator mitliest: Mit erwachsenen Augen finde ich das ganz niedlich. Also nix für ungut. Und falls Du noch immer ein bisschen spitzfindig drauf bist: Ich weiß, dass Harlesiel streng genommen nicht zu Ostfriesland sondern zum Wangerland gehört. Ich denke aber, das stört keinen großen Geist, da das Wangerland sich auf der Ostfriesischen Halbinsel befindet.)

Zurück zum Thema. Ganz entgegen unserer Art erkundeten wir Harlesiel nur oberflächlich. Wir reihten uns ziemlich früh in die Schlange der Schiffsreisenden ein, was wir normalerweise nie tun würden. Und verließen Harlesiel ohne Bedauern.

 

Kormoran

 

Losfliegen

 

Frei

 

Nach drei wunderbaren Tagen auf Wangerooge, dachten wir auf der Rückreise kurz drüber nach, Harlesiel noch einmal eine Chance zu geben. Aber als wir dann anlegten, konnte wir schon wieder nicht das geringste Interesse dafür aufbringen. Stattdessen ließen wir uns die Küste hinauftreiben bis zum Strand von Schillig.

 

Strand Schillig

 

Über Schillig hatte ich schon häufiger auf Blogs gelesen. Ich hatte sogar gelesen, Schillig sei schöner als St. Peter Ording. Und überhaupt, wenn ein Ort schon behauptet chillig zu sein. Dann prickelt die Erwartung wie ein Song von Fritz Brause.

 

Ostwind

 

Möglicherweise war unsere Erwartungshaltung zu hoch. Möglicherweise kann das Festland nie gegen eine Insel anstinken. Möglicherweise waren wir übermüdet. Jedenfalls: Schillig ist in unseren Augen ein gewaltiger Campingplatz neben einem gewaltigen Parkplatz am Rande eines kleinen Strandes und dem Charme der 80er Jahre.

 

Schillig

 

Eins aber steht fest: Kiter lieben Schillig. Genau wie viele, viele andere Menschen Schillig toll finden. Unsere Meinung ist also absolut nicht repräsentativ.

 

Kiter

 

Ich bin mir immer nicht sicher, ob ich über Orte bloggen soll, die uns nicht so gefallen – anderen aber sehr. Um das nicht auf dem Rücken von Ostfriesland auszutragen, könnte ich auch Grömitz an der Ostsee nennen. Oder Büsum in Nordfriesland.

In Büsum waren wir schon zwei Mal, seit es diesen Blog gibt. Aber wir stehen einfach nicht drauf. Mal abgesehen von zwei, drei Ecken finden wir Büsum nicht gut. Nur die (für uns) schönen Ecken zu zeigen, käme mir irgendwie unlauter vor. Die (für uns) unschönen Ecken wecken nicht einmal Lust zu fotografieren.

Außerdem: was hätte jemand davon, wenn wir schreiben, dass wir nicht auf Büsum stehen? (Oder Grömitz. Oder Schillig.)

 

Shooting in Schillig

Shooting in Schillig

 

Frage an die Blogger unter Euch: Schreibt Ihr über Dinge, die Ihr nicht gut findet?

Frage an die Leser: Mögt Ihr Dinge lesen, die dem Schreiber nicht gefallen?

Das würde mich wirklich mal interessieren.

 

faehre bundesbahn

 

Und was Ostfriesland betrifft: Das gucken wir uns natürlich noch mal genauer an. Spätestens wenn die nächste ostfriesische Insel auf dem Programm steht.

Alter Hafen

Das Ende der Inseln

Borkum, Norderney, Juist, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge. Alle ostfriesischen Inseln laufen im Osten in Sandstrände aus. Der von Wangerooge ist 500 Meter breit, 3 km lang, unbewohnt, unbespaßt und unbewirtschaftet. Ein Dünengürtel trennt die Brandungsseite von den Salzwiesen an der Wattseite. Die höchste Düne ist 17 Meter hoch, im Mittel schaffen sie es auf 12 Meter. Oder anders gesagt: Viel besser geht’s nicht; strandmäßig gesehen.

 

DuenenOststrandWangerooge

 

Ost-Steert nennen die Wangerooger ihr Inselende. Das ist plattdeutsch und kann mit a) Schweif oder b) Hintern übersetzt werden. Letzteres finde ich passender. Denn es ist ja wirklich das hinterste Ende der sieben bewohnten Schönheiten im niedersächsischen Wattenmeer. „Am Dups der Heide“ hätte meine Oma vielleicht gesagt. Oder aber auch „und die Hacke schlägt Attacke“. Denn an weiten, einsamen Stränden will man doch immer unbedingt loslaufen. Na, denn, man to.

 

Strandspaziergang

 

10 Dinge, die man am Oststrand von Wangerooge machen kann.

 

1) Schon mal vorlaufen: Am Strand kann man so gut im eigenen Tempo laufen und dennoch den anderen im Blick behalten.

 

Sueden

2) Sich orientieren: In Ostfriesland liegt die Brandungsseite im Norden. Das ist seltsam für Hamburger, Schleswig-Holsteiner und/ oder Nordfriesland-Affine, weil die Sonne ganz anders steht.

 

3) Selfies

3) Selfies (wenn man eine standfeste Begleitung hat)

 

4) Einen weiten Bogen um Heuler (sicherheitshalber die Ranger anrufen)

4) Einen weiten Bogen um Heuler (sicherheitshalber die Ranger anrufen)

 

5) Moewen bewundern

5) Moewen bewundern

 

Pril

6) Durch Prile waten (wenn man Gummistiefel hat). Gummistiefel sind ohnehin ein guter Tipp. Der Sand ist weich, so dass man tief hineinsinkt.

 

7) Die Flut kommen sehen

7) Die Flut kommen sehen

 

8) Sich einholen lassen

8) Sich einholen lassen

 

9) Dem Meer zuhören

9) Dem Meer zuhören

 

10) Auf einen Leuchtturm zulaufen

10) Auf einen Leuchtturm zulaufen

 

Minsener Oog

Minsener Oog ist eine unbewohnte Insel, knapp 2 km südöstlich von Wangerooge. Sie entstand erst um 1900 aus einer Sandbank. Um der Verlandung der Fahrrinne nach Wilhelmshaven vorzubeugen, errichtete man auf Minsener Oog Buhnen, die weitere Sandmassen festhielten. So entwickelten sich hohe Dünen, die mit Strandhafer befestigt wurden.

 

 

Heute ist Minsener Oog 4,5 km lang und 1,5 km breit. Der kleine Flakturm und der Star-Wars-artige Radarturm mit seinen Baracken sind unbemannt. Als wichtiges Brutgebiet steht die Insel bereits seit 1959 unter Naturschutz. In den Sommermonaten werden vom Festland geführte Wanderungen angeboten.

Den besten Blick auf Minsener Oog hat man vom Alten Ostanleger.

 

Vogelzug

 

Alter Ostanleger

 

Der Ostanleger Wangerooges wurde 1958 aus Kostengründen aufgegeben. Seitdem überlässt man die Anlagen sich selbst und der Nordsee. Viel ist nicht mehr übrig. Der Rest reicht aber, um die Phantsie auf Reisen zu schicken.

 

 

Die Wattseite

Ist das bei Euch auch so, dass Inselspitzenspaziergänge sich immer an der offenen See ausrichten? Bei uns passiert das irgendwie intuitiv, ist mir aufgefallen. Ohne dass wir uns absprechen müssten, starten wir stets an der wilden Seite. Vielleicht weil es so wunderbar ist, zur Halbzeit in die Wärme und Stille der geschützten Seite einzutauchen?!

 

 

Borkum, Norderney, Juist, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge. Alle ostfriesischen Inseln laufen im Osten in Sandstrände aus.  Der von Wangerooge ist ein Traum. Und kennt man einen, will man alle, würde ich sagen.

 

Spiekeroog Ostende

Zimmer (auf Wangerooge) mit Ausblick (nach Spiekeroog)

 

Der nächste auf der Liste wäre der von Spiekeroog. Wir kennen ihn schon aus der Ferne. Da die Jugendherberge Wangeroooge uns grandioser Weise ein Zimmer mit Ausblick spendiert hat.

Wäre schön, wenn wir Spiekeroog in 2016 bereisen könnten. Eine Einladung haben wir bereits in der Tasche. Fehlt nur noch das richtige Wetter. (Sagte die Dame, die uns einlud und verwies auf den Sommer).

Wer nicht so lange warten will, findet bei Insiderin Zypresse unterwegs alle wichtigen Infos für Spiekeroog im Winter.

Mein erster See in Brandenburg

Letzte Woche war ich aus beruflichen Gründen in Zeuthen, einer Gemeinde am Rande Berlins. Zeuthen besitzt einen S-Bahn-Anschluss an die Hauptstadt – jedoch kein Taxi-Unternehmen. Das kann insofern ungünstig sein, da Zeuthen sich gut 5 km am Zeuthener See entlang zieht.

Besonders ungünstig ist das, wenn man sonntagnachts (mit dem Gepäck für eine ganze Woche) aus der S-Bahn steigt. Denn in Zeuthen werden die Bürgersteige bei Einbruch der Dämmerung nicht nur hochgeklappt. In Zeuthen gibt es nicht mal überall Bürgersteige.

 

Ufer

 

Während der 22 Minuten, die ich vom Bahnhof bis zum Ziel benötigte, ahnte ich, dass ich an prächtigen Viillen vorbeischritt. Es war seltsam. Ich roch den See, doch ich sah ihn nicht. Das geschah erst am nächsten Morgen. Und es war genauso schön, wie ich es mir vorgestellt hatte.

 

Bootshaus

 

Höre ich Brandenburg, denke ich immer an den Film „Was nützt die Liebe in Gedanken“. Und wirklich weht durch Zeuthen ein Hauch Weimarer Republik. Die Bäume wachsen grandios in den Himmel. Die Villen sind gewaltig, ihr Baustil für mich exotisch. Die Straßen noch alle mit Kopfsteinen gepflastert.

 

Villa

 

In Zeuthen wurde mir klar, dass Brandenburg für mich nicht zu Norddeutschland gehört. Als wir zu bloggen begannen, hatten wir uns vorgenommen, das zu bereisen, was Wikipedia als norddeutsche Regionen bezeichnet. Also auch Brandenburg. Aber irgendwie hat in der Naehe bleiben mit Brandenburg nichts zu tun. Inhaltlich ist Brandenburg in weiter Ferne. (Wir müssen unsere Kategorien überdenken).

 

Zaun

 

Was für mich unfassbar war: Man kommt in Zeuthen kaum irgendwo an den See heran. Das Ufer besteht aus 5 km Privatbesitz am Stück. Ab und zu durchbrochen von schmalen Stichwegen zum Wasser –  mit minimalem Ausblick. Denn die Großgrundbesitzer links und rechts achten auf Sichtschutz. Was Zeuthen seine „Promenade“ nennt, ist etwa 200 Meter lang. Vielleicht 250. Und selbst dort, darf man keinen einzigen Bootssteg betreten.

 

Promenade Zeuthen

 

Ich habe mal scharf nachgedacht. Mir fällt weder in Schleswig-Holstein, noch in Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Bremen oder Niedersachsen irgendeine Gegend ein, in der die Uferlinie (am Meer, am Fluss, am See) über mehrere Kilometer nicht zugänglich wäre. Selbst an der Elbchaussee oder auf Sylt wäre das undenkbar. Mal abgesehen von Naturschutzgebieten oder militärischen Anlagen. Was ja beides der Allgemeinheit dient.

 

Bootssteg

 

Am Erstaunlichsten war, dass die Berliner und Brandenburger mit denen ich gearbeitet habe, überhaupt nichts mit meiner Fassungslosigkeit anfangen konnten. Vielleicht habe ich da eine erste kulturelle Eigenheit der Norddeutschen entdeckt? Freiheit ist an der Küste natürlich immer ein Thema.

 

Abendstimmung

 

An einem Brandenburger See urlauben möchte ich trotzdem noch sehr gern. Aber dann will ich zielgerichtet dorthin, wo die Natur niemandem gehört. Bzw. allen. Dort will ich (ich zitiere Anke Denks von 3Sat online) „durch einsame tiefgrüne Wiesen streifen und flachsblonde Felder und tiefsinnig sein“.

 

Schilf

 

Bis es soweit ist, lese ich aufs Inkas Blog blickgewinkelt über den Zauber brandenburgischer Seen. Und treibe mich ansonsten an den Meeren herum.

 

Seeblick