Weihnachtsgrüße aus St. Pauli
In einem Rotlichtviertel, wo so gut wie jedes Haus daran erinnert, was derzeit fehlt und die Existenzangst an jeder Ecke greifbar ist, kann einem aktuell schon einmal angst und bange werden. Mir hilft ein Blick in die Geschichte, denn auch wenn St. Pauli schon bessere Zeiten gesehen hat, waren auch viel, viel schlechtere Momente darunter. In der Weihnachtszeit 1813 etwa ließ Napoleon jedes einzige Gebäude von St. Pauli niederbrennen, alle Bäume fällen, sämtliche Gärten verwüsten, um freies Schußfeld vor den Stadtoren zu schaffen. »Demolierung« nannte sich die Aktion. Kaum dass die Bewohner das Viertel wieder aufgebaut hatten, starben sie auch schon wie die Fliegen an der Cholera. „Ich vergesse, dass ich in Europa bin“, sagte Robert Koch. Gut 20 Jahre darauf mussten die Schulen auf St. Pauli schließen. Die Versorgungslage hatte sich mit Ausbruch des ersten Weltkrieges derart verschlechtert, dass kein Heizmaterial aufzutreiben war. In die Milch zu krümeln, gab´s auch nicht grad viel. Das blieb in den folgenden Jahrzehnten ein Dauerthema für die Armen, von denen es am Hafenrand reichlich gab – im Grunde …