Ich behaupte mal, die Ostseeküste von Schleswig-Holstein kenne ich ganz gut. Doch erst seit ich unter die Wanderer gegangen bin, bekomme ich ein Gefühl für die Entfernungen zwischen den Stränden. Beispielsweise hätte ich nie gedacht, dass es von Timmendorf nach Travemünde nur 12 km sind. So sagt es die Wegbeschilderung.
(Mein eigener Schrittzähler wird am Ende auf 15 km stehen. Aber das wusste ich noch nicht, als ich Mann & Patenkind im Spaßbad abgab und loslief.)
Timmendorfer Strand
Meine Liebe zu Timmendorf ist total irrational, doch unzerstörbar. Ich bin weder scharf auf Massenaufläufe noch auf diese spezielle Sorte Cabriofahrer mit Brille im Haar. Beides gehört zu Timmendorf wie Regen zu Hamburg. Genau wie für mich zum Hamburger Sommer ein Tag am Timmendorfer Strand gehört.
Der Strand von Timmendorf ist feinsandig. Genau wie der Meeresboden steinlos. Er fällt flach ab, so dass die Ostsee hier immer etwas wärmer ist als an bewegteren Küstenabschnitten. Ich spaziere zwischen Dünenstreifen und Kieferngürtel. Und träume von einer Villa in der Strandallee. Nach 4,5 km erreiche ich Niendorf.
Niendorf
Mindestens eine Sache hat der kleine Schnuckelhafen von Niendorf dem Hamburger Hafen voraus. Es gibt fangfrischen Fisch.
Direkt vom Kutter geht der Fisch in den Verkauf.
Niendorf steht immer so ein bisschen im Schatten von Timmendorf. Dabei hat der kleine Ort eine viel längere Badetradition. Seit in den 1850er Jahren die ersten Logierhäuser eröffneten, konnte Niendorf zeitweise sogar die Übernachtungszahlen von Travemünde überflügeln. Und ziemlich illustre Gäste begrüßen. Wie beispielsweise den Heidedichter Hermann Löns oder die legendäre Gruppe 47.
Heute geht es in Niendorf deutlich gelassener zu. Die meisten Gäste scheinen frühjahrsmüde. Gut, dass die Niendorfer Betten aufgestellt haben.
Die neue Seebrücke hat die Form eines Fisches. Und natürlich Betten.
Da wo Niendorfs Strand endet, habe ich schon 8 km auf dem Schrittzähler. Der Wegweiser nach Timmendorf behauptet, es wären nicht einmal 5. Aber ich bin ja auch Schleifen gelaufen und Zick Zacks und alle Seebrücken bis zum Ende.
Nun muss ich eine dieser scheußlichen Entscheidungen treffen: Weiter am Strand gehen? Oder den Weg oben auf der Steilküste nehmen?
Das Brodtener Ufer
Wie man´s macht, macht man´s natürlich verkehrt. Weil beide Varianten toll sind. (So gesehen, macht man´s natürlich auch in jedem Fall richtig.) Jedenfalls: Ich entscheide mich für die Kliffkante (und verweise für das Ufer auf Claudia und Ralph von Meerart).
Ich bin da oben ganz zufrieden. Der Steilküstenwanderweg ist so schön schleswig-holsteinisch mit seinen geschwungen Feldern und Knicks. Übrigens beginnt der Raps schon zaghaft zu blühen. Ein sicheres Zeichen, dass man in den nächsten Wochen unbedingt nach Schleswig-Holstein muss.
Ich höre nur noch die Wellen und die Vögel piepsen und ganz in der Ferne das Tuckern des Bäderdampfers.
4 km mäandert der kleine Wanderweg immer an der Abbruchkante entlang. Man kann ihn übrigens auch direkt anfahren. Beim Ausflugslokal Hermannshöhe befindet sich ein Parkplatz.
Der letzte Kilometer führt durch den Wald. Bäume direkt am Ostseeufer liebe ich besonders. Im Moment ist der gesamte Waldboden mit Buschwindröschen bedeckt.
Und dann ist man auch schon in Travemünde.
Travemünde
Travemünde gilt den einen als mondän. Und den anderen als unsäglich; schon allein wegen des Maritim-Klotzes. Der Strand ist aber prima. Da gibt es nichts zu meckern.
So richtig fängt Travemünde erst um die Ecke an. Also an der Mündung der Trave. Da ist es mir aber zu wuselig heute. Doch ich komme wieder, nehme ich mir vor. Mit den Buddenbrooks im Gepäck. Gut zu wissen: Am Strandbahnhof fahren stündlich Busse nach Niendorf, Timmendorf und Scharbeutz. Züge nach Lübeck gehen alle 30 Minuten.
Abends, zurück in Hamburg, habe ich noch mit einem Freund über die Ostsee gesprochen. Er sagte, wann immer er an seinem aktuellen Lieblingsstrand aus dem Bus steigt, flüstern ihm Paul Simon und Art Garfunkel ihren Sound of Silence ins Ohr. Darüber habe ich noch lange nachgedacht. Welche Melodie hat für mich die Ostsee? Ich weiß es noch nicht. Und Du?
Bei mir isses – wie passend – Tag am Meer von Fanta4
Lg Merle
Da muss ich immer nur an Michi Beck denken 🙂
Liebe Stefanie,
vielen Dank für den Verwais auf unsere Seite.
Ha ha… jeder hat so seine Lieblingsecken. Da wir so gerne krackseln, sind wir natürlich am Ufer zu finden. Da wo die Füße nass werden. 😉
Aber schön, dass es beide Seiten gibt, also verweisen wir ebenfalls auf euch zurück, zumal jeder Strand bei uns nun wirklich nicht zu kurz kommt. Trotzdem sind die verschiedenen Sichtweisen schön und bereichern ungemein. 😉
Ich freue mich auf wietere Gemeinsamkeiten.
Herzliche Grüße,
Claudia
Vielen Dank, Claudia. Ich freue mich auch immer über verschiedene Sichtweisen. Das macht die Ostsee so besonders: Sie ist irgendwie ewig und beständig. Aber gleichzeitig immer neu und anders. Liebe Grüße zurück, Stefanie
Mein Ostsee – Favorit ist die Hohwachter Bucht, eine kleine Nische mit sehr viel Charme. Bei dem Lied, bzw. der Melodie von „Way Back Home“ von Bag Raiders muss ich immer an den kleinen Strand denken:-). Liebe Grüße Andrea
Oouuh, der Song ist nicht schlecht… schöne Mischung aus Dur und Moll. Und Hohwacht mag ich auch. Es ist ein bisschen ursprünglicher geblieben, finde ich. Schönen Tag für Dich, Stefanie
Ich liebe Scharbeutz; aber auch die Strecke, die du abgegangen bist.
Letztes Jahr erst mit dem Fahrrad befahren, da aber eben nicht so nahe ran gekommen. 😉
Darf ich dich nach deinem Schrittzähler fragen? Welchen benutzt du genau und wie zufrieden bist du? Stimmt das dann ziemlich genau?
Und noch eine Frage: welches Schuhwerk hast du für die langen Wanderungen?
Liebe Grüße
Eva
Ach ja, Scharbeutz. Auch ein feiner Platz. Damit verbinde ich einige Erinnerungen …
Meinen Schrittzähler habe ich geschenkt bekommen; also ich weiß überhaupt nichts über Schrittzähler. Das Modell heißt Fitty No 1. Und ich find ihn gut. Er zählt meiner Meinung nach korrekt und ist auch schön einfach einzustellen.
Von Wanderschuhen habe ich eigentlich auch keine Ahnung 😉 Meine sind von Lowa und man läuft damit wie auf Waldboden. Ich fühle mich immer sehr gut bei Globetrotter beraten. Die haben da so einen Probeberg mit verschiedenen Straßenbelägen. Da kannst Du die Schuhe gut testen.
Du hast wohl Großes vor, was?
Liebe Grüße
Stefanie
Vor 14 Tagen waren wir dort oben unterwegs. Monsieur ist einmal von Timmendorfer Strand nach Scharbeutz gejoggt während ich mir das „Hinterland“ angesehen habe.
Aber sag einmal: Hattet ihr nicht unlängst ein anderes Bloglayout und auch den Namen geändert oder werfe ich da etwas durcheinander?
Sonnige Grüße
Jutta
Moin Jutta,
sehr aufmerksam 😉 Ich bin mit dem anderen Theme irgendwie nicht klargekommen (Technik-Goofy) und brauchte was Leichteres. Bin jetzt aber guter Dinge, dass hier mal so was wie Kontinuität einkehren kann. (Der Name ist geblieben.)
Wie hat Dir denn Timmendorf im Vergleich zu St. Peter Ording gefallen? Für Hamburger ist es halt der Strand, den am schnellsten erreicht. Das ist dann immer sehr verwoben mit Erinnerung aus Kindheit und Jugend.
Komm gut in den Tag, Stefanie
Ah, verstehe : )
SPO! Wobei es bei beiden Orten ja nur ein Kurzbesuch war. Gut, in SPO habe ich mich schon intensiver umgesehen. Und interessanterweise bin ich auch nicht zum Ostseefan mutiert, obschon viele genau das vorausgesagt haben. Aber was weiß man schon nach einer Stippvisite? Auf jeden Fall hat der NORDEN mal wieder so richtig gut getan!
Liebe Grüße
Jutta
PS: Ich hatte den Blogartikel „Nach Norden“ wohl als neuen Namen im Hinterkopf : )
Ja, SPO ist schon echt toll. Die Leute von der Nordsee behaupten ja auch, die Ostsee wäre nur ein Brackwasser 🙂
Da haben die Leute von der Nordsee aber tatsächlich mal nicht unrecht ? Die Ostsee ist ein Brackwassermeer.
Aber lieber Brackwasser, als dass das Wasser ständig weg ist ?
Liebe Grüße
Britta
Auch wieder wahr, liebe Britta!
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