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Sag mir wo die Blumen sind

Unser Gastautor Tom Frey ist als passionierter Surfer meist auf dem schnellsten Weg zur gewaltigsten Welle. Sein Beitrag aber erzählt von einem Ort, an dem die Zeit seit einhundert Jahren still steht. Toms Definition von „in der Nähe bleiben“ gibt zu denken. Aber lest selbst: 

Sag mir wo die Blumen sind.

 

Ich weiß nicht, wie oft ich die Strecke zwischen Bapaume und Amiens in der Picardie im Nordosten Frankreichs schon gefahren bin.

Auf unzähligen Trips in die Bretagne oder die Normandie habe ich diese schnurgerade Landstraße genutzt, um Autobahngebühren und den 30 km langen Umweg zu sparen, den die Trassenführung der Autobahn auf dem Weg gen Westen verursacht.

Die Gegend, die man auf dieser Strecke durchquert, hat eine seltsame, bedrückende Aura. Erst nach einigen Fahrten konnte ich die Puzzlestücke langsam zusammensetzen und mir erklären, warum diese Landschaft so eine verstörende Wirkung entfaltet.

 

Copyright Tom Frey

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Die Gegend ist fast baumlos, geprägt durch große landwirtschaftliche Flächen, die vor allem wenn sie brach liegen sehr öde wirken. Das ist nun für Frankreich nichts Besonderes, die industrialisierte Landwirtschaft findet sich überall. Nach den ersten Fahrten bei Tageslicht fiel mir dann aber auf, dass hier kaum ein Gebäude älter als 80 – 90 Jahre war.

Dann waren da diese Monument-artigen Friedhöfe direkt neben der Straße, die man im Vorbeihuschen nur aus den Augenwinkeln wahrnahm. Und irgendwann fielen mir diese Schilder auf. Genauer gesagt, die auf etwa 5 km Straßenlänge verteilten rund 5 Schilder begannen, einen Kontext zu enthüllen.

Ligne de front“ stand auf jedem Schild, dazu ein Datum, jeweils aus dem Jahr 1916 und den Monaten Juli bis November.

 

Sag mir wo die Blumen sind,

wo sind sie geblieben

Sag mir wo die Blumen sind,

was ist geschehen?

Sag mir wo die Blumen sind,

Mädchen pflückten sie geschwind

Wann wird man je verstehen,

wann wird man je verstehen?

 

Irgendwann war mir dann klar, dass diese Strecke durch Kampfgebiete der Schlacht an der Somme aus dem 1. Weltkrieg führte. In den Weilern innerhalb dieses Kampfgebiets waren dann auch immer wieder naive Plakate zu sehen, die versuchten, britische (damals inklusive der heutigen Commonwealth Gebiete) Kriegsveteranen in diese oder jene Kneipe zu locken.

Bei noch genauerem Hinsehen fielen mir dann unzählige Hinweisschilder auf, die auf Monumente und vor allem Friedhöfe hinwiesen, die offensichtlich abseits der Hauptstraße lagen.

Ich nahm mir mehrfach vor, einmal wenigstens an einem der Monumente direkt neben der Hauptstraße anzuhalten, um einen genaueren Blick darauf zu werfen, doch jedes Mal war ich zu schnell, um auf die winzigen Parkbuchten an den Monumenten einzubiegen.

Und umkehren wollte ich auch nicht, denn ich hatte ja ein anderes Ziel, das ich schnellstmöglich erreichen wollte.

 

Copyright Tom Frey

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Landstriche mit ähnlich verstörender Ausstrahlung kannte ich bereits aus der Normandie. Der Abschnitt zwischen den D-Day Stränden und Caen atmet ebenfalls noch den Horror des Gemetzels im Zuge der Invasion, die zur Befreiung Europas notwendig war, aus.

Der 1. Weltkrieg hingegen war für mich bisher mehr Folklore, unsere kollektive Erinnerung daran heftig überlagert von dem danach folgenden Irrsinn und unsere Großelterngeneration hatte lediglich ein paar Erinnerungsfetzen zum ersten großen Schlachten des vergangenen Jahrhunderts preisgegeben, die dann auch noch mehr nach Ferienlager klangen.

 

Sag mir wo die Mädchen sind,

wo sind sie geblieben?

Sag mir wo die Mädchen sind,

was ist geschehen?

Sag mir wo die Mädchen sind,

Männer nahmen sie geschwind

Wann wird man je verstehen?

Wann wird man je verstehen?

 

Copyright Tom Frey

Copyright Tom Frey

 

Als ich nun Anfang Januar wieder durch die Gegend kam, hatte ich die Zeit und die Muße, endlich einmal anzuhalten.

Kurz nach Albert steht auf der – wenn man nach Osten fährt – linken Straßenseite der erste Friedhof.

Er ist recht pompös aufgemacht, mit einem triumpfbogenartigen Eingangstor und einer massiven Umfriedung mit einem angedeuteten Säulengang, alles aus weißem Sandstein erstellt. Innerhalb der Einfriedung endlose Reihen von Grabsteinen, alle exakt gleich geformt und penibelst ausgerichtet.

 

Copyright Tom Frey

Copyright Tom Frey

 

Sag mir wo die Männer sind

wo sind sie geblieben?

Sag mir wo die Männer sind,

was ist geschehen?

Sag mir wo die Männer sind,

zogen fort, der Krieg beginnt,

Wann wird man je verstehen?

Wann wird man je verstehen?

 

Ein paar Hundert Meter weiter wieder direkt neben der Hauptstraße dann ein weiteres Monument. Eine Marmorplatte vor einem seltsam geformten Hügel. Die Innschrift besagt, dass dies die Ruinen einer Windmühle waren, die wohl strategische Bedeutung gehabt hat und schwer umkämpft war. Die Innschrift erzählt dann, dass beim Kampf um diese Ruinen im August 1916 mehr Australier gefallen sind, als auf jedem anderen Schlachtfeld des Kriegs.

 

Grabhuegel

Copyright Tom Frey

 

Wieder ein paar Hundert Meter entfernt ein weiterer Friedhof. Anhand der Form der Grabsteine war sofort klar, dass hier wieder britische und Commonwealth Soldaten lagen. Oder das, was man für die Reste dieser Menschen hielt. Viele Grabsteine besagen lediglich, dass hier ein „Soldier oft the Great War“ liegt. „La Grande Guerre“ sagen die Franzosen zum ersten Weltkrieg, „The Great War“ nennen ihn die Briten.

 

Copyright Tom Frey

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Beide Nationen haben in diesem ersten Gemetzel einen wesentlich größeren Teil ihrer Bevölkerung verloren, als im zweiten Weltkrieg, wodurch der „Große Krieg“ bei beiden, aber insbesondere den Franzosen, wesentlich präsenter im kollektiven Gedächtnis ist, als bei uns zu Lande. „Grande“ oder „Great“ gibt diesen Ereignissen dabei auch eine Glorie, die neben der Betonung des nationalen „Erfolgserlebnisses“ wohl auch den Zweck hat, die Absurdität des Schlachtens in diesem Krieg aus der nationalen Erinnerung zu verdrängen.

 

Sag wo die Soldaten sind,

wo sind sie geblieben?

Sag wo die Soldaten sind,

was ist geschehen?

Sag wo die Soldaten sind,

über Gräben weht der Wind

Wann wird man je verstehen?

Wann wird man je verstehen?

 

Weiter Richtung Ost noch ein Friedhof, wieder mit akkurat ausgerichteten uniformen Grabsteinen. Ich folge einem Schild zu einem weiteren Monument auf eine kleine Nebenstraße. Mitten im brach liegenden Acker liegt ein weiterer, kleiner Friedhof. Ein schmaler Grasweg wurde durch das Feld hindurch angelegt. Eine niedrige Mauer umfriedet die schon bekannten Grabsteine. Ein 17-jähriger Australier liegt hier, neben weiteren namentlich nicht benannten Soldaten.

 

Copyright: Tom Frey

Copyright: Tom Frey

 

Vor einem dieser Grabsteine für die Namenlosen das verblichene Foto eines Jack Morris, daneben ein paar verwelkte Blumen und ein Union Jack. Etwas weiter dann ein eingezäunter, vernarbter und von zerzausten Bäumen bestandener Hügel. Die Anhöhe war wohl strategisch wichtig gewesen und heftigst umkämpft.

 

Copyright Tom Frey

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Am Zaun liegt ein Geschoss, das wohl ein Bauer beim Pflügen des lehmigen Ackerbodens nach oben befördert und hier abgelegt hat. Auch Hundert Jahre nach Beginn der Schlacht ein völlig normaler Vorgang in dieser Gegend, genauso wie das Umpflügen von Knochenresten.

Ich besuche dann noch einen weiteren Friedhof mit viel zu vielen Grabsteinen derselben Sorte, wieder in einer Akkuratesse ausgerichtet, die die Briten bei aktuellen handwerklichen Arbeiten schon lange nicht mehr hinbekommen.

 

Sag mir wo die Gräber sind,

wo sind sie geblieben?

Sag mir wo die Gräber sind,

was ist geschehen?

Sag mir wo die Gräber sind,

Blumen wehen im Sommerwind

Wann wird man je verstehen?

Wann wird man je verstehen?

 

Gräber der Verlierer (der Deutschen) habe ich hier keine gesehen.

Bei Recherchen zu Hause habe ich dann festgestellt, dass die unfassbar vielen Soldatengräber – die sich im Übrigen auch auf so gut wie jedem normalen Friedhof in der Region finden lassen – die ich auf den wenigen Kilometern meiner Erkundung angetroffen habe, lediglich einem Bruchteil der Opfer dieses Schlachtens einen Erinnerungsstein bieten.

 

Copyright Tom Frey

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Die Reste einer noch viel größeren Anzahl von „Gefallenen“ wurden nie gefunden oder konnten nicht einmal einer der Kriegsparteien zugeordnet werden.

Der britische Militärhistoriker Basil Liddell Hart hat den Sinn dieser und anderer Schlachten des Ersten Weltkriegs wohl am prägnantesten beschrieben: “nothing but stupid mutual mass-slaughter” (deutsch: „Nichts anderes als dummes, massenweises gegenseitiges Abschlachten“).

 

Sag mir wo die Blumen sind,

wo sind sie geblieben?

Sag mir wo die Blumen sind,

was ist geschehen?

Sag mir wo die Blumen sind,

Mädchen pflückten sie geschwind

Wann wird man je verstehen?

Wann wird man je verstehen?

 

Was das alles mit dem Thema dieser Seite zu tun hat?

 

Nun, der Impfstoff gegen Faschismus und Rassismus scheint ja noch halbwegs zu wirken, wohl auch weil es noch ein paar Zeitzeugen gibt.

Ansonsten scheint es in Mitteleuropa langsam gesellschaftsfähig zu werden, wieder ein bisschen national zu sein. Grenzen dicht machen, um sich gegen vermeintliche oder tatsächliche Gefahren von „außen“ zu schützen. Griechen per se als arbeitsscheue Steuerhinterzieher zu klassifizieren, Syrer als Syrer und aktuell Marokkaner als Vergewaltiger.

Nebenan mit Recht und Gerechtigkeit und Verweis auf eine relative – aber nicht absolute – Stimmenmehrheit Gesetze ignorieren und Grundrechte abschaffen, als Engländer den Brexit zu postulieren und Brüssel für alle schief laufenden Dinge verantwortlich machen, eine „nationale Front“ aufmachen im Land der Aufklärung, als Schwedennationale den Pendlerverkehr zwischen Malmö und Kopenhagen lahmlegen, gleich um die Ecke deutschsprachige Ortsschilder im dänischen Grenzland abschrauben.

Die Liste könnte noch endlos weiter geführt werden mit dem überall gleichem Tenor: simple Antworten auf komplexe Fragen geben und ansonsten abschotten und „den anderen“ die Schuld geben.

 

Copyright Tom Frey

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Auch wenn das Lied von Frau Dietrich eine olle Kamelle ist, die Krüppel, Kriegszitterer und sonstigen „Verrückten“ nicht mehr die Kinder auf unseren Straßen verängstigen und keiner mehr lebt, der davon erzählen kann, zu was Nationalismus (der ohne den Faschismus, also der „harmlose“) vor 100 Jahren in Europa geführt hat, kann sich niemand heraus reden, dass er / sie es nicht gewusst hätte.

 

Copyright Tom Frey

Copyright Tom Frey

 

Denn die Orte, an denen die Folgen – wenn auch in stark gedämpfter aber immer noch überwältigender Form – im Wortsinne spürbar sind, sind nicht weit weg. Man muss lediglich in einer nicht sonderlich schönen Ecke Mitteleuropas kurz anhalten und ein paar Meter gehen, am besten bei Nieselregen und einstelligen Temperaturen. Und dann ist man recht nah dran an der simplen Erkenntnis: wir sind Europäer, oder wir sind verloren.

 

Link Tipp: Schlacht an der Somme

 

Nichts für Jubel-Hanseaten: Hamburg in historischen Bildern

Die erste Voraussetzung für irgendwelche bauliche Schönheit in Hamburg wäre ein großer Brand, soll ein englischer Reisender über die aufsteigende Metropole um 1800 gesagt haben. 40 Jahre später vernichtete ein Feuer weite Teile der Hamburger Innenstadt.

Was der Große Brand von 1842 übrig ließ, zeigt eine der ältesten deutschen Fotografien überhaupt. Sie eröffnet den Bilderbogen der aktuelle Ausgabe GEO EPOCHE PANORAMA, das sich ganz und gar der Hansestadt widmet.

Pünktlich zum Wochenende mit Schietwedder flatterte uns das Heft gestern zur Berichterstattung ins Haus. (Genau genommen sogar zwei Hefte, denn ein Exemplar wurde uns vom Verlag zu Verlosung überlassen.)

Anhand historischer Bilder erzählt es die Geschichte einer Siedlung am sumpfigen Alsterufer bis zur Großen Freiheit im Wirtschaftswunder der 1960er Jahre. Eine Geschichte, die aus Katastrophen und Neuanfängen besteht. Aus Slums und Prachtbauten. Kleinen Vergnügen und großen Verfehlungen.

 

GEO_EP_HH_Außenalster

 

Keine Ahnung, ob das jeden interessiert. Aber es gibt ja eine ganze Menge Hamburger, die überhaupt nicht genug von ihrer Stadt bekommen können. Auf die können die kraftvollen Schwarz-Weiß-Aufnahmen und colorierten Postkartenansichten einen regelrechten Sog ausüben. Besonders wenn man Motive wiedererkennt. Oder ganz im Gegenteil nicht fassen kann, wie sich die Stadt in den vergangenen 120 Jahren verändert hat.

Zum Beispiel das alte Wohnviertel an der Kehrwiederspitze. 24.000 Menschen wurden aus ihren Wohnungen vertrieben, um der Speicherstadt Platz zu machen. Der Süllberg hingegen sieht 2016 fast genauso aus wie 1900. Und auch der übelste Slum Hamburgs, das Gängeviertel, bietet heute noch unveränderte Ansichten. In Hagenbeck erkenne ich einzelne Gehege wieder. Die Prachtallee am Schanzenpark aber erinnert überhaupt nicht an die mittlerweile trostlose Straße, in der ich mal wohnte. Als sie noch wundervoll war, marschierten über 3.000 Soldaten von hier in den 1. Weltkrieg. 647 kehrten zurück. Meist in die Lazarette, die sich über ganz Hamburg verteilten. Und so geht es weiter und weiter. Man staunt und schluckt und denkt.

Nein, das ist kein Magazin für Jubel-Hamburger. Klischees und Hamburgensien sucht man im GEO EPOCHE PANORAMA vergebens.  Was man findet ist hochspannende Geschichte auf Geschichte auf Geschichte. Und Bilder über Bilder über Bilder.

Das 130 Seiten-Heft im Großformat gibt´s für € 13,50 im gut sortierten Zeitschriftenhandel. Oder für Nullinger bei uns. Wer es gewinnen möchte, hinterlässt einfach einen Kommentar. Gehen bis zum 6. März mehrere Kommentare ein, entscheidet das Los. Viel Glück.

 

Becker Medien

 

Das Magazin wurde uns vom Verlag kostenlos überlassen. Unsere Meinung ist davon unberührt.

Kuestenwache Boltenhagen

Leise rauschen die Wellen: Hideaway in Boltenhagen

Boltenhagen, das westlichste Seebad Mecklenburgs, trug um die Jahrhundertwende den Beinamen Hamburger Kinderstube. Zum einen aufgrund der Nähe zur Hansestadt. Zum anderen wegen des extrem kinderfreundlichen Strandes.

Steinlos und feinsandig fällt die Boltenhagenbucht so seicht und sanft ab, dass die Ostsee selbst bei bedecktem Himmel in den erstaunlichsten Farben changiert. Weiterlesen

Moewe auf Gasthausschild

Dreieinhalb Stunden Urlaub in Finkenwerder

Zu den (zugegeben überschaubaren) Hamburger Februarfreuden gehören zart- bis knallblaue Tage, an denen die Dampfer nach Finkenwerder ausnahmsweise mal nicht vor Ausflugsreisenden überquellen.

So ist das wochentags um 10.00 Uhr, wenn alle Hamburger bereits arbeiten, während alle Gäste noch im Hotel beim Frühstück sitzen.

 

 

Von den Landungsbrücken nach Finkenwerder

 

Der Stadtteil Finkenwerder liegt auf der südlichen Elbseite. Rüber gehts mit den Hadag-Schiffen der Linie 62. Exakt eine halbe Stunde dauert das ab der Landungsbrücke 3. Da Hafenfähren zu den Öffis gehören, ist die Passage nur ein HVV-Ticket teuer.

 

 

Der Dampfer hält an den Stationen Fischmarkt, Dockland und Neumühlen. Hamburgbesucher können dabei schon mal einen Blick auf den weiteren Sightseeing-Verlauf werfen, denn das sind die klassischen must-sees an der Elbe.

 

Fischauktionshalle Hamburg

 

Hamburger befassen sich spätens ab Oevelgönne mit der Frage: Wieso mache ich das eigentlich nicht häufiger?

 

Kräne im Hamburger Hafen

 

An wundervollen Orten frage ich mich oft, wie es sich wohl anfühlt, dort zu leben. Für St. Pauli kann ich sagen: schon schön, aber natürlich auch ganz normal.

Auch wer in der Nähe der Landungsbrücken lebt, füllt seinen Tag mit total banalen Dingen und nimmt viel zu selten den Dampfer, um in Finkenwerder spazieren zu gehen. Jedenfalls ich.

 

Hamburger Hafen

 

Ankunft in Finkenwerder

 

Anleger in Finkenwerder

 

Kennst Du das:

Diese Tage, an denen man um die Schule drum rum kam, weil man seinen Eltern erfolgreich eine schwere Erkrankung vorschwindeln konnte (obwohl es einem doch eigentlich ganz gut ging)?! Und wenn man dann raus ging und die eigene Straße einem vollkommen ungewohnt vorkam. So still und ganz ohne Kinder.

So in etwa ist Finkenwerder: Rotklinker und Vogelgezwitscher und ein Gefühl von Kleinstadtkindheit.

 

Hotel Elbufer Finkenwerder

 

Hält man sich am Anleger rechts, gelangt man nach kurzen Schlenker über den Fockweg in den Gorch-Fock-Park. Bei Hamburgs schönstem Schwimmbad mit Elbblick beginnt ein Spazierweg, der 6 km an der Wasserkante entlangführt.

 

Duckdalben

 

Überhaupt der Elbblick: Der ist in Finkerwerder besser als der an der Elbchaussee. Denn man schaut ja auf die Elbhöhen und die Villen und Parks von Othmarschen bis Nienstedten. Außerdem läuft man weitab der Straßen. D.h. man hört keine Autos. Nur Schiffsmotoren.

 

Gorch-Fock-Park

 

Am Steendiekkanal

 

Steendiekkanal Finkenwerder

 

Am Steendiekkanal mit seinen ausgemusterten Passagierschiffen, Fischerbooten und Ausflugsdampfern füttert ein alter Mann Möwen mit Brot. Die gut gefüllte Plastiktüte sieht aus wie 1.000 Mal verwendet. Er tippt sich an die Prinz-Heinrich-Mütze, als ich zu ihm auf den Ponton komme. Ganz Hanseat.

 

 

Auf der anderen Seite des Kanals liegt – direkt neben dem Airbus-Gelände – der Rüschpark. An der gleichnamigen Anlegestelle hält die Linie 63, die zwischen Finkenwerder und Teufelsbrück pendelt. Falls man nicht scharf auf Spaziergänge ist oder mit Kinder unterwegs, eine gute Variante.

 

Steendiekkanal Rueschpark

 

Früher befand sich auf dem Gelände die Deutsche Werft. Ein klassisches Kriegsgewinnler-Unternehmen, das für den U-Bootbau Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge einsetzte.

 

Rueschpark Plan

 

Seit 1996 befinden sich Gedenkstätten auf dem ehemaligen Werksgelände. Dort erfährt man zum Beispiel, dass die Rotklinkerziegel aus denen ganz Finkenwerder zu bestehen scheint, von Inhaftierten des KZ-Neuengamme gebrannt wurden (von denen mindestens 50.000 starben).

 

Deutsche Werft Finkenwerder

 

Als die Deutsche Werft 1973 geschlossen wurde, wurden die Anlagen in den neu angelegten Rüschpark miteinbezogen. Die ehemaligen Schiffsbauplätze etwa ragen wie Aussichtsplattformen in die Elbe hinein.

 

Hegen

 

Fink II war der Tarnname des U-Boot-Bunkers, der 2006 zu einem Mahnmal umgestaltet wurde.

 

Mahnmal Fink II

 

Abgesehen von Airbus-Mitarbeitern, die zielgerichtet vom Anleger zum Arbeitsplatz marschieren, ist vormittags nicht besonders viel los im Rüschpark. Lediglich ein paar Männer mit Monster-Objektiven betreiben synchrones Plane- and Ship-Spotting.

 

 

Bisschen seltsam wirkt das Hotel Rilano. Obwohl es wahrscheinlich gar nicht seltsam ist. Sondern supergut gelegen, falls man einen Geschäftstermin bei Airbus hat. Wie man sieht, nimmt das Hotel dem hauseigenen Beach-Club am Vormittag die Sonne. Im Sommer stehen hier Strandkörbe – aber leider ist der Beach-Club nur am Wochenende geöffnet.

 

 

Den Abschluss der Rüschhalbinsel bildet der Aussichtsturm, auf den man logischerweise rauf muss.

 

 

Wenn der Blick von Blankenese nach St. Pauli wandert, fragt man sich zum 1.000sten Mal, wieso man sowas eigentlich nicht öfter macht. Praktischerweise sieht man von hier auch, wann die Fähre in Teufelsbrück ablegt. Dann bleibt exakt genügend Zeit, um sie am Anleger Rüschpark zu erwischen.

 

Park with a view

 

Was ich ziemich interessant fand: Dreieinhalb Stunden nachdem ich an diesem Morgen aufgebrochen war, saß ich wieder am Schreibtisch. Da mir nun die Zeit zum Prokastinieren fehlte, arbeitete ich einfach effektiv – und habe genauso viel geschafft wie üblicherweise.

 

Spiegel Kantine

Unterm Strich: Geniale Utopien im Museum für Kunst und Gewerbe

Das Museum für Kunst und Gewerbe bietet aktuell mal wieder außerordentlich trifftige Gründe, den Hintern hochzukriegen. Und sei´s nur, um den Februar zu überleben, der Norddeutschen ja einiges abverlangt. Selbst überzeugte Nordlichter verlieren allmählich die Lust am öden Einerlei da draußen.

Geht man also besser rein; in eines der führenden Museen für angewandte Kunst in Europa, wo es zur Zeit schön bunt, schön laut und ganz schön witzig zugeht. Also, so ähnlich wie im Karneval, bloß etwas feinsinniger.

 

Maske

 

Ein Museum für fast alles

 

Das Museum für Kunst und Gewerbe gibt sich ganz den Spitzenleistungen menschlicher Kreativität und Erfindungsgabe hin.

Die erste Inventarnummer bezeichnete 1872 eine Bouillontasse. Es folgten 499.000 Werke aus den Bereichen Grafikdesin, Plakatkunst, Fotografie, Medien, Mode, Textil, Möbel, Musikinstrumente, Keramik und den vier Weltreligionen.

Im Prinzip ist das Museum für Kunst und Gewerbe also ein Museum für fast alles. Und weil „alles aufeinmal“ irgendwie 90er ist, begrenzen wir uns beispielhaft auf drei feine Ausstellungen.

 

Jugendstilhalle

Jugendstil – die Große Utopie

 

Geahnt hat man es ja immer: Körperertüchtigung, Vegetarismus und Wander(vogel)bewegung wurden gar nicht letztens in Berlin Mitte erfunden. Sondern waren schon vor über hundert Jahren Trend in Europa. Als Künstler gegen die negativen Auswirkungen der Industrialisierung aufbegehrten – gegen prekären Arbeitsbedingungen, überhöhten Konsum und billige Massenware.

Die Anhänger des Jugendstils wollten sich mit Schönheit und Qualität umgeben. Literatur, Malerei und der aufkommende Film befassten sich mit Pardadiesutopien. Das Ursprüngliche zog die jungen Modernen an, die sich gern in die Natur zurückzogen oder exotische Reisen unternahmen.

In etwa träumten sie also von den gleichen Dingen wie wir.

 

 

Da fragt man sich, ob wir seit 1900 überhaupt einen Schritt nach vorn gemacht haben? Könnte auch sein, dass wir die letzten 100 Jahre brauchten, um die Scherben der Weltkriege aufzusammeln. Und jetzt wieder genau da ansetzen, wo die Utopisten des Jugendstils aufhörten.

Die wunderbare Ausstellung läuft nur noch bis zum 28. Februar 2016.

 

Kippenberger

Kippenberger, der Maler zum SO36

 

Geniale Dilletanten

 

Geniale Dilletanten

 

Heute Disco, morgen Umsturz, übermorgen Landpartie. Die Ausstellung „Geniale Dilletanten“ hat was von einer um-die-50-Party für Leute, die nie auf solche Parties gehen würden. Sie tanzen zwar nicht direkt den Mussolini, wippen aber immerhin ein bisschen im Takt zur Musik aus den Boxen. Während die Jüngeren kichern und die Älteren schnell vorübergehen.

 

Neubauten

 

Die Ausstellung erzählt die Subkultur der frühen 80er Jahren anhand der Bands Einstürzende Neubauten, Der Plan, D.A.F, F.S.K, Die Tödliche Doris, Palais Schaumburg, Ornament und Verbrechen, Mania D. und Malaria.

Als Tournee-Ausstellung vom Goethe-Institut konzipiert, wurde „Geniale Dilletanten“ für die Präsentation im Museum für Kunst und Gewerbe um ein paar spezielle Hamburg-Stories erweitert.

 

 

Zwar bleibt mal wieder Fraktus völlig unterrepräsentiert – aber ansonsten bringt die Ausstellung echt Spaß. Sie ist noch bis zum 30. April 2016 in Hamburg zu Gast.

 

ChristophNiemann

Also ich finds witzig: Unterm Strich

 

Nach zwei gehaltvollen Ausstellungen ging bei uns nur noch was Federleichtes.  Der Illustrator Christoph Niemann hat die Auswahl seiner Cartoons und Fotos, Animationen und Drucke, Zeichnungen und Texte selbst getroffen und teilweise auch direkt auf die Wand gezeichnet.

 

NiemannUntermStrichTriobyNiemann

 

Wer´s bis 03. Juli 2016 nicht schafft, die Ausstellung zu besuchen, hier der Link zum Blog abstract sunday der New York Times, den Niemann illustriert.

Aber besser isses natürlich live.

 

Hier gehts zum Museum für Kunst und Gewerbe: Klick

Di - So: 10.00 - 18.00 Uhr, Do bis 21.00 Uhr
Kurt-Schumacher-Allee, gegenüber vom Hbf
Eintritt 12,-- , erm. 8,--, Do ab 17.00 Uhr 8,--, U 18 frei

 

PS.: Für Nicht-Hamburger und Modefreunde: Das Beitragsbild zeigt die gute, alte Spiegelkantine. Zur Zeit ist dort Courrèges mit ein paar Kleidern zu Gast.

 

Spiegel Kantine Museum

 

PPS.: Ganz anderes Thema; falls es jemanden interessiert: Follow my blog with Bloglovin

Waldorf Astoria Berlin

Aufstrebende Neubauten: Wir geh´n durch Berlin (Tiergarten)

Früher –  als wir Kinder vom Hamburger Speckgürtel noch am Bahnhof Zoo aus dem Zug stiegen – fand ich´s besser, in Berlin anzukommen. Schon der erste Atemzug Berliner Luft war so grundlegend anders, so typisch Berlin. Ewas, das ich heute am Hauptbahnhof kein Stück empfinde.

Neulich hab ich´s aber in Ansätzen wieder gespürt. Da hab ich Berlin wieder so gesehen wie früher: Im Grunde hübsch-hässlich. Aber gerade darum so fasznierend. Das war auf einem Streifzug vom Zoo zum Reichstag, knapp 6 km durchs Grüne; gesprenkelt mit Architektur vornehmlich der 50er Jahre.

 

Tiergarten Berlin Map

Wenn die Hauptstadt mal zu hektisch wird: follow the violet road

 

Los ging´s im ehemaligen Schaufenster des Westens. Wer (wie wir) länger nicht in Charlottenburg gewesen ist, wird staunen. Ku´damm, KadeWe & Kranzler hatten ja ganz schön an Strahlkraft eingebüßt in den letzten Jahren. Inzwischen wird im „Alten Westen“ wieder ordentlich investiert.

 

Aufstrebende Neubauten: Berlin City West

 

Mal ganz was Ungewöhnliches für Berlin: Das sieht echt gut aus (nachdem es ein paar Jahrzehnte eigentlich unmöglich aussah). Weithin sichtbares Symbol für die Neuerweckung: das Waldorf Astoria, hier fotografiert vom Bikini Berlin.

 

Waldorf Astoria Berlin

Von der Terrasse des Bikini hat man alles im Blick. Etwa die Bartaffen im Zoo oder (hier) das Waldorf Astoria

 

Das Bikini Berlin errichteten die Amerikaner in den 1950ern für die Berliner Bekleidungsindustrie. Nach ein paar guten Jahren verlotterte das Baudenkmal (zu dem übrigens auch der Zoo-Palast gehört) zusehends. Seit 2014 ist es wieder elegant und beherbergt u.a. ein Einkaufszentrum bzw. eine Concept Mall.

 

 

Die Terrasse – ursprünglich ein Laubengang – hat die Berliner zur Namensgebung inspiriert. Bikini: Oben wat, unten wat, in der Mitte nüscht. Wobei „nüscht“ nüscht stimmt. Denn da ist ja dieser tolle Blick auf den Affenfelsen (und andere Gehege) des artenreichsten Zoos der Welt.

Der Zoo ist Teil des Tiergartens, eigentlich Großer Tiergarten, der mitten in der City liegt (was ja längst nicht jeder Stadtpark von sich behaupten kann.)

 

Mehr als ein Park: der Tiergarten

Quasi alles, was in den letzten 200 Jahren in Deutschland geschah, spiegelt sich irgendwo in der 210 Hektar großen Parkanlage. Etwa beim Schleusenkrug, wo die Mauer zwar nur imaginär verlief; aber wirksam und horizontal.

 

Schleusenkrug

Gleich ums Eck vom Flohmarkt am 17. Juni: der Schleusenkrug

 

Der beliebte Biergarten in Zoo-Nähe befindet sich seit den 50er Jahren im Schleusenhaus an einer Brücke über den Landwehrkanal. Kanal und Schleuse selbst standen, wie alle Wasserstraßen, während der Teilung unter DDR-Verwaltung. So schleusten unten am Fluß Genossen die Boote. Und oberhalb der Uferböschung speisten die West-Berliner im Schleusenkrug.

 

Schleusenkrug Berlin

 

Nur ein paar Schritte entfernt schwappt der der kleinste Ortsteil Berlins in den Tiergarten. Es ist auch der coolste Ortsteil, falls man auf Bauhaus steht. (Falls nicht, findet man das Hansaviertel vermutlich scheußlich.)

 

Das Hansaviertel

 

Das Südliche Hansaviertel wurde 1957 im Rahmen der Internationalen Bauausstellung unter Beteiligung des Who-is-Who der Nachkriegsmoderne realisiert. Architekten wie Aalvar Alto, Oscar Niemeyer, Arne Jacobsen und Walter Gropius streuten Bungalows, Blocks und Hochhäuser über die grüne Wiese bzw. den Nachkriegsschutt.

 

Hansaviertel Berlin Architekten

 

Seit 1995 steht das gesamte Viertel als Demonstrationsobjekt moderner Stadtplanung jener Zeit unter Denkmalschutz. Get your Guide bietet Führungen an durch die Stadt von Morgen. Die inzwischen natürlich eine Stadt von Gestern ist. Denn hier ist nichts genormt oder zu eng zum atmen.

 

 

Den Grundgedanken fasst der Kunsthistoriker Edwin Redslob zusammen:

Der freie Mensch will nicht wie in einem Heerlager leben, nicht in Häusern, wohnen, die wie Arbeiterbaracken hintereinander gereiht sind. In natürlicher Lage entstehen die Häuser ähnlich zueinander wie Menschen, die sich unterhaltend zueinander wenden oder sich betrachtend um ein Standbild stellen. Nicht in Reih und Glied, sondern in einer besseren, gelockerten Ordnung.

 

Eternithaus Hansaviertel Berlin

Das Eternithaus: Maisonette-Wohnungen mit gemeinsamen Laubengang und Parterre

 

Man kann also doch alles haben. Mitten in der City leben und gleichzeitig mitten im Grünen. Als Sahnehäubchen auch noch an der Spree. Über den Uferweg sind es Kilometer bis zum nächsten Nachbarn; dem Präsidenten auf Schloß Bellevue.

Das Schloß brannte im Krieg aus und wurde in den 50ern derart ahistorisch renoviert, dass es als Mischung aus Filmstar-Sanatorium und Eisdiele verspottet wurde. Man hat es inzwischen korrigiert; zwei Salons im Fifties-Look aber ihrerseits wieder unter Denkmalschutz gestellt. Muss ich mir unbedingt mal angucken.

 

Schloß Bellevue Berlin

 

Etwa ab der Kongresshalle spaziert man vom Berlin der 50er in das heutige Berlin. Im Vergleich wirkt das Bundeskanzleramt auf mich voll yesterday. Aber wer weiß, vielleicht stürzt es dafür nicht ein?! (Eben das ist der Schwangeren Auster 1980 passiert, weswegen sie seit 36 Jahren renoviert wird. Die Berliner sind wirklich witzig, was Baumaßnahmen betrifft.)

 

 

So ein Fluß tut ja viel für seine Stadt, denkt man unten am Spreebogen. Eine Stadt aber nicht immer was für ihren Fluß. Den Uferweg mit Blick zum „neuen“ Hauptbahnhof finde ich noch steril und beliebig. Betonung auf noch.

Es fliegt einen nämlich schon die Ahnung an, dass das alles mit ein bisschen Patina und Abstand irgendwann mal nett werden könnte.

 

 

Im Moment ist man noch erleichtert, wenn man hinter der unendlichen, leblosen Wiese, die sich Spreebogenpark nennt, endlich wieder auf Menschen trifft. Das Beste am Selfie-Spot No. 1. von Deutschland: hier hält u.a. die weltberühmte Linie 100. Mit ihren Bussen ist man ruckzuck zurück am Zoo.

 

Reichstag Berlin

Schwäne am Strand

Wo schwimmen Ostsee nicht so voll (Mecklenburg-Vorpommern)

Kein Tippfehler. Wo schwimmen Ostsee nicht so voll, hat einer in eine Suchmaschine eingetippt. Die führte ihn auf unseren Blog. (Für Leute, die nicht bloggen: Es gibt da speziellen Ansichten, wo man solche Sachen sehen kann. Das ist interessant für erfolgsorientierte Blogger. Erfährt man doch, welche Formulierungen den eigenen Blog in der Ergebnisliste nach oben spülen. Das kann man nutzen. Auch wirtschaftlich.)

Für eher lustorientierte Blogger ist die Liste der Suchbegriffe eins a Dada.

  • „Mann springt vor Zug Einfeld Neumünster“
  • „Tinkiging Wallpepar“
  • „Im Harz unbesingt dehen“
  • „Standard Winkel Verzweigungen 60 Grad“

Ich gehe nicht davon aus, dass alle Suchenden auf unserem Blog fündig geworden sind. Offenbar ist Irren nicht nur menschlich sondern auch Google.

Manchmal staunt man, wofür die Menschen sich begeistern. Manchmal tauchen Suchbegriffe in der Suchbegriffs-Liste gleich mehrmals auf, obwohl ich ihnen gar keine Marketing-Power zugetraut hätte. Etwa:

„Pferdewurst Altes Land“

 

Anleger Luehe-Schulau

Pferdewurst gibt es am Luehe-Anleger bei Gruenendeich

Die Liste der Suchbegriffe ist auch soziologisch total spannend. Man lernt, welche Zielgruppen zu Ingroup-Verhalten neigen. Es gibt welche, die wollen:

 

„Rentner Radtour Angebote Rendsburg“

 

(Was ich erstaunlich fand. Denn die Rentner, die wir kennen, nutzen den Begriff höchstens ironisch und würden niemals (im Sinne von nie-nie-niemals) eine spezielle Rentner-Radtour unternehmen. Eher würden sie Gras essen. Aber man lernt ja nie aus.)

 

Radtour NOK

Ob Rentner oder Blogger: In Rendsburg radelt man am Nord-Ostsee-Kanal

 

Und dann gibts natürlich auch die Suchanfragen, für die sich unser Blog  allmählich zu einem kleinen Schatzkästchen entwickelt. Eine exklusive, überschaubare Leserschaft ist bei uns genau richtig. Zum Beispiel die, die wissen wollen:

 

Wo schwimmen Ostsee nicht so voll?

 

Hier lautet die Antwort: Kurz hinterm Priwall, direkt gegenüber von Travemünde bei Pötenitz.

Obwohl das natürlich nur einer der einsame Strände von Mecklenburg-Vorpommern ist, lediglich der erste, den man von Hamburg aus erreicht.

 

Strand beim Priwall

Der westlichste Strand der oestlichen Ostsee liegt gleich hinterm Priwall (dort schwimmen Ostsee nicht so voll)

 

Die wildere Seite der Ostsee: Mecklenburg-Vorpommern

 

2000 km Küstenlinie. 2000 Seen. 2000 Schlösser. Sanfte Hügellandschaften. Steilküsten. Lagunen. Wälder bis ans Meer. Bäderarchitektur. Mohnblumen, Kornblumen und überhaupt Wiesen, die einfach nur Wiesen sind. Die Ostsee ist weiter und wilder als in Schleswig-Holstein; die Natur ursprünglicher. Die ältere Vergangenheit kulturell reicher und mondäner.

 

 

Vermutlich ist Mecklenburg-Vorpommern das schönste Bundesland. Allemal exotischer für uns als Wessis. Ich weiß, ich weiß, ich weiß – für jüngere Menschen spielt das alles gar keine Rolle mehr. Aber wir sind eben anders sozialisiert. Mecklenburg-Vorpommern kommt mir nicht nur wie ein Fenster in die DDR-Zeit vor. Sondern auch wie ein Fenster ins Vorkriegs-Deutschland. Man kann da manchmal erahnen, wie es hätte sein können, wenn wir unsere Unschuld nicht in den Boden gerammt hätten. Kurz: Ich bin aus verschiedenen Gründen gern in Mecklenburg-Vorpommern. Und demnächst fahren wir wieder hin.

 

Geisterstadt an der Ostsee

 

Konkret wollen wir uns zwischen „Wo schwimmen Ostsee nicht so voll?“ und „Geisterstadt an der Ostsee“ umtun. (Noch so eine Suchanfrage, über die man auf einen Beitrag von uns gelangt. Gemeint ist die Halbinsel Wustrow bei Rerik.)

 

Rerik

wo spazieren Ostsee nicht so voll: Rerik

 

Wie vor jedem Kurztrip finde ich es schade, dass meine Suchmaschine in erster Linie unpassende Tipps ausspuckt (Ferienhäuser, Appartements, Wikipedia, Hotels, Pensionen, immer das Gleiche, schnarch). Falls Du also Ideen für die Umgebung zwischen Pötenitz und Poel hast: Immer her damit! Wir freuen uns über Kommentare oder Verlinkungen.

Westerland

Norden ist, wo man trotzdem rausgeht: 5 Wanderungen auf Sylt

Meine diesjährigen Wanderungen auf Sylt fanden bei Schnee statt, bei Nebel, bei Kälte, bei Regen; also ausschließlich unter grauem Himmel. An 9 von 14 Tagen schien die Sonne nicht. Das ist eine richtig schlechte Quote für Sylt. Aber was will man machen.

In Norddeutschland ist das Wetter nun mal so. Und zwar ziemlich oft. Um es überhaupt zu ertragen, muss man trotzdem rausgehen. Sich meinetwegen auch zwingen. Das Graue fühlt sich nämlich a) besser an, als es aussieht. Und ordnet sich b) schön geschmeidig den eigenen Gedanken unter.

Nur für den Fall, dass Du mal bei schlechtem Wetter auf Sylt sitzt, hier fünf Vorschläge zum trotzdem Rausgehen und la Paloma pfeifen.

 

Das Alljahreswetter zwischen Kampen und Braderup (ca. 10 km)

 

Wer nach Norddeutschland fährt, muss wissen: Hier gibt es  keine Jahreszeiten sondern eine Art Alljahreswetter. D.h.: Temperaturen zwischen 10 und 18 Grad plus bedeckter Himmel. Das ist im Januar genauso normal wie im Juli.

Das allerschlechteste Wetter hat (glaub ich) Hamburg. An den Küsten ist es gefühlt etwas besser. Das beste Wetter gibts auf den Inseln. Aber selbst da hat man mal Pech im Sinne einer kompletten Woche ohne Sonnenstrahl.

 

 

Man hat natürlich auch manchmal Glück. Dann sieht Norddeutschland wirklich so aus wie in Reisekatalogen oder auf Blogs. Aber das ist seltener. Es ist also keine schlechte Idee vor einem Trip nach Norddeutschland darüber nachzudenken, ob man damit klarkommt. So schwer wie es klingt, ist das gar nicht. Denn irgendeinen Grund muss es ja haben, warum die teuersten Grundstückspreise im Norden erreicht werden; konkret in Kampen.

 

Wanderung: Von der Springer-Burg in Kampen immer am Watt lang bis zur Braderuper Heide. Zurück über die Heide und die Kupferkanne. Ggf. Nusskuchen essen. Ca. 10 km.

 

Grau, grau, grau sind alle meine Farben: Wattwanderweg Braderup bis Keitum (5 km)

 

Ich hab mal in einem Verlag gearbeitet, der die beste Fernsehzeitschrift von allen herausbrachte. (Es war, als man noch Fernsehen sah.) Der Titel zeigte in der Regel eine Frau mit beeindruckendem Dekolleté vor blauem Hintergrund. Das ist heute noch so. Versuchten die GrafikerInnen nämlich etwas anderes, etwa einen hellgrünen Hintergrund oder einen Mann auf dem Titel, brachen die Auflagen sturzartig ein. Mit Landschaftsfotos ist es das Gleiche. Wie ich auf Facebook festgestellt habe. Grauer Himmel = wenig Likes.

 

 

Der strahlend blaue norddeutsche Himmel ist ein beeindruckendes Dekolleté. Von Touristikern fast immer mit Photoshop geschönt. Von Bloggern manchmal auch. Denn es ist ja so: Es tut einem in der Seele weh, wenn man nicht zeigen kann, wie wunder-wunder-wunder-wunderschön das Gezeigte eigentlich ist. Wenn die Sonne scheint.

So geht es mir mit einer meiner allerliebsten Wanderungen auf Sylt überhaupt, die ich wirklich jedem ans Herz lege (obwohl die Fotos keine Lust drauf machen).

Wanderung: Vom Weißen Kliff der Braderuper-Heide über Munkmarsch nach Keitum. Die Wanderung setzt dort ein, wo die vorherige aufhörte. Könnte also gut kombiniert werden. Für sich genommen ist sie ca. 5 km lang bzw 10 km, wenn man den gleichen Weg zurücknimmt. Was ok ist, weil man eigentlich gar nicht genug von diesem Teil der Insel kriegen kann. (Aber ich muss das echt mal bei besserem Wetter zeigen).

 

La Blidselbucht est grise et triste (7 km)

 

Il pleut. La Rue est grise et triste. Das ist ungefähr das Einzige, was ich vom Französischunterricht noch weiß und ebenso motivierend wie ein Spaziergang bei Regen und Kälte. Genau deswegen muss man wandern. Wandern ist nämlich einen Tick schneller als Spazieren. So 5 – 6 km pro Stunde. Wobei es am Strand natürlich manchmal langsamer zugeht.

 

 

Das Beste am Wandern: Man friert nicht. Man kann sogar die Grautöne ganz schön finden. Überhaupt macht ja wenig so zufrieden wie eine Wanderung bei Schmuddelwetter. Man hat den Elementen getrotzt. Alle Achtung! (Wichtig allerdings ist ein Gasthaus am Ziel. Zur Belohnung.)

Wanderung: Ob man von der Kampener Vogelkoje zu Gosch am Lister Hafen läuft oder andersherum, kann man ja nach seinen gastronomischen Wünschen ausrichten. Bushaltestellen gibts an beiden Endpunkten. Von der Vogelkoje aus läuft man gute 4 km am Meeressaum und wechselt für den Rest auf die Lister Promenade. Insgesamt 7 km.

 

Grieselgrauer Ellenbogen (ca. 20 km)

 

Manchmal (selten) ist grauer Himmel genau das Richtige. Als David Bowie starb zum Beispiel. Da wanderte ich um den Ellenbogen und hörte, was mein I-Pod Bowie-mäßig so hergab.

 

 

Ich habe viele wirklich wunderbare Nachrufe auf David Bowie gelesen. Aber seine Musik in Kombination mit Worlds-End-Gefühl ist doch noch mal was anderes. Intensiveres.

 

Wanderung: Die Wanderung um den Ellenbogen kann man so lang oder kurz gestalten wie man will. Ich starte immer an der Weststrandhalle (wo auch ein Bus hält). Dabei kommt man ungefähr auf 20 km (in etwa 4 Stunden zu erledigen). 

 

Eine geht noch: Wanderung durch das Klappholttal

 

Glücklicherweise habe ich meine fünfte Wanderung auf Sylt bereits beschrieben, so dass ich sie nur noch verlinken muss: Klick.

Vor meinem Fenster ist nämlich gerade ein weiterer, bleigrauer Morgen über Hamburg aufgezogen. Das Ganze fühlt sich jetzt schon an wie 17.00 Uhr. Grau macht müde. Tranig. Rammdösig. Jedenfalls wenn man drinnen bleibt und auf einen Bildschirm starrt.

Dagegen hilft nur: Trotzdem rausgehen. Und das mache ich jetzt mal.

Komm gut in die Woche!

Hafen List

Winter auf Sylt: Warum List unsere erste Wahl ist

Sandra von Wortkonfetti fragte uns u.a., welche drei Orte man im Norden unbedingt gesehen haben sollte.  Wir antworteten mal wieder: List. Daran haben zwei Jahre in der Nähe bleiben nichts geändert. Und darum legen wir uns ausnahmsweise fest.

Das Beste was man im Januar in Norddeutschland machen kann, ist Urlaub in List. Zum einen ist es schön symbolisch das Jahr ganz oben zu beginnen. Und zum anderen wären da auch noch folgende 5 Großartigkeiten:

1. Die Blidselbucht zwischen Kampen und List

 

Nördlich von Kampen gibt es auf 8 km nichts als ein paar Reetdachhäuser und die Listlandstraße. Sie verläuft zwischen den höchsten Dünen und der lieblichsten Bucht der Insel – der Blidselbucht – nach List.

 

Die Häuser liegen in List am Wattenmeer. Das ist friedlicher als an der Brandungsseite. Man kann das Donnern der Nordsee jedoch hören, wenn der Wind aus bestimmter Richtung weht. Ruft sie zu laut, ist man schnell da. Mir gefällt die Wattseite in List besser als in Kampen, Keitum oder Morsum, weil es Strand gibt. Nichts gegen Salzwiesen, aber gegen den Oststrand von List können sie nicht anstinken.

 

2. Nur ein paar Nordlichter: Mellhörn

 

Wie überall auf Sylt kann man auch in List Quartiere in jeder Preisklasse finden. Der Unterschied ist, dass man in List selbst in allerbester Lage genügsam Logis nehmen kann: Sogar im Ortsteil Mellhörn (wie wir aus sicherer Quelle wissen). Das kleine Dünental liegt direkt an den Blidselbucht, knapp 2 km vor dem Lister Ortseingang.

 

Listlandstrasse Sylt

 

Das Ferienhaus, in dem wir regelmäßig zu Gast sind, ist weit von genügsam entfernt. Ein Sahneschnittchen; superschön gelegen, superschön eingerichtet, zum Strand sind es nicht einmal 2 Minuten. Ziwschen Mitte Januar bis Mitte Februar sind viele Häuser am Mellhörn nicht vermietet. Manchmal brennt in der ganzen Straße nur bei uns Licht. Das macht sich natürlich gut unter einem galaktischen Sternenhimmel.

 

 

Meerblick haben wir von unserem Ferienhaus zwar nicht – dafür aber Dünenblick in die Weite des Listlandes. Den schätzen besonders unsere Katzen (wegen der Kanninchen).

 

3. Achtung: Cat Content

 

Man muss es ja gar nicht lesen, wenn man ein normaler Mensch ist, aber für Tierhalter können zwei Wochen ohne die Tiere lang werden. Und für Tiere ebenfalls. Das geht auch Katzen so. Obwohl ja immer behauptet wirde, der Ort sei wichtiger als der Mensch. Jedenfalls sind unsere Katzen immer extrem fröhlich, wenn sie das Ferienhaus wieder in Besitz nehmen.

 

 

Unter einem anderen Beitrag (ganz unten in den Kommentaren) hat übrigens Dorothea verraten, dass ihre Wohnungskatzen im Sommer regelmäßig auf Hiddensee zu Freigängern werden. # Floh-ins-Ohr-gesetzt.

 

4. Auf die richtige Art und Weise ausgestorben

 

List ist im Winter schön einsam und öde, aber nicht vollkommen ausgestorben, wie etwa Kampen. In List leben nämlich noch ein paar echte Sylter und mehrmals täglich bringt die Fähre einige Dänen zu Gosch, so dass man seinen Weisswein nie allein trinken muss.

 

 

In List ist immer eine Kneipe, ein Restaurant, ein Bäcker, ein (mittelmäßig sortierter) Supermarkt geöffnet. Man kann sich locker eine Woche in List 1a amüsieren. Natürlich vorausgesetzt man kommt mit schlechtem Wetter klar und hat was übrig für Natur.

 

5. Das Beste am Schluß: Listland, Weststrand, Ellenbogen

 

Das Listland mit seinen Wanderdünen, dem Ellenbogen und Königshafen ist das einzige naturbelassene Gebiet auf Sylt. Ein großer Teil steht unter Naturschutz und darf nur von Schafen betreten werden. Die leben im Listland übrigens frei. Grasen am Straßenrand oder bummeln über die Radwege. Beinahe wie in Irland, England oder Schottland. Und ich glaube, das ist es vielleicht auch, was List für uns so besonders macht. Es ist ein bisschen freier hier als anderen deutschen Stränden.

 

 

Das Einzige, was nicht ganz ideal ist an List, ist die Entfernung zu Hörnum. Das wäre nämlich unsere zweite Wahl auf Sylt, liegt aber ganz am anderen Inselende.

 

Hoernum

 

Mich würde ja mal interessieren, ob irgendjemand List nicht so doll findet!? Oder was für andere Orte auf Sylt spricht. Eure Meinungen und Kommentare sind sehr willkommen.

 

Glimmerton & Kaolinsand: Nationaler Geotop Morsum-Kliff

Wo Sylt für Zugreisende beginnt (nämlich am Ende des Hindenburgdamms) ragt das Morsum-Kliff am Wattenmeer auf. Es ist weder so überwältigend wie das Rote Kliff von Kampen noch so hübsch anzusehen wie das Weiße Kliff in Braderup, erdgeschichtlich jedoch viel bedeutender.

Privatinitiativen ist es zu verdanken, dass die Steilküste noch existiert und heute Teil eines der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands ist. Eigentlich sollte das Kliff beim Bau des Hindenburgdamms in den 1920er Jahren nämlich abgetragen und als Baumaterial verwendet werden. Was äußerst betrüblich gewesen wäre. Denn das Morsum-Kliff ist geologisch gesehen einzigartig in Europa.

 

Beeren

 

Ein Spaziergang am Morsum-Kliff ist prima für Leute, die nicht so gern spazieren gehen. Auf knappen 5 km geht es extrem vielfältig zu. Zum 43 Hektar großen Areal des Naturschutzgebietes gehört neben dem Kliff ein großer Teil der Dünen- und Heidelandschaft oberhalb der Abbruchkante. Sie ist natürlich am schönsten zur Blüte im August. Dafür hat man sie im Januar ganz für sich allein. Genau wie den kostenfreien Parkplatz vom Hotel und Restaurant Morsum-Kliff. Dort wird auf Tafeln ausführlich über das Kliff informiert.

Heide Morsum

 

Vom Parkplatz aus gesehen links führt ein Trampelpfad über die Heide nach „Klein Afrika“. Das Dünental mit ungewöhnlich feinem, roten Sand weist aufgrund bestimmter Windverwirbelungen besonders hohe Temperaturen auf. Bis zu 50 Grad kann es hier werden; daher der Name. Sand ist überhaupt die Hauptsache am Morsum-Kliff.

 

Klein Afrika Morsum

 

Das Morsum-Kliff gehört zu den 77 nationalen Geotopen. Geotope werden definiert als „Gebilde der unbelebten Natur, die Einblicke in die Erdgeschichte vermitteln“. In der Regel handelt es sich um Steine und Sand und so (aber auch das Wattenmeer ist dabei. Insofern gebühren dem Morsum-Kliff eigentlich zwei Listenplätze.).

am Morsumkliff

 

Das Besondere am Morsum Kliff ist, dass die Gesteinsschichten nicht übereinander lagern, sondern nebeneinander. Gletscher haben das Land quasi gefaltet. Kaolinsand neben Glimmerfeinsand neben Limonitsandstein. (Auch wenn es sich um sehr hübsche Bezeichnungen handelt, interessiere ich mich ehrlich gesagt in wissenschaftlicher Hinsicht nicht sonderlich für Steine und Sand. Daher für Wissbegierige ein Profi-Link zum Morsum-Kliff oder auch „Bunten Kliff“.)

 

 

Wenn ich mich auch wissenschatlich nicht für Steine und Sand begeistern kann, so doch emotional. Vielmehr visuell: Das Morsum-Kliff ist eine zurückhaltende Schönheit. Auf irgendwie ungefällige, unangepasste, urzeitliche Art. Unten am Watt führt der Weg westwärts, bis das Kliff nach knapp zwei Kilometern allmählich niedriger wird. Dort könnte man einen kleinen Abstecher zum Hindenburgdamm machen. Er ist nur noch einige Schritte entfernt. Der offizielle Rundweg führt hinauf aufs Kliff.

 

Rundweg Morsum-Kliff

 

An der Abbruchkante sollte man wirklich (wirklich, wirklich, wirklich) auf den ausgeschilderten Wegen bleiben. Der Sockel des Morsum-Kliffs ist viele Millionen Jahre alt. Seit Touristen drauf rumkraxeln, aber schon ganz schön errodiert. Nur falls es jemand nicht weiß: Sobald Dünengras weggetrampelt wurde, kommt der feine Dünensand in Nullkommanichts ins Rutschen. Und es kommt wirklich (wirklich, wirklich, wirklich) auf jeden Einzelnen an.

 

 

Von der Aussichtsplattform blickt man bis zur Wanderdüne von List. (Wie ich gerade mit einem Faden auf einer Google-Map gemessen haben, ist sie etwa 18 km Luftlinie entfernt). Dieser weite Blick; das ist so toll auf Inseln.

 

Wanderduene

 

Warum die Wanderdüne nicht zu den nationalen Geotopen gehört, müsste mir mal einer erklären. Immerhin ist sie die letzte Wanderdüne Deutschlands. Aber das ist einen eigenen Bericht wert. (Offenbar interessiere ich mich mehr für Sand, als ich dachte).

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