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Zurück in die Nähe: Von Wedel nach Pauli

Willkommhoeft

Mittwoch bin ich mit der S-Bahn nach Wedel gefahren, um zu Fuß nachhause zu laufen. Man muss keine Katze sein, um den Weg zu finden. Vom Bahnhof Wedel folgt man der Ausschilderung zum Schulauer Fährhaus. Ab dort geht es dann immer an der Elbe entlang. Heisst ja nicht umsonst Elbwanderweg. Zu den Landungsbrücken sind es exakt 21,39 Kilometer.

Wedel

Als einmal kein Mensch der 1a-Beschilderung vom S-Bahnhof Wedel zum Willkommhöft folgte.

Zurück in die Nähe

Nachdem wir im Februar nach Schweden und im März nach Nordengland reisten, freue ich mich nun wahnsinnig, wieder zum eigentlichen Blogthema zurückzukommen. Ich meine es nicht nur geographisch. Sondern auch sozial. Unsere Kontakte sind ein bisschen kurz gekommen in den letzten Wochen. Umso schöner, dass heute mein guter Freund Ulf mit mir flaniert. Zufällig wohnen wir in derselben Straße. Und jetzt gehen wir von meiner Heimat (Schleswig-Holstein) mit Blick auf seine Heimat (Altes Land) zurück nachhause.  Hübsch metaphorisch fürs „in der Naehe bleiben“.

Elbwanderweg

Immer an der Elbe lang. Nur Vattenfall macht mal wieder Ärger – da muss man außenrum (ist ausgeschildert).

Mit Freunden wandern

Falls Forrest Gump Recht hat und mein Leben eine Pralinenschachtel ist, dann sind Wanderungen mit Freunden Pralinen mit Nüssen. Die mag ich nämlich am liebsten. Man wechselt gemeinsam den Standpunkt. Das ist generell schon mal gut. Man nimmt sich richtig viel Zeit füreinander. Das ist noch besser.

Menschen teilen sich auf in Erzähler und Zuhörer. Und dann gibt es noch die Sorte, die sich gar nicht entscheiden kann zwischen den irre vielen Dingen, die sie erzählen wollen. Und den tausend Fragen, die in ihrem Kopf herumschwirren. So einer ist Ulf. Er hat schon mal – kein Scheiß – in der Daniela-Bar einen Notizzettel aus der Innentasche seiner Jacke gezogen (kariert, Din-A-4), um nur ja keine seiner höchst wichtigen Fragen an mich zu vergessen.

Mit einer Runde um die Alster wäre es für einen von Ulfs Sorte also nicht getan. Denn die reicht meiner Erfahrung nicht einmal, um die wichtigsten, aktuellen Dinge auszutauschen. Auf dem Elbwanderweg ist man nach 7 km erst in Wittenbergen. Bleiben noch entspannte 14 km für intensivere Gespräche. So muss man nichts abhaken oder schnell, schnell in Kurzform berichten. Wir haben ja Zeit.

Elbstrand

Ab Wittenbergen wechselt man an den Strand

Spitzenfreunde

Gute Freunde erkennt man in schlechten Zeiten, sagt der Volksmund. Gute Freunde erkennt man aber auch daran, dass sie Deine Freuden teilen. Das merke ich, seit es diesen Blog gibt. Ich bin nie der Typ gewesen, der bestimmt hätte, was man miteinander unternimmt. Wenn mein Gegenüber nicht gerade shoppen will (da streike ich generell) gehe ich auf ihn oder sie ein (= gute Eigenschaft). Manchmal fühlt sich das aber nach „zu kurz kommen an“ – und doch positioniere ich mich nicht ausdrücklich (= schlechte Eigenschaft).

Auf einmal kommen jetzt aber immer mehr Freunde (wozu ich auch meine Familie zähle) auf mich zu. Ganz ohne, dass ich darum gebeten hätte. Sie haben – dem Blog sei Dank – verstehen können, worüber ich mich freue. Und als hätten sie nur darauf gewartet, machen sie reizende Dinge: Manche versorgen mich mit Ideen. Manche zeigen mir die tollen Dinge in ihrer Naehe. Manche reisen mit mir. Manche gehen mit mir wandern. Und ich freu mich wie sonstwas. Das wollte ich nur mal gesagt haben.

CafeLukus

Keine Angst vor Regen: Die Einkehrmöglichkeiten auf dem Elbewanderweg sind unendlich

Warte nicht auf gutes Wetter

Mittwoch war übrigens dieser Tag, an dem nicht von Anfang an die Sonne schien. Der Tag vor dem Tag, als man aufeinmal im T-Shirt draußen sitzen konnte. Es war wolkig und eher kühl. Einige würden vielleicht sagen, das Wetter war mies.

Beim Wandern ist das Wetter aber höchstens mies, wenn´s durchgehend regnet. Jedes andere Wetter ist schön. Selbst Regen ist manchmal prima.

Und das ist noch so etwas, was ich gut am Wandern mit Freunden finde. Man muss sich verabreden, verbindlich sein. Schließlich lässt man Freunde nicht wegen ein paar Wolken hängen.

Und in Blankenese scheint ja sowieso immer die Sonne

Schiffswrack Blankenese

Beim Schiffswrack von Blankenese hat man die Hälfte schon hinter sich

Strand in Blankenese

Blankenese ist immer wie Urlaub

Blankenese

Im Geiste notiert: Unbedingt mal wieder einen ganzen Urlaubstag in Blankenese verbringen

Op n Bullen

Schaukelt so schön, wenn ein Schiff kommt: Ponton Op´n Bullen

Der Elbwanderweg ist vermutlich der Wanderweg mit dem vielfältigsten gastronomischen Angebot überhaupt. Wir entscheiden uns, auf dem Ponton Op´n Bulln zu lunchen. Die sehr nette Bedienung am Tresen ist keine Fischfachverkäuferin. Vermute ich nach folgendem Dialog:

Ulf: Wir hätten gern 2 X Backfisch mit Kartoffelsalat.

Sehr nette Bedienung: Den (zeigt auf Frikadellen)? Oder den (zeigt auf Fischfrikadellen)?

Ulf so: Ich meinte Backfisch.

Sehr nette Bedienung: Ja, aber welchen denn?

Gut, vielleicht leidet sie unter Frühjahrsmüdigkeit. Sogar in der Natur schlafen ja noch einige. Aber alles sind ganz, ganz, ganz kurz vorm Aufwachen.

Das sieht man nicht nur. Das spürt man im gesamten Körper. Ich weiß: In den nächsten neun Monaten werde ich nicht frieren (dafür, dass ich gern die Norddeutsche gebe, kann ich erstaunlich schlecht mit Kälte umgehen.) Und weil die Sonne immer kräftiger wird, wird es etwa ab Teufelsbrück auch immer belebter. Aber das kennt man ja. Das gehört vielleicht auch irgendwie dazu zum letzten Stück.

ElbblickAn der Strandperle ist es schon rappeldickevoll, als wir eintreffen. Unseren Kaffee nehmen wir eher pflichtbewusst. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie viele Menschen an einem ganz normalen Wochentag nicht arbeiten müssen. Am Wochenende würde ich den Elbwanderweg übrigens nicht gern gehen wollen.

StrandperleWer hier schon öfter mal mitgelesen hat, weiß, dass ich das mit der „schönsten Stadt der Welt“ nicht so gelungen finde. (Liebe Nicht-Hamburger: Glaubt es nicht. Ehrlich gesagt sind ziemlich viele Ecken in Hamburg ziemlich deprimierend oder öde.) Doch zwischen Oevelgönne und den Landungsbrücken liebe ich jeden einzelnen Meter.

OevelgoenneFrüher, als ich noch zur Schule ging und im sogenannten Speckgürtel wohnte, sagten wir immer: Wir fahren in die Stadt. Damit meinten wir: nach Hamburg. Das Gefühl verliert sich, wenn man in Hamburg lebt. Hamburg kommt mir meist gar nicht mehr wie eine Stadt vor. Aber jetzt auf den letzten Kilometer spüre ich noch einmal, dass sie eben doch eine ist. Dass sie durchaus pulsiert. Ihre Taktzahl ist vielleicht nicht so hoch wie die von Berlin. Aber sie passt genau zu meinem Herzschlag.

HolzhafenPS.: Die Wanderung war so wunderbar, dass ich mich gleich am nächsten Tag mit der nächsten lieben Person zum Wandern verabredet habe. Ich kann´s echt nur jedem empfehlen, gleich heute einen anzumorsen, mit dem man wandern will.

10 Kommentare

  1. Liebe Stefanie,
    soll ich dir mal was sagen: dein Blog steigert sich immer mehr!
    Ich finde es äußerst treffend, was du heute über die Zeit mit dem Blog und Freundschaften etc geschrieben hast.
    Ich empfinde das – zwar mit meinem Blog in einem anderen Bereich – sehr ähnlich.

    21,39 km zu Fuß…ganz schön viel. Bewältigst du häufiger solche Strecken? Wie lange habt ihr dafür gebraucht? (ich hab letztes Jahr gerade mal die halbe Tour gemacht und meine Füße ganz nett gespürt ;-))
    Die Halbmarathon-Distanz bin ich vor gut 5 Jahren noch häufiger gelaufen (gejoggt), aber zu Fuß…..das stelle ich mir nicht ohne vor.

    Hab einen tollen Sonntag
    ganz liebe Grüße
    Eva

  2. Stefanie sagt

    Wie lustig – ich stellle mir die Distanz beim Joggen ganz schön heftig vor. Gehend ist sie für mich entspannt machbar. Hast Du gute Wanderschuhe?

    Mein Wohlfühl-Tagespensum liegt bei etwa 25 km. Ich mach das aber leider viel zu selten (wobei ich mal wieder sehr motiviert bin, die nächsten Monaten regelmässig aufzuraffen).

    Der Elbwanderweg ist ja mehr so ein Flanieren – deswegen haben wir auch lange gebraucht. Ich glaube, 6 Stunden (mit sehr vielen Pausen).

    Ansonsten: Vielen Dank für Deinen lieben Kommentar, Eva. Und noch einen schönen Rest-Sonntag.

  3. Eigentlich wollte ich die Kilometer von Wedel, wo wir nach Fisch und Kartoffelsalat aufgebrochen sind, nach Blankenese wissen. Der Schrittzähler zeigte für den ganzen Tag 14 km an. Da sind aber Weg zum und vom Bahnhof in Rahlstedt sowie in Wedel und Blankenese enthalten. Aber die Schilderung hier hat mir gefallen. Die Strandperle kenne ich auch schon.
    Katrin Aus Dresden.

    • Na dann hast Du die wichtigsten Dinge in Hamburg ja gesehen 🙂

      Grüße die Elbe hinauf und vielen Dank für Deinen Kommentar; Stefanie

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