Lummerland, Nimmerland, Saltkrokan… Die besten Geschichten spielen auf Inseln.
Die Mystischste unter ihnen war für mich immer die Grashüpferinsel, obwohl dort wenig passierte. Es war nur heiß und seltsam und die Grillen zirpten.
Genauso war es vergangenen Montag auf Lühesand.
Elbinsel Lühesand
Lühesand ist eine 124 ha große Elbinsel im Alten Land. Sie ist nur per Boot zu erreichen und ein perfekter Ort, wenn man mal Lust auf das ganz große Garnichts hat.
Garnichts gibt’s auf Lühesand nämlich im Überfluss – im allerbesten Sinn.
Das Auto lässt man am Treffpunkt Sandhörn bei Grünendeich stehen. Die Parkgebühr ist am Kiosk zu entrichten. Aber nicht am Montag. Montags ist geschlossen. Da erholen sich die Sandhörner von den Hamburger Sonntagsausflüglern.
Soll uns Recht sein. Genau wie die Tatsache, dass an Mai-Montagen nicht gerade massenweise Leute nach Lühesand übersetzen wollen.
D.h. wollen wollen schon einige. Vornehmlich Fahrradfahrer. Die machen dann aber ein langes Gesicht, wenn sie am Anleger erfahren, dass Räder auf dem Festland bleiben müssen.
Lühesand ist verkehrsmittelfrei. Lärmfrei. Stressfrei. Frei.
Der Pächter der Insel steuert die Fähre selbst. Um 12.00 Uhr bringt er die Inselbesucher vom Festland zur Insel. Genau wie er um 12.00 Uhr die Insulaner zum Festland bringt. Und sein Inselgasthaus öffnet er auch um 12.00 Uhr.
Was anderen unmöglich scheint, ist für Holger Blohm kein Grund, hastig zu werden. Auf Lühesand ticken die Uhren eben anders.
Inseln sind in der Kinderliteratur oft Methaphern für ewige Kindheit und Jugend.
Lühesand funktioniert ganz ähnlich. Schon vor dem ersten Inselschritt ist sie da – diese Neugier, was einen wohl erwartet. Irgendetwas Besonderes wird kommen, denkt man. Und so ist das.
Falls man ein Picknick dabei hat (oder ein Zelt oder was), stehen praktischerweise Transportmittel am Anleger zur Verfügung.
Verschlungene Pfade ziehen sich über die gestreckte, 3 km lange Schlickwattinsel. Ganz allein mit sich und permanentem Elbblick findet man schnell zu ihrem Takt (Slow. Very very slow.)
„Hier war es warm, Bienen summten über den Blumen, und rundherum stand der dichte Gestrüppwald und hielt Wache. Über der Lichtung winkten grüne Birkenblätter, ein luftiges grünes Dach, durch das der Himmel hineinschauen konnte. Es war makellos. Mummintroll hatte das Vollendete gefunden! Niemand vor ihm war hier gewesen. Die Lichtung gehörte ihm. Er setzte sich vorsichtig ins Gras und machte die Augen zu. Das sichere Versteck, das war immer eine seiner ganz ernsten Idee gewesen, er hatte immer danach gesucht und viele gefunden. Aber noch nie so ein feines wie dieses. Es war sowohl verborgen wie offen. Nur die Vögel konnte ihn sehen, der Boden war warm. Er seufzte.“
(aus „Mumins wundersame Inselabenteuer“ von Tove Jansson)
Ganz umrunden kann man die Insel nicht. Der Südzipfel ist Naturschutzgebiet und für seltene Pflanzen und Vögel rerserviert. Der NABU lädt im Sommer allerdings zu Führungen ein.
Am nördlichen Inselende befinden sich eine handvoll Ferienhäuser. Sie stammen noch aus der Nachkriegszeit, als der Wohnraum so knapp war, dass alles Kreative erlaubt wurde.
Fest wohnen darf niemand auf Lühesand. Die Überflutungsgefahr ist inmitten der Elbe zu groß. Zelten und Campen hingegen ist erlaubt.
Kreuz und quer haben sich Bauwagenbewohner & Dauercamper quer über die Insel verstreut. Man ist hier nicht unbedingt für Gartenzwergmentalität zu haben. Ein junger Vater erzählt uns, er habe seine halbe Kindheit hier verbracht. Heute genießt seine Tochter die Inselfreiheit genau wie er früher.
Die liebsten Inselbewohner sind mir die Rehe. Etwa 40 sollen es sein. Wenn ihnen danach ist, schwimmen sie ans Festland. Habe ich gar nicht gewusst: Rehe sind hervorragende Schwimmer.
Erzählt hat uns das mit den Rehen die Frau des Pächters/ Fährmannes/ Campingplatzbereibers/ Gastwirtes. Holger Blohm regelt die Dinge auf Lühesand schon in der dritten Generation.
Gasthaus Lühesand
Viel scheint sich nicht verändert zu haben, seit Holger Blohms Großvater die Geschäfte auf Lühesand in den 1930er Jahren übernahm. Aber das ist ja gerade das Wunderbare.
Wie wir da in der stillen Mittagshitze auf der Terasse sitzen, kommt es mir ganz unwirklich vor, dass dieser Ort in direkter Nähe zu Hamburg existiert. Lühesand ist auf die charmanteste Art im Gestern geblieben.
Eine ungeheure Neuerung steht jedoch in diesem Sommer noch an. Gerade wird im Naturschutzgebiet ein wenig herumgeholzt, um Platz für die neusten Bewohner zu schaffen. Der Wildwuchs war so vorangeschritten, dass einige Vogelarten nicht mehr zum Brüten kamen. Um sie wieder anzulocken, soll zukünftig eine Herde Galloways die Sache in Schuß halten.
Logisch, dass das wieder ein Altländer regelt, dessen Großvater bereits Kühe auf der Insel weiden ließ. Damals, in der Nachkriegszeit. Seitdem ist eine Menge Wasser die Elbe hinuntergeflossen. Doch auf Lühesand scheint alles beim Alten zu bleiben. Vielleicht heißt es ja deshalb Altes Land – weil hier nichts und Niemand so schnell verloren geht!?
Alle wichtigen Infos zu Fähr-Abfahrtszeiten und Gasthaus-Öffnungszeiten gibts auf der Hompage Lühesand: Klick
Da muss ich hin. Die Mumins habe ich als Kind geliebt…
😉
Stefan
Ich liebe die noch 🙂 Grad wieder gelesen. Liebe Grüße, Stefanie
Wieder etwas, das ich nicht kenne.
Die Liste, wo ich noch hin will, wird lang und länger! Schön.
Aber heute geht’s für uns erst mal bis Monatsende weiter weg = auch Seele baumeln lassen 🙂
Liebe Grüße Eva
Oh, toll, Eva. Das Wetter ist heute auch irgendwie so, dass man auf Reisen gehen möchte. Ich wünsche Euch eine supergute Zeit!
Liebe Grüße, Stefanie
Stephanie, das ist ganz fabelhaft! Beim Lesen war ich direkt auf der Insel. Das Mumin-Zitat passt so gut zu deiner Geschichte. Ich glaube, die Mumins muss ich mir auch noch einmal zu Gemüte führen. Herrlich! Wünsche dir ein schönes Wochenende, Jutta
Öh … „Stefanie“ : )
Vielen Dank, Jutta. Die Mumins sind genau das Richtige, wenn man mal so einen Sofa-Nachmittag macht. Trollgefühle und so. Dir auch ein schönes Wochenende und liebe Grüße Stefanie (früher hab ich die Stephanies immer etwas beneidet – das ph war jedenfalls ein kleines Zeichen von Individualität unter den Milllionen und Abermillionen Steffis meiner Generation :-).)
Ach ja, die Moden ihrer Zeit : )
[…] wir letzte Woche zur Elbinsel Lühesand fuhren, haben wir mal versucht, das Offensichtliche auszublenden, um den kleinen Dingen mehr Raum […]
oooh ist das schön!!!
Freut mich, dass es rüberkommt, Paleica. Isses nämlich wirklich.
Ach, da werden alte Kindheitserinnerungen wach… Ich war schon seit Ewigkeiten nicht mehr auf Lühesand. Wunderbar erzählt und bebildert, Stefanie!
Das muss toll gewesen sein als Kind!
Moin Moin,
vielen Dank für den netten Artikel. Ja so ist Sie die tolle Elbinsel! Ich persönlich bin seit über 25 Jahren Dauercamper auf dieser Insel.
Habe meine Kindheit dort erlebt und auch jetzt ist es immer wieder toll. Jeden Freitag geht´s ins Wochenende, natürlich auf die Insel!
Klasse macht weiter so !
Gruß
Simon
Moin Simon,
ein Insider-Kompliment. Das freut uns ganz besonders. Vielen Dank für Deinen Kommentar und ein schönen Sommer auf Lühesand wünschen wir Dir!
Liebe Grüße
Stefanie
[…] der Mai sonst noch brachte: Unseren meistgeklickten Artikel seit wir bloggen. Die Grashüpferinsel Lühesand. (Er wurde später übertroffen. Das dann im zweiten […]
[…] Jetzt ist er also doch noch nach Hamburg gekommen, der Winter und weil gestern dazu noch die Sonne schien – beinahe so strahlend wie heute und wie es für morgen angesagt ist und für übermorgen – bin ich zur Hetlinger Schanze gefahren. So heißt der 7 km lange Elbstrand zwischen Wedel und Haseldorf gegenüber von Lühesand. […]
Hallo Stefanie,
es bedurfte eines Impulses, den Plan von 2016 endlich umzusetzen, einmal nach Lühesand überzusetzen. Dank deiner „52 Eskapaden“ erhielt ich ihn nun.
Was ist nur für eine schöne, unaufgeregte Insel!
Eigentlich sollte es ein Wochenende mit Zelten auf der Insel werden, doch dafür reichte irgendwie die Zeit nicht. Doch auch der Tagesausflug dorthin lohnte sich.
Einen ganzen Tag muss man schon einplanen, um mußevoll aus der Zeit fallen zu können.
Liebe Grüße
Michael
Lieber Michael, ich freue mich sehr, dass es Dir auf Lühesand auch so gefallen hat. Wie nett, dass Du es uns wissen läßt!!! Vielen Dank. Das Wochenende mit Zelt steht auch schon seit Urzeiten auf unserem Plan. Aber irgendwie wird unsere Liste immer länger, je mehr wir unterwegs sind. Ganz liebe Grüße, Stefanie
das mit der länger werdenden Liste geht mir genau so, z.T. auch wegen deiner Impulse. Und dann ist da noch der E1, auf dem ich unterwegs bin – du ja auch seit Neustem.
Wir sind gestern von Finkenwerder mit dem Fahrrad bis auf die Insel Lühesand gefahren. Traumhaftes Wetter, duftende Äpfel, Hoffeste und ein netter Fährmann macht Lust auf mehr!!! Ich kann es nur empfehlen!!!
Liebe Rebecca – von Finkenwerder mit dem Rad – das finde ich eine supertolle Idee. Vielen Dank für die Inspiration und liebe Grüße, Stefanie
[…] Blick etwas unspektakulärer. Nur wer sich ab und zu in den Elbmarschen rumtreibt, weiß um die geheimnisvolle Inseln, (manchmal) menschenleere Strände, (fast) verborgene Gärten. Und Leuchttürme. Leuchttürme. […]