Winter in Dänemark. Schnee, der auf Dünen fällt. Regenfinger, die ans Fenster klopfen. Wind und Sturm und die Stille danach. Kurze Tage, stundenlange Strandspaziergänge; ein Sommerhaus, in dem der Ofen bollert. Weiterlesen
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KI, die Kranika, der Lange Otto und die Stormarnsche Schweiz
Bittet man den virtuellen Assistenten ChatGPT, einen Text über die Stormarnsche Schweiz zu verfassen, braucht er dafür den Bruchteil einer Sekunde. Dank künstlicher Intelligenz ist ein ellenlanger Blogartikel schon in dem Moment fertig, in dem man auf ENTER drückt. (Damit ist der Chatbot ungefähr vier Tage schneller als ich. Benötigte ich doch drei Ausflüge, um die Stormarnsche Schweiz zu erkunden und bummelig einen, um alles in Form zu bringen).
Chat GPT: Die Stormarnsche Schweiz, ein verstecktes Juwel im Norden Deutschlands, lädt dazu ein, in eine malerische Landschaft einzutauchen, die an die sanften Hügel und idyllischen Seen der Schweiz erinnert. Dieses bezaubernde Gebiet liegt nur eine kurze Fahrt von der pulsierenden Metropole Hamburg entfernt und bietet eine willkommene Flucht aus dem Alltagstrubel in eine Welt unberührter Natur und atemberaubender Schönheit.
Die Stormarnsche Schweiz: Ein Naturparadies vor den Toren Hamburgs
Chat GPT weiter: Die Stormarnsche Schweiz erstreckt sich über Teile des Kreises Stormarn in Schleswig-Holstein und zeichnet sich durch ihre charakteristische Hügellandschaft aus, die von eiszeitlichen Gletschern geformt wurde. Hier finden sich sanfte Hügel, dichte Wälder, klare Seen und ruhige Flüsse, die zusammen ein Paradies für Outdoor-Enthusiasten und Naturliebhaber bilden. Wanderer können aus einer Vielzahl von Routen wählen, die durch die abwechslungsreiche Landschaft führen und spektakuläre Ausblicke auf die Umgebung bieten.
So weit so gut, aber ehrlich gesagt auch übertrieben. Als »unberührtes Juwel von atemberaubender Schönheit« ordne ich die Stormarnsche Schweiz jedenfalls nicht ein. Nicht, dass sie ein hässliches Entlein wäre. Sie hat durchaus ihre hübschen Ecken und niedlichen Winkel. An die Schweiz allerdings erinnert sie mich kein Stück. Nirgends. Sondern eben an Hamburger Umland. Mit allen typischen Vor- und Nachteilen.
ChatGPT kann das natürlich nicht wissen. Der Chatbot weiß nur, was im Internet steht. Im Internet allerdings kennt er sich aus wie kein Zweiter. Dank künstlicher Intelligenz schreibt er auch gleich so, dass Google seine Text bevorzugt behandelt. Sucht man selbst etwas im Internet, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man auf den ersten Seiten etliche seiner Texte serviert bekommt.
Bevor ich etwas von ChatGPT ahnte, fragte ich mich immer, warum man ständig auf Reiseseiten mit falschen Informationen über Norddeutschland landet. Jetzt glaube ich, es könnte daran liegen, dass ChatGPT ungern Wissenslücken zugibt. Im Fall der Stormarnschen Schweiz (die nicht einmal einen eigenen Wikipedia-Eintrag hat) lenkt er Suchende etwa in die Irre.
Ausflugstipps für die Stormarnsche Schweiz
ChatGPT: Die Stormarnsche Schweiz ist eine wunderschöne Region in Schleswig-Holstein, Deutschland, die für ihre malerische Landschaft, Seen und Wälder bekannt ist. Hier sind einige Orte und Aktivitäten, die Sie in der Stormarnschen Schweiz in Erwägung ziehen könnten:
- Großer Segeberger See (Ortskundige wissen: der liegt nicht in der Stormarnschen Schweiz)
- Segeberger Kalkberg (Der liegt nicht in der Stormarnschen Schweiz.)
- Segeberger See-Rundweg (Der liegt nicht in der Stormarnschen Schweiz.)
- Naturschutzgebiet Warder-See (Kenn ich nicht. Google auch nicht. Zwar gibt es jede Menge Warder in Schleswig-Holstein, manche stehen auch unter Naturschutz, allerdings nicht der Wardersee. Und nichts davon liegt in der Stormarnschen Schweiz.)
- Gut Stockseehof (Das liegt nicht in der Stormarnschen Schweiz.)
- Bad Oldesloe (Liegt nicht in der Stormarnschen Schweiz.)
- Lübeck: Obwohl nicht direkt in der Stormarnschen Schweiz gelegen, ist die Stadt Lübeck nur eine kurze Autofahrt entfernt. (Jetzt weiß die KI es schon selbst – Lübeck liegt nicht in der Stormarnschen Schweiz.)
Warum ChatGPT das alles vorschlägt, statt einfach zuzugeben: »Weiß ich nicht«, weiß ich nicht. Mag sein, der Chatbot ist ein Klugschieter. Selbst auf konkrete Nachfrage, will er partout nicht eingestehen, dass er sich mit Ausflugstipps für die Stormarnsche Schweiz nicht besonders auskennt. Fragt man ihn nämlich nach dem langen Otto und der Kranika, behauptet er:
Der „Lange Otto“ und die „Kranika“ sind zwei bemerkenswerte Persönlichkeiten beziehungsweise Ereignisse, die in ihrer jeweiligen Art eine tiefe Spur in der Geschichte hinterlassen haben.
Beide, der „Lange Otto“ und die „Kranika“, repräsentieren auf ihre eigene Weise die Bedeutung und den Einfluss historischer Figuren und Orte. Während der „Lange Otto“ für politische Führung und kulturelle Entwicklung steht, symbolisiert die „Kranika“ die Schönheit und Größe der antiken Welt und Ägyptens.
Es ist wichtig, solche Aspekte der Geschichte zu würdigen und zu verstehen, um unsere eigene Gegenwart und Zukunft besser zu gestalten.
Ok, ChatGpt, wenn es also wichtig ist, „solche Aspekte der Geschichte zu würdigen und zu verstehen“, zwei kleine Korrekturen. Vielleicht schnappst Du sie auf?!
Die Kranika am Lütjensee in Lütjensee
Die Kranika hat nichts mit Ägypten zu tun, sondern ist ein Moorgebiet am Lütjensee. Der wiederum gilt als Urzelle der Stormarnschen Schweiz. Den Zusatz »Schweiz« erhielten Ort und See um die Jahrhundertwende, um Sommerfrischler anzulocken. Die Marketingmasche funktionierte an hunderten Orten in Deutschland; in Lütjensee bis in die 1960er Jahre. Daran erinnern heute noch Ausflugslokale hier und da.
Der Lütjensee kann nicht umrundet werden. Das verhindern Privatgrundstücke. Startet man aber am Südufer bei der Fischerklause, lässt sich schön zum Nordufer am Wellenrand schlendern und etwa mittig (beim Seehof) ein Abstecher in die Kranika einbauen. Mit Moor beläuft sich die Strecke auf etwa neun Kilometer. Ohne Moor auf fünf.
Der Lange Otto in der Hahnheide
Der Name der Hahnheide leitet sich zwar von »Hohe Heide« ab, die Gegend ist aber zu 95% von Wald bedeckt. Es ist ein wunderbarer Wald, schon seit 1938 unter Schutz gestellt und eine der größten Naturwaldzellen Schleswig-Holsteins. Das duftet natürlich verführerisch. Gerade jetzt im Herbst.
In der Hahnheide geht es tatsächlich ein wenig hügelig zu. Nicht schweiz-artig, aber immerhin 99 Meter auf den Großen Hahnheider Berg (der zwei Meter niedriger ist, als der Kleine Hahnheider Berg). Obdrauf thront der Lange Otto; ein Aussichtsturm mit 128 Stufen.
Bei klarer Sicht, so las ich im Netz, soll man bis Hamburg oder Lübeck gucken können. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Ich sah nur Wald und ganz, ganz, ganz in der Ferne ein paar Hochhäuser. Keine Ahnung, ob das schon eine Hansestadt war oder ich der Falschaussage einer künstlichen Intelligenz aufgesessen bin.
Inzwischen merke ich oft (zum Beispiel an der leicht abgedroschenen Sprache), wenn eine Seite künstlich generiert ist. Sogar Tourismusinformationen verlassen sich immer häufiger auf Chatbots. Dann ist jeder Satz so und so lang, bestimmte Worte und Phrasen tauchen so und so oft auf, Ecken und Kanten bleiben unerwähnt und am Ende klingen die Beschreibungen der unterschiedllichsten Gegenden frappierend ähnlich. Im Falle einer Wanderung in der Hahnheide etwa so:
Die Strecke ist für die meisten Wanderer gut machbar, erfordert jedoch grundlegende Wanderkenntnisse und eine angemessene körperliche Verfassung.
Die genaue Route kann je nach Karte und Markierungen variieren, aber im Allgemeinen folgt der Weg einer Schleife durch die Hahnheide. Er beginnt oft am Parkplatz oder einem bestimmten Ausgangspunkt und führt die Wanderer durch dichte Wälder, entlang von Seen und über malerische Hügel.
Während des Rundwanderwegs 28 gibt es mehrere Highlights zu entdecken. An einigen Stellen des Weges gibt es Aussichtspunkte, von denen aus man beeindruckende Blicke auf die umliegende Landschaft genießen kann. Diese sind besonders während klarer Tage lohnenswert.
Um von Hamburg in die Stormarnsche Schweiz zu gelangen, kannst du verschiedene Verkehrsmittel nutzen, abhängig von deinen Vorlieben und deiner Verfügbarkeit.
Bevor du losfährst, empfehle ich dir, eine genaue Route und Reisezeit zu planen, um sicherzustellen, dass du bequem und effizient ans Ziel gelangst. Nutze am besten eine Karten-App oder eine Online-Routenplaner-Website, um die beste Route für deine individuellen Bedürfnisse zu finden.
Erstaunlich: Wer das jetzt wirklich gelesen hat, hat überhaupt nichts erfahren. Und so ganz intuitiv haben das Viele wohl schon lange gecheckt. Es wird ja immer auch gemessen, wie lange Leser:innen auf einer Seite bleiben… und das ist fast nie so lang, wie man zum Lesen braucht. Man „scannt“ nur noch. Jedenfalls im Netz.
Bei Büchern scheint das anders zu sein. Wenigstens ist mein Wanderführer Waldpfade gerade in zweite Auflage gegangen.
Neben 29 anderen Touren finden sich dort auch Wanderungen zum Langen Otto und in die Kranika und noch mehr über die Stormarnsche Schweiz.
PS.: Manchmal findet ChatGPT allerdings auch – ganz wie das berühmte Huhn – ein Körnchen Wahrheit. So auch über die Stormarnsche Schweiz…
ChatGPT: Ein Höhepunkt der Stormarnschen Schweiz ist zweifellos der Großensee, ein glasklarer See, der von dichtem Wald umgeben ist. Der See lädt zum Schwimmen, Angeln und Bootfahren ein und bietet eine entspannte Atmosphäre, in der Besucher die Natur in vollen Zügen genießen können. In den Sommermonaten verwandelt sich der Großensee in ein beliebtes Ziel für Picknicks und Sonnenbäder am Ufer.
Der Großensee ist wirklich ein guter Tipp. Glasklar und je nach Vorliebe mit einer kostenfreien natürlichen Badestelle wie auch einer bewachten Badeanstalt ausgestattet. Das kann man sich schon mal für den nächsten Sommer vormerken. Ich machs auch.
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Wüste im Wattenmeer
Wenn man schlau ist, behauptete ich vor einiger Zeit an dieser Stelle (und meinte damit: schlauer als ich), bleibt man über Nacht auf Mandø, denn das erhöht die Möglichkeit einer Expedition zum Koresand um ein Vielfaches. Die Sandbank im Wattenmeer ist ebenso wie die nachgelagerte Insel nur bei Ebbe zu erreichen.
Andererseits heißt es auch, dass man auf jeder Reise etwas Wunderbares offenlassen muss. So hat man einen Grund, noch einmal zurückzukehren. Und da ist auch etwas dran, wie ich neulich feststellte, als wir 238 Kilometer nördlich von Hamburg auf den Schotterdamm rollten, der sich weitere sieben Kilometer durchs Wattenmeer nach Mandø zieht.
Die kleine Insel hatte sich seit meinem letzten Besuch vor zwei Jahren wenig verändert. Nur dass der alte Kro nicht mehr verlassen stand, sondern hübsch renoviert mit dem besten Sundowner aller Zeit lockte (er heißt Taken by the Tide und wird mit Queller serviert). Doch das erfuhr ich erst später, als wir den Abend glücklich auf der Sonnenterrasse ausklingen ließen. Bis es soweit war, hatte ich etliche großartige Dinge zu erledigen – und als erstes musste ich natürlich an den Strand.
Mandø und der Koresand
Streng genommen besitzt Mandø allerdings keinen Strand. Nur einen bewachsenen Dünengürtel im Westen und einige hundert Meter vor den Salzwiesen eben den Koresand. Er ist galaktisch – obwohl es vom (Ei-)Land gesehen erst einmal gar nicht so wirkt. Da erscheint der Koresand nur wie eine helle Sichel in der grauen Nordsee. Dabei ist er der größte Hochsand im Wattenmeer.
Hochsände sind Sandbänke, die höchstens noch bei Sturmfluten überspült werden. Man findet sie rund um die west-, ost- und nordfriesischen Inseln, also von den Niederlanden bis nach Dänemark. Sie gehören zu den letzten weißen Flecken dieser Welt, etliche sind nicht auf Karten verzeichnet und alle sind ständig in Bewegung.
Manche, wie Jordsand, vergehen im Lauf der Jahre. Andere wachsen zu Düneninseln. So passiert es gerade mit dem Norderoogsand vor Pellworm. Einige robben langsam, langsam auf die Küsten zu, wo sie sich schließlich als Strände ans Land schmiegen. Das ist zum Beispiel in St. Peter-Ording und auf Amrum geschehen und so wird es vermutlich mit dem Jappsand sein, der in etwa 100 Jahren Hallig Hooge erreichen könnte. Aber ganz genau kann man´s im Wattenmeer nie wissen. Der Koresand zum Beispiel war im 19. Jahrhundert noch eine Insel, während Mandø damals eine Hallig war.
Heute ist Mandø zur Insel gewachsen und der Koresand zu einer 30 Quadratkilometer großen Wüste. Bei Flut ist der Koresand von Mandø getrennt. Bei Ebbe kann man hinüberstapfen; am besten an einem Sommertag durch knietiefes, warmes Wasser. Wie weit, das ist von Wind und Wellen abhängig. Bei mir waren es etwa 400 Meter bis ich vom gut begehbaren Mischwatt auf trockenen Sand wechselte. Pricken markieren die Route für den Traktorbus, der täglich zur Robbensafari startet. Verlaufen kann man sich also nicht.
Um ganz sicher zu gehen – denn das Wattenmeer ist kein Spielplatz – hatte ich beim Mini-Inselkaufmann nachgefragt, wie lange ich mich dort rumtreiben könnte. „Zwei Stunden mindestens“, wurde mir nach Blick auf den Tidekalender mitgegeben. Leider hatte ich kein Zeitmessgerät zur Hand, musste also schätzen. Doch das war gar nicht so leicht, weil das Gefühl für Zeit und Raum auf dem Koresand vollkommen außer Kontrolle gerät.
Auf den ersten Kilometern ist Mandø natürlich noch gut zu sehen. Und im Norden reicht der Blick bis zur Nachbarinsel Fanø. Doch ab einem gewissen Punkt kann sich das Auge an nichts mehr festhalten, als an den Pricken und der Spur des Traktorbusses, die sich in die Unendlichkeit zieht. Ganz weit in der Ferne scheint die Brandung auf den Sand zu rollen. Aber wie weit es tatsächlich ist, habe ich nicht herausgefunden. Nachdem ich glaubte, etwa eine Stunde geradeaus spaziert zu sein, drehte ich um – mit einigem Bedauern.
Ich hätte das vielleicht nicht tun müssen. Das Wasser lief immer noch ab, als ich vom Koresand ins Watt wechselte. Bis zur Insel waren es nun bloß noch geschätzte 200 Meter und das Wasser reicht gerade einmal bis zu den Knöcheln. Andererseits habe ich so einen weiteren Grund für meinen nächsten Besuch.
Weiterlesen Mandø & Koresand
Hier gehts zu meinem ersten Besuch auf Mandø
Wer einen ganzen Urlaub an der süddänischen Westküste verbringt, findet vielleicht an meinem Buch 52 kleine & große Eskapaden im Südwesten von Dänemark Gefallen.
Auch in Deutschland gibt es Möglichkeiten, Hochsände zu besuchen. Etwa auf einer Schiffsreise von Pellworm auf den Norderoogsand oder im Rahmen einer Wattwanderung von Hallig Hooge zum Jappsand.
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