Im letzten Beitrag über Nordstrand schrieb ich, auf der Insel sei ganz und gar nichts los. Und wer hier öfter mitliest weiß wohl, dass ich kaum ein größeres Kompliment zu vergeben habe. Neue Leser wissen das natürlich nicht. Deswegen weise ich heute noch mal ausdrücklich auf die Dinge hin, die mich auf Nordstrand nachdrücklich beeindruckten. Über allem steht dabei: Je klarer und unverfälschter ein Ort, desto mehr Raum läßt er den eigenen Gedanken. Diesbezüglich ist Nordstrand ist ganz weit vorn. Beziehungsweise oben.
Klarer gehts nicht. Die Inselorte auf Nordstrand heißen Norden, Süden, Westen und Oben. Und England.
Mein erklärter Lieblingsplatz ist das Holmer Siel. Logisch. Denn es liegt im Norden von Nordstrand. Und den Norden mag ich immer am liebsten. Besonders das Licht.
Über das Holmer Siel werden 32.500 ha Binnenland entwässert. Werden die Speicherbecken bei Niedrigwasser entleert, zischt und brodelt es wie verrückt. Könnte ich stundenlang drauf starren.
Bei bestimmtem Licht und gewisser Phantasie werden die Schaumkronen zu Eisschollen und das Holmer Siel zu einem entlegenem ostasiatischen Hafen.
Hinterrücks ist es lieblicher. (Sonnen)-baden kann man am Holmer Siel nämlich auch. Jedenfalls bei Flut. Und natürlich Radfahren.
Nordstrand ist wie gemacht für´s Radfahren. Keine Erhebungen und viel Meerblick. Eine supergute Rundtour ist die Beltringharder Route. Sie umrundet das größte Naturschutzgebiet Schleswig-Holsteins und passt zum Land zwischen den Meeren wie das Fischbrötchen auf die Faust.
Links Nordsee, rechts Lagune – so geht es über Kilometer. Das ist nicht nur wunderschön sondern auch praktisch. Pfeift der Wind an der Nordseee zu heftig, wechselt man einfach auf die sanfte Laguneseite.
Die Rundtour ist 24 km lang und gut ausgeschildert. Wem die Strecke nicht reicht, dehnt sie bis zur Hamburger Hallig aus.
Nordstrand ist die einzige Insel der Welt, die alle fünf Möglichkeiten bietet, eine Hallig zu erreichen.
Neben der Radtour auf die Hamburger Hallig wären da noch die Lorenbahn nach Nordstrandischmoor…
… Schiffsreisen, z.B. nach Hallig Hooge …
… Kutschfahrten nach Südfall und natürlich Wattwanderungen (aber nur geführte!).
Die Pferdekutschen brauchen von Fuhlehörn auf Nordstrand bis zur Hallig Südfall etwa eine Stunde; die Wattwanderer knapp 2. Wer auf dem Weg genau hinhört, vernimmt bei ruhigem Wetter die Kirchenglocken der untergangenen Stadt Rungholt.
Rungholt lag auf der Insel Strand, die im Jahr 1632 durch die Zweiten Marcellusflut zerstört wurde. Übrig blieben lediglich Pellworm, Nordstrandischmoor und Nordstrand. (Das ist nicht ganz richtig. In den Kommentaren klärt eine echte Insulanerin die Zeiten und Fluten!)
Da es den wenigen Überlebenden nicht gelang, die verlorenen Gebiete wieder einzudeichen, lockte Friedrich der III, Herzog von Gottorf, Ausländer mit zahlreichen Privilegien ins Land; u.a. dem Recht eine Kirche zu bauen. Und so errichteten Niederländische Katholiken den Theresiendom, die niedlichste aller Kirchen.
Der Pfarrer sitzt gern im Strandkorb vom Theresiendom und löst Kreuzworträtsel. Genauso gern zeigt er aber auch seine Kirche. Leider habe ich kein Foto vom entzückenden Altar: Also hin und selber ein Bild machen.
Witzig: 1979 diente der Theresiendom als Kulisse für den Film „Der Pfarrer von St. Pauli“ mit Curd Jürgens. Genau wie das Strandcafé Halligblick.
So will man an der Nordsee zu Abend essen: Im Strandkorb mit Blick aufs Meer gibts lecker Fisch & Bratkartoffeln und eisgekühlten „Bommelunder“ (wie die Bedienung sagte).
Wobei das mit dem Meerblick zur Zeit so eine Sache ist. In Norderhafen entsteht gerade der sicherste Deich von allen. Er ist an düstere Klimaprognosen angepasst und wird dementsprechend breit. Das prädestiniert ihn zur Flaniermeile.
Wenn Ende des Jahres alles fertig ist, lockt der Deich mit verglasten (also windgeschützten) Verweilzonen, Spielplätzen und Beleuchtung. Im Moment ist die Nordsee aber noch auf Kilometer abgesperrt.
Mein Tipp: Trotzdem hinfahren. Bald. Ich hab auf Nordstrand dauernd an Volkos Lieblingszitat aus dem Film Blow up denken müssen:
What about all the buildings going up around the place? Already there are queers and poodles in the area. I saw some in the couple of minutes I was there. It’ll go like a bomb.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Insel ganz kurz vorm Boom steht. Also schnell los, bevor alle anderen da sind.
Für weitere Überzeugungsarbeit hier noch ein paar Links zu den üblichen Verdächtigen unter den Nordfriesland-LiebhaberInnen:
Nordstrand mit Hund: Elke und Julchen vom Meerblog schwärmen über das Hundeparadies.
Inselglück for a day gibt´s bei Ralph und Claudia von MeerArt.
Und für nicht ganz so Spontane erzählt Ulrike von Watt & Meer vom Winter auf Nordstrand. (Bei Ihr könnt Ihr übrigens auch eine frischrenovierte Ferienwohnung auf der Insel mieten).
Moin Stefanie,
ein schöner Beitrag. Die Halbinsel scheint dich ja ganz schön gefixt zu haben.
Vielen Dank für die Verlinkung. 😉 Darüber haben wir uns sehr gefreut.
Liebe Grüße,
Claudia
Ja, Nordstrand hat mir sehr gefallen. Die letzten Monate waren zudem so arbeitsreich, dass wir viel weniger als sonst unterwegs waren. Da war die Zeit auf Nordstrand richtig Salbe für die Seele. Schönes Wochenende. Sonne scheint. Stefanie
Nordstrand kommt auf meine To-Do-Liste. Dann habe ich alles, was ich machen wollte. Ich war dann im Norden, im Süden, im Westen und in England. Und Oben war ich dann auch.
Perfekt! Danke für den Tipp!
He He He. Das ist gut, nech?!
Danke auch von uns, liebe Stefanie! Und ich kann dir nur zustimmen: Nordstrand ist GENIAL!!! Seitdem ich sechs wunderbare Wochen dort gewohnt habe, vermisse ich die Insel sehr. Liebe Grüße aus Südschweden! Elke, Julchen und Ente Emilia 🙂
Hej, hej nach Schweden (ich vermute, aktuell hält sich die Sehnsucht in Grenzen und wünsche noch einen schönen Trip weiterhin).
Also, gerade diskutiere ich mit einem Kollegen über die Ortsnamen und wir sind uns einig: die Bewohner von Nordstrand müssen einfach glücklich sein. Bei solchen Ortsnamen gibt es sicher viel Gesprächsstoff und viele Lacher : ) Bin ja wieder fasziniert von dem Bild der fernen Hallig mit verschmelzendem Meer und Himmel. Sehnsuchtsbild! Liebe Grüße, Jutta
Danke, Jutta. Und was die Ortsnamen betrifft: Nord und Strand sind ja schon zwei Worte, die glücklich machen. Dann auch noch Oben oder England ist fast zu viel des Guten.
Liebe Stefanie, vielen Dank für diese Liebeserklärung an Nordstrand. Ich meine ja die Insel zu kennen und bin doch beeindruckt! Und über den Link freue ich mich natürlich auch. Nun muss es nur noch „boomen“… aber nur ein klein wenig!! Ein schönes Wochenende wünsche ich Dir! Ulrike
Wünsche ich Dir auch, Ulrike. Also das Wochenende. Und den kleinen Boom.
Liebe Stefanie, wenn ich je von Berlin nach Schleswig-Holstein ziehe, dann bist Du schuld.
Nur eine Frage zu Nordstrand: Hast Du kein Photo vom entzückenden Alten (dem Pfarrer) oder vom entzückenden Altar?
Weder noch 😉
Und Grüße nach Berlin
Liebe Stefanie,
das ist ein sehr schöner Artikel und für Nordstrander im Exil ein Tropfen Öl auf die Seele. Daher tut es mir leid, dass ich dich auf einen Zahlendreher aufmerksam machen muss: Rungholt ging schon am 1362 unter, der Rest der Insel wurde 1634 währen der Burchardiflut zerrissen.
Sonnige Grüße aus Görlitz
Liebe Anja-Christian, vielen Dank für die Berichtigung. Ich habe gerade im Text auf Deinen Kommentar verwiesen. Offenbar war ich viel zu kurz auf Nordstand, um alles richtig zu erfassen. 🙂 Ganz liebe Grüße, Stefanie
…und auf Nordstrand läßt es sich wunderbar heiraten – nach der jasagerei im halligblick frischen fisch futtern und am nachmittag in der mühle am süderende einen herrlichen kaffee schlürfen…
(o.k. – das war vor 17 jahren, als es dort noch ne tankstelle gab… – mittlerweile ist es auf nordstrand sehr viel „ruhiger“ geworden – aber immer noch supererholsam…)
Hallo Thorleif, vielen Dank für den Hinweis. Wir haben auch eine Hochzeitgesellschaft gesehen. An einer langen Tafel im Garten von St. Knuds. Sehr romantisch sah das aus. (Eine Tankstelle hat glaub ich niemand vermisst). Liebe Grüße, Stefanie
Nordstrand wirkt wie der perfekte Ort zum Seele baumeln lassen. Schön!
Liebe Grüße, Martina
Das kann man allerdings so sagen 🙂
Lasst euch gesagt sein, Nordstrander sind wirklich glückliche Leute. Schließlich wohnen wir da wo andere Urlaub machen, kennen die Reize unserer Halbinsel und genießen Sie! Aber wir teilen sie auch gerne, denn teilt man das Glück verdoppelt es sich!
In diesem Sinne, liebe Grüße von Nordstrand!
Glaube ich Dir sofort, liebe Manuela. Und so lange Ihr die Insel nicht so sehr teilen müsst, das gar nichts mehr für Euch übrig bleibt, ist ja alles gut! Liebe Grüße zurück, Stefanie
[…] Schreibtischwoche aus den Gelenken zu schütteln) ist der Spaziergang genau richtig. Drüben auf Nordstrand scheint schon die Sonne. Dem Wind nach müsste sie irgendwann demnächst das Festland erreichen. In […]
[…] Nordstrand hat erst seit 1987 Festlandanbindung. Der Inselcharakter ist deutlich zu spüren. Schon wenn Du über den Damm rollst, merkst Du: Das ist hier irgendwie anders. Lass Dich links herum treiben, langsam, langsam, langsam mit ordentlich Zwischenstopps. Nimm Unterkunft in Norderhafen. Lass den Abend mit einer Flasche Wein im Hafen Stucklahnungshörn ausklingen oder im Restaurant Halligblick. Oooommmmm. […]
[…] heraus. Letzeres ist der Hafen, von dem es morgen weitergehen wird. Für den heutigen Tag gibt es hier mehr Infos zu Nordstrand. Wobei die 2 wirklich wichtigen TOPs auf der Liste lauten: Aufatmen. Und […]
[…] falls sich jemand für Sonnenscheintipps auf der Insel interessiert, gibt´s hier lauter gute Sachen auf Nordstrand im […]
Wir sind im letzten Jahr Coronabedingt auf Nordstrand gelandet und ich muss sagen; es war ein wunderschöner, erholsamer Urlaub …man hat das Gefühl dass dort die Zeit stehengeblieben ist …schöne Spaziergänge und lange Radtouren und das alles ohne diesen üblichen Massentourismus wie in anderen Urlaubsgebieten …und als krönenden Abschluss gab es abends ein Fischbrötchen auf dem Deich mit Sonnenuntergang über dem Wasser 😍
Ja, Seufz!