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Allerfeinste Promenadenmischung

Schleswig

Wenn man mal alles richtig machen möchte, kann mit Schleswig nichts schiefgehen. Nicht umsonst sind über die Jahrhunderte Wikinger, Bischöfe und Herzöge hier vor Anker gegangen. Und weil sie alle ihre Spuren hinterlassen haben, ist Schleswig heute Kulturschätzchen und Märchenbuch zugleich. Zudem an die Bahn angeschlossen (was nicht alle Städte in Schleswig-Holstein von sich behaupten dürfen. Das ist zwar ein anderes Thema. Aber eben auch ein guter Grund, Schleswig mal einen Besuch abzustatten.).

 

Tipps für einen Tag in Schleswig

 

Noch ein Grund: Schleswig ist landschaftlich ganz wundervoll gelegen. Das dachten schon die eiszeitlichen Gletscher. Nachdem sie sich 42 Kilometer von der Ostsee landeinwärts geschoben hatten, ließen sie´s hier gut sein und blieben, bis sie tauten. So oder ähnlich entstand die hügelige Gegend, in der die Schlei ihr Ende findet. Und ein herrlicher Tag beginnen kann.

 

Start: Schloss Gottorf und der Barockgarten

 

Auf einer Insel im westlichsten Ausläufer der Schlei strahlt das prächtigste Schloss Schleswig-Holsteins so hell, dass ich mehrere Ausflüge benötigte, um mir überhaupt einmal etwas anderes von Schleswig anzusehen. Schloss Gottorf berherbergt gleich drei hochkarätige Museen.

 

Gottorf Barockgarten

 

Wen´s auf Ausflügen vor allem nach draußen zieht, beschränkt sich auf den Schlosspark und den Barockgarten, den man über den Gottorfer Gartenpfad erreicht. Wer was für Archäologie, Zeit- oder Kunstgeschichte übrig hat, sollte ein wenig Zeit mitbringen. So etwa zwei bis drei Tage.

 

KM 0,5 Flanieren auf der Schleiuferpromenade

 

Sodann wende man sich dem Rest von Schleswig zu. Den Damm, der zur Museumsinsel führt, nun im Rücken, die Schlei vor der Nase, geht es linker Hand. Anfangs noch von Autolärm begleitet, hat man bald seine Ruhe auf der Schleiuferpromenade. Und so bleibt das ff. auch.

 

Schleiuferpromenade

 

Schleikenner kichern, wenn sie im Netz auf Kommentare stoßen wie „schöner Blick auf den See“. Aber tatsächlich kann man die Schlei an windstillen Tagen mit einem stehenden Gewässer verwechseln. Kein Vergleich zur flußartigen Anmutung jenseits der Großen Breite und schon gar nicht zur äußeren Schlei, die ein feinsinniger Mann aus Kappeln mal als „die Meerestochter selbst“ bezeichnete.

 

Moewe

 

Sanft ist die Schlei in der Kleinen Breite. Selbst übermäßig verfrorene Seelchen können an warmen Tagen auf die Idee verfallen, ins Blau zu gleiten. Oder wenigstens sich in den Sand zu setzen und gedanklich in den Wellen zu verlieren. Etwa im Luisenbad, der ersten von etlichen Badestellen.

 

KM 1,5 Lieblingsplätze auf den Königswiesen suchen

 

Die Königswiesen bezeichnen ein Parkgelände. Seit einer Landesgartenschau vor Jahren und Jahren, ist es derart gestaltet, dass so gut wie jede:r einen Lieblingsplatz finden kann. Und allein die Suche danach ist ein regelrechtes Vergngügen.

 

 

Visuell zieht alle Lieblingsplatzsucher:innen die Möwensinsel in ihren Bann. Sie liegt jedoch in einiger Entfernung und darf nur betreten werden, wenn man sie zu Fuß erreicht. In knackharten Wintern, wenn die Schlei zufriert. Doch das war zuletzt vor zehn Jahren der Fall.

 

KM 2,5 Mit dem Tretboot in See stechen

 

Ein Vogelwart, Möwenkönig genannt, achtet auf die Einhaltung des Betretungsverbots. Also: man braucht es gar nicht erst mit dem Tretboot versuchen. Ansonsten ist ein Tretboot natürlich keine schlechte Idee. Leihen kann man es im Hafencafé im Stadthafen.

 

Hafencafe Schleswig

 

Im Stadthafen tauscht Schleswig für einige Hundertmeter das idyllische Gewand mit urbanem Lebensgefühl. Drehte man hier landeinwärts, wären Altstadt und Dom schnell erreicht. Aber alles geht nicht an einem Tag. Jetzt ist erst mal die Wasserkante dran. Dort schließt sich ein Highlight mit Niedlichkeitsfaktor 10 an.

 

KM 3 Bummel durch die Fischersiedlung Holm

 

Ewige Zeiten war es ausschließlich Holmer Fischern erlaubt, zwischen Arnis und Schleswig zu fischen. Heute lohnt sich das nicht mehr so richtig. Wo früher 120 Männer ihr Auskommen fanden, sind nur noch fünf geblieben. Selbst krasseste Klimawandelleugner:innen würden nicht mehr darauf wetten, dass die Schleifischerei die nächsten Jahre überlebt.

 

Fischersiedlung Holm

 

Die alten Fischerhäuschen auf dem Holm gruppieren sich um einen zentralen Friedhof mit kleiner Kapelle. Pittoresk ist gar kein Ausdruck für das liebevoll gehegte und gepflegte Ensemble. Da muss man nicht mal aus Schleswig-Holstein stammen, um Lobeshymnen zu pfeifen. Den Beweis trat Carl Gottlieb Bellmann einige Schritte entfernt an.

 

KM 3,5 Eine Hymne im Bibelgarten summen

 

Bellmann, der aus der Oberlausitz kam, kompinierte im Kloster St. Johannis das Schleswig-Holstein-Lied. Die herrliche Wortschöpfung meerumschlungen sowie auch den restlichen Text steuerte Matthäus Friedrich Chemnitz bei. Ein Advokat! Da kann man mal sehen. Schleswig macht poetisch.

 

St. Johannis Kloster Schleswig

 

St. Johannis gilt als der besterhaltende Klosterkomplex in Schleswig-Holstein. Bibelgarten und Skulpturenpark stehen jederzeit offen. Man findet dort eben die Ruhe, die man sich landläufig von einem Klostergarten erhofft.

 

KM 4 Die Schleswiger Freiheit spüren

 

Den Abschluss der Promenade bildet die Schleswiger Freiheit. Auf dem ehemaligen Kasernengelände entstand in den vergangenen Jahren ein neues Wohnviertel. Die Architektur ist Geschmacksache. Aber man kann ja immer noch aufs Wasser gucken, bis man den Park mit den hohen Kiefern am Kap der Freiheit erreicht.

 

Strandleben

 

Hier empfiehlt sich ein Stopp im ehemaligen Offizierskasino. Die toll renovierte Backsteinschönheit beherbergt das kleine Hotel & große Restaurant Strandleben im Scandi-Style. Das ist ein sehr guter Ort zum Bleiben. Am besten über Nacht. Denn es fehlen ja noch das Wahrzeichen von Schleswig; der Dom. Und die Altstadt. Und natürlich das UNESCO-Weltkulturerbe Haithabu

Wochenend und Wanderschuh Schleswig-Holstein

Es gibt also genug Gründe, um in Schleswig gleich einen ganzen Kurztrip zu verbingen. Deswegen empfehlen wir Schlewsig auch in unserem neuen Wanderführer.

Wochenend & Wanderschuh heißt die Reihe, was jetzt nicht für jede:n fancy klingt, aber gut beschreibt, worum es geht: 15 Kurztrips  zwischen Nord- und Ostsee, Elbe und dänischer Grenze, mit Übernachtungs-, Gastro-, Ausflugstipps und vor allem jeweils zwei ausführlichen Wandertouren. Wandern kann man in Schleswig nämlich auch großartig. Wie gesagt, mit der Stadt am Ende der Schlei kann man einfach nichts falsch machen.

Last not least: Wer ein Expemplar von Wochenend & Wanderschuh Schleswig-Holstein gewinnen möchte, hinterlässt einfach einen Kommentar unter diesem Beitrag. Am 16.11.2022 entscheidet das Los für 2. Viel Glück!

 

16 Kommentare

  1. Sehr schön, herzlichen Dank!
    Eine Erinnerung, dass Schleswig immer noch auf unserer „Vertiefungsbesuch“-Liste steht.
    Als wir da vor geraumer Zeit, Flensburg per DB anfahrend, stoppten und Gleis und Bahnhof „von hinten“ ansahen, fühlten wir uns allerdings „jwd“. – Ist der Bahnhof „von vorn“ einladender – oder soll man angesichts der Schön- und Feinheiten Schleswigs über den lieber hinwegsehen?

    • Lieber Ludwig, der Bahnhof liegt tatsächlich „jwd“ – fast schon im benachbarten Busdorf. Dafür ist man schnell in Haithabu und nach Gottorf sind es auch „nur“ 1,5 km. Auf denen landet dann allerdings auch gleich wieder was auf der Vertiefungsbesuch-Liste; das Stadtmuseum. Liebe Grüße, Stefanie

  2. Ihr kommt ja aus dem Bücher schreiben gar nicht mehr raus:-)
    Herzlichen Glückwunsch!
    Eure letzte Ausgabe wird in Kürze in Dänemark sogar mehrfach verlost!
    Einen Besuch in Schleswig kann ich nur empfehlen. Was soll ich sagen: Hab viel Zeit dort verbracht. Dort gearbeitet. Und meine Ex-Freundin besucht (ist heute meine Frau).
    Bin sehr neugierig, was Eurer Buch sonst noch so zu bieten hat.
    Liebe Grüße ans Ende des Ochsenweges, der ja soviel ich weiß auch einst durch Schleswig führte.
    Kai

    • Lieber Kai – das hast Du ja toll eingefädelt. Mit Deiner Frau wie mit den Verlosungen :-). Danke Dir herzlich. Und viele Grüße ins königliche Lieblingsland; Stefanie

  3. Ein wunderschöner Beitrag! Vielleicht schaffe ich es ja im nächsten Jahr nach dem steilen Auf und Ab der Schwäbischen Alb mal im sanfteren Schleswig-Holstein zu wandern. 🙂
    Liebe Grüße, Lotte

  4. Ellen Jensen sagt

    Hallo Stefanie, da habt ihr ja schon die schönsten Plätze von Schleswig genannt…ein
    Ausflug in die kleine Stadt ist einfach gemütlich! Ich liebe Schloß Gottorf mit seinen wunderbaren Kunstausstellungen und der romantischen Umgebung…
    Ich habe vor einigen Jahren die Michaelisallee entdeckt, eine sehr idyllische ruhige Allee oberhalb der Stadt mit tollen Ausblicken auf die Schlei, die Stadt und das Schloß. Mein Tipp!

    Und Haithabu… wenn man da eine Weile alleine auf dem Steg am Noor sitzt, dann kann man völlig aus der Zeit fallen und die Ankunft eines mit Wikingern besetzten Bootes würde kein Erstaunen wecken… Ich mag Plätze, an denen man die
    Geschichte noch „atmen“ kann – und davon hat Schleswig viele!
    Liebe Grüße aus Angeln! Ellen

  5. In Schleswig bin ich schon zigmal umgestiegen,wenn ich nicht den durchgehenden Zug nach Husum genommen habe,der Bahnhof liegt etwas außerhalb auf der anderen Schleiseite.
    Die ortsansässigen Sportvereine habe ich samt und sonders besucht,aber auch die Innenstadt gefällt mir.
    Der Besuch dieser schönen Stadt kann ich ebenfalls uneingeschränkt empfehlen,Dankeschön für den schönen Berich und die tollen Bilder.
    Nächste Woche wandele ich aber wieder auf den Spuren des Theodor Storm : Eine Halligfahrt plus runder Geburtstag auf der Hallig.
    Grüße aus Duisburg
    Ralf

  6. Hihi, wat’n Glück – ich wollte eh einen Kommentar schreiben – und dann der letzte Absatz…. vielleicht gewinne ich ja!
    Was ich aber eigentlich schreiben wollte: es ist wirklich immer wieder erstaunlich, wenn man so vergleicht, was Schleswig Alles zu bieten hat – und wie wenig es draus macht. Wie oft habe ich enttäuschten Touristen (die aus dem zentralen Parkhaus kommend die Fußgängerzone hoch- und runtergelaufen waren und weiters nichts gefunden haben) erklären müssen, wo die schönen Orte sind bzw erstmal, daß es sie überhaupt gibt!!
    (Die Trostlosigkeit von Fußgängerzone und Co hast Du sehr schön ausgespart *gg* – übrigens finde ich auch das ehemalige LaGa-Gelände gruselig-trist, aber das ist ja Geschmackssache)

    • Nun muss ich doch mal eine Lanze für Schleswig brechen. Und ich kenne Schleswig nun über 20 Jahre lang. In dieser Zeit hat es sich schon deutlich von einer spießigen Beamtenstadt zu einem angenehmen Wohnort gemausert, in dem auch was los ist.
      Allerdings sind heute vielleicht unsere Erwartungen im Wettbewerb durch Kommerz und Bespaßung leicht aus dem Ruder gelaufen.
      Auch das ehemalige LaGa-Gelände finde ich mittlerweile gelungen. Denn es ist zum einen möglich, fast durchgehend im Grünen die Schlei entlang zu laufen. Zum anderen hat sich dieses Gelände zu einem familiären Treffpunkt entwickelt. Übrigens sehr empfehlenswert das NØRDEN-FESTIVAL im August / September mit nachhaltigen Themen, Kultur und Musik aus Nordeuropa- ebenfalls auf diesem Gelände.

  7. Kristina Gimm sagt

    Manchmal lohnt es sich bis zum Ende zu lesen. Gerne hüpfe ich mit diesem Kommentar in den Lostopf für das neue Buch. Das „Strandleben“ steht – nachdem es uns bereits von Bekannten empfohlen wurde, und hier nun erneut lobend erwähnt wird – jetzt auf meiner Besuchsliste. Und die Michaelisallee aus dem Kommentar von Ellen Jensen nun ebenfalls.
    Liebe Grüße aus Weding
    Kristina

  8. Erika Stumm sagt

    Liebe Steffi, von Kappeln kommend, fand ich Schleswig früher immer schrecklich, aber das hat sich grundlegend geändert.Ein Besuch gehört zum Pflichtprogramm, wenn meine Sommerbesucher kommen. Empfehlen kann ich auch den Kiosk am Stadthafen-solide Fischgerichte zu annehmbarenPreisen mit einem wunderbaren Blick auf die Schlei. Und nicht zu vergessen eine Rundfahrt im Gottorfer Globus, ein Nachbau des Globus aus dem 17. Jahrhundert, der bei Peter dem Großen gelandet ist. Als Shoppingstadt ist Schleswig allerdings gar nicht zu empfehlen-da kann ich mich nur dem Kommentar von Fjonka anschließen. Übrigens, von Schleswig nach Osterby sind es etwa 20 Kilometer.Liebe Grüße Erika

  9. Valerie Hofmeister sagt

    Dann komme ich auch noch mit dazu und danke euch für eure wundervollen Berichte. Und jetzt Daumen drücken. Liebe Grüße Valerie

  10. Kathy Müller sagt

    Oh, eine schöne Erinnerung an einen schönen Besuch vor etwa 3 Jahren. Eigentlich nur ein kleiner Stop auf der Rückreise, aber der war dann doch länger und spannender als gedacht. Danke für die Bilder, wir hatten damals nicht ganz so schönes Wetter, aber die schönen Fischerhäuschen bekamen dann doch noch ein paar Sonnenstrahlen als wir sie uns angeschaut haben. Sollte wohl so sein. Und eigentlich schreit nun alles nach einer Wiederholung. Ich notier das mal auf unserer NochMalMachen Liste :o)

  11. Franz sagt

    Ein sehr schöner Bericht. Ein Besuch lohnt sich unbedingt. Die Besichtigung des kleinen Stadtmuseums in der Friedrichstraße sollte nicht fehlen.

  12. Meike sagt

    Ich bin ehrlich: In Schleswig war ich noch nie! Aber jetzt bin ich neugierig geworden! Das Buch wäre ja auch ein guten Grund mal hinzufahren. 😉

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