Enthält Werbung | Irgendwo tickt eine Uhr in der alten Dorfschule von Schönwalde. Nicht in dem Raum, in dem ich gerade auf einer Schulbank sitze und wo es ein wenig nach Kreide riecht. Das Ticken kommt aus einem entfernteren Raum. Einem, den ich später inspizieren werde. „Den Rundgang machen Sie am besten nach dem Uhrzeigersinn“, hat Frau Hagedorn geraten. „Dann finden Sie die Lichtschalter der einzelnen Räume leichter.“ Und das ist ja eben so ein Satz an dem man merkt: Wir übernachten heute in einem Museum. Allein. Unbeaufsichtigt.
Gar nicht selbstverständlich, dass ein Museum sich darauf einläßt. Gerade eines, das komplett ehrenamtlich betrieben wird und voller persönlicher Dinge und Erinnerungen steckt, die eng verwoben sind mit der Geschichte des Ortes. Daher wurden auch die nächsten Nachbarn darüber informiert, dass heute 2 im Museum herumgeistern. Nicht, dass jemand die Polizei alarmiert. Überhaupt scheint in Schönwalde alles noch etwas familiärer zuzugehen als im Rest der Welt. Netter. Verbindlicher.
Unser Begrüßungskomitee zum Beispiel, Frau Hagedorn und Frau Schneider, haben heute bereits eine Adventsfeier für 90 Senioren geschmissen, bevor sie von der „neuen“ in die „alte“ Schule rübergehuscht kamen, um uns in die Geheimnisse des Sleeperoos und des Dorfmuseums einzuweihen. Letzteres vor allem. Denn das Sleeperoo, diesen Schlaf-Cube de Luxe, kennen wir schon.
Ich weiß, dass die Matratzen genau richtig, die Bettdecken kuschelig, die Kissen weich sind. Ich weiß, wie man die integrierten LED-Leuchten anknipst. Weiß, wo eine Extradecke zu finden ist, kenne die Fächer und Schlößer, falls man etwas – oder gar sich selbst – einschließen möchte. Wir haben das alles bereits ausprobiert. Outdoor allerdings; im Alten Land. Ein ganz besonderes Vergnügen. Denn die Location ist beim Sleeperoo immer das Wichtigste.
Die Nacht, der Ort und Du. Das Sleeperoo.
Und nun sind wir also nachts im Museum. Haben sogar den Schlüssel für das schöne Rotklinkergebäude mit den grünen Fensterrahmen und dem weißen Holzzaun bekommen. Es steht direkt am Dorfteich von Schönwalde. Und ich sitze in dem Raum, wo früher die Oberklasse unterrichtet wurde – d.h. die Klassenstufe 6, 7 und 8. Abgesehen von dem Wind, der ums Haus saust und dem Ticken der Uhr irgendwo, ist es ganz still.
Ich blättere in alten Schulordnungen, alten Schulheften und neuen Handreichungen. Notiere mir das ein oder andere (finde die Bank-Tisch-Konstruktion gar nicht so unbeqeum; ziemich gut z.B. für Blogger mit Laptops – das nenne ich visionär). Vor allem haben es mir die Schulwandbilder angetan. Sie sind in verschiedenen Bereichen des Museums zu finden. In der Schusterstube zum Beispiel oder in der Garderobe, wo unser Jacken an Haken in Zwergenhöhe hängen. Die schönsten Illustrationen sind die Hey-Speckter´schen Tierfabeln, über die ich gerade noch gar nichts wußte, inzwischen aber alles. Doch das auszubreiten, würde jetzt zu weit führen. Mindestens Oberlehrerinnen-haft wirken. Und wer will das schon? Ich stelle mich zur Probe hinters erhöhte Pult. Das war einmal eine machtvolle Position.
Kein Schüler darf willkürlich den für ihn bestimmten Platz verändern, nicht zanken, nicht neiden, drängen noch Sachen in der Schule verrichten oder beschädigen, noch andere während des Unterrichts anklagen, vielmehr ist alles sorgfältig zu vermeiden, wodurch Lärm und Störung beim Lernen und Lehren entsteht. (Aus den „Schulgesetzen“ des Organisten Hahn).
Ich bin weit davon entfernt, die alte Zeit für grundsätzlich „gut“ zu halten oder gar zu verklären. Aber so einige Details müssen doch klasse gewesen sein. Die Wertschätzung der Dinge beispielsweise. Oder die Liebe, die in den selbstgefertigten Spielzeugen steckte. Wie viele Weihnachtsgeschenke werden wohl in diesem Jahr noch unterm Tannenbaum ihren Geist aufgeben? Was wird von vorherein untergehen in den Bergen aus Plastikzeugs? Wird davon jemals etwas den Weg ins Museum schaffen?
Ich will nun nicht den „früher-war-alles-besser“-Song singen. Jedoch: Puppenstuben, gute Stuben, große Wäsche und Mausefallensammlung… da wird man schon nostalgisch. Denkt an Mütter, Omas, Urgroßmütter. Besonders wenn man ganz allein durch ein Museum streift. So eine Nacht im Sleeperoo in Schönwalde wäre bestimmt auch eine tolles Abenteuer für Großeltern mit jüngeren Enkeln.
Collect moments – not things, steht auf einer Postkarte in unserem Chill-Pack. Ein schwarzer Karton, der im Sleeperoo auf uns gewartet hat. Ihn zu öffnen, ist ein bisschen wie Weihnachten. Darin zu finden sind 10 nachaltige Produkte; manche zum Verzehr – andere zur Verschönerung der Nacht. Genau verrate ich es nicht, denn Überraschungen gehören ja zum Besten überhaupt im Leben. Nur so viel: im Grunde braucht man für eine Übernachtung im Sleeperoo nichts weiter als Pyjama und Zahnbürste.
Sammle Momente – keine Sachen
Eine vollständige Mahlzeit ersetzt die Chill-Box nicht. Aber das ist ja auch nicht nötig. Wer mag, darf sich gern ein Picknick mitbringen. Das Team vom Museum hat extra einen Kühlschrank aufgestellt. Oder man fährt – und das ist eigentlich Pflichtprogamm, wenn man schon mal in Schönwalde ist – hinauf auf den Bungsberg, um in der Waldschänke zu speisen.
Bleibt nur noch zu sagen, dass man ganz hervorragend schläft im Sleeperoo. Weil ich unsere regelmäßigen Leser/innen nicht mit einer Wiederholung verschrecken möchte, verlinke ich hier noch mal auf unseren ersten Bericht: Abends auf der Apfelplantage.
Die Übernachtung im Museum kann man direkt auf der Sleeperoo-Seite buchen. Sie kostet 120 Euro, inkl Chill-Pack. Wer nicht in der Nähe von Schönwalde wohnt, findet dort auch andere besondere Spots quer über Deutschland verteilt.
Wir bedanken uns herzlich für die Einladung beim Sleeperoo-Team und allen Unterstützern vom Dorfmuseum in Schönwalde. Es war eine spannende Erfahrung – und gelernt haben wir auch was.
„Da oben“ (von hier aus gesehen) ist seit 1927 meine zweite Heimat: Friedrichsthal bei Oldenburg i. H. Wir waren oft auf dem „Bumsberg“ und in Schönwalde. Mein Bruder (87) wohnt heute in O-H.
Herzlichen Gruß nach oben (von unten gesehen) aus Recklinghausen NRW
Dietrich (92)
Lieber Dietrich, da würde ich Dir und Deinem Bruder ja wirklich sehr wünschen, dass Ihr mal zusammen ins Dorfmuseum in Schönwalde könntet. Ihr würdet sicherlich ganz viele Erinnerungen auffrischen können. Liebe Grüße und vielen Dank für Deinen Kommentar, Stefanie
Eine Nacht im Museum, wie cool ist das denn?! Das Sleeperoo passt zwar iür meinen Geschmack nicht so richtig ins Ambiente, aber egal. Die Idee ist super 😉
Starte gut in die neue Woche!
Liebe Grüße, Martina
Liebe Martina, da hast du Recht. Das Sleeperoo ist ein totaler Kontrapunkt im Museum. Aber so etwas ist ja manchmal gerade spannend! Bring die Woche gut zuende; lg Steffi
Oh, du warst im Sleeperoo unterwegs? Und dann noch im Museum? Das ist ja ganz wunderbar. Das steht auch schon lange auf meiner Liste, das Sleeperoo. Jetzt rückt es noch ein wenig weiter nach oben durch deine Inspiration! Danke
Das lohnt sich total, Andrea. So wie ich Dich „kenne“, brauchst Du eins am Meer. Es wird Dir 100%ig total gefallen. Ganz lieben Gruß, Stefanie
[…] am Bungsberg zur Schule gegangen wären. Wie ich letzte Woche berichtete, verbrachten wir dort eine Nacht im Dorf- und Schulmuseum. Und so hatte ich ausreichend Zeit, mich mit dem hochspannenden Schulbuch „Naturbeobachtungen des […]
[…] Das finde ich ja gelungen: Eine Nach im Museum, entdeckt auf In der Naehe bleiben. […]