Norddeutschland, Nordsee, Rausgehen, Schleswig-Holstein
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Die Sandbank von Westerhever

Westerheversand

Zu den 100 Dingen, die man zwischen Nord- und Ostsee mal getan haben sollte, gehört das Fotografieren des Leuchtturms von Westerhever. Das habe ich bei Nine gelesen. Sie hakt die 100-Punkte-Liste des Radiosenders RSH so nach und nach ab. Was ich gespannt verfolge. Nach eineinhalb Jahren in der Nähe haben wir einige Dinge davon natürlich schon erledigt. Zum Beispiel den Leuchtturm von Westerhever fotografiert.

 

Leuchtturm Westerhever

 

Was wir verpasst hatten, als wir den Leuchtturm von Westerhever fotografierten, wollten wir dieses Jahr unbedingt nachholen. Nämlich den Strand von Westerhever sehen, bei dem es sich um eine galaktische Sandbank handelt.

Auf unterschiedlichsten Tourismusseiten wird behauptet, man müsste bei Hochwasser eine halbe Stunde durch knietiefes Wasser waten, um auf die Sanbank zu gelangen.

Die Vorstellung fand ich cool, aber wir machten den Anfängerfehler auf den ultimativen ultraheißen Sommertag ohne weitere Verpflichtungen zu warten. Der kam nicht.

Zum Glück erinnerte mich Nines Beitrag daran, dass man den Norden eben nehmen muss, wie der Norden eben ist. Unbeständig. Und so machten wir uns vergangenen Sonnabend auf den Weg.

 

Aussendeich

 

Westerhever liegt ein paar Kilometer nördlich von St. Peter Ording. Das Auto muss man in der Nähe des Deiches auf einem kostenpflichtigen Parkplatz abstellen. Von dort sind es etwa zweieinhalb Kilometer bis zum bekanntesten Wahrzeichen der Halbinsel Eiderstedt.

Auf dem Parkplatz parkten Massen und Busse. Sie alle wollten den Leuchtturm von Westerhever fotografieren. Einer Informationstafel entnahmen wir, dass die Leuchtturm-Führungen für die kommenden zwei Tage bereits ausgebucht waren. Und dass es Viertel vor Hochwasser war.

 

Moewenschritte

 

Als wir durch die Salzwiesen trabten, thematisierten wir ohne Ende, wie kalt das knietiefe Wasser wohl sein würde. Aber gut war schon mal, dass alle Welt irgendwann links zum Leuchtturm abbog, während wir zu den Wenigen gehörten, die geradeaus liefen.

 

Salzwiesen

 

Am Ende trafen wir dann aber nicht auf Wasser sondern auf eine Eiderstedt-typische Wüstenweite. Vielleicht lags am Ostwind? Vielleicht hielt er die Nordsee in Schach? (Das wäre ein schöner Grund den Ostwind ein wenig mehr zu lieben. Normalerweise mag ich ihn nicht. Denn Ostwind ist oft kalt.)

 

Westerhever Strandweg

 

Holzpfähle markieren den Weg, den man gehen müsste, wenn Land unter wäre. Man kann an den dunkleren Absätzen gut erkennen, dass die Pfähle tatsächlich manchmal von der Nordsee umspült werden. Bei uns war aber alles knochentrocken. Bis zur Rettungsinsel brauchten wir 20 Minuten. Inklusive der üblichen Eiderstedt-Pausen, in denen man fassungslos stehenbleibt. Weil der Strand einen beinahe umhaut.

 

Rettungsinsel Westerhever

 

Wäre Gabi nicht schon mit Norbert und Dirk hier gewesen, hätte ich angenommen, der erste Mensch zu sein, der diesen Strand je betreten hat.

 

Gabi

 

Warum wir derart für uns waren, kann ich mir nicht erklären. Wir haben schon ab und zu mal jemanden am Horizont entdeckt. Doch wirklich nicht sehr viele. Da sag noch mal einer, es gäbe keine einsamen Strände in Deutschland.

 

Notruf

 

Bei Hochwasser und Ostwind ist die Sandbank von Westerhever exakt eine halbe Stunde breit und eine ganz Stunde lang. Das habe ich Schritt für Schritt vermessen.

 

Stefanie

 

Praktisch ist, dass man sich auf der Sandbank nicht verlieren kann. Auch wenn man ein höchst unterschiedliches Tempo fährt, behält man seine Begleitung immer im Blick.

 

Sonnenbad

 

Oben: Volko beim Sonnenbad. Unten: Ich bei der Vermessung der Welt.

 

Sandbank Westerhever

 

Die Nordsee gluckerte so leise vor sich hin. Schwärme von Möwen und Nonnengänsen flogen auf. Und ab. Es war unfassbar schön. So dass mein Bedauern nicht schwimmen gehen zu können (weil: zu kalt), sich in Grenzen hielt.

 

Moewenschwarm

 

Wenn man mich fragt, ist die Sandbank von Weserhever eine viel größere Attraktion als der Leuchtturm. Aber Menschen sind natürlich unterschiedlich. Ist ja auch gut so.

 

weitweg

 

Für mich war das jedenfalls ein toller Ort, um mich vom norddeutschen Sommer 15 zu verabschieden. Ich habe lange auf zwei-drei Wochen Schönwetter am Stück gewartet. Und komme nicht umhin, die Vergeblichkeit endlich anzuerkennen. Ehrlich, ich habe schon bessere Sommer erlebt. Dieser bestand in meinen Augen aus kurzen Hitzeanfälle zwischen ziemlich viel Regen.

 

Strandgut

 

Interessanterweise habe ich auch schon andere Meinungen über den Sommer 2015 gehört. Offenbar bin ich in dieser Hinsicht die Dame mit dem halbleeren Glas (obwohl ich mich immer bemühe, das halbvolle zu sehen). Sei´s drum: Tschüß Hochsommer 2015! War trotzdem irgendwie schön mit Dir.

 

WieimTraum

 

Apropos Abschied: Auf dem Rückweg machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Hafen im Tümlauer Koog. Hier blickt man über die letzte nicht eingedeichte Bucht an der Westküste Schleswig-Holsteins – bis zum Leuchtturm von Westerhever.

 

Ruhe

 

Angesichts der Einsamkeit und Schrabbeligkeit kann man sich nicht vorstellen, dass der Hafen zu St. Peter Ording gehört. Ein richtig guter Platz zur inneren Einkehr. Es ist so unglaublich still.

 

Hafen St. Peter Ording

 

Stille erhoffe ich mir übrigens auch von unserem nächsten Kurztrip in die Nähe. Im Oktober werden wir zum allerersten Mal in unserer Funktion als Blogger auf eine Reise eingeladen. Aufregende Sache für uns. Also, ich freu mich auf den Herbst. Aber vorher warte ich noch auf zwei-drei Schönwetter-Spätsommer-Wochen am Stück.

Das macht man eben so als Norddeutsche. Glaube-Liebe-Hoffnung, das ist unser Prinzip.

 

25 Kommentare

  1. Moin Stefanie,
    Unseren Sommer hier oben hast Du mehr als treffend beschrieben: Hitzeanfälle und viel Regen. Genau so habe ich das auch empfunden. Kaum hatte man so ein bisschen Sommergefühl, war’s schon wieder vorbei. Jetzt hoffe ich mit Dir auf den schönen Herbst….
    Liebe Grüße, Ulrike

  2. Tamara Weishaupt-Bülk sagt

    Auch Moin Steff,

    so tolle Fotos zu Deinem Artikel.
    Das zeigt mir, wo ich überall noch nicht war und hin möchte.
    Den Sommer 2015 habe ich genau wie Du empfunden und jetzt bin ich traurig, weil er vorbei ist und ich gar nicht die Sachen gemacht habe, die ich so gerne machen wollte. Zum Beispiel in der Nordsee schwimmen.
    Aber Sonntag geht es ja in die Bokeler Mühle. Das wird bestimmt toll.
    Ich freu mich immer über Deine Berichte.

    • Freut mich, dass es Dich freut, Mari! Bokel-Mühle wird bestimmt klasse. Wenn da das Wetter nicht so doll ist, wird der Kamin angezündet. Das ist auch schön.

      Und was das Schwimmen in der Nordsee angeht: Nächsten Juli kommen (schwimmen) wir ganz weit raus.

  3. Liebe Stefanie,

    was für ein schöner Bericht. Ich liebe den Strand von Westerhever und könnte mich dort immer völlig verlieren.
    Wie war das, der Herbst ist doch auch schön. 😉

    Liebe Grüße,
    Claudia

  4. Liebe Stefanie,

    auch wenn ich mich wiederhole (jedes Mal ;-)): WUNDERSCHÖN!!
    Da muss ich unbedingt mal hin! Aber wohl besser 2016.

    Und was dies anbelangt: (Zitat: „Ehrlich, ich habe schon bessere Sommer erlebt. Dieser bestand in meinen Augen aus kurzen Hitzeanfälle zwischen ziemlich viel Regen.) – da bin ich 1:1 deiner Meinung!!

    Und nun noch zu letzt: wie schön: ein Nah-Foto von dir. 🙂
    Du strahlst eine wunderbare Lebendigkeit aus = sehr, sehr sympathisch!

    Liebe Grüße
    Eva

    • Vielen Dank Eva! (Ich bin aber nicht immer so lebendig. Gerade – beim Arbeiten in Dresden – bin ich eher müde. Aber am Strand… da geht mir das Herz auf.) Grüße in die Heimat, Stefanie

  5. Ei, das ist schön! Aber wieso ist der Parkplatz kostenpflichtig. Ist das neu? Ich durfte gratis … und war ganz allein. Bin über die Pfade durch die Salzwiesen, habe Heerscharen von Gänsen aufgescheucht, die sich immer nur wenige Meter weiter wieder niedergelassen haben. Leider war ich im Regen unterwegs und bin nur ZUM Leuchtturm und nicht hinaus auf die Sandbank spaziert. Die sieht aus wie ein Südseestrand. das muss ich unbedingt nachholen!
    Sonnige Grüße, Jutta

    • Hallo Jutta, das ist ja ein Ding mit Dir und dem Parkplatz. Wir müssen immer 3 Euro latzen. Und wenn ich es richtig in Erinnerung habe, waren wir ja letztes Jahr NACH Dir dort. Das heißt, es kann nicht an der Saison liegen. (Vielleicht mag Dich der Parkplatzwärter besonders?) Grüße (gespannte, was die Färöer betriff), Stefanie

      • Tja, kann sein, wir haben ein nettes Pläuschchen gehalten : ) Ich hoffe, dass ich in der nächsten Woche mal zum Schreiben komme…. Land unter auf meinem Schreibtisch! Liebe Grüße, Jutta

  6. Hej Stefanie, schon wieder so ein schöner Bericht! Das mit dem Sommer 2015 kann ich bestätigen. Mein Glas ist auch halb leer. Trotzdem bleibe ich zuversichtlich. Nach dem Sommer ist vor dem Sommer! ⛵️☀️

    Aber erstmal freuen wir uns jetzt auf einen – hoffentlich goldenen – Herbst. Ich bin nämlich ein Septemberkind und liiiebe diese Jahreszeit! ???

    Bin schon richtig gespannt auf Deinen / Euren nächsten Beitrag.

    Liebe Grüße
    Martina

    • Ach was?! Na, dann wünsche ich Dir natürlich einen besonders schöne September. Als Auftakt für ein funkelnagelneues Jahr und so. Grüße, Grüße, Stefanie

  7. […] Menschen wie wir (die es direkt an den Strand zieht), lassen Tönning für gewöhnlich links liegen. Nachdem uns Ulrike aber neulich neugierig gemacht hat, sind wir endlich mal eingebogen. Das war auf dem Rückweg von Westerhever. […]

  8. Ingrid Jansen sagt

    Hallo Stefanie,
    ich lese jetzt seit einiger Zeit deinen Blog und bin begeistert über die tollen Tipps von Dir! Ich war noch niemals 😉 in Westerhever, also kommt es auf die „to do Liste“! Ich fand den Sommer auch nicht sooo toll, für mich hätte das Wetter echt stabiler schön sein können! Wir sind nicht mal zum Fischer an den Kellersee gekommen, na ja es muss auch noch Ziele geben!! Ich wünsche dir weiterhin viele gute Ideen fuir deinen Blog und viele schöne Herbst Tage! Liebe Grüße aus Ostholstein Ingrid

    • Hallo Ingrid,

      dann mal: herzlich Willkommen hier auf dem Blog und vielen Dank für Deinen Kommentar. „Fischer am Kellersee“ werde ich gleich mal googeln und auf meine „to do Liste“ setzen. Mich ziehts sowieso in die Ecke. Einmal weils so schön ist. Und dann noch weil ich ganz viele Kindheitserinnerung an die Holsteinische Schweiz habe. Ich habe nämlich zweimal in Eutin gewohnt, bin dort in den Kindergarten und zur Grundschule gegangen. Zauberhaft habt Ihr es da oben. Liebe Grüße und ein schönes Wochenende, Stefanie

  9. Ingrid Jansen sagt

    Hallo Stefanie, ich sags ja immer „die Welt ist klein“! Ich wohne in Eutin, dem “ Nabel“ der Holsteinischen Schweiz! ? Und im nächsten Jahr auch der Landesgartenschau, deshalb ist in diesem Jahr die halbe Stadt versperrt und es wird an allen Enden gebaut und gepflanzt! Also vielleicht kommst du ja mal wieder in diese Ecke, es ist hier -meistens- auch ganz schön! LG nach Hamburg Ingrid

  10. Ach ich liebe diesen Platz und den Leuchtturm und die Weite, das hast du sicher auch schon bei mir gesehen… was für ein wunderbarer Ort, um die Gedanken fliegen zu lassen. Ich musste übrigens auch Parkplatzgeld zahlen 🙁

Du hast was zum Thema beizutragen? Darüber freue ich mich sehr.

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