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Kleine Süßwasserperle Heuckenlock

Am Sonntag habe ich gleich zwei Anfängerfehler gemacht. Erstens trug ich Sonntagsstiefel (solche aus hellem Nubukleder). Zweitens besuchten wir ein klassisches Ausflugsziel: Das Naturschutzgebiet Heuckenlock in Moorwerder. Prinzipiell weiß ich, dass beides an einem knallblauen Februarsonntag keine gute Idee ist.

Eigentlich wollten wir auch ganz was anderes unternehmen. Nämlich über die Veddel stromern. Aber der Grad zwischen angenehm abgerockt und furchtbar öde ist schmal auf den Elbinseln. Und der vergangene Sonntag brauchte Natur. Darum sind wir von der Veddel auf die Peute und dann ist man ja eigentlich auch schon mitten auf dem Land. Gute 10 km von der Reeperbahn entfernt.

Moorwerder ist als Südspitze von Wilhelmsburg komplett eingedeicht. So kann man sich nicht verfahren. Es geht pfeilförmig immer am Deich lang. Ohne die Deiche geriete Wilhelmsburg zwei Mal täglich in Gefahr überflutet zu werden, denn der Tidenhub ist mit bis zu 3,5 Meter nicht ganz ohne.

Neben der Tatsache, dass Deiche Leben retten, sind sie auch so schön zeitlos. Sie sehen im Winter genauso aus wie im Hochsommer. Ist es warm genug, kann man sich im Februar schon mal fühlen wie im Mai. Große Sache.

 

DeichbudeKreetsand

 

In der Deichbude wird man über das Pilotprojekt Kreetsand informiert. Derzeit wird ein ehemaliges Spülfeld wieder ausgebaggert, um zusätzlichen Flutraum für die Elbe zu schaffen. Nebenbei soll auch ein „attraktiver Ort für die Begegnung von Natur, Fluss und Mensch“ entstehen. Na, dass sind doch mal gute Nachrichten. Und Moorwerder braucht gute Nachrichten.

 

SchilfBunthäuserSpitze

 

Als ich klein war, schmückte viele Esszimmer ein Ensemble von vier Kunstdrucken (was ist eigentlich aus Esszimmern geworden? Gibts die noch oder wurden die alle von offenen Küchen verdrängt?). Die Bilder zeigten ein und denselben Baum. Stand der Baum auf dem ersten Bild noch in der freien Natur, robbte sich der Fortschritt mit jedem Bild näher heran. Auf dem letzten Bild war der Baum komplett von Industrie eingekesselt (oder sogar gefällt; das weiß ich nicht mehr). Jedenfalls: So ungefähr muss man sich Moorwerder vorstellen. Für sich genommen eine kleine Perle, aber eingschlossen von Industrie und Autobahnen.

 

NorderSüderelbe

 

Aus Gründen ist der Auslauf für Ausflügler begrenzt. Sonntag drängelten sich alle an der Bunthäuser Spitze, wo sich die Elbe in Norder- und Süderelbe teilt.Wer sich einen Gefallen tun will, besucht  die Bunthäuser Spitze lieber unter der Woche oder bei Regen. Über die Lindenalle auf dem alten Deich erreicht man das Leuchtfeuer.

 

BunthäuserSpitze

 

Das mini-kleine, hölzerne Leuchtfeuer, ist nicht ganz so alt wie die Allee, aber immerhin schon 101. Nur kriegt das Türmchen leider etwas Albernes, Disney-artiges, wenn man es sich nicht für sich allein hat.

 

LeuchtfeuerBunthäuserSpitze

 

Merke: Du sollst nicht sonntags & bei Sonntagswetter zur Bunthäuser Spitze fahren.

 

BunthäuserSpitzeLeuchtfeuer

 

Besser läufts für uns beim eigentlichen Wunder von Moorwerder, dem Heuckenlock. Der Rundwanderweg durch das Naturschutzgebiet ist aufgrund von Sturmschäden  gesperrt. Doch weil sich ein älterer Herr gerade durch die Absperrung hinauszwängt und uns versichert, man könne ruhig rein, bloß eben auf eigene Gefahr, habe ich das Gefühl, dass ich auch rein „darf“. Ältere Herren haben diese Wirkung auf mich.

 
UrwaldHeuckenlock

 

Das Heuckenlock ist einer der letzten Tideauenwälder Europas, ein Süßwasserwatt mit Süßwasserprilen. Das heißt, es ist dort grundsätzlich matschig (übel für meine Sonntagsstiefel). Aber egal.

 

 

Im Naturschutzgebietchen darf man die Wege nicht verlassen. Zwischen Röhricht und Auwald brüten Vögel und es haben sich selten Pflanzen angesiedelt. Manche gibt es weltweit nur noch hier. Wobei im Februar natürlich niemand brütet oder blüht. Noch schläft alles. Und wir wollen auch gar nicht stören. Sondern nur staunen.

 

TideauenwaldHeuckenlock

 
Mir kommt es vor, als wäre der Natur selbst ganz sonntäglich zumute. Als wäre sie gerade von der Sonne geweckt worden. Und sie blinzelt einmal kurz, wirft einen Blick auf den Kalender und denkt zufrieden: „Ach, herrlich, es ist erst Februar. Da kann ich mich ja noch mal ne Runde aufs Ohr hauen.“ Und das sei ihr nun wirklich gegönnt.
 

SireIrishMoos

Malin Head

Irlands Norden: Roadtrip in Donegal

In seinem Essay „Weiter weg“ schreibt Jonathan Franzen über die Insel Selkirk, die

„von Millionen von Seevögeln und Tausenden Seebären bewohnt wird, aber frei von Menschen ist. … In den sechziger Jahr haben … Tourismusvertreter die Insel nach Alexander Selkirk umbenannt, dem schottischen Seemann, dessen Geschichte auf dem einsamen Archipel wahrscheinlich die Grundlage für Daniel Defoes Roman Robinson Crusoe war, aber die Einheimischen verwenden immer noch ihren ursprünglichen Namen, Más Afuera: Weiter weg. … Im Spätherbst des vergangenen Jahres war es mir ein ziemlich starkes Bedürfnis, weiter weg zu sein. Ab einem gewissen Punkt, nachdem ich über Más Afuera gelesen hatte, stellte ich mir vor, abzuhauen und dort, wie Selkirk, alleine zu sein, im Inneren einer Insel…“

Ich kenne Franzens Gefühl. Auch wenn ich wirklich gern in der Nähe bleibe: manchmal will ich einfach weiter weg sein.  Zum Beispiel im äußersten Norden Irlands: Donegal. 

Dun na nGall, die Festung der Fremden, ist touristisch weniger erschlossen als andere Countys. Die Gegend eignet sich perfekt für einen Roadtrip. 5 Orte mögen wir dem Irland-Reisenden ganz besonders ans Herz legen.

Der Weg von Nordirland in die Freie Republik führt über den Lough Foyle. Per Fähre gelangt man auf die Halbinsel Inishowen. Hier liegt der nördlichste Punkt der nördlichsten Grafschaft Irlands.

 

Nördlicher gehts nicht: Malin Head

Malin Head

 

Malin Head ist toll, um in Donegal innerlich anzukommen, denn hier konzentriert sich, was den Norden Irlands ausmacht: Weite, Berge, Einsamkeit, Schafe, ab und zu ein Pub, ungeheuerliche Panoramastraßen, zerklüftete Buchten und der Atlantik. Bummelig 30 Einwohner pro qkm (zum Vergleich Deutschland: 226) lassen unheimlich viel Raum für eigene Gedanken.

 

Eire

 

Die gewaltigen Éire-Zeichen signalisierten (deutschen) Fliegern im zweiten Weltkrieg, dass sie sich über neutralem Boden befanden. Heute halten Besucher nach anderen Dingen Ausschau: Mit Glück kriegt man Riesenhaie zu Gesicht. Mit noch mehr Glück Nordlichter.

Wie dünn Donegal besiedelt ist, wird klar, wenn man sich von Malin Head nach Dunfanaghy aufmacht.

 

Donegal beginnt in Dunfanaghy

Mit 315 Einwohnern ist Dunfanaghy nicht gerade eine Metropole – dennoch ist der 115 km entfernte Küstenort von Malin Head aus bestens ausgeschildert.

Auf dem Weg zum napoleonischen Beobachtungsturm von Horn Head kann man schon mal für richtige Klippen üben. Diese sind mit nur 180 Metern nach irischen Maßstäben etwas für Anfänger. Wobei 180 Meter-Stürze natürlich auch das Leben kosten. Das geschieht gar nicht so selten beim Blowhole McSwyne´s Gun. Bis zu 90 Meter treibt der Atlantik sein Wasser bei Sturm in die Höhe. Wie kann den Leuten die Gefahr nicht klar sein?

 

 

Unfassbar schön ist der Ards Forest Park gleich ums Eck. Durch dichten Wald läuft man zwischen gewaltigen Rhododendren und am Ende wartet immer eine Traumbucht.

 

 

Dunfanaghy ist der letzte Ort, den Briten (Nordiren) noch zum Golfen ansteuern. Denn gleich dahinter beginnt Gaeltacht-Gebiet. Das heißt, dort wird „wirklich irisch“ gesprochen. Und es wird auch wirklich einsam.

Etwa 20 km landeinwärts liegt ein wundervoller Nationalpark, der so aussieht, wie man sich Schottland vorstellt.

 

Donegals Mitte: Glenveagh Nationalpark

 

Ein Spekulant und Exzentriker names Adaire kaufte in den 1850er Jahren zusammenhängende Landparzellen in den Derryveagh Mountains und vertrieb die Pächter. Sein Castle, eine Replik von Balmoral, bildet heute das Herzstück des größten Nationalparks Irlands.

 

3Glenveagh

 

Wie eine Oase schmiegen sich Lady Adairs viktorianische Themengärten in der Einsamkeit des Berg- und Moorlandes um Lough Veagh.

 

 

Im Nationalpark liegt übrigens auch der höchste Berg Irlands. Es braucht aber offenbar klare Sicht, um den Mount Errigal überhaupt zu entdecken. Wir haben ihn leider links liegen lassen, ohne es zu merken.

Die Küste hinunter gelangt man zu einem ganz besonderen Ort:

 

Herzensort Glencolumbkill

 

Schon die Anreise ist eine Wucht. Noch schöner als der (grandiose) Glengesh-Pass scheint uns die alte Straße an der Küste. Dafür biegt man kurz hinter Ardara beim Assarancagh Fall Richtung Maghera Beach ab.

 

 

Am Strand von Maghera lohnt ein kleiner Spaziergang zu den Höhlen am Ende der Bucht. 100 Dorfbewohner sollen sich dort vor Cromwell versteckt haben. Bis auf einen wurden sie alle aufgespürt und getötet.

Irland ist voll mit diesen schauerlichen Geschichten. Wenn man sich nun über die alte Passstraße in die Berge schlägt, glaubt man sie alle. Und sich selbst mittendrin.

 

4StraßeDonegal

 

Hinter dem Pass führt eine Abzweigung ins „deserted Village“ Port. Ein mystischer Ort im Nirgendwo.

 

Geisterhafen Port

 

Von dem Geisterhafen kann man sich kaum losreißen. Muss man auch nicht, wenn man das einzige Cottage im Umkreis von Meilen und Meilen gemietet hat.

 

Port Donegal

 

Alle anderen finden erst ein paar Kilometer weiter einen Schlafplatz in Clencolumbkill. Wenn man auf Luxus verzichten mag (und nur dann), gehört Dooeys Hostel zum Pflichtprogramm.

Landlady Mary, die das Hostel gemeinsam mit ihrem Sohn führt, tut immer so, als könne sie ü-ber-haupt-nicht verstehen, warum Reisende aus aller Welt bei ihr einkehren. Uns empfing sie (Lockenwickler im Haar, Zigarette im Mund, rrrrollendes R) mit folgenden – leicht vorwurfsvollen – Worten: „Oh, poorrr childrrren, why did you came aaall the way up to this deserrrted place?“

Dabei weiß sie es ganz genau. Sie muss ja nur aus dem Fenster schauen.

 

Dooeys Glencolumbkill

 

Ist der Atlantik nun an einem friedlichen Abend schöner?

Oder an einem stürmischen Morgen?

 

Glencolumbkill

 

Schwer zu sagen. Der Spaziergang zum Silver Strand von Malinbeg lohnt sich aber zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter.

 

4SilverStrandMalinbeg

 

Um Glencolumbkill in Sachen Naturschönheiten zu toppen, muss schon was Gigantisches kommen. Aber es fehlt ja auch noch die Hauptattraktion Donegals.

 

Schwindelerregend: Slieve League

600 Meter über dem Meeresspiegel führt der One Man´s Path über den Kamm der Klippen von Slieve League. Teilweise ziemlich nah am Abgrund. Dafür sollte man besser schwindelfrei sein.

 

 

Vielleicht waren an diesem Tag alle Besucher von Schwindel befallen. Vielleicht hatte auch einfach keiner Lust, den schmalen Pfad beim Parkplatz weiter hinaufzuschnaufen als unbedingt nötig (weiter als bis zur Foto-Plattform). Jedenfalls waren wir am Ende ganz oben ganz allein. Und alles andere war richtig schön weit weg.

 

Zwei Schafe

 

Im Haus der Geschichte(n)

Alle 3 bis 4 Jahre zieht es mich ins Hamburg Museum. Gegründet 1908 ist das Haus am Holstenwall eines der größten stadthistorischen Museen Europas. Als wir das letzte Mal dort waren, hieß es noch Museum für Hamburgische Geschichte. Ein Name, der mir besser gefiel. Denn in dem wunderbaren Bau von Fritz Schuhmacher verweben sich historische Ereignisse mit der eigenen (Familien)-Geschichte. Unabhängig übrigens davon, ob man nun in Hamburg aufgewachsen ist oder nicht.  Weiterlesen

Sonnenaufgang im Watt

20 Dinge, die man in List machen kann

Nein, dies ist kein reines Sylt-Blog. Aber um die Sache rund zu machen, habe ich noch einen Beitrag, bevor ich mich wieder dem Rest der Welt zuwende. Zu Beginn unseres Sylturlaubs schrieb ich, dass ich locker auf 20 Dinge käme, die man auf Sylt unbedingt erlebt haben sollte. Das war so ins Blaue geschrieben. Und vollkommen daneben.

Dieses Jahr sind wir nicht besonders viel über die Insel gegurkt sondern haben uns im Wesentlichen auf Dinge beschränkt, die man ohne Auto unternehmen kann. Und da komme ich schon allein auf

20 richtig gute Sachen in List

Also, los.  Wer noch nie da war, aber mal hin will, muss wissen: List ist keine Schönheit auf den ersten Blick. Nicht einmal auf den zweiten. Gewachsen als Garnisonsstadt in den 1930er Jahren präsentiert sich die Zipfelgemeinde nordisch schlicht – also schmucklos bis deprimierend öde.

 

JanuarmorgeninList

 

Leben in die Bude kam erst in den 70er Jahren, als Jürgen Gosch mit einem Bauchladen ins Fisch-Business einstieg. Da ging der Rummel los und List wurde quasi ein Synonym für Goschs nördlichste Fischbude. Oder anders herum. Davon kann man halten, was man will. Dennoch gehört zum Lister Pflichtprogramm: 1. ein Fischbrötchen bei Gosch.

 

 

Wer es individueller schätzt, bekommt bei Paul Walter (2.) frische Krabben direkt vom Kutter. In direkter Nachbarschaft starten die Dampfer der Adler-Linie. Von April bis Oktober kann man (3.) Ausflüge zu den Seehundsbänken oder (4.) Kurzseefahrten zum Ellenbogen unternehmen. Möchte man lieber ins Ausland, nimmt man (5.) die Fähre nach Rømø. Im Sommer bitten schon mal Chill-Out-Maestros und andere DJs auf´s Sonnendeck.

 

Adler Ausflugsboote

 

Für Menschen, die nicht seetüchtig sind, sich aber dennoch für die Nordsee interessieren, ist das (6.) Erlebniszentrum Naturgewalten eine feine Sache. Für Kinder sowieso. Die Ausstellung informiert über Wind, Watt, Wetter usw.

 

 

Geht man am Erlebniszentrum vorbei, erreicht man den (7.) Möwenbergdeich. Frisch erhöht und geteert, ist er eine ideale Skater- und Fahrradstrecke. Die Lister Nehrung immer im Blick ist er auch für Vogelbeobachter ein Traum. Das gilt besonders für die vorgelagerte Insel Uthörn. Sie ist aus Sandverwehungen entstanden und gut 13 ha groß. Bis heute wachsen auf ihr nur Pionierpflanzen. Als Brut- und Rastgebiet für Seevögel und Seehunde, darf sie nicht betreten werden.

 

 

Hinter Uthörn liegen (8.) Königshafen und (9.) Ellenbogen. Beides mindestens eine Wanderung, Radtour oder Spazierfahrt wert. Man kann sich aber auch bei der Jugendherberge ins Landesinnere schlagen und zwischen Schafen durch Dünentäler zurück nach List laufen.

 

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Vom (10.) Möwenberg hat mein einen traumhaften Blick über das gesamte Listland. Es befindet sich in Privatbesitz und steht unter Naturschutz. Nur wenige Wege führen hinein und die sollte man nicht verlassen. Es sei denn man ist mit Rolf Paulsen unterwegs, der (11.) geführte Wanderungen durch das Listland anbietet.

 

 

In den Dünen liegt auch der (12.) Lister Friedhof. Ein enorm ruhiger und friedlicher Ort, an dem es sich spitzenmäßig Sinnieren lässt.

 

 

Weil nach einem Friedhofsbesuch etwas Leben nicht schaden kann, spaziert man schnell über den Dünenschutzweg, um bei (13.) Voigts alter Backstube Pfannkuchen mit Pinienkernen zu essen. Oder Windbeutel; dafür ist Voigts berühmt.

 

VogtsAlteBackstube

 

Und nun muss man endlich mal ab an den Strand. Die sind ja die Hauptsache an List. Zum (14.) Weststrand gelangt man über die so richtig schön olle Weststrandstraße. Bohlenwege ziehen sich durch wildduftenden Dünen zum Strand. Mit jedem Schritt wird das Donnern der Nordseewellen lauter.

 

 

Gleich beim ersten Parkplatz liegt die (15.) Strandsauna. Ein groovy Ort mit 40 km (!) Strand vor den Augen. Nur 4 km nordwärts kann man in der  (16.) Weststrandhalle einkehren. Unterhalb des österreichischen Restaurants befindet sich die legendäre Bam-Bus Bar. Vermutlich werden 2015 die letzten (17.) Fullmoon-Partys an der Bushaltestelle gefeiert: Für mehr Infos klicken.

 

 

Mit Kindern oder bei zu s-teifer Brise ist man besser am geschützten (18.) Oststrand aufgehoben. Hier ist die Nordsee immer etwas sanfter.

 

Oststrand

 

Wem der Sinn nicht nach Austern steht, wählt in der (19.) Lister Austernperle die zweite Spezialität des Hauses: Curry-Wurst. Und dann kann man bei jedem Wetter so schön (20.) den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.

 

L.A. Sylt

Ellenbogen Sylt

Der Himmel über dem Ellenbogen

Zu einer Syltreise gehört ein Ausflug zum Ellenbogen. Der obere Haken der Insel, den man ja zumindest der Form nach von Autoaufklebern kennt, ist der nördlichste Fleck Deutschlands. Für uns ist er auch der Schönste. Aber das ist natürlich Geschmacksache.

Dieses Jahr hat uns das Wetter echt umgehauen. Dass man an einem Tag vier Jahreszeiten erleben kann, wussten wir. Aber Sylt kriegt es auch im Viertelstundentakt hin. Darum der Hinweis – die Fotos sind nicht bearbeitet. Es sah wirklich genau so (unterschiedlich) aus.

4SeasonsperMinute

Um 11.00 Uhr kann sich der Tag noch immer nicht entscheiden, ob er der strahlendste oder düsterste unseres Urlaubs werden will. Also ist er einfach beides. Zur gleichen Zeit.

Der Himmel über Sylt

Wir entscheiden uns, ausnahmsweise mit dem Auto zum Ellenbogen zu fahren. Das Wetter ist einfach unberechenbar heute und am Ellenbogen gibts keine Einkehrmöglichkeit.

(Kleiner Exkurs: Eigentlich ist es schöner, den Ellenbogen zu Fuß zu umrunden. Die meisten Wanderführer empfehlen, in List zu starten. Aus dramaturgischen Gründen gehen wir allerdings lieber am Weststand los. Parken kann man an der Weststrandhalle, direkt beim Ellenbogenberg. Von dort hat man auch schon mal einen guten Überblick, was einen so auf der (ich schätze jetzt) 16 km langen Strecke erwartet.)

Autofahrer müssen für die Panoramastraße 5 Euro Maut zahlen. Es handelt sich nämlich um eine Privatstraße. Fahrradfahrer dürfen sie umsonst nutzen. Fußgänger sowieso. (Wir auch – trotz Auto. Es ist eben keine Saison. Beinahe alles auf der Insel ist geschlossen. So auch das Kassenhäuschen am Ellenbogen).

Auf der gesamten Halbinsel gilt für Hunde Leinenzwang. Der Ellenbogen ist Vogel- und Naturschutzgebiet und ganzjährig fest in der Hand den Hufen der freilebenden Schafe.

Schafe am Ellenbogen

Auf dem Ellenbogen befinden sich gleich zwei Leuchtfeuer: Der kleinere Leuchtturm List West

LeuchtturmListWest

… und 3 km weiter der größere Leuchtturm List Ost. Wo ja bekanntlich die Sonne aufgeht.

Leuchtturm List Ost

Von dort aus ist es nicht mehr weit bis zum Parkplatz am Ellenbogenende. Hinter dieser Dünenwiese liegt der nördlichste Punkt Deutschlands.

Nordblick

Sylt kommt ohne viele Zäune und Verbote aus. Hier muss man ausnahmsweise außen herum gehen. Ist sowieso cooler.

Strandweg Ellenbogen

Habt Ihr schon vom Seesternsterben gelesen? Aus irgendeinem Grund – die Stürme, ein Virus, keiner weiß es genau – werden zur Zeit tausende toter Seesterne auf Sylt angeschwemmt. Die Möwen freut´s.

SeesternsterbenSylt

Ein bizarrer Anblick. Es wirkt wie inszeniert. Man vergisst beinahe (aber eben nur beinahe) dass es Lebewesen sind. Dazu noch der Himmel, der jetzt auf ganz großes Kino macht. Es ist irreal schön.

Wir sind mal wieder vollkommen allein. Wir könnten uns genauso gut auf einem fremden Planeten befinden. Oder in einer anderen Zeit.

BuhneEllenbogen

Die Errichtung der Buhnen am Ellenbogen war keine so gute Idee. Durch Korrosion und Sandschliff wurden sie erst brüchig, verschoben sich dann und sorgten so für die typisch Sägezahn-Optik des Strandes. Verlieren Buhnen erst einmal die Verbindung zum Strand, beschleunigen sie den Sandabtrag.

Die Strömung ist gewaltig. Ich weiß gar nicht, ob es stimmt – aber es gibt so einen bestimmten Strudel an der Ellenbogenspitze, den ich für den nördlichsten Punkt Deutschlands halte.

StrömungEllenbogen

Ich liebe diese Stelle. Genau wie Seevögel und Seehunde sie lieben. Die kann man hier oft dabei beobachten, wie sie sich vom Strudel tragen lassen… als würden sie Karussell fahren.

Auch immer ein guter Augenblick: Die Fähre nach Rømø passiert den Ellenbogen.

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Wenn man richtig viel Glück hat, sieht man die Fähre und spielende Seehunde gleichzeitig.

Seehund vor Syltfähre

Heute sehen wir 4 Seehunde.

Robbe vorm Ellenbogen

Wir beobachten sie so lange, bis dis dunkelsten Wolken über uns hinweg gezogen sind – dann laufen wir den Oststrand hinunter zum Königshafen.

Blick auf den Königshafen

Der Königshafen ist eigentlich eine Bucht, in der sich früher einmal ein Hafen befand. Er wurde aufgegeben, als die Bucht Mitte des 18. Jahrhunderts zu versanden begann. Heute fällt bei Ebbe etwa 3/4 des Königshafens trocken. Auf relativ engem Raum finden sich viele geschützte Lebensgemeinschaften des Wattenmeers (Pflanzen, Vögel, Seehunde etc.). Mit Ausnahme eines begrenzten Surfergebiets darf der Königshafen auch bei Ebbe nicht betreten werden.

Königshafen Sylt

Die Stimmung am Königshafen hat etwas sehr Friedliches nach der stürmischen Brandungsseite. Es ist windstill und die Sonne wärmt. Es duftet nach Gras und Algen. Verzeinzelt hören wir Seevögel rufen.

Algen auf Wiese

Wie wir am Horizont sehen, regnet es gerade bei unserem Ferienhaus.

Der Königshafen auf Sylt

Also bleiben wir noch eine Weile. Wir können sowieso nicht genug kriegen vom Ellenbogen.

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PS.: In dem Haus ganz rechts liegen die nördlichsten Ferienwohnungen des Landes. Irgendwann wollen wir da mal hin.

Seekuehe Blidselbucht

Spektakulär unspektakulär: Dämmerung in der Blidselbucht

Inzwischen sind wir zurück in Hamburg. Ganz schön wuselig kam´s uns anfangs vor nach der Stille von Sylt. War die Insel bei unserer Anreise am 4. Januar noch relativ gut besucht, leerte sie sich von Tag zu Tag zusehends. Am 15. Januar schließlich waren alle Bürgersteige hochgeklappt. Nun schläft die Schöne. Weiterlesen

Die Kronjuwelen der Königin: Das Rote Kliff

Wer einmal an einem sonnigen Tag am Roten Kliff spazieren ging, weiß, dass Sylt den leicht angestaubten Jetset-Mythos überhaupt nicht nötig hat. Nicht die Schönen und Reichen haben die Insel zur Königin der Nordsee gemacht. Selbst Marlene Dietrich und Thomas Mann sind ja hauptsächlich nach Kampen gekommen, um sich vor ihrer Schönheit zu verneigen. Schätze ich. Und wer aus anderen Gründen kommt, pardon, tut mir leid. Weiterlesen

Orte, die man in- und auswendig kennt.

Gestern war alles wie immer, wenn wir nach Sylt fahren. Sogar unsere Dialoge haben sich mit den Jahren ritualisiert. Zum Beispiel gehe ich Volko regelmäßig ab der dänischen Grenze auf die Nerven. Weil ich minütlich in Frage stelle, dass wir die Fähre auf Rømø noch erwischen. Wir bekommen die Fähre jedes Mal. Ich atmete jedes Mal auf. Und Volko erst Recht. Jetzt beginnt der Urlaub, von dem wir im Voraus schon wissen, wie er ablaufen wird. Weiterlesen