Der Sommer hat einen weiten Bogen um Hamburg geschlagen – ganz anders als im letzten Jahr, als ich den Bahnhof von Büchen gleich mehrmals ansteuerte. Weiterlesen
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Wüste im Wattenmeer
Wenn man schlau ist, behauptete ich vor einiger Zeit an dieser Stelle (und meinte damit: schlauer als ich), bleibt man über Nacht auf Mandø, denn das erhöht die Möglichkeit einer Expedition zum Koresand um ein Vielfaches. Die Sandbank im Wattenmeer ist ebenso wie die nachgelagerte Insel nur bei Ebbe zu erreichen.
Andererseits heißt es auch, dass man auf jeder Reise etwas Wunderbares offenlassen muss. So hat man einen Grund, noch einmal zurückzukehren. Und da ist auch etwas dran, wie ich neulich feststellte, als wir 238 Kilometer nördlich von Hamburg auf den Schotterdamm rollten, der sich weitere sieben Kilometer durchs Wattenmeer nach Mandø zieht.
Die kleine Insel hatte sich seit meinem letzten Besuch vor zwei Jahren wenig verändert. Nur dass der alte Kro nicht mehr verlassen stand, sondern hübsch renoviert mit dem besten Sundowner aller Zeit lockte (er heißt Taken by the Tide und wird mit Queller serviert). Doch das erfuhr ich erst später, als wir den Abend glücklich auf der Sonnenterrasse ausklingen ließen. Bis es soweit war, hatte ich etliche großartige Dinge zu erledigen – und als erstes musste ich natürlich an den Strand.
Mandø und der Koresand
Streng genommen besitzt Mandø allerdings keinen Strand. Nur einen bewachsenen Dünengürtel im Westen und einige hundert Meter vor den Salzwiesen eben den Koresand. Er ist galaktisch – obwohl es vom (Ei-)Land gesehen erst einmal gar nicht so wirkt. Da erscheint der Koresand nur wie eine helle Sichel in der grauen Nordsee. Dabei ist er der größte Hochsand im Wattenmeer.
Hochsände sind Sandbänke, die höchstens noch bei Sturmfluten überspült werden. Man findet sie rund um die west-, ost- und nordfriesischen Inseln, also von den Niederlanden bis nach Dänemark. Sie gehören zu den letzten weißen Flecken dieser Welt, etliche sind nicht auf Karten verzeichnet und alle sind ständig in Bewegung.
Manche, wie Jordsand, vergehen im Lauf der Jahre. Andere wachsen zu Düneninseln. So passiert es gerade mit dem Norderoogsand vor Pellworm. Einige robben langsam, langsam auf die Küsten zu, wo sie sich schließlich als Strände ans Land schmiegen. Das ist zum Beispiel in St. Peter-Ording und auf Amrum geschehen und so wird es vermutlich mit dem Jappsand sein, der in etwa 100 Jahren Hallig Hooge erreichen könnte. Aber ganz genau kann man´s im Wattenmeer nie wissen. Der Koresand zum Beispiel war im 19. Jahrhundert noch eine Insel, während Mandø damals eine Hallig war.
Heute ist Mandø zur Insel gewachsen und der Koresand zu einer 30 Quadratkilometer großen Wüste. Bei Flut ist der Koresand von Mandø getrennt. Bei Ebbe kann man hinüberstapfen; am besten an einem Sommertag durch knietiefes, warmes Wasser. Wie weit, das ist von Wind und Wellen abhängig. Bei mir waren es etwa 400 Meter bis ich vom gut begehbaren Mischwatt auf trockenen Sand wechselte. Pricken markieren die Route für den Traktorbus, der täglich zur Robbensafari startet. Verlaufen kann man sich also nicht.
Um ganz sicher zu gehen – denn das Wattenmeer ist kein Spielplatz – hatte ich beim Mini-Inselkaufmann nachgefragt, wie lange ich mich dort rumtreiben könnte. „Zwei Stunden mindestens“, wurde mir nach Blick auf den Tidekalender mitgegeben. Leider hatte ich kein Zeitmessgerät zur Hand, musste also schätzen. Doch das war gar nicht so leicht, weil das Gefühl für Zeit und Raum auf dem Koresand vollkommen außer Kontrolle gerät.
Auf den ersten Kilometern ist Mandø natürlich noch gut zu sehen. Und im Norden reicht der Blick bis zur Nachbarinsel Fanø. Doch ab einem gewissen Punkt kann sich das Auge an nichts mehr festhalten, als an den Pricken und der Spur des Traktorbusses, die sich in die Unendlichkeit zieht. Ganz weit in der Ferne scheint die Brandung auf den Sand zu rollen. Aber wie weit es tatsächlich ist, habe ich nicht herausgefunden. Nachdem ich glaubte, etwa eine Stunde geradeaus spaziert zu sein, drehte ich um – mit einigem Bedauern.
Ich hätte das vielleicht nicht tun müssen. Das Wasser lief immer noch ab, als ich vom Koresand ins Watt wechselte. Bis zur Insel waren es nun bloß noch geschätzte 200 Meter und das Wasser reicht gerade einmal bis zu den Knöcheln. Andererseits habe ich so einen weiteren Grund für meinen nächsten Besuch.
Weiterlesen Mandø & Koresand
Hier gehts zu meinem ersten Besuch auf Mandø
Wer einen ganzen Urlaub an der süddänischen Westküste verbringt, findet vielleicht an meinem Buch 52 kleine & große Eskapaden im Südwesten von Dänemark Gefallen.
Auch in Deutschland gibt es Möglichkeiten, Hochsände zu besuchen. Etwa auf einer Schiffsreise von Pellworm auf den Norderoogsand oder im Rahmen einer Wattwanderung von Hallig Hooge zum Jappsand.
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Der zehnte Februar
Ich auf der Bank. Neben mir ein Wackerstein, der als Briefbeschwerer zwei Texte davon abhält, über alle Berge zu wehen. Der Gedruckte ist in Zellophan gehüllt. Den Handgeschriebenen schützt Laminierfolie vor Regen, Wind und Schnee. Von seiner Sorte baumeln weitere im kahlen Strauch an Schleifenband wie Christbaumschmuck.
Kinder auf der Bank, lese ich, Paar auf der Bank usw. Denke kurz darüber nach, einen Text beizusteuern, komme aber über den ersten Satz nicht hinaus. Autorin auf der Bank. Ich habe nichts hinzuzufügen. Das passiert mir immer häufiger. Mit lauten, langgezogenen Rufen nähert sich ein Schwarm Wildgänse und lässt sich auf dem Wasser nieder.
Als ich am 09. Februar 2014 um 10.25 Uhr meinen ersten Blogartikel veröffentlichte, hätte ich nicht sagen können, dass es sich um Graugänse handelt. Ich wusste wenig und hatte nichts als den vagen Plan, Norddeutschland kurztripweise innerhalb eines Jahres zu erkunden. Die Südgrenze hatte ich recht großzügig im Harz gezogen.
Nun treibe ich mich schon den zehnten Februar in Folge in der Nähe herum. Längst glaube ich nicht mehr, den Norden jemals in aller Breite und Tiefe zu erfassen. Längst habe ich den Nordwesten und Nordosten nicht mehr im Visier, sondern nur das, was (von Hamburg gesehen) vor meine Nase liegt.
In der Nähe bleiben
Selbst im winzigkleinen Bundesland zwischen den Meeren zeigt meine Karte noch weiße Flecken. Nicht mehr sehr viele zwar. Einen Strandabschnitt hier, eine Hallig da; doch etliche Micro-Abenteuer noch, die bestanden und einige Feste, die gefeiert werden wollen. Lieblingsorte, die ich zu allen vier Jahreszeiten erlebt haben möchte. So etwas dauert. Vor allem im Norden, der manchmal keinen Sommer kennt und Schnee nur alle Jubeljahre.
Allein vier Jahre brauchte ich zum Beispiel um vom Frühling, Sommer, Herbst und Steinberghaff zu bloggen. Für das bereits damals erhoffte Winterbild dauert es bis heute, also weitere fünf. Wie viel sich in diesen fünf Jahren geändert hat! Was alles geschehen ist, seit 2018 unser erstes Ostsee-Buch erschien und der damalige Bundesinnenminister ein Heimatministerium gründete!
Die Behörde geriet nach anfänglicher Aufregung schnell wieder in Vergessenheit. Sie schien von Anfang an höchstens im Verborgenen zu arbeiten. Die Bilanz nach den ersten drei Jahren fiel daher gemischt aus. Das Ministerium selbst verkündete, es sei gelungen, eine moderne und aktive Strukturpolitik im strukturschwachen ländlichen und städtischen Raum zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse zu betreiben. Andererseits hatte es nur einen einzigen Gesetzesentwurf in den Bundestag eingebracht.
Wenn ich Heimatministerin wär
Ich weiß nicht, ob dieser Gesetzesentwurf irgendwo (vielleicht in Bayern?) für gleichwertige Lebensverhältnisse gesorgt hat. Aber ich kenne allein in Schleswig-Holstein eine Menge Gegenden, wo es nicht geklappt hat. Die „moderne Strukturpolitik“ hat hier oben ganz im Gegenteil zu Extremen geführt. Zu einem krassen Entweder Oder.
Vielerorts ist entweder der Hund begraben – oder alles platzt aus allen Nähten. Entweder der Ort stirbt aus – oder er wird von Spekulanten aufgekauft (was oft dazu führt, dass er während der Ferien aus allen Nähten platzt und für den Rest des Jahres der Hund begraben liegt.) Beide Zustände finden unter Urlaubern ihre Liebhaber. Beide Zuständen verlieren ihren Reiz, wenn man permanent damit konfrontiert ist.
Natürlich denke ich auch über meine eigene kleine Rolle in diesem Balanceakt nach. Und fühle mich davon blockiert. Was darf ich überhaupt noch mit gutem Gewissen beschreiben, erzählen, empfehlen? Wann werde ich Teil einer Entwicklung, die ich als ungut empfinde? Das beschäftigt mich sehr.
Doch wie ich da so sitze und die Texte überfliege, die im Strauch am Strand baumeln, verstehe ich, wie viele Antworten darin stecken. Sie sind ein Glücksgeschenk für meinen zehnten Februar. Und wer immer sie verfasst und aufgehängt hat: Herzlichen Dank – von der Autorin auf der Bank.
52 kleine & große Eskapaden im Südwesten von Dänemark
Das Buch 52 kleine & große Eskapaden im Südwesten von Dänemark wollte ich längst schon vorstellen. Es erschien bereits im vergangenen August. Andererseits lädt das Wetter gerade jetzt dazu ein, von besseren Zeiten zu träumen oder Pläne für eben jene zu schmieden. Weiterlesen