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7 Tage, 7 Töpfe: Speisen mit Meerblick in der Geltinger Bucht

Geltinger Bucht

An der knapp 17 km langen Wasserkante der Geltinger Bucht gibt es keinen einzigen Laden in Laufnähe. Dafür aber 8 Restaurants/ Bistros und 4 Kioske/ Imbisse, wobei die Unterscheidung nicht immer ganz trennscharf ausfällt. Das reicht also locker für eine ganze Woche Dinner bzw. Lunch mit Meerblick. Oder 7 kleinste Fluchten, bei denen man nebenbei auch noch jeden Stein und jede Muschel der Geltinger Bucht kennenlernt – denn die Gastronomie verteilt sich recht gleichmäßig entlang der Küstenlinie.

 

Kleinste Auszeiten in der Geltinger Bucht (nach dem Essen sollst Du ruhn – oder 1.000 Schritte tun)

 

Was die höchst unterschiedlichen Spots vereint: nach dem Essen kann man hier prima „ruhn – oder 1.000 Schritte tun.“ (Man kann das natürlich auch vor dem Essen machen oder das Essen ausfallen lassen. Hauptsache man biegt mal ab in diese verschwiegene Ecke, wo freundliche Wesen – ich wüßte wirklich gern, wer – ganz besondere Ruheplätze der Allgemeinheit zur Verfügung stellen.) Los geht´s am nördlichen Ende in Habernis Au.

 

1. Südwesterhaus Habernis

 

Im Südwesterhaus in Habernis mixen eine Schwarzwälderin und ein Saarländer ihre Heimatküchen mit einem Schuss fränzösischer Leichtigkeit und guten Weinen. Für Hamburger und andere Hippster hält Gastgeberin Steffi Tannenzäpfle bereit.  Auf der Karte stehen extrem leckere Flammkuchen-Varianten und Saisonales wie Schupfnudeln mit Spargel. Regenphasen lassen sich im Südwesterhaus auf Oma-Sofas vor einer gut sortierten Bücherwand überbrücken.

 

 

Akutalisierung: Das Südwesterhaus musste mit Ende der Saison 18 leider schließen. „Trotz immer wieder bestätigter Absprachen will der Verpächter das Restaurant nicht mehr verkaufen. Wir können somit nicht – wie geplant – in die an allen Ecken und Enden renovierungsbedürftige Immobilie investieren und sehen leider keine Zukunft“, schreiben Steffi und Ulli auf ihrer Seite. Es ist zu und zu schade. Aktuell gibt es nur noch die Möglichkeit, ein Getränk oder trockene Kekse im Kisok auf dem Campingplatz zu erstehen.

 

1.000 Schritte tun

Wie überall in der Geltinger Bucht, ist es auch in Habernis egal, welche Richtung man einschlägt. Es gibt hier im Grunde nichts Hässliches. Am Romantischsten ist der Strandspaziergang über Stock und Stein nach Neukirchen. (Falls der Kiosk am Campingplatz hinter dem Südwesterhaus geöffnet hat, Kaltgetränk mitnehmen.)

 

 

Bester Ruheplatz:

Zwischen dem verfallenen Anleger und dem Trauplatz  von Neukirchen haben wunderbare Menschen zwei Hängestühle in den Bäumen befestigt. Verweile im Nu steht auf dem einen, der andere baumelt in einiger Entfernung. Beim Blick über die Förde nach Dänemark spannt die Seele ganz wie bei Eichendorff „weit ihre Flügel aus“.

 

 

 

2. Schwarzer Rabe Norgaardholz

 

Seit der Schwarze Rabe neue Betreiber gefunden hat, kann man dort ohne Bedenken essen gehen. Die Küche ist auf die für die Region typische Art einfach, der Fisch mit einer Selbstverständlichkeit frisch, wie man sie z.B. in Hamburg (und/oder bei Gosch) gar nicht kennt. Wer nur eine Kleinigkeit möchte, bestellt La Flute, ein 70er-Jahre-artiges Baguette, das die Jahrzehnte überall rund um Flensburg überdauert hat.

 

 

1.000 Schritte:

Norgaardholz besitzt den schönsten Strand in der Geltinger Bucht, einmal rauf und runter sind wohl ziemlich genau 2.000 Schritte. Wer mehr Bewegung braucht, springt vom einzigen Badesteg der Bucht in die Ostsee oder leiht sich in der Seebadeanstalt ein SUP-Board. Kinder freuen sich über den Spielplatz, der den Schwarzen Raben vom Wasser trennt. Dort hat tagsüber auch ein Kiosk geöffnet.

 

 

Bester Ruheplatz:

Im Strandrosenwall, der parallel zum Strand verläuft, versteckt sich eine kleine Sitzgruppe. Wer immer sie dort aufgestellt hat: herzlichen Dank! Windlichter mitbringen, ggf. auch eine Decke  – es kann gut sein, dass man im Schutz von Rosa Rugosa bis in die Nacht sitzen mag.

 

3. Strandhotel Steinberghaff

 

Sauerfleisch ist in Angeln auf beinahe jeder Speisekarte zu finden. Im Strandhotel wird es vom Hotelier himself zubereitetet. Er hat den Klassiker aus Omas Sommerküche in 28 Jahren vor Ort perfektioniert. Dabei stammt er eigentlich aus Berlin. Vor dort hat er logischerweise auch ein Currywurst-Geheimrezept mitgebracht.

 

 

1.000 Schritte:

Das Strandhotel liegt idyllischer als alle anderen Restaurants in der Geltinger Bucht. Genau wie ganz Steinberghaff einen Tick schöner ist als alle anderen Dörfer. Hier dreht man am besten mal eine Runde durch den Ort und läßt sich von Traumhäuschen bezirzen.

 

 

Bester Ruheplatz:

Die Schaukelbänke am Strand sind ideal für einen Sundowner oder den Kaffee nach dem Essen. (Gibts beides beim Imbiss & Kiosk von Mark und Jenny in der Fischerstraße). Ist das Plateau im Wasser bereits besetzt, kann man die Wartezeit mit einem Strand/Waldspaziergng in südliche Richtung überbrücken. Es ist nicht weit bis zu einem steinernen Picknickplatz unter uralten Bäumen. Und weil der so bezaubernd ist, bleibt man vielleicht auch gleich ganz da.

 

 

4. Gaststättenschwemme um Gelting Mole

 

Rund um den Seglerhafen von Gelting Mole finden sich gleich drei Einkehrmöglichkeiten. Das Restaurant Sonne & Meer liegt auf dem Hafengelände. Dort hat es mir vor etwa 20 Jahren mal gar nicht schlecht geschmeckt. Ich glaube, die Speisekarte hat sich seither nicht verändert. Das Ostseehotel Hunhoi hingegen hat die heimische Küche schon ins Heute übersetzt. D.h. es gibt z.B. Burger und man achtet auf saisonale und regionale Zutaten. Über das Fähr-Café Bonsberg kann ich nicht´s sagen. Außer dass es Raucher-Zimmer gibt – wie ich an einem Schild las.

 

 

1000 Schritte:

Gelting Mole ist der einzige Spot, an dem man etwas von der realen Welt mitbekommt – in Form der sicht- und hörbaren Nordstraße. Hier stoppen die meisten Zufallsgäste, denn es ist auch die einzige Stelle, wo Wasser und Restaurants von der Straße einsichtbar sind. Durchreisende sollten nach dem Essen unbedingt ein bisschen länger nordwärts laufen. Der Deichweg ist eine komtemplative Sache und wenn der Pfad erst ins Land abknickt, ist die Nordstraße vergessen.

 

 

Bester Ruheplatz:

Der kleine Strand von Ohrfeldhaff ist nach 2,2 km erreicht. Spätestens hier wird man vom eigentlichen Zauber der Geltinger Bucht erfasst. Es ist, als würde die Sandkörnchen hier noch langsamer durch die Sanduhren rieseln als anderswo. Und vor allem so wunderbar still.

 

5. Wackerpulco Wackerballig

 

Drinnen schön, draußen schön, Rooftop-Terrasse und ein Altersdurchschnitt unter 70 – das gibts in der Geltinger Bucht nur im Wackerpulco. Die Traumlage mitten auf dem Wasser macht das Bistro im Jachthafen von Wackerballig zum Lieblingsplatz von fast jedem. Auf der kleinen Karte findet sich schon was, im Zweifel geht ja immer Backfisch.

 

 

1000 Schritte tun:

Man müsste mal nachzählen – kommt man auf 1.000 Schritte, wenn man die Marina einmal abläuft. Ich vermute schon? Und falls nicht, geht man eben 2X. Weil das auf Planken und schwankenden Stegen solchen Spaß bringt.

 

 

Bester Ruheplatz:

Bei Sonne ist die obere Terrasse des Wackerpulcos im Grunde schon der beste Ruheplatz. Bei Regen, Kälte, Wind versprechen eine kleine Schutzhütte und die alte Kanzel des Leuchtturms von Kalkgrund die totale Geborgenheit. Zu finden auf dem Steg gegenüber des Restaurants.

 

 

6. Dat Strandhus Wackerballig

 

Nach Wackerballig kommt man gerne zweimal. 1. weil man in der gesamten Geltinger Bucht nur im Strandhus in Strandkörben speisen kann. 2. weil Dat Strandhus verlässlich – außer Mittwoch – geöffnet hat. (Bei den anderen Restaurants empfiehlt es sich immer, vorher kurz durchzurufen. 1. kann auch an Öffnungstagen eine geschlossene Gesellschaft anstehen. 2. schlägt der Personalmangel in Angeln voll durch. Wie viele Ruhetage die Gastronomen aus diesem Grund einlegen müssen, ist ziemlich krass.) Ach, ja, empfehlenswert im Strandhus: 1. Steak. 2. Fisch.

 

 

1000 Schritte tun:

Wackerballig ist (auch nicht wirklich aber) noch am ehesten als Urlaubsort zu bezeichnen. Jenseits von Ferienhausgebiet und Campingplatz gehts dann aber wieder in die reine Natur – hier könnte man 12 km an der Wasserkante spazieren, bis die nächsten Wohnwagen auftauchen. Die ersten 1,8 km tuns allerdings auch (danach knickt der Weg in den Wald).

 

 

Bester Ruheplatz:

Auf dem Spazierweg Richtung Grahlenstein finden sich viele Ruhebänke mit Meerblick. Haltet Ausschau nach der einen speziellen Bank mit einem Holzkasten an der Seite. Darin befinden sich Sitzkissen. Die kann man gut gebrauchen, weil der Sonnenuntergang rund um Wackerballig ein abendfüllendes Programm darstellt.

 

7. Birklein Picknick-Station  Geltinger Birk

 

Dass der ehemalige Birk-Kiosk eine Weile geschlossen hatte und gerade erst als Birklein Picknick-Station Neueröffnung gefeiert hat, ist völlig an mir vorbeigegangen. Aber so hat es mir ein Mensch aus München (das muss man sich mal vorstellen) berichtet und so steht es auch in der Zeitung.  Einen Internetauftritt scheint es noch nicht zu geben. Ich habe dort jedoch in dieser Saison schon – wie früher beim Birk Kiosk – leckere Suppe gelöffelt – und gar nicht gemerkt, dass sich etwas geändert hätte.

 

 

Mit der Geltinger Birk endet die Geltinger Bucht und beginnt die offene Ostsee. In das wundervolle Naturschutzgebiet kommt man nicht, um 1.000 Schritte zu tun – sondern mindestens 10.000. Seinen persönlichen Lieblingsruheplatz findet man dabei schon. Mein Spaziervorschlag findet sich hier.

15 Kommentare

  1. Zum Sonne¬Meer kann ich sagen, daß ich die Optik (spießige 80er, würde ich’s nennen) zwar ziemlich übel finde, das Essen aber wirklich richtig gut ist. Vor allem der gemischte Dessertteller – ein Wahnsinn, aber auch der Rest ist durchwegs frisch zubereitet und ausgesprochen lecker.

  2. erika stumm sagt

    Liebe Steffi,ich werde immer ganz rührselig,wnn ich die schönen Bilder aus der Birk sehe und möchte sofort ins Auto steigen und hinfahren.Da lebe ich nun schon so lange hier und kenne doch einige deiner vorgestellten kulinarischen Einkehrmöglichkeiten noch nicht. Danke für die Tipps, die Bilder und die immer wieder lesenswerten Texte.Erika

    • Liebe Erika,

      für das Schließen meiner kulinarischen Kenntnisse hat Verena vehement gesorgt. Dein Vorteil ist ja: du KANNST jederzeit ins Auto steigen und hinfahren. Ich muss jetzt erst einmal das Ende der Schulferien abwarten, bevor ich mich wieder auf die A7 begebe.

      Aber wahrscheinlich bleibt es sogar für Euch da oben eine ständige schwierige Sache, für welches Ziel man sich entscheiden soll. Gibt ja auch noch so viele tolle Einkehrmöglichkeiten rundherum. Gut Oehe gefällt mir zum Beispiel richtig gut. War das nicht ein Ding, dass wir uns dort getroffen haben?!

      Interessant, dass Du von Rührseligkeit schreibst. Deine Cousine (Base) hat mal was ganz Ähnliches gesagt. Sie sprach von Sehnsucht. Vielleicht ist es so, dass ich manchmal „etwas“ sehe (fotografiere), das sich aus gemeinsamen Erinnerungen, inneren Bildern, Gefühlen speist. Muss mal den Kunsttherapeuten an meiner Seite befragen, ob es so etwas gibt.

      Ganz liebe Grüße
      Steffi

  3. Moin liebe Stefanie,

    was für ein schöner Beitrag mit lauter tollen Lieblingsstränden von uns. Die Sitzecke in Norgaarholz, sowie die Hängestühle in Neukirschen sind ein Träumchen. Ich bewundere es immer, wenn solche Plätze geschätzt und in ehren gehalten werden und nicht plötzlich spurlos verschwinden oder gar verwüstet werden. Einfach toll.

    Liebe Grüße,
    Claudia

    • Hallo Claudia – das stimmt – diesbezüglich scheint in der Geltinger Bucht die Welt noch in Ordnung. Die Leute werfen ihren Müll in den Mülleimer, trampeln nichts kaputt, zerstören keine Ruheplätze. (Sind natürlich auch nicht so viele Leute wie woanders).
      Freut mich, dass es Euch dort auch gefällt! Ich frage mich hin- und wieder, ob ich Angeln romantisiere, weil es meine Heimat ist. Besonders als wir unser Ostsee-Buch gemacht haben, hat mich beschäftigt, ob ich nun wirklich, wirklich die schönsten Plätze ausgewählt habe oder ob sie nur im Sinne meiner eigenen Nostalgie die schönsten sind.
      Insofern hats Gewicht, dass Ihr die Ecke für Euch entdeckt habt – zumal Ihr die Ostseeküste ja auch in- und auswendig kennt und wir häufig schon unterschiedliche Eindrücke von Orten hatten.
      Auf Angeln können sich vielleicht alle einigen 🙂 (Nein, das stimmt natürlich nicht. Es gibt genügend Menschen, denen da viel zu wenig los ist. Zum Glück.)

      Liebe Grüße zurück
      Stefanie

  4. Und ich dachte, ich kenne die Ecke inzwischen auch ein kleines bisschen… 😉 Wie immer bin ich ganz begeistert von deinen vielen Tipps, liebe Stefanie – und die launige Art ihrer Präsentation!

    • Du kennst die Ecke wohl mehr als ein kleines bisschen. Für „noch mehr“ kann ich Dir ja wärmstens den Fördesteig ans Herz legen. Sind nur 95 km von Flensburg nach Kappeln, das ist für Dich ein Klacks. Liebe Grüße an Dich.

  5. Was für ein schöner Beitrag über eine Region, die ich noch nicht kanne. Danke wieder einmal fürs Mitnehmen und Zeigen. Ich werde jetzt wieder öfter reinschauen bei dir, hab meinen DSGVO-Ärger überwunden 🙂 Und freu mich schon auf Schönes aus dem Norden
    Liebe Grüße

    • Liebe Andrea,

      ich bin ziemlich sicher, dass Dir die Gegend sehr gefallen würde. Für Kinder ist sie auch ganz toll; bisschen „wie früher“.

      Schön, dass Du Dich mit der DSGVO arrangiert hast. (Mir fehlts trotzdem, Dir ein Like dazulassen. Man hat ja nicht immer was zu sagen – und würde gern trotzdem zeigen, dass man den Text mag.)

      Ganz liebe Grüße
      Stefanie

  6. Barbara sagt

    Liebe Stefanie,
    vielen Dank für die schönen Berichte aus dem Norden!
    Ich habe 30 Jahre in Schleaswig gelebt und das Lesen deiner Wanderungen/Ausflüge verursacht regelmäßig Heimweh (wie konnte ich auch wegziehen?)
    Aber nächste Woche gehts wieder zum Scheersberg und der ist ja dicht dran, ha
    Liebe Grüße
    Barbara

    • Vielen Dank für Deinen Kommentar, liebe Barbara. Ich komme gebürtig auch aus der Ecke (Kappeln) und weiß einerseits schon genau, warum ich heute (lieber) in Hamburg lebe. Aber andererseits habe ich auch oft diese Sehnsucht. (Meistens zwischen Mai und Oktober ;-). Und übrigens: falls Du vom Scheersberg ins Südwesterhaus in Habernis Au absteigen wolltest… das gibt´s leider nicht mehr. Ich ändere es gleich mal im Beitrag. Ganz liebe Grüße und eine superschöne Zeit in Angeln, Stefanie

  7. […] PPS.: Das Einzige, was an diesem Beitrag nicht ganz der Wahrheit entspricht: Man kann von Steinbergholz aus durchaus etwas anderes machen als Spazieren – nämlich essen gehen. Man kann sogar eine ganze Woche lang jeden Tag woanders essen gehen – teilweise echt gut – und immer mit Meerblick. Ich weiß das, weil wir das gemacht haben. Aber das ist einen eigenen Beitrag wert. […]

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