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Der Sommer ist ein langer, ruhiger Fluss: Weekender an der Eider

Eider

Enthält Werbung | Die Eider ist Schleswig-Holsteins längster Fluss. Von der Quelle in Holstein bis nach Rendsburg wird sie Obereider genannt. Hier fließt sie durch den Nord-Ostsee-Kanal, um im Nirgendwo von Dithmarschen als Untereider westlich wieder abzuknicken. In unzähligen Windungen strömt sie durch eine ruhige, weitgehend unverbaute Wiesenlandschaft, bis sie am Eidersperrwerk in die Nordsee mündet. Menschen trifft man mir hier in den wenigen Orten und Dörfern, an kleinen Badestellen, Campingplätzen oder Sportboothäfen – aber selten dazwischen.

 

Bargen

 

Unweit einer größten Schleifen der Eider, etwa bei Flusskilometer 50, liegt das kleine Dorf Glüsing. Golfern ist es vielleicht wegen des Clubs Gut Apeldör bekannt, der zu den anspruchsvollsten Plätzen in Schleswig-Holstein gehört. Ansonsten gibt es wenig, womit Glüsing von sich reden macht.

 

Refugium an der Biegung der Eider: das Chip-Inn in Glüsing

 

An der gleichen Straße wie Gut Apeldör, exakt 1,1 km entfernt, befindet sich der aufwendig restaurierte Resthof von Anja Wienecke, die uns eingeladen hatte, ein Wochenende in Glüsing zu verbringen. Über solche Einladungen freut man sich natürlich immer. Ganz besonders aber, wenn die Stadt vor Hitze kocht.

 

32,9 Grad in einem hundertjährigen Resthof fühlen sich sehr viel besser an als 33 auf St. Pauli unterm Dach.

 

Chip-Inn heißt die Ferienwohnung – die vielmehr wie ein Ferienhaus wirkt. Und wenn ich für Anjas Gastgeberinnenqualitäten ein einziges Wort finden sollte, dann wäre das: Großzügigkeit. Sie spiegelt sich in allen möglichen Details wieder, in der hochwertigen Ausstattung, in der Raumaufteilung und auch in Anjas Fähigkeiten zum Weglassen.

 

 

Im Weglassen liegt für mich eine Kunst. Speziell Ferienobjekte wirken ja manchmal ohne Gäste viel besser als mit. Im Chip-Inn sieht alles immer noch toll aus, wenn man mit Sack und Pack eingezogen ist. Und das läßt einen so wunderbar atmen.

 

 

Dass man sein eigenes Zeugs so toll integrieren kann, hat auch Anjas Schwester Wiebke zu verantworten. Die Tischlerin hat einige Spuren im Haus hinterlassen. U.a. eben auch jede Menge maßgeschneiderten Stauraum. Durchdacht, wirkt das. Und auf eine lässige Art luxuriös.

 

 

Als routinierte Dänemark-Urlauber rechnen wir grundsätzlich damit, dass sich ein Ferienhaus für 6 Personen als gerade groß genug für 2 Menschen erweist. Im Chip-Inn kann man aber wirklich mit 6 Erwachsenen logieren – ohne sich dabei auf die Füße zu treten.

 

 

(Ich bin schon mit Erwachsenen verreist, die irgendwie seltsam wurden, als es um die Auswahl der Zimmer ging. Das ist ein peinlicher Moment und kann die allgemeine Stimmung trüben. Gut, dass im Chip-Inn niemand fürchten muss, das „doofe“ Schlafzimmer zu erwischen. Alle 3 Schlafräume sind gleichermaßen super; wirken clean wie heimlig).

 

 

Kinder sind selbstverständlich willkommen. Hunde auch. Auf beide wartet Spielzeug und Platz, Platz, Platz. Der Garten ist riesig und uneinsehbar. Weil es gleich zwei mit Gartenmöbeln ausgestattete Terrassen gibt, kann man quasi rund um die Uhr wahlweise in der Sonne oder im Schatten meditieren. So könnte man spielend ein Wochenende glücklich sein, ohne das Grundstück zu verlassen.

 

 

Andererseits würde man dann natürlich auch eine Menge verpassen. Die Eiderregeion ist u.a. ein klassisches Radfahrer-Paradies. Von Glüsing aus gelangt man schwupps-di wupps auf den Eider-Treene-Sorge Radweg, einen 240 km langen Rundkurs durch das größte Niederungsgebiet Schleswig-Holsteins.

 

Ausflugstipps an der Eider

 

Durch gut ausgeschilderte Querverbindungen kann man die Tour/en gut an die eigenen Möglichkeiten anpassen. Von Glüsing aus sogar besonders gut – denn es sind nur ein paar Minuten bis zur nächsten Badestelle in Delve. Dort legt die kleine Personenfähre nach Bargen ab (wo es auch einen Fahradverleih gibt).

 

Eider2

 

Landschaftlich gesehen, ist es egal, welche Richtung man einschlägt. Die Untereider ist überall idyllisch, bietet immer wieder menschenleere Uferplätze, erdig duftende Moore, stille Deiche. Gefühlsmäßig gefällt es mir besser, einem Fluss zu seiner Mündung zu folgen. Von Glüsing wäre dann nach knapp 20 km Friedrichstadt erreicht.

Friedrichstadt wie Elke Weiler es sieht

Das Holländerstädtchen, von Grachten durchzogen und der Eider wie der Treene  umarmt, muss laut Bloggerin Elke Weiler unbedingt vom Wasser aus erkundet werden. Ob Ausflugs- oder Ruderboot, Kajak, Kanu oder SUP-Boad das größere Vergnügen versprechen, läßt sich in ihrem Reisebuch nachlesen (siehe Literaturtipps weiter unten).

 

 

Wochenender

Tönning wie Yvonne Schmedemann es sieht; mehr unter Literaturtipps

Von Friedrichstadt aus ist es nicht mehr weit nach Tönning. Hier kann man die Nordsee beinahe schon riechen. Die Eider wird wunderbar weit, so dass die Seele sich gleich anpassen  kann. Tönnings kleiner Hafen gehört zu unseren Lieblingszielen für ein Krabbenbrötchen oder ein typisch Schleswig-Holsteiner Abendessen; etwa „Scholle satt“.

 

Von Tönning aus führt eine tolle Wanderung (etwa 10 km) durchs Katinger Watt bis zum Eidersperrwerk. Im Mündungsgebiet der Eider treiben sich gern Robben herum und die Natur gibt sich noch einmal sehr üppig, bevor sie in diese seltsame Reduziertheit der Küstenlandschaft übergeht.

 

Eidersperrwerk

Als wäre man auf einem fremden Planeten gelandet

 

Direkt beim Eidersperrwerk liegt die Badestelle Wesselburenerkoog. Dort kann man in die Nordsee hüpfen. Falls sie gerade da ist. Denn in Dithmarschen oder Nordfriesland kann man beinahe überall nur bei Flut baden.

 

Zwar nicht Eider – aber Eiderstedt: SPO

 

Wer sich an der Nordseeküste von Schleswig-Holstein nicht um die Tide kümmern möchte, muss auf eine Insel – oder nach St. Peter-Ording. Das trifft sich aber ganz gut, weil man sowieso nach St. Peter-Ording muss.

 

SPO

 

Die Sandbank auf der Halbinsel Eiderstedt liegt zwar 50 km vom Chip-Inn in Glüsing entfernt, aber man sollte sich die unendliche Weite nicht entgehen lassen. St. Peter-Ording lohnt sich immer. Zu jeder Tages- oder Jahreszeit. Bei jedem Wetter oder Unwetter. Und ganz besonders nachdem man sich einen trägen, heißen Sommertag lang, die Eider hinabtrudeln ließ.

 

Eider

Die Eider, konkret die Untereider bei Delve in der Nähe von Glüsing

 

Fehlt noch ein Ausflugstipp die Eider hinauf. Das ist auch nicht schlecht, weil es Richtung Nord-Ostsee-Kanal geht. Nur war das an einem Wochenende natürlich nicht zu schaffen. Macht nichts. Diese Ecke hat schon Lena Marie mit ihrer Rasselbande erkundet – mehr dazu gibts auf ihrem Blog Family 4 Travel.

 

Regen

 

Interessanterweise hat Lena Marie einen Regenmoment im Chip-Inn besonders genossen. So ging´s mir auch. Klar, man freut sich diesen Sommer sowieso über jeden Tropfen für Bäume und Wiesen. Doch es war noch mehr. Ich hätte Stunden durch die Räume spazieren können, mir alles ganz genau ansehen mögen, jede Lampe anknipsen, mich mal hier, mal da ans Fenster stellen, die großzügigen Bäder ausgiebig genießen, die Sauna einheizen, den Feuerkorb im Garten entzünden wollen – oder den Ofen in der Diele mit dem wunderschönen Terrazzoboden.

 

 

Vor dem Ofen in der Diele steht ein gemütlicher Lehnsessel, der mir geradezu perfekt für einen Leseabend scheint. Dafür möchte ich zwei Reisebücher für die Region ganz besonders empfehlen.

 

Reise-Literatur-Tipps für die Eider

 

Outdoor-Freunde werden in Elke Weilers Buch aus der Dumont-Eskapaden-Reihe auf jeden Fall fündig. Der Titel „52 kleine & große Eskapaden von St. Peter-Ording bis Sylt“ ist vielleicht ein bisschen schwer zu merken und läßt auch nicht gleich vermuten, dass die Draußen-Tipps auch an den Nord-Ostsee-Kanal, die Dithmarscher Küste oder eben an die Eider führen – alles andere an dem Buch ist aber genauso schön geschmeidig wie Elkes uneheuer beliebter Meerblog. Dort findet ihr auch mehr Infos über das Buch.

 

Eskapaden Nordsee

 

Für Schöngeister & Genießer ist das Buch „Wochenender – Nordseeküste“ aus dem Hopp-und-Frenz-Verlag ein must-have. Bei Elisabeth Frenz (Text) und Yvonne Schmedemann (Bild) stehen eher die Städtchen im Vordergrund. Sie zeigen ihre Lieblingsorte, Lieblingsläden und Lieblingslokale in Dithmarschen und Nordfriesland in traumhafter aufgeräumter Optik. Da wird schon beim Durchblättern der Kopf beinahe so frei, als hätte ein Dithmarscher Wind die Gedanken durchgepustet.

 

Hopp und Frenz

 

Apropos Dithmarscher Wind. Am allerschönsten stelle ich mir das Chip-Inn als Herbstrefugium vor. Der Herbst ist ja ohnehin die Reisezeit für Dithmarschen. Dann überschlagen sich Gastronomie und Hofläden im Rahmen der Kohltage und man kann Drinnen & Draußen gleichermaßen genießen. Ob es noch Kapazitäten gibt, kann man auf Anja Wieneckes Internetpräsenz checken: Klick.

 

Gluesing

Road to Glüsing

Offenlegung: Dieser Beitrag begann mit dem Wort Werbung. Das muss aus rechtlichen Gründen so sein – auch wenn es sich nicht um eine klassische Anzeige handelt; also wir bekommen dafür kein Geld oder so.

Allerdings wurden uns die vorgestellten Bücher vom DuMont Reiseverlag und dem Hopp und Frenz Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Dafür herzlichen Dank.

Ganz besonders bedanken wir uns bei Anja Wienecke für die Einladung ins Chip-Inn. Liebe Anja, Deine Gastfreundlichkeit und so unkomplizierte, nette Art waren das Sahnehäubchen bei dem ohnehin extrem schönen Trip an die Eider!

11 Kommentare

  1. Bei uns steht eine Sonnenaufgangsfahrt mit der Bargener Fähre an, die eider ist so spannend und vielseitig. Gestern war ich noch sozusagen in der Kinderstube der Eider, im Bordesholmer Land im wildromantischen Eidertal und hab ein besonders anhängliches Konik (Wildpferd) getätschelt. Vor allem ist die Lust gewachsen, endich mal wieder mit dem Kanu auf diesem Gewässer unterwegs zu sein. Unbedingt lohnenswert ist auch ein Abstecher über den zwei Kilometer langen Gisleau-Kanal zum Nord-Ostsee-Kanal mit seiner Schleuse. Und die Eskapaden von Elke Weiler sind so empfehlenswert wie die Eider selbst.
    Geneißt das Wochenende, wo auch immer Ihr dieses Mal in Schleswig-Holstein wieder unterwegs seid.

  2. Lieber Kai, vielen Dank für den Tipp mit dem Giselau-Kanal. Ich bin ja ein großer NOK-Fan und wenn wir mehr Zeit gehabt hätten, hätten wir auch noch mal in die Richtung einen Abstecher gemacht. Aber in der Hitze war es irgendwie unabdingbar, das Meer anzusteuern. Für Deinen Sonnenaufgangsfahrt wünsche ich Dir einen tollen Sonnenaufgang. Ich fand es traumhaft als morgens die Nebel über der Eider waberten. Liebe Grüße, Stefanie

  3. Der Resthof sieht wirklich wunderschön aus und die Nähe zu den Attraktionen der Gegend ist super. Ich war lange nicht mehr in SPO. Im Katinger Watt habe ich mal Pflanzen kartiert. Lang, lang ist das her…
    Gerade schwelge ich dank Deines schönen Berichts in Erinnerungen 🙂

    • Wie interessant, liebe Simone – dann müsstest Du Dir ja wirklich unbedingt mal wieder angucken, was aus dem Katinger Watt geworden ist (ein Traum! Finde ich). Ganz liebe Grüße, Stefanie

  4. So, so, Du findest unsere Badestelle wie auf einem fremden Planeten? 😉

    Die beiden Bücher verleihe ich gern mal an unsere Gäste, wenn nach „wie und wo“ fragen. Begeistertes Lob bekomme ich zurück (neben dem Buch) 🙂

  5. Das sieht aber nach einem Ort aus, an den ich auch unbedingt mal fahren muss, danke, liebe Stefanie für diesen Tipp. Ich wäre am liebsten auch mitgekommen. Und ich musste ganz dolle schmunzeln bei der Passage, dass manche Menschen bei der Zimmervergabe wunderlich werden, kann ich nur bestätigen. Aber dein Plätzchen sieht perfekt aus, um es gut auszuhalten.
    Liebe Grüße

    • Ja, Andrea, ich kann´s Dir ans Herz legen, wenn Du das nächste Mal die Nordseeküste bereist. Dithmarschen zeigt hier eine liebliche Seite (ist allerdings nicht so weit und leer, sondern ganz sanft und geschwungen). Liebe Grüße, Stefanie

  6. Liebe Stefanie, deinen Artikel habe ich gerade zufällig gesehen. Nette Entdeckung. dort an der Eider. Und danke für die Eskapaden-Erwähnung. (Der Titel stammt nicht von mir, ich hatte für „Nordfriesland und Umgebung“ votiert. ;-)) Den „Wochenender“ finde ich sehr hübsch gemacht. Liebe Grüße von der Küste! Elke

    • Ach, das ist ja interessant mit dem Titel. Ich hätte Deinen besser gefunden. Aber vielleicht – wenn man die Zielgruppe über Ortskundige hinausdenkt – ziehen SPO und Sylt besonders, weil das eben jeder kennt?! Und das Wichtigste ist ja sowieso der Inhalt. Ganz liebe Grüße zurück, Stefanie

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