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Wo die wilden Tiere wohnen

Robben

Wilde Tiere, freie Tiere gehören zu den Dingen, die manchen (nicht allen) Menschen das Herz aufgehen lassen. Und auch wenn die norddeutsche Rest-Natur keine Serengeti ist und die Big Five nicht hier wohnen, so reicht es doch für die ein oder andere Tagessafari – und meine persönliche Save Ten – für die es beinahe eine Sichtungsgarantie gibt, wenn man sich zur rechten Zeit auf den Weg macht.

 

Robbe auf Stein

 

(1.) Die Kegelrobbe, das größte in Deutschland freilebende Raubtier, bringt ihre Jungen in den ungemütlichsten Monaten zur Welt; irgendwann zwischen Ende November und Ende Januar. Schon ab dem Mittelalter galt sie im Wattenmeer als beinahe ausgerottet. Aber jetzt ist sie wieder da. Im größeren Stil etwa auf Amrum, Sylt oder Juist.

 

Winter: Robben auf Helgoland

 

Die mit Abstand größte deutsche Kolonie findet sich weit draußen vor Deutschlands einziger Hochseeinsel – Helgoland. Auf der Düne, einer der Hauptinsel vorgelagerten Badeinsel aalen sich Kegelrobben recht einträchtig mit ihren kleineren Kollegen, den (2.) Seehunden. Deren etwa 4-wöchige Wurfzeit beginnt Ende Mai. So ist Helgoland auch im Frühling und Sommer für herzergreifende Heuler-Sichtungen gut.

 

Robben

 

Die für mich beste Zeit für einen Helgolandtrip ist der späte März bzw. frühe April. Dann ist es noch recht ruhig auf der Insel – aber die Tage sind nicht mehr zu kurz. Und vor allem kehren kehren die wunderschönen (3.) Basstölpel auf Deutschlands einzigen Vogelfelsen zurück. Der Spaziergang durchs Oberland zum Lummenfelsen wird dann zu einer Naturerfahrung, die man nicht so schnell vergisst.

 

Trottellummen

 

Auf dem Festland gehen wirklich freie Tiere den Menschen wohl ganz gern aus dem Weg. Gerade wenn sich Nachwuchs einstellt. Anders ist das, wo Tiere als Landschaftspfleger eingesetzt werden; besonders in den Naturschutzgebieten.

 

Zeit des Erwachens: Naturschutzgebiete im Frühling

 

Durch die Geltinger Birk in der Region Angeln hüpfen und springen im Mai etwa  Fohlen, Zicklein, Lämmer und Kälber.  (4.) Koniks, Wildpferden, bin ich noch nirgends näher gekommen als hier.

 

Koniks

 

Meine beste (5.) Galloway-Begegnung hatte ich hingegen in Hamburg. Auf den Wilden Weiden am Höltigbaum werden Robustrinder nicht durch Zäune vor den Besuchern geschützt. Das muss wohl auch nicht sein. Rinder sind alles andere als agressiv, wenn man sie in Ruhe läßt. Und Menschen entwickeln face-to-face den nötigen Respekt von ganz allein.

 

 

(6.) Schafe muss hingegen niemand fürchten. Als wir zu bloggen begannen, war ich mir dessen noch gar nicht sicher. Blieb sogar ein wenig auf der Hut, wenn einer der sanften Deichpfleger auf mich zuzockelte. Und ich wusste damals ja gar nicht, dass Schafe an 1000 Orte in der Nähe allerfriedlichst mit Menschen koexistieren.

 

Sommergefühle: Schafe auf Dithmarschens Deichen

 

Am besten scheint es mir immer den Schafen an der Nordseeküste zu gehen. Am allerbesten in Dithmarschen, einer Region die noch nicht ganz so überlaufen ist. Mittlerweile ist es für mich ein ganz normales (großartiges) Sommergefühl, neben einem Schaf auf dem Deich zu sitzen und aufs Meer zu schauen.

 

 

Wenn Ringel- und (7) Nonengänse in großen Schwärmen an den Küsten einfallen, ist Herbst. Sie gehören zu den wenigen Profiteuren intensiver Düngung in der Landwirtschaft. Darum nimmt die Population überall zu, wo sie Wasser und Felder finden.

 

„Die Wandergans mit hartem Schrei

nur fliegt in Herbstesnacht vorbei,

am Strande weht das Gras.“

 

Wie bei allen Zugvögeln ist das Glücksgefühl umso krasser, je weniger von ihren Rufen und Formationsflügen ablenkt. Öde und ausgestorbene Regionen bieten sich daher am besten zum Birdwatching an.  Ein Wahnsinnserlebnis ist etwa ein Morgenspaziergang  ganz allein auf der Insel Neuwerk.

 

 

Überhaupt Zugvögel. Und Vögel ganz generell. Ich habe noch so viele auf meiner Liste. Ganz oben (8.) Kraniche.  Und ich weiß gar nicht, wie oft ich den Kranich-Beitrag auf Inkas Blog blickgewinkelt schon angeklickt habe…

 

Herbst: Reisende soll man nicht aufhalten

 

Sind die Zugvögel erst einmal weg, wird es still in Norddeutschland. Dann hört man nur noch die melancholischen Rufe der (9. Singschwäne), die gern und immer häufiger bei uns überwintern. Superwohl fühlen sie sich an der Schlei, vor allem auf Schwansener Seite.

 

 

Eigentlich wollte ich jetzt noch etwas zur Brutzeit bringen – mit der 10 von 10 wieder im Frühling landen und so – verlinken wollte ich dafür auf ein Brut-Spektakel am Eidersperrwerk, von dem Ulrike auf wattundmeer berichtet hat. Ich habe den Beitrag aber nicht gefunden.

Stattdessen habe ich entdeckt, dass Ulrike gerade vorgestern auch etwas über Kegelrobben geschrieben hat. Es passiert uns nicht zum ersten Mal, dass wir das gleiche Thema zur gleichen Zeit am Wickel haben. Wie so oft kann ich nur raten: unbedingt anklicken

Bleib ich die Nummer 10 also schuldig. (Vielleicht magst Du das mit dem Eidersperrwerk-Spektakel in den Kommentaren hinterlassen, liebe Ulrike?!) (Liebe „alle anderen“ – vielleicht habt Ihr ja auch noch einen norddeutschen Top-Tierbeobachtungs-Tipp mit Sichtungsgarantie?! Ich würde mich freuen!!!)

 

28 Kommentare

  1. Hast du eine Fotofalle an der richtigen Stelle, bekommst du als 10 den Wolf vor die Linse. Um Wolfstourismus zu vermeiden, behalten Jäger und Bauern die Vorkommen nur meist für sich. Hmmm
    Liebe Grüße, Oli

    • Liebe Oli, Wölfe lasse ich wohl lieber in Ruhe (glaube auch nicht, dass sich meine Kompaktkamera für eine Fotofalle eignet 😉 ). Lieben Gruß zurück, Stefanie

  2. Ich habe im August vergangenen Jahres eine Führung im Stiftungsland Schäferhaus erleben dürfen – war hochspannend! Und wir haben Sven aus nächster Nähe gesehen, den Rothirsch, der sich in die Galloways verliebt hat. Warst du dort schon einmal?

    Liebe Grüße,
    Heike

  3. Wunderbare Zusammenstellung, danke! 🙂
    Die Kraniche kann auch sehr schön im Tister Bauernmoor beobachten! Oder, bevor sie sich aufmachen, um im Moor schlafen zu gehen, treffen sich ganz viele auf den Feldern zwischen Stemmen und Tister Moor. Allein das ist schon grandios anzuschauen und man ist dichter dran als im Moor. Und weniger Besucher. 😉
    Und von Euch aus ist das gar nicht so weit weg!

    • Liebe Natalie, das Tister Bauernmoor wurde mir gerade neulich schon einmal von einer „Moorexpertin“ empfohlen. Habe ich definitiv abgespeichert. Liebe Grüße und vielen Dank für Deinen Kommentar, Stefanie

  4. Wieder so ein schöner und zu Herzen gehender Beitrag! Wilde und freie Tiere sind eigentlich immer schön, egal ob Robben, Schwäne, Schafe oder Schweine. Leider teilen die Menschen die Tiere vollkommen willkürlich in Kategorien ein: Wildtier, Haustier, Nutztier.
    „Von allen auf der Erde lebenden Säugetieren gehören 60 % zu den vom Menschen gehaltenen »Nutztieren«; die meisten davon sind Rinder und Schweine. Ohne Einbeziehung des Menschen in die Berechnung beliefe sich der Anteil der »Nutztiere« an allen Säugetieren sogar auf fast 94 %. Für Vögel zeichnen die WissenschaftlerInnen ein ähnlich erschreckendes Bild: Nur 30 % aller Vögel leben in freier Wildbahn. 70 % von ihnen sind für den menschlichen Gebrauch gehaltenes Geflügel.“ https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/jedes-zweite-saeugetier-ist-ein-nutztier
    Wie schlecht es den sogenannten Nutztieren geht und wie elend sie leiden, nur damit es uns schmeckt, kann man inzwischen überall nachlesen.

  5. Moin Stefanie, genau, das ist schon witzig, dass wir oft synchron berichten.

    Meine Seeschwalben- und Lachmöwen-Beiträge sind schon etwas her ( https://wattundmeer.wordpress.com/2015/05/13/mowen-alarm-am-eidersperrwerk/ ), und in dem einen sind sogar die Möwen zu Schwalben mutiert ( https://wattundmeer.wordpress.com/2016/06/30/seeschwalbenkolonie-am-eidersperrwerk/ ). Naja, kann passieren… 😉

    Und wer jetzt noch nicht genug von Vögeln hat, der kann in den NABU Beobachtungshütten im Katinger Watt die Kinderstube der Graugänse beobachten ( https://wattundmeer.wordpress.com/2016/06/30/seeschwalbenkolonie-am-eidersperrwerk/ ).

    Koniks find ich übrigens auch faszinieren, und ich bin immer noch auf der Suche nach der Herde, die im Meldorfer Speicherkoog lebt. Ich sollte noch mal einen Anlauf starten! LG Ulrike

  6. Auf der Hallig Nordstrandischmoor kann man Wasserbüffel beobachten.
    Sie sind Pensionstiere und weiden dort von April bis November.
    Aber auch reichlich Vogelarten kann man dort sichten,über Ringel-und Nonnengänse auch Fischreiher und Graugänse.
    Und das wichtigste und schönste für mich:
    Schafe mit ihren Lammern zur Lammzeit im März !
    Ralf

    • Ja, lieber Stadionsammler, es ist einfach eine Schande, dass ich es noch immer nicht auf eine Hallig geschafft habe! Wasserbüffel… meine Liste wird immer länger. Liebe Grüße, Stefanie

  7. Liebe Stefanie,
    was für schöne Ziele! Mit der Aussicht, gleich noch ein paar wilde Gesellen zu erleben, lockt ein Ziel natürlich doppelt und dreifach. ^^
    Am Höltigbaum war ich vor einiger Zeit auch. Die Rinder sind wirklich Charakterviecher – und das mit den Viechern ist nicht abwertend gemeint!
    Die Robben, Seehunde etc an der Nordsee zu beobachten macht enorm Spaß, und wenn ich in Glückstadt bei meiner Lütten bin, kenne ich das Gefühl, was du bezüglich der Schafe beschreibst: Man könnte sich lässig mit den Wollkameraden zusammenhocken und einfach nur aufs Wasser schauen …
    Danke für die tollen TIpps! Bisher war ich noch nie auf Helgoland – wo mich doch die Basstölpel so reizen würden! Na, mal schauen. Wir planen, im August ein paar Tage in Cuxhaven zu verbringen. (Dort gibt es eine Dialysestation, zu der mein Mann als Gast könnte – wenn alles bis dahin so stabil bleibt bzw. auch dort klappt!). Wer weiß, vielleicht ergibt sich dann sogar eine Tagesfahrt Richtung Insel.

    Liebe Grüße hinüber!
    Michèle

    • Da drücke ich Dir super fest die Daumen, liebe Michèle. Also, dass es mit Cuxhaven klappt. Helgoland wäre dann nur noch der Sahneklecks oben drauf und die Basstölpel die Schokostreusel. Herzliche Grüße, Stefanie

  8. Da fallen mir spontan die Froschkonzerte auf den Stftungsflächen Stodthagener Wald/Kaltenhofer Moor ein. Dort gibt es an lauen Sommerabenden die seltene Rotbauchunke und den Laubfrosch zu hören, seltener auch zu sehen – ein tolles Erlebnis! Eine Kollegin von mir hatte übrigens kürzlich tatsächlich das Glück bei uns in Schleswig-Holstein einen wildlebenden Wolf zu sehen – da war ich ein wenig neidisch 🙂
    Beste Grüße,
    Patrick

    • Noch so ein toller Tipp. Und dass ist ja auf dem Dänischen Wohld wie gerade auf der Landkarte gesehen habe. Wie herrliche! Dicker Knoten im Taschentuche. Und liebe Grüße, Stefanie

  9. Das gibt irgendwo blaue Frösche in der Heide, aber ich weiß nicht wo! Bin grad ganz neidisch auf deinen Basstölpel <3 <3 <3 Und bei Hannover haben wir auch schöne Plätze, aber die verrate ich wirklich nicht. Doch am Steinhuder Meer gibt es Adler, die kann man jetzt sogar sehen, schau mal hier https://indigo-blau.de/birdwatching-steinhuder-meer
    Kraniche wollte ich auch immer sehen, hab ich aber bislang immer nur vom Zug aus. Und das war schon wunderschön. Manche Bilder muss man wohl im Herz behalten. Und dein Robbenfoto, das erste, ist ne Wucht, liebe Stefanie!
    Liebe Grüße

    • Blaue Frösche. Toll. (Hier entsteht ja ein regelrechtes Nachschlagewerk. Großartig.) Am Steinhuder Meer waren wir auch schon mal – und ganz begeistert; auch ohne Adler. Aber mit ist natürlich immer besser. Vielen Dank für Tipps und Link. Und einen schönen Tag, Stefanie

  10. Ganz wunderbar, Dein Tierbeitrag! Und ungefähr Grund Nr. 1001 für mich, mal wieder in Norddeutschland Urlaub zu machen 😉 Eine Tierbegenung ist ja immer ein Highlight bei einer Aktivität draußen. Viele Grüße aus dem Süden, Lotte

    • Das stimmt, liebe Lotte – und wenn man sich wirklich Zeit zur Betrachtung nimmt, wird ja auch ein Spatz oder Ameisenhaufen wieder so spannend. Ins Grüne zu gehen (egal, wo) ist eines der größte Geschenke, das man sich machen kann. Schönen Sonntag! Stefanie

  11. Himmelmoor nordwestlich von Hamburg! Vögel, Kühe und lautstarke Froschkonzerte und ein wunderschöner Spaziergang nebst Lehrpfad und Moorbahn als Alternative 🙂

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