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Winterruhe

Elbe

Eichhörnchen halten keinen Winterschlaf, sondern Winterruhe. Manche verlassen alle paar Tage ihren Kobel, um auf Futtersuche zu gehen. Andere sind täglich ein, zwei Stunden wach. Letztes entspricht in etwa meinem aktuellen Leben. Es ist still geworden. Auch hier auf dem Blog.

 

Sylt

So ging es los, Februar 2014 auf Sylt

 

Ich erlebe einfach nicht sehr viel zur Zeit. Das hat natürlich mit der Pandemie zu tun. Aber auch nicht nur. Als ich heute vor sieben Jahren meinen allerersten Blogbeitrag schrieb, gab es nicht nur etliche Regionen im Norden, von denen ich noch nie gehört hatte. Ich hatte auch eine ganz andere Beziehung zu Wetter und Klima.

 

Malmoe

Selbst der Februar 2015 hatte seine Momente: Kaltbadehus Malmoe

 

Im Grunde stellte mich die Witterung hier oben höchstens mal zwischen Mai und September zufrieden. Und oft genug nicht einmal dann. Erst als ich genauer hinschaute, konnte ich mich auch für die Monate zwischen Oktober und April erwärmen. Alle haben mir etwas zu geben. Nur mit dem Februar habe ich mich nie wirklich anfreunden können.

 

Kluetzer Bach

Der Februar ist nie der beste Monate, auch nicht 2016 in Boltenhagen

 

Sicher, auch der Februar hat seine Momente. Doch noch habe ich keinen Ort im Norden gefunden, der mir während der anderen Monate nicht besser gefiele. Ich mag die Kälte nicht. Ich bin nicht einmal scharf auf Schnee. Ich habe kein Bedürfnis Ski zu laufen, besitze kein Snowboard, keinen Schlitten, keine Schlitt- oder Gleitschuhe und bade auch nicht in Eislöchern. Im dritten Bloggerjahr akzeptierte die Erkenntnis: den Februar muss ich einfach irgendwie überstehen. Und als ich es erst einmal akzeptiert hatte, fand ich auch darin eine Qualität.

 

Wanderer

In 2017 lernte ich, dass es keinen besseren Monat fuer Kunst und Kultur gibt, als den Februar

 

Doch in diesem Jahr scheint es besonders schwer zu „überstehen“. Überstehen ist jetzt schon eine ganze Weile Hauptprogramm und Vieles, was normalerweise dabei hilft, ist derzeit nicht möglich. Nicht mal rummosern. Das verbietet sich angesichts der Trauer und Ängste, die so viele derzeit unerbittlich im Griff halten.

 

Strand von Wittenbergen

Dankbar für jeden Sonnenstrahl. Februar 2018 am Strand von Wittenbergen.

 

Manchmal hilft nur, von besseren Zeiten zu träumen. Winterruhe zu halten. Im Kobel zu bleiben. Eichhörnchen wissen das. Sie verlassen ihn bei Eiseskälte nur zur Nahrungssuche. Sie können sich aber nicht daran erinnern, wo sie ihre Samen und Nüsse im Herbst versteckt haben. Darum springen sie manchmal eine ganze Weile im Freien umher. (Und freuen sich sehr, wenn jemand was Feines an einer geschützte Stelle deponiert.)

 

Insel Oslofjord

Im Februar 2019 erlebte ich gar nichts, sondern traeumte mich bloss auf kleinste norwegische Inseln

 

Ich hingegen, weiß nur allzu gut, wie und wo ich schnell an Nahrhaftes komme. Ich müsste meinen Kobel nicht einmal verlassen. Wenn ich es dennoch tue, finde ich seit etwa zwei Wochen etwas, das vielleicht gerade noch wichtiger als Essen ist und mit jedem Tag mehr wird. Licht.

 

Baakenhafen

 

Die Tage werden länger. Die Straßenlaternen im Park werden abends später angeknipst und gehen morgens früher aus. Es reicht noch nicht, um meine Winterruhe zu beenden. Auch nicht hier auf dem Blog. Aber es ist ein Anfang. Immerhin. Haltet die Ohren s-teif. Es wird besser.

9 Kommentare

  1. Liebe Stefanie.
    Ich hab immer mal wieder nachgeschaut. Kein Eichhörnchen war zu sehen. Hätte ich gewusst, dass man es mit Futter locken kann…
    Aber umso schöner, an Deinem Empfinden teilhaben zu können. Ja, die Pandemie hat uns im Griff. Hat sie? Uns persönlich irgendwie nicht wirklich. Aber auf dem Land fällt das auch leichter.
    Ich mag das Wetter, wie es gerade ist, genieße Schnee und Sturm. Habe den Kindern einen Rodelhügel im Garten gebaut und übe für unseren Umzug fleißig dänisch.
    Träume uns auch nach Norwegen, wobei ich persönlich auch an der Barentssee gern einmal überwintern möchte:-)

    Ja, wenn ich an die Pandemie denke- da hat mir mal ein unbekannter Mensch in einer für mich sehr schlimmen Phase eine SMS geschickt. Die habe ich auch 20 Jahre danach nicht vergessen: „…ich jammerte, weil ich kaputte Schuhe hatte. Bis ich einen traf, der keine Füße hatte.“ Dankbar sind wir in dieser Zeit, dass wir bisher gut durchgekommen sind. Und nicht in einer Situation, wie viele Millionen Menschen in diesen Wochen, Monaten….

    Das schöne ist ja auch, dass man den nächsten wärmenden Sonnenstrahl genießen wird wie man ihn im Sommer gar nicht bemerken würde.

    Ich freu mich immer wieder auf Eure Artikel und auch, wenn ich endlich mal wieder in Altona bin und einfach anklingeln darf 🙂

    Ganz liebe Grüße
    Kai

  2. ERika Stumm-osterby@gmx sagt

    Lebe Steffi, ich hab mich schon gewundert, dass es so ruhig auf deinem Blog war-der Februar-Blues. Und ich freue mich immer auf den Februar, denn der bringt das Licht zurück-die Germanen nannten ihn deshalb auch Lichtmonat.Und trotz der eisigen Kälte im Moment: die ersten Winterlinge waren schon zu sehen. Also der Frühling kommt trotz und mit Corona .Und ja, wir auf dem Land sollten nicht jammern. Ganz liebe Grüße aus Osterby

  3. Liebe Stefanie,
    ja, dies ist eine besondere Zeit. Für diejenigen, die etwas reisen können, bietet sich (aktuell oder demnächst?) das Thema „Eis auf der Elbe“ an. Spätestens mit den nächsten Frostnächten sollte sowas Spektakuläres inklusive Sonnenschein wie 2012 möglich werden, Geesthacht:
    https://osmerus.wordpress.com/2012/02/05/eis-auf-der-elbe-alles-geht-den-bach-runter/
    Und wer lieber in Gedanken verreist, zoomt sich vielleicht ein und guckt, in welcher Reisephase sich „unsere“ Störche befinden. – Man glaubt es kaum, erste (noch keine von den Besenderten) sind schon wieder am Brutort eingetroffen.
    https://blogs.nabu.de/stoerche-auf-reisen/karte-gross/
    Weiter einen akzeptablen Winter wünscht
    Ludwig

  4. Liebe Stefanie, mir geht es mit dem Februar genau so. Früher als ich noch Fernreisen gemacht habe, war ich zu dieser Zeit gerne in Südostasien unterwegs. Später dann sehr gerne an der Ostsee. Und dieses Jahr? Naja, du weißt schon… Aber ich finde, man darf auch zu heutigen Zeiten ruhig mal rummosern. Ja man sollte das vielleicht sogar ab und zu tun im und über den Februar! Denn mit oder auch ohne Corona gab und gibt es viel Leid auf dieser Welt, wogegen so ein Februar-Blues wahrscheinlich immer eher harmlos ist und man ein schlechtes Gewissen bekommen könnte (und ich auch regelmäßig bekomme), darüber zu klagen. Aber manchmal hilft mosern halt einfach und im eigenen Kobel hört einen ja keiner 😉 – bis der Frühling dann ganz sicher bald kommt!

    Ganz liebe Grüße aus dem tief verschneiten Braunschweig von Andrea

  5. Also,ich mag die Winterruhe.
    Eine herrliche Zeit,um zu entspannen und zu entschleunigen.
    Zeit für Dinge,für die man sonst eben keine oder nur wenig Zeit hat.
    Ich nutze diese Zeit,um meine alten Vinyl-Schallplatten zu digitalisieren.
    Davon besitze ich 4 Schränke mit Musik überwiegend aus den 70ern und 80ern.
    Auf dem Nachttisch liegen Bücher-ist doch herrlich,abends etwas früher zu Bett zu gehen und zu schmökern.
    Der Februar ist wie gemalt für solche Dinge,es steht nirgends geschrieben,daß man etwas tun muß.
    Einfach die Dinge so nehmen,wie sie sind und sich keine großen Gedanken darüber machen.
    Der alte Lateinschüler in mir sagt dazu: Ars vivendi
    Vom Lockdown habß ich auch kaum etwas gespürt – uch bin gerne zu Hause und wohne jetzt einfach meine Wohnung ab,Sofa und Sessel wollen auch mal ausgiebig benutzt werden.
    Und kommt Zeit – kommt Urlaub und Frühling.
    Ist im Frühling in Schleswig-Holstein noch immer Beherbungs-Verbot fahr´ich eben im September.
    Einfach positiv denken und das beste aus dem Leben machen.
    Grüße aus Duisburg
    Ralf

  6. Ich kann nicht behaupten, dass ich ein begeisteter Februar-Fan bin. Aber wenn gegen Ende des Monats die ersten Zwergiris aus dem Boden kommen, ist das schon ganz was anderes.

    Liebe Grüsse aus dem frostigen Dänemark von Birgit.

  7. Sabine sagt

    Das 2018Foto fasst alle meine Gefühle im Spektrum von Lockdown bis Licht. Vorsichtig tastend, die Hoffnung auf ‚einfach mal los’…die Freude über das zunehmende Licht, selbst wenn die dicken Wolken sich verbünden, durchleuchtet es das Grau. Tulpenspitzen machen im Terrassengarten schon große Versprechungen. Danke für deine Nach-Gedanken im kaltenFebruar.

  8. Vielen Dank für alle Kommentare. Ich habs zeitlich nicht hingekriegt zu antworten – habe mich aber natürlich wie immer gefreut. Und werde mich bessern. Ist ja klar. 🙂

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