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Wanderung um den Ellenbogen: nördlicher wird´s nicht

Wanderung um den Ellenbogen

Ich hätte ja schwören können, dass ich die Wanderung um den Ellenbogen längst beschrieben habe. Die Umrundung der Nordspitze von Sylt ist nämlich sicherlich die Wanderung, die ich am häufigsten in meinem Leben unternommen habe. Aber ich verliere wohl langsam selbst den Überblick über das, was sich im Laufe der Zeit auf dem Blog angesammelt hat. Also bitte; hier ist sie. Und zwar so, wie ich sie am liebsten habe: in der kälteren Jahreshälfte bei schlüpferblauem Himmel.

 

 

Die Wanderung um den Ellenbogen kann im Grunde überall in List beginnen. Wer am Ende nicht vollkommen erledigt sein möchte, startet an der Weststrandhalle. Parkplätze sind vorhanden. Eine Bushaltestelle auch (Linie 5 ab List/Hafen). Die Runde ist dann etwa 13,5 km lang. In normalem Tempo dauert der Spaß demnach 3, 5 Stunden.

 

 

Die Wanderung um den Ellenbogen liebe ich so, weil hier die Welt endet, wie wir sie kennen. Oder sie beginnt hier. Es kommt auf den persönlichen Standpunkt an. Jedenfalls ist es der nördlichste Punkt von Deutschland. Gefühlt eigentlich schon Dänemark. Zumal man auf den ersten Kilometer direkt auf die Insel Rømø zuläuft. D.h. es kann „frisch“ werden. So ist eine Mütze unbedingt eine gute Idee. Genau wie eine Sonnenbrille. Der Rest ist eine Typfrage. Ich bin dieses Jahr zum ersten Mal in Turnschuhen spaziert. Und weil der Sand an der Brandungsseite schön fest ist, fand ich das besser – leichtfüßiger – als in Wander- oder Gummistiefeln.

 

Equipment für eine Wanderung um den Ellenbogen

 

Ein wenig Wasser kann auch nicht schaden. Denn eine Einkehrmöglichkeit gibt es nicht. (Zu viel zu trinken, wäre allerdings ein Fehler. Es gibt nämlich auch keine Toiletten.) Und falls man informiert sein möchte, wo der nördlichste Punkt Deutschlands nun ganz exakt liegt, sollte man sein Handy mitnhemen. Er ist nicht markiert – und befindet sich auch nicht an der Ellenbogenspitze, sondern auf dem Weg dorthin.

 

 

Während man sich den Strand anfangs höchstens mit vereinzelten Strandläufern teilt, wird es ab dem Leutchtturm List West etwas belebter und ab dem Leuchtturm List Ost sogar ziemlich voll. Hier stoßen die Leute dazu, die mit dem Auto anreisen. (Das ist auch nicht schlecht und das ist auch die Sache, die ich tatsächlich schon einmal beschrieben habe – mehr dazu hier.)  Aber Autofahrten sind eben nicht zu vergleichen mit der Zufriedenheit, die Ellenbogenspitze aus eigener Kraft zu erreichen.

 

 

Seit einiger Zeit ist der äußerste Nehrungshaken von Sylt abgesperrt. Die Ranger sahen sich dazu gezwungen, weil es immer mehr Menschen einfach nicht aushalten können, rastende Robben in Ruhe zu lassen. (Und falls Du irgendwann mal am Ellenbogen beobachtest, wie ein geschniegeltes Paar über das Seil klettert, um Selfies zu schießen, kann ich nur raten: mecker sie blöd von der Seite an. Ich habe es nicht getan, also gemeckert, und ärgere mich darüber nun schon seit 3 Wochen und 6 Tagen.)

 

 

So wie es auf dem Weg zur Ellenbogenspitze immer voller wird, wird es auch immer leerer, je weiter man sich wieder entfernt. Am schönsten ist die Wattseite bei Ebbe (also vorher Tidekalender checken. Hier scheinen Turnschuhe allerdings nicht ideal).

 

 

Königshafen heißt diese nördlichste Bucht von Deutschland, in der bis Mitte der 80er Jahre noch die Bundeswehr rumballerte. Heute erinnern an die Nato-Schießübungen nur noch Schilder, auf denen darum gebeten wird, etwaige Munitionsfunde zu melden. (Dann ist man wohl zu weit gegangen. Und ich habe mich schon oft gefragt, ob es für die freilebenden Schafe eigentlich gefährlich ist.)

 

 

Den aller-, allerletzten Part der Wanderung um den Ellenbogen, muss man entlang der Straße absolvieren. Das ist nicht ganz so super wie der Rest. Die Straße ist nämlich sehr schmal. Es existiert kein Fußweg (es wäre auch kein Platz dafür). Und da es an einigen Stellen auf und ab geht, können Autofahrer Wanderer erst dann sehen, wenn sie fast schon mit ihnen kollidieren.

 

 

Kurz vor der Mautstelle führt eine Straße hinauf auf den Ellenbogen“berg“ – eigentlich natürlich eine Düne. Da lässt sich noch einmal hervorragend kapitulieren, was man alles hinter sich hat. Und vor sich hat man dann nur noch eine Treppe hinunter zum Ausgangspunkt.

 

 

Als Ausgangspunkt habe ich nicht zufällig die Weststrandhalle gewählt. Sondern aus  gastronomischen Gründen. Seit Wonnemeyer nicht mehr in Wennigstedt logiert, wabert seine typische Loungemusik über das Listland. Und auch wenn es nicht das beste gastronomische Angebot der Welt, sitzt man da doch einfach sehr schön auf der Sonnenterrasse. Besonders wenn die Beine ein bisschen schwer sind.

15 Kommentare

  1. Wirklich schöne Fotos, Stefanie! ?

    Zu schade, dass es in den hohen, hohen Norden so weit ist. Aber mit Deinem Bericht klappt das Erwandern auch so – beinahe.

  2. Dieses Selfiezeugs geht mir inzwischen so gegen den Strich. Daran werden wir irgendwann alle mal zu Grunde gehen ;-). Kenne das gefühlt nichts gesagt zu haben nur zu gut.

  3. So hoch im Norden … Schön, sich dort den Wind um die Nase wehen und den Blick in die Ferne schweifen zu lassen! Ich kann mir aber auch vorstellen, dass Wind von vorne dann nach einigen Kilometers richtig fordert. ^^

    Stefanie, deine Schilderung (samt klasse Fotos!) macht ordentlich Lust, den Ellenbogen selbst zu umrunden. Mich wundert nur auch sehr, dass der nördlichste Punkt gar nicht markiert ist. Überall sonst wird doch gerade für solche speziellen Dinge ordentlich Tamtam gemacht und versucht,gerade damit Besucher anzuziehen. Schild hier, Selfie-Point dort, Hinweis links, Info rechts ….
    Kann man sich vor Ort vielleicht nicht auf den genauen Punkt einigen? (Nur Spaß ^^) Wahrscheinlich wird einfach davon ausgegangen, dass jeder ein Handy dabeihat.

    Jetzt ärgere dich aber nicht länger über die versäumte Zurechtweisung der Heinis, ich gehe schwer davon aus, dass du an anderer Stelle wieder einmal Gelegenheit haben wirst, berechtigt eine kleine Meckerei loszuwerden. ^^

    Schönen Sonntag und liebe Grüße!
    Michèle

    • Liebe Michèle, der Ellenbogen ist ja in Privatbesitz. Vielleicht haben die Eigentümer gar keine Lust, einen weiteren Wallfahrtsort auszuschildern? Oder vieleicht ist das mit dem nördlichsten/südlichsten/höchsten/tiefsten… -Punkt auch mehr für Gegenden, wo sonst nicht so viele Highlights liegen? Das hebe ich mir mal als Frage auf, wenn ich je die Ellenbogen-Besitzer kennenlerne 😉 Vielen Dank für Deinen Kommentar. Und einen lieben Gruß, Stefanie

  4. Man könnte an einigen Orten mit dem Meckern glatt zur Ziege werden ? Unverständlich wieso man dann auch noch unbedingt Selfiepoints errichten muss! Also grame Dich nicht! Vielleicht wird der eine oder andere ja mal von einer Robbe in den A. gebissen bei so viel Frechheit! ?

  5. Das ist so schön da, ich muss auch unbedingt mal wieder nach Sylt und dann werde ich bestimmt ganz viel zu Fuß gehen. Da freue ich mich schon drauf. Deine Fotos motivieren mich, denn ich liebe den Norden auch bei Winter am meisten. Liebe Grüße

    • Bei mir kommt´s auf die Region – Dithmarschen geht zum Beispiel auch im Sommer, finde ich. Auf Sylt war ich schon seit 10 Jahren nicht mehr im Sommer. Kommendes Jahr teste ich aber mal wieder den Frühling. Bin selbst gespannt. Liebe Grüße zurück, Stefanie

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