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Es war einmal – der Fünenstein

Fuenenstein

An der Flensburger Außenförde träumt man sich zwangsläufig nach Dänemark. Nicht nur, weil der kleine große nordische Nachbar direkt vorm Balkon liegt und lockt und leuchtet. Man stolpert auch an jeder Ecke über gemeinsame Geschichte und Geschichten. Die vom Fünenstein ist wahrhaftig wahr.

As de Kaark to Quern buut wer, het de Fru vun´n Riesen dat seen. De Blick op´n christliche Kark het de heidnische Fru so fünsch mokt, dat se eer Strümpband nehm, een groten Steen dor inlegte un em op de nüe Kark schmeet.

Muehlendamm

 

De Wucht vun de Wurf weer so grot, dat de Steen in twe Deele brokt. De eene Deel fullt int Water bi Dollerpupholt un de ander floch so dicht an de Kark vörbi, dat de Turm scheef wur. De Steen nennt man hüüt Fünensteen und licht jümmers noch dor – un de Turm is jümmers noch scheef. Kannst ja mol kieken. Un disse Geschichte is waahrhaftig waahr!!!

 

Strandweg

 

So steht es jedenfalls auf einem verblichenen Schild am Strand. Und mich würde ja mal interessieren, ob man den Fynstenen auch auf der Insel Fünen kennt. Falls nicht:

Da Kirken i Quern blevt bygget, så konen til em kæmpe, som boede på øen Fyn, dette. Synet af den kristelige Kirke, ophisede de hedenske dame så meget, at hun tog sit strømpebånd, lagde en kæmpe sen, i den og slyngede den mod på kirke-byggeriet.

 

Flensburger Foerde

 

Kastet var så kraftigt, at stenen splintredes undervejs. Den ene halvdel landede vet Dollerupholz i vandet. Den andern halvdel fløj så tæt forbi Querner Kirketårn, at dette blevt skævt. Stenen kalder man i dag »fynstenen« – og tårnet er i dag stadig skævt og stenen ligger der endnu. Du kan jo selv kigge efter! Og denne historie et viiiirkeliiig saaand!!!

 

Flensburger Aussenfoerde

 

Oder aber eben für Süddeutsche: Als die Kirche zu Quern gebaut wurde, sah das die Frau eines Riesen, die auf der Insel Fünen wohnte. Der Anblick der christlichen Kirche erzürnte die heidnische Dame so sehr, dass sie ihr Strumpfband nahm, einen riesigen Stein hineinlegte und auf das Kirchbauwerk schleuderte.

 

Flensburger Foerde

 

Die Wucht des Wurfes war so groß, dass der Stein unterwegs zersprang. Die eine Hälfte landete bei Dollerupholz im Wasser. Die andere flog haarscharf am Kirchturm von Quern vorbei, so dass dieser schief wurde. Den Stein nennt man »Fünenstein« und der Turm ist heute noch schief und der Stein liegt immer noch da. Kannst ja mal selber gucken.

 

Steinstrand

 

Es heißt, diese Geschichte ist wirklich wahr. Geographisch Gebildeten könnten Zweifel kommen. Die Insel Fünen ist nämlich ganz schön weit weg. Es wäre glaubhafter, wenn die Frau des Riesen ihr Strumpfband an der dänischen Küste direkt gegenüber gespannt hätte. Allerdings: Als es noch Riesenweiber gab und die Kirche von Quern gebaut wurde, gehörten die Landschaften an der Flensburger Förde mal zu diesem Land und mal zu jenem, aber immer zusammen. Da hat man sich gegenseitig wohl keiner Frevel bezichtigt.

 

Fuenenstein

Fuenenstein

 

Sei´s drum: Die Existenz des Fünensteins kann ich bestätigen. Das mit dem Querner Leuchtturm allerdings nicht aus eigener Erfahrung. Zwar hatte ich mir fest vorgenommen, mal nachzusehen, wenn ich in der Gegend bin. Aber als ich es dann neulich war, bin ich doch lieber wieder zum Fünenstein spaziert. Und dann – ein paar Stunden später – sogar noch mal. Der größte Findling der Flensburger Förde liegt nämlich vor einem ganz herrlich wilden, ruhigen Naturstrand. Ich starte am liebsten am kleinen Parkplatz Mühlendamm nördlich von Neukirchen.

 
Rapsfeld
 

6 Kommentare

  1. Verena Kleffner sagt

    Herrlich, wo du solche Tatsachen immer ausgräbst! Das stimmt bestimmt!
    Wir lieben den Naturstrand da auch, aber beim letzten Sturm war derselbige fast verschwunden…
    Man trifft sehr selten mal einen anderen Spaziergänger.
    Sehr schöner Platz.

  2. Wieder eine tolle (und für mich neue) Geschichte aus meiner alten Heimat …
    Ich sammle die Mails von deinen Beiträgen jetzt, damit ich darauf zurückgreifen kann, wenn die Gelegenheit sich bietet.
    Wir mögen Flensburg sehr. Nicht so riesig wie Kopenhagen oder gar Hamburg, aber mit diesem Seefahrtflair. Dollerupholz klingt für mich besser als Doller-pup-holt … haha, wie es wohl dazu gekommen ist?
    Liebe Grüsse aus dem nördlichen Dänemark

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