Norddeutschland, Nordsee
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Das Auswandererhaus Bremerhaven

Auswandererhaus Bremerhaven

Huch. Jetzt ist es aber sehr plötzlich herbstlich und kalt geworden. Ein guter Zeitpunkt, um noch mal auf Bremerhaven zurückzukommen. Irgendwas muss man ja unternehmen in den Schmuddelwetter-Wochen. Da empfehlen sich die Havenwelten mit dem Auswandererhaus einmal mehr.

 

Vorweg: Ich habe oft genug Schwierigkeiten mit sogenannten „Erlebnis-Museen“. Der Grad zwischem krawalligen Klamauk und bedauernswertem Kitsch scheint mir schmal. Vor beidem braucht man sich im Auswandererhaus Bremerhaven aber nicht zu fürchten. Nicht umsonst trägt es die Auszeichnungen „European Museum of the year“ und „The best in Hertiage“.

 

ColumbusKaje

 

An rekonstruierten Originalschauplätzen spürt der Besucher drei Jahrhunderten Auswanderungsgeschichte nach. Die Inszenierung ist bis ins letzte Detail liebevoll. Auf dem Dampfer „Lahn“ beispielsweise  vibriert der Boden und man spürt dieses leichte Stampfen, als sei man wirklich auf einem Schiff.

 

 

In der Galerie der 7 Millionen finden sich die Geschichten der Auswanderer. Von manchen sind nur die biographischen Daten bekannt. Von anderen erfährt man viele persönliche Hintergründe. Wie es allgemein zu den Massenauswanderungswellen nach USA, Australien, Argentinien und Brasilien kam, erfährt man an den Hörstationen, die ziemlich gemütlich sind. Der Blick bleibt dabei stets auf den Neuen Hafen gerichtet, einem der historischen Abfahrtsorte.

 

 

Die Ankunft in der neuen Welt wird am Beispiel New Yorks thematisiert. Wer will, kann auf Ellis Island, der Insel der Tränen, testen, ob er selbst die Einwanderungsbestimmungen erfüllt hätte. In der Grand Central Station illustrieren Dioramen typische Werdegänge deutscher Einwanderer.

 

 

In der nachempfundenen Grand Central Station ist mir übrigens mal wieder besonders klar geworden, wie merkwürdig es ist, dass ich mehr Menschen kenne, die schon in New York waren, als solche, die mal in Bremerhaven gewesen wären. Das Ganze wird noch merkwürdiger, wenn ich erwähne, dass ich mal einen Betriebsausflug von Hamburg nach New York machte. Mein Arbeitgeber mietete einen Teil der Grand Central Station für ein exklusives Dinner. Aber das ist natürlich eine andere Geschi… nee, eigentlich ist das gar keine andere Geschichte. Eigentlich unterstreicht das super, dass aus einem Land voller Wirtschaftsflüchtlinge ein Wirtschaftswunderland werden kann.

 

WartehalleGrandCentral

 

Der Museumsteil, der sich der Einwanderung in Deutschland widmet, gefiel mir persönlich besonders gut. Die Ausstellung beamt den Besucher zurück zum 24. November 1973. Die Zeitungen titeln „Anwerbestopp in Deutschland.“ Und wir können uns durch eine Einkaufspassage treiben lassen und die Biografien verschiedener Einwanderer verfolgen.

 

 

Das ist längst noch nicht alles: Da wäre auch noch eine stilsichere Einwanderungsbehörde aus den 80ern und ein Kino aus den 50ern (in dem aktuelle Dokumentationen laufen). Und natürlich die Sammlung, in der man nach den eigenen Vorfahren forschen (oder von ihnen berichten) kann. Es gibt wechselnde Sonderausstellung; z.Z. über „Displaced Persons“. Ein schöner Shop sowie ein gutes Restaurant sind ebenfalls vorhanden.

Vier Stunden kann man gut einplanen. Eher fünf. Die 12,60 Eintritt sind nicht zu viel verlangt. Finde ich. Und ich finde auch: Das Deutsche Auswandererhaus ist ein richtig gelungener Ort – nicht nur aber besonders – für einen grieselgrauen Novembertag.

Auswanderer

7 Kommentare

  1. Gisela Maier sagt

    1956 wanderten meine 2 Brüder nach CANADA aus. So war ich Grad erstaunt als ich das Auswandererhaus in Bremerhaven fand.Muss ich gleich nach Canada melden

    • Hallo Gisela – das ist ja interessant. Vielleicht schaffst Du es ja auch mal in Auswandererhaus – und findest die Karteikarten Deiner Brüder?! Ganz liebe Grüße, Stefanie

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