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Warum auch kleine Blogs interessante Kooperationspartner sind

Reusen

Bloggen heißt Teilen. Trotzdem habe ich schwer überlegt, ob ich diesen Beitrag überhaupt schreiben soll. Nicht, weil ich mein Wissen nicht teilen möchte. Sondern weil ich mich frage, ob ich möglicherweise die Einzige auf der Welt bin, die keine Ahnung hatte, dass auch kleine Blogs interessante Kooperationspartner sind.

Genug der Rechtfertigung. Dieser Text ist für Dich, wenn Du

  • nicht massenweise Leser hast, aber einen schönen Blog.
  • keine Social-Media-Ikone bist, aber doch irgendwie aktiv.
  • Dich fragst, wie man zu Kooperationen kommt.

(Und falls Du nicht mal mit dem Begriff Kooperation etwas anfangen kannst: Kooperationen sind Gegengeschäfte. Der Blogger bloggt über das, was der Kooperationspartner kostenfrei zur Verfügung stellt. Waren oder Dienstleistungen oder Reisen. Bekannte (professionelle) Blogger werden dafür logischerweise bezahlt. Immerhin liefern sie dem Kooperationspartner nicht nur die Berichterstattung sondern auch gleich noch die entsprechende Zielgruppe.)

Aber was ist mit Bonsai-Blogs? Also, kleinen, liebevoll gehegten Blogs? Ab wann eignet sich so ein Blogger als Kooperationspartner? Und warum? Das fand ich lange undurchschaubar.

Wie viele Klicks braucht man eigentlich, um interessant zu sein?

Bestimmt viele, dachte ich. Mehr als wir haben jedenfalls.

Dann erhielten wir vor einigen Wochen die Anfrage eines Reiseveranstalters. Es war ein typischer WTF-Moment, denn es handelte sich um eine Reise nach Griechenland.

Griechenland ist natürlich grandios. Aber nicht ganz unser Thema. Eigentlich ist es das Gegenteil unseres Themas.

Egal. Es war für mich der Startschuß, um selbst mal aktiv nach Kooperationen Ausschau zu halten. Eine ganz einfache Möglichkeit ist facebook.

Wo man Kooperationen findet

Im echten Leben hasse ich Akquise. Auf facebook ist das anders. Dort stöbere ich sowieso gern in den Gruppen, die Blogger-Kooperationen eintüten. Meine Lieblingsgruppe ist „Bloggerinnen und Blogger gesucht„. Dort werden die unterschiedlichsten Blogs für die merkwürdigsten Produkte gesucht.

Es erinnert mich an diese Anzeigen in der Yellow-Press, (von denen ich gar nicht weiß, ob es die noch gibt). Früher waren sie immer auf Halbseiten zu finden. Die Älteren erinnern sich vielleicht? Portable Toiletten, Röntgenbrillen, Treppenlifte,  Phantomas-Masken. Und ab und zu war da auch mal was dabei, das man sich glühend wünschte (ich sag nur: Sea-Monkeys).

Zurück zu facebook. Egal, ob Du Food-Blogger, Buch-Blogger, regionaler Blogger, Bastel-Blogger, Technik-Blogger, Reise-Blogger, Foto-Blogger oder sehr-seltsame-Dinge-Blogger bist, es gibt garantiert jemanden, der in Deiner Nische Kooperationen anbietet. Auch wenn Dein Blog klein ist. Aus unterschiedlichsten Gründen, von denen ich hier nur mal 3 nenne.

  1. Sie finden Deinen Blog gut

Die erste Anfrage, auf die ich mich zu reagieren traute, war die Einladung des  Automuseums Prototyp.

Ich dachte, sie würden uns vielleicht mal zu einer Ausstellung einladen. Statt dessen gabs das volle Wohlfühl-Programm: 1.) eine Museumsführung an einem Montag (also dem Tag an dem weltweit alles Museen geschlossen sind). 2.) eine Einladung ins Fahrerlager und VIP-Zelt auf einem Oldtimer-Rennen.  Und  3.)  durfte Volko als Sahnehäubchen im Porsche 356 A Speedster auf die Strecke gehen. Ziemlich besondere Sachen also.

 

Black Beauty
Warum das Automuseum uns dafür auswählte (und nicht einen größeren Blog), war ganz einfach. Ihnen gefiel, was wir machen. Sie mochten unseren Stil. Unsere Texte und besonders die Fotos. Interessant waren für das Museum nicht unsere Besucherzahlen; schon gar nicht unsere facebook-„Fans“.

Fans haben die nämlich selbst. Viel, viel, viel mehr als wir. Und genau denen wollten sie mit unserem Beitrag etwas bieten.

 

2. Sie finden Dich gut

 

Eins war nach dem Automuseum klar:  So eine Kooperation ist aufwändig. Für beide Seiten. Und deswegen fühlt man sich (wir uns) auch stärker verpflichtet. Es ist ein bisschen wie arbeiten. In einem tollen, schlecht bezahlten Job. Darum sollte man auch nicht alle nur erdenklichen Kooperationen eingehen. Sondern nur solche, die einem wirklich Spaß bringen.

Im Grunde lässt man sich am besten nur dorthin einladen, wo man auch ohne Einladung hinfahren würde.

 

Ellenbogenstraße

 

Im allerbesten Fall hat man am anderen Ende mit Menschen zu tun, die selber bloggen. So ist uns das mit Sanda Lachmann von den Jugendherbergen im Nordwesten gegangen. Die klärte nämlich auf heiterbisstuermisch.de ungefragt fast alle meine Fragen.

Wieder war nicht die Reichweite entscheidend. Dieses Mal ging es um die innere Einstellung der Blogger. Sozialverträglich sollten sie sein, naturverbunden, reiselustig. Was uns ganz gut beschreibt.

Ich war übrigens total baff, wie schnell und verbindlich die Kommunikation läuft. So was kenne ich aus dem „normalen“ Arbeitsleben gar nicht. Wo die analoge Geschäftswelt monatelang rumhünert, scheint im Bloggerkosmos alles ruckzuck zu gehen.

Und so erkunden wir gerade unsere erste ostfriesiche Insel, wenn dieser Beitrag erscheint (und während ich schreibe, freue ich mich schon total).

 

3. Du erkennst, was Dein Kooperationspartner braucht

 

Auch unser dritter Kooperationspartner suchte keine Social-Media-Experten. Sondern Ausflugstipps für den Blog der Region. (Ich sag noch nicht, wohin es geht. Aber im November werden wir wieder in eine Gegend reisen, die uns schon lange interessiert hat.)

Das Gesuch war sehr konkret formuliert: Pro Tipp von 500 Zeichen erhält man eine Hotelübernachtung inklusive Verpflegung. Das Konkrete gefiel mir. Man kann sich ganz genau überlegen, wie lange man für 500 Zeichen braucht. Und dann ermessen, ob die Hotelübernachtung einen entsprechenden Gegenwert darstellt.

Umso erstaunter war ich, dass wir laut Kooperationspartner die ersten waren, die wirklich auf das Angebot eingegangen waren. Zumal das Gesuch schon ein halbes Jahr im Netz herumschwirrte. Zwar hatten sich viele Blogger gemeldet. Aber offenbar mit ganz anderen Vorstellungen.

Es gibt also durchaus Vorteile, wenn man noch ganz old-school-mäßig liest – statt Texte nur zu scannen.

Es gibt sicherlich auch Vorteile, wenn man scannt. Genau wie es auf jeden Fall Vorteile gibt, wenn man superviele Leser hat oder eine facebook-Ikone ist.

Unterm Strich scheint es mir aber so zu sein: Das Netz ist groß genug für alle.

 

PS.: Man kann das Ganze natürlich auch anders herum angehen. Man kann sich selber überlegen, mit wem man kooperieren möchte. Das haben wir inzwischen auch schon getan. Aber das erzähle ich vielleicht ein anderes Mal (falls es jemanden interessiert).

34 Kommentare

  1. So ist es : ) Qualität statt Quantität zählt durchaus. Nicht überall, aber das müssen dann ja auch keine Partner werden. Ich habe schließlich auch einen Anspruch an meine „Arbeit“. Einen schönen Sonntag wünsche ich dir! Jutta

  2. Liebe Jutta, Deinen Blog habe ich sowieso als großen, großen Profi-Blog abgespeichert! (Ist auch noch mal was anderes, wenn Edelfedern schreiben, finde ich.) Komm gut in die Woche, Stefanie

  3. Hallo, ich habe gerade diesen schönen Beitrag gelesen und finde es sehr ermutigend, dass offenbar auch Websites und Blogs mit geringerer Reichweite interessant sind für Kooperationen.

    • Hallo Stefan. Unserer Erfahrung nach ist das so. Immer vorausgesetzt natürlich, man kümmert sich um seinen Blog. Was Du tust, wie ich gerade gesehen habe. 🙂 Liebe Grüße, Stefanie

  4. „Im Grunde lässt man sich am besten nur dorthin einladen, wo man auch ohne Einladung hinfahren würde.“ Das trifft es für mich voll und ganz. So bleibt man sich selber treu und ist für den Kooperstionspartner der beste Multiplikator.

    Herzliche Grüße,
    Anke

    PS. Im November erwartet uns vielleicht sogar die gleiche Kooperation? Wir liefern ebenfalls Ausflugstipps und erhalten im Gegenzug Kost und Logie 🙂

    • Ach, Anke, das wäre ja ein Ding. Fände ich spannend zu sehen, wie ähnlich/ unterschiedlich wir das aufbereiten! Liebe Grüße, Stefanie

  5. „Im Grunde lässt man sich am besten nur dorthin einladen, wo man auch ohne Einladung hinfahren würde.“ Ja, das halte ich als private Bloggerin auch so. Und als Zuständige für Blogger Relations versuche ich das Prinzip umgekehrt zu leben: „Lade nur Menschen ein, die vermutlich auch so mal zu Dir gekommen wären.“

    Danke für die netten Wort zu unserem Kontakt. Das bestärkt mich darin, weiterhin an inhaltliche Relevanz zu glauben statt nur Zahlen zu vertrauen!

    Liebe Grüße aus Bremen von
    Sandra

    • Liebe Sandra, wir haben ganz, ganz unterschiedliche Leute bei Euch kennengelernt. Aber ich denke, eine Schnittmenge war, dass die sehr an Echtem interessiert sind. Von daher passt Deine Strategie eben ganz genau. Jetzt müssen wir nur noch einen Beitrag schreiben, der das Ganze so schön wiedergibt, wie es war 🙂 Liebe Grüße in die Schwesterstadt, Stefanie

  6. Hallo ihr zwei,
    ein sehr schöner und vor allem aufmunternd informativer Post! Wir schielen immer mal wieder etwas neidisch auf Fan-Zahlen und Reichweite anderer Bloggerkollegen und deren tolle Kooperationen. Uns dafür verbiegen oder „einfach alles annehmen“ möchten wir aber nicht. Schön zu sehen, dass es auch anders geht.
    Liebe Grüße aus Ye Olde Kitchen, Eva und Philipp

    • Danke, Ihr Beiden. Ich glaube, auf Dauer wirkt „verbiegen“ kontraproduktiv. Zumal man ja als Hobby-Blogger sowieso bloggt, weil man etwas machen möchte, bei dem man ganz bei sich ist. Liebe Grüße nach Ye Olde Kitchen (was das wohl ist… auch bei Euch schaue ich gleich mal rein. Sehr guter Nebeneffekt dieses Beitrags: Ich lerne neue Blogs kennen!), Stefanie

  7. So ähnlich ging es mir auch. Als ich meine erste Anfrage im Mailfach war, konnte ich es kaum glauben. Ich sollte einen Artikel schreiben und habe dafür den Eintritt und 2 Produkte für meine Leser bekommen – ich wollte da eh mal hin und für die Leser konnten für den Winter warme Mützen gewinnen. Übrigens kommen heute noch immer viele neue Leute auf meinem Blog, wenn sie das Produkte googeln. Der Beitrag ist auch noch immer in den Top 10.
    Ja und dann habe ich versucht selbst Kooperationen zu bekommen, Dinge, die mich interessieren. Eine Reise nach Bremen war dabei, Arganöl (kannte ich von meiner Marokkoreise), eine Zeitschrift, Bücher etc.

    Ich habe auch nicht überall wo ich mich beworben habe, den Zuschlag bekommen. Viele melden sich ja nicht einmal. Aber da stehe ich drüber.

    Deine angesprochenen Beiträge klingen spannend – hast eine neue Leserin gewonnen. 🙂

    LG Myriam

  8. Hallo Stefanie

    Kann mich dem vorangegangenen Kommentaren nur anschließen.
    Es tut gut mal etwas „pro kleine Blogs“ zu lesen. Bei so manchem „hoch kommerziellen Blog“ vermisse ich manchmal ein bißchen das Herz und die Authentizität.
    Und in Sachen „Aber das erzähle ich vielleicht ein anderes Mal (falls es jemanden interessiert).“ … klar interessiert das! Immer her damit, bitte!

    Liebe Grüße – Diane

    • Ja, da stimmt manchmal, Diane. Ich denke, es ist manchmal schwer, wenn man so von berufswegen bloggt und wirklich keinen Gefallen am Auftrag findet. Als Hobby-Blogger kann man es dann einfach weglassen. Der Profi muss sich was aus den Fingern saugen. Bestimmt findet man die eigenen Beiträge selbst nicht so toll. Wie das eben im Arbeitsleben so ist. Liebe Grüße zurück, Stefanie

  9. Hallihallo,

    schoener Beitrag. Ich finde auch, dass Hobbyblogger mit Herz dabei sind und dadurch viel schoenere Artikel zustande kommen, als die ewig gleichen „10 Gruende warum Du nach Bali musst“ und so ein langweiliger Kram.
    Macht weiter so !
    Und ich finde das allerschoenste am bloggen ist ja, dass man eben seine Meinung offen sagen kann – ganz ehrlich – und ja als Profi muss man eben die Masse befriedigen, aber es gibt auch blogger, die sich ihrem Stil treu geblieben sind und trotzdem Geld verdienen…
    LG aus der Welt, Heike

  10. Hej,
    dein Beitrag habe ich grad zufällig gefunden, bei einem wiederholten Besuch bei dir durch den Kommentiertag. Dein Post ermutigt mich. Ich habe mir nämlich gerade auch die Frage gestellt, warum werde ich als ganz kleiner Blogger ausgewählt von einer Firma.
    Vielen Dank für deine 3 Punkte.
    LG Kerstin

    • Freut mich Kerstin. Bei Dir kann man sich ja auch einige Kooperationen vorstellen (wenn auch ganz andere). Liebe Grüße, Stefanie

  11. Liebe Stefanie, ich habe mich sehr über diesen Artikel gefreut, da ich selbst auch so einen kleinen Blog betreibe. Dein Artikel hat mich in meinem Tun bestärkt und mir in jedem Fall ein positives Gefühl vermittelt. Herzlichen Dank für diesen offenen Artikel. Liebe Grüße, Sabrina

    • Hallo Sabrina, gern gescheen. Ich hatte mich schon lange gefragt, warum ich eigentlich nirgendwo Infos von Bloggern finde, wie man denn eigentlich ANFÄNGT mit dem Kooperationen. Wie´s später geht, wenn man sehr viele Leser hat, liest man ja öfters mal. Aber irgendwann müssen doch auch die Großen mal klein gewesen sein. Für möglich hielt ich bisher, dass ich einfach nicht die richtigen Google-Worte finde. Aber die Kommentare für diesen Beitrag zeigen mir, dass es doch einige kleine Blogger gibt, denen es genauso geht wie mir. Liebe Grüße, Stefanie

  12. Interessantes Thema! Ich denke, meistens kommen die Agenturen auf die Blogger zu, deswegen wird das (die Beauty-Szene ausgenommen) kaum behandelt. Vlt. ist es auch Konkurrenzdenken?

    Mich interessiert: Wie erkennt man seriöse Kooperationspartner? Wie siehst du das?

    • Hallo Evy, da taste ich mich gerade vor. Noch habe ich ja nicht viele Kooperationen erlebt. (Auf uns ist aber auch noch nie eine Agentur zugekommen. Ich lese das auch immer überall. Aber ich vermute, das passiert erst, wenn man ein bisschen mehr Reichweite hat?). Liebe Grüße, Stefanie

  13. Vielen Dank für diesen tollen Artikel….ich habe mir den abgespeichert, weil das wirklich sehr informativ ist, denn ich blogge gern, aber ich hab wenig Plan davon 😉

  14. Toller, Blog, guter Artikel! Vielen Dank. Das macht mir Mut, auch für meinen kleinen Miniblog irgendwann mal Kooperationspartner zu finden…
    Viele Grüße,
    Chrissy von krimiundkeks

    • Schön, dass der Beitrag Dich ermutigt. Das Geheimnis ist, Zweifel runterzuschlucken und immer hübsch weiterzumachen. Liebe Grüße, Stefanie

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