Irgendwann um die Jahrtausendwende, Bucket Lists waren mir noch kein Begriff, erkor ich die Ochseninseln zu einem meiner 43-places. Die Seite lief damals in der 1.0-Version. Da war nichts interaktiv. Man notierte einfach 43 Orte, die man schon gesehen hatte oder noch erobern wollte.
Letztes Jahr fiel mir die Liste wieder in die Hände. Mich überraschte,
a) wie viele Ziele in der Nähe sich darauf befanden. Und
b) dass ich es in gut 10 Jahren nicht geschafft hatte, auch nur eines davon zu besuchen. (Im Gegensatz zu den voll-weit-weg-Zielen).
Aus meinem Erstaunen entstand im Grunde dieser Blog. Seitdem habe ich ja nun schon einiges gesehen. Und neulich war ich wirklich ganz kurz davor, meinen Fuß auf die Ochseninseln zu setzen.
Die zwei kleinen Inseln liegen in der Flensburger Förde. Sie entstanden, als ein Riese vom dänischen zum deutschen Ufer sprang. Zwei Lehmklumpen plumpsten von seinen Stiefeln herab: Voilá – die Ochseninseln.
Angeblich setzt stündlich eine Fähre auf die Große Ochseninsel über. (Die Kleine Ochseninsel kann man nicht besuchen. Sie ist im Besitz der Dänischen Lehrervereinigung und so schön verwildert, dass ich sie viel lieber erkunden würde als die Große. Aber man kann eben nicht alles haben.)
Es hatten sich ziemlich viele Menschen am Anleger in Sonderhav eingefunden. Wandergruppen, Jungsgruppen mit Kühltaschen und Grillutensilien, Familien. Volko ließ es sich netterweise nicht anmerken, aber ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass er innerlich stöhnte. Massen sind nicht so sein Ding.
Ein bisschen erinnerte das Ganze uns an Skagens-Gren, wo Skagerrak und Kattegat zusammentreffen und Bussladungen von Touristen zur Nordspitze Dänemarks pilgern. Bussladungen sind es vor Ochseninseln zwar nicht. Aber in der Relation ist die Sandzunge vor Sonderhav ähnlich bevölkert.
Zur vollen Stunde hatten wir sie jedoch einen Moment für uns, weil alles zum Anleger trabte.
Wir trabten nicht mit, weil wir längst entschieden hatten, dass wir nicht auf die Ochseninsel fahren würden. Jedenfalls nicht an diesem Tag. Wenn ich wiederkomme (und ich möchte auf jeden Fall wiederkommen), dann in dem Wissen, dass hier ordentlich was los ist. Die Große Ochseninsel wird für mich dann nur ein Zwischenziel auf einer Wanderung von Wassersleben durch den Kollund Wald sein.
Denn nun weiß ich ja, was ich vorher nicht wußte: Der Hot-Dog-Stand vor den Ochseninseln ist die Mega-Attraktion der Gegend. Da muss man sich nur mal den Wikepedia-Eintrag von Annies Kiosk ansehen, in dem von Würstchen-Kriegen, Raubüberfällen und Hot-Dog-Meisterschaften berichtet wird. Und dass Angela Merkel hier mal ein Hot-Dog aß.
Zur vollen Stunde legte dann wirklich ein Mini-Boot auf der Großen Ochseninsel ab und steuerte auf den Anleger zu. Der Kapitän sprach irgendwas mit den Wartenden aus der ersten Reihe und kehrte dann ohne Passagiere zurück zu Insel. Selbst wenn ich noch gewollt hätte, hätte ich offenbar nicht zur Großen Ochseninsel gelangen können. (Warum, weiß ich nicht.)
Die, die eigentich gewollt hatten, zockelten alle zu Annies Kiosk. Während ich mich von der Utopie einer einsamen Insel inmitten der Flensburger Förde verabschiedete.
Stattdessen sind wir an diesem Tag nach Sonderburg gefahren. Im Gegensatz zu den Ochseninseln präsentierte sich die Stadt wie ausgestorben.
Das war eigentlich schade, denn ich hätte ja so gern einen Blick in den Vikingeklubben geworfen. Doch der war leider geschlossen. Und das Schloß kannte ich schon.
Manchmal ist das ulkig: Obwohl alles ganz anders läuft, als man es sich wünscht, kann der Tag trotzdem eine Wucht sein. So war das, als ich einmal fast auf den Ochseninseln war.
PS.: Morgen peile ich übrigens wieder einen Ort an, den ich schon seit über einem Jahrzehnt besuchen will: Hiddensee. Falls jemand Tipps für die Insel hat, immer her damit. Ich freue mich.
Ochseninseln ist, wenn schon allein der Name nach Mythos klingt. 🙂 Ich hab‘ sie auch nur von weitem gesehen, möchte aber gerne mal drauf. Sag mal, auf dem letzten Bild, ist das der Vikingeklubben? Erinnert mich ans Kaltbadehaus in Malmö. Liebe Grüße aus der Provinz! Elke
Ja, ich habe auch sofort an das Kaltbadehaus gedacht. Ist auch eine Sauna drin und eine kalte Ostsee davor. Wartet also alles quasi nur noch auf Dich, die Du gerne hineinhüpfst 🙂
Also die Dänen gehen da auch schwimmen, oder würde ich unangenehm auffallen? 🙂
Hallo Elke ! ich war das erste mal 1950 auf der Ochseninsel , weißt du warum die Insel diesen Namen hat ?
wenn nicht kann ich dir die lustige Angelegenheit schreiben.
liebe Grüße Helmut
Na, höchstens angenehm. (Aber doch, doch, die Dänen schwimmen dort).
ach wie schön – Hiddensee! Das kenn ich schon von unseren Rügen-Urlauben. Das gefällt Dir bestimmt, da gibts noch nicht mal Handy-Empfang ;o) In dem Ort, wo der Hafen ist (weiss nicht mehr, wie der heisst), gibt es ein ganz entzückendes Café, das sieht aus wie bei Omma im Wohnzimmer (ist es wohl auch). Das ist alles so klein da, das findet ihr bestimmt. Und der Leuchtturm. Und dieses Dorf mit dem Kopfsteinpflaster…das sieht aus wie Jahrhundertwende…bin gespannt auf Deine Berichte – viel Spaß! Wie wohltuend muss es jetzt an der See sein – es ist jetzt 21.15 und immer noch zu heiß, um raus zu gehen…LG!
Merle, Du wirst es nicht glauben, aber in Hamburg ist es auch zu heiß. Viel zu heiß. Freue mich schon sehr darauf, morgen die Fähre zu betreten. Ich glaube, Fähren sind der beste Ort in diesen Tagen. Mal sehen, ob ich Ommas Wohnzimmer finde (und betrete). Schönes Wochenende und ein bisschen Wind um die Nase, Steffi
[…] In Kollund bietet der Gendarmstien zwei Varianten. Entweder durch den höher gelegenen Østerskov oder unten am Strand entlang. Sie lohnen sich beide. Auch wenn man bei der Strandvariante irgendwann nicht weiterkommt und auf die Hauptstraße wechseln muss – den Fjordvejen. In den Fjordvejen habe ich mich letztes Jahr schon verliebt, als ich einmal fast auf den Ochseninseln war. […]
Helmut
23.10.2017
Hallo hier ist Helmut, ich war schon 1948 bei dieser Insel,wisst ihr warum die Insel Oscheninsel heißt ?
Das ist eine Tatsache das beim Krieg ein Däne mit seiner Kuh glaubte er , es war aber in wirklichkleit ein Ochse,zur Insel schiffte um von den Feinden sicher zu
sein .Wie gesagt es war ein Ochse und keine Kuh, darum Ochseninsel ( ochsenoen)
Hallo Helmut… mmmh… ist das jetzt Seemannsgarn?
[…] Nein, natürlich, es muss nicht immer Kaviar sein. Aber hin und wieder (und zwar so selten, dass man es auch wirklich als etwas Besonderes zu schätzen weiß) geht doch nichts über einen windgeschützten Balkon mit Blick auf Dänemark (und die Ochseninseln). […]