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Nordwärts auf dem Wild Atlantic Way

Anita und Claudia von Aktiv-durch-das-Leben haben zur Blog-Parade gerufen: Dein schönster Urlaub ever, lautet das Thema. Schwere Frage das. Und abhängig von der Tagesform. Ist einem kalt, sehnt man sich nach Sonne. Findet man alles öde, möchte man Abenteuer. Während man sich in hektischen Zeiten nach Ruhe und Einsamkeit sehnt.

Alles könnte man in Donegal finden, dem nördlichste County Irlands. Darüber haben wir bereits an anderer Stelle berichtet. Nicht aber über den Weg dorthin auf dem Wild Atlantic Way.

Man erreicht die Westküste von Dublin aus gesehen am schnellsten, indem man die grüne Insel der Breite nach quert. Typisch deutsch freut man sich anfänglich über die leerste Autobahn der Welt (die M6). In knapp 2 Stunden ist man in Galway.

Spätestens dort tritt man wie von selbst auf die innere Bremse. Der Wunsch nach möglichst viel wird zum Wunsch nach möglichst langsam. Und in unserem Fall noch zu möglichst nördlich. Ab jetzt ist der Weg das Ziel.

 

Connemara

 

Tag 1: Unterwegs nach Connemara

 

Connemara ist eine wild-romantische Region mit Heidelandschaften, düsteren Mooren, Traumstränden und Bergen.  Die erste Rast an einem x-beliebigen Strand fasst zusammen, was Irlands Norden ausmacht.

 

Hundknochenstrand

 

 

a) In Irland ist es wärmer, als es aussieht. (Wärmer jedenfalls als in Hamburg. Das liegt am Golfstrom.)

b) Im Norden Irlands trifft man viel weniger Touristen, als erwartet. (Warum, kann ich mir nicht erklären.)

 

 

Kylemore Abbey & Victorian Walled Gardens

Kylemore Abbey & Victorian Walled Gardens

 

Als Etappenziel bietet sich Letterfrack an; direkt im Connemara Nationalpark und nur 5 Minuten entfernt von der ältesten Benediktinerinnenabtei Irlands mit den berühmten ummauerten Gärten.

Den Nationalpark sollte man sich für den Abend aufsparen. Wenn die Berggipfel in der untergehenden Sonne zu funklen beginnt, versteht man, warum.

 

 

Die Iren sind bestens auf Roadtripper und Wanderer eingerichtet. Ein Zimmer findet man außerhalb der Hochsaison immer und überall. Die irische Gastfreundschaft wird besonders in Independent Hostels großgeschrieben.

(Wer noch nie in einem Hostel gewohnt hat, keine Angst. Da steigen nicht nur „junge Leute“ ab und in fast allen Hostels gibt es Einzel- oder Doppelzimmer mit eigenem Bad; Fachjargon: en-suite.). Übernachtungstipp: die Letterfrack Lodge von Mike, dem besten Gastgeber ever.

 

NPConemarra

 

Tag 2: Unterwegs nach Mayo

 

Der erste Morgen im Urlaub ist immer etwas ganz besonders Feines. Für den ersten Morgen in Connemara gilt das hoch zehn. Jedenfalls wenn man menschenleere Strände und türkises Wasser mag.

 

 

Nur ein paar Kilometer von Letterfrack liegt Lettergesh;  laut BBC „One of 50 places in the world to see before you die“.  Golfen geht in Lettergesh so: Man schlägt ab Richtung Atlantik. Und läßt seinen Hund die Bälle zurückbringen.

 

Tully

 

Weiter gehts entlang des einzigen Fjords Irlands, dem Killary Harbour. An seinem Ostende träumt das kleine Örtchen Leenane vor sich hin. Rund um die alte Steinbrücke findet man viele traditionelle Pubs. In schön miefig-dunkel-holzgetäfelter Atmosphäre treffen sich Einheimische zum Lunch.

 

Fjord

 

Die optimale Reisegeschwindigkeit liegt für uns in Irland bei 100 km pro Tag. Die sind erreicht am Achill Sound – über den sich die Brücke nach Achill Island spannt.

Die Insel gehört bereits zum County Mayo und ist sowas wie Irland in Miniaturformat. Man könnte hier auch gleich seinen ganzen Urlaub verbringen. So wie Heinrich Böll, der auf Achill ein Cottage besaß und sein Irisches Tagebuch verfasste.

Achill ist für irische Verhältnisse aber auch sehr gut besucht. Wer die Einsamkeit schätzt, wird es zu wuselig finden.

 

Keem Beach auf Achill Island

Keem Beach auf Achill Island

 

Was sich auf Achill Island ganz besonders lohnt ist die Panoramastraße mit ihren rauen Klippen, weißen Sandstrände, hohen Bergen und ausgedehnten Hochmooren. Außerdem das Slievemore Desterted Village, ein Geisterdorf am Fuße des höchsten Berges der Insel. Die Wanderung zu seinem Gipfel wird mit fantastischem Ausblick belohnt. (Weniger spekatkulär ist Bölls Cottage. Das Haus wird von einer Stiftung betreut und ist typisch deutsch komplett von der Außenwelt abgeschirmt.)

 

Tag 3 : Unterwegs nach Sligo

 

Die phantastische (phantastische, phantastische) N59 führt ins Landesinnere Mayos. Die Weite und spröde Schönheit ist unbeschreiblich.

 

 

Im Ballycroy Nationalpark fühlt man sich wie im Wilden Westen. (Mag allerdings sein, dass wir es nur so empfunden haben, weil man überall auf Hinweise von John Wayne stößt. Er dreht hier allerdings keinen Western sonder den „Quiet Man“.)

 

Ballycroy Nationalpark Visitors Center

Ballycroy Nationalpark Visitors Center

 

Bei den Céide Fields geht es wieder ans Meer. Bei Downpatrick Head hat der Atlantik Tortenstücke aus Klippen geschnitten und gewaltige Löcher (blowholes) in die Küste gebohrt. (Sie sind abgesperrt. Trotzdem unheimlich.)

 

Down Patricks Head

Downpatrick Head

 

Fischen geht in Downpatrick Head so: Man befestigt 10 Haken an seiner Leine. Taucht sie ein, zwei Minuten in den Atlantik. Und zieht sie dann wieder raus – mit mindestens fünf Fischen an der Angel.

 

 

Nördlich von Downpatrick Head wird die Küste lieblich. Fast schon niedlich. Fast schon englisch. Und nirgendwo ein Mensch. Ich finde das herrlich.

 

Mayo

 

Noch dünner besiedelt als das County Mayo ist das County Sligo. Abgesehen vom Etappenziel, dem Surferparadies Strandhill. Das Wahrzeichen Sligos, der Tafelberg Ben Bulben, ist von Sligo gut zu sehen.

 

 

Tag 4: Unterwegs nach Donegal

 

YeatsAm Fuß des Tafelberges, in Drumcliff, liegt William Butler Yeats begraben.

„Wirf einen kalten Blick/ auf das Leben, auf den Tod/ Und dann, Reiter/ zieh weiter.“

Die Worte aus Yeats Gedicht „Ben Bulben“ begleiten einen noch lange.

Denn kurz hiner dem kleinen Friedhof von Drumcliff beginnt Donegal. Die ruhigste, einsamste und wunderbarste Grafschaf Irlands, wo das Tor zur Feenwelt liegt. Wo einen gar nichts mehr von der inneren Einkehr ablenkt. Wo man ganz ehrfürchtig wird, weil die Landschaft überwältigend ist.

Aber das haben wir ja schon an anderer Stelle erzählt.

 

Donegal

17 Kommentare

  1. Das sieht wirklich klasse aus! Ich war zwar auch schon mal in Irland, aber eher innerhalb des Landes (was auch super schön war).

    Herzlich
    Anna

    • Kann ich mir vorstellen, Anna. Wir sind fast gar nicht von den Küsten weggekommen, weil wir das Meer so lieben. Aber beim nächsten Mal würde ich gern mehr vom Binnenland sehen. Danke für Deinen Kommentar, Stefanie

  2. Hallo,

    100 km am Tag sind ein hervorragendes Tempo! Genau richtig. Wir hatten dieses Jahr in Skandinavien ein ähnliches „Tempo“. In Irland war ich leider noch nie, aber die Bilder machen große Lust den Koffer zu packen und nach Irland zu fahren. Jetzt. Jetzt sofort.

    • Das nenne ich entspannt, Tim. In der Weite Skandinaviens kommt man mit 100 km am ja kaum vom Fleck. Würde ich aber auch sehr, sehr gern mal. Jetzt. Sofort!

  3. wunderschöne bilder!
    ich hab ja einen leich verrückten plan, für uns geht es über silvester und die ersten neujahrstage nach irland. mal sehen, was das wetter da für uns bereithält.

    • Ach wie toll, Paleica. Man liest ja immer wieder, dass es in Irland selten Schnee gibt. Das wird bestimmt ein ganz besonderer Jahreswechsel. Bin schon gespannt!

  4. coff33pls sagt

    So ein Zufall! Als Du diesen Beitrag geschrieben hast, bin ich gerade von Donegal nach Killarney gefahren. Deine Tips hätte ich zwei Wochen früher gebrauchen können. 😉 So habe ich einige der von Dir genannten Orte verpasst (, aber dafür auch ein paar andere gesehen). Das Land ist auf jeden Fall eine Reise wert! Großartige Natur. Einfach wunderschön! Beim Anschauen Deiner Bilder würde ich am liebsten gleich wieder los fahren…
    LG Sandra

    • Hallo Sandra, vermutlich ist es ja egal, was man nun genau in Irland sieht – weil das alles so großartig ist. Kann man denn auch irgendwo verfolgen, was Du erlebt hast? Liebe Grüße, Stefanie

  5. Wir sind in diesem Jahr in Connemara und Cork unterwegs. Nach diesem schönen Bericht freuen wir uns jetzt sehr darauf 🙂
    Danke dafür.

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