Alle Artikel in: Rausgehen

Und Ostfriesland so?

Ostfriesenwitze, Otto Walkes, Tee. Das waren die Dinge, die wir mit Ostfriesland verbanden, bevor wir neulich nach Wangerooge reisten. Wir ergänzten es noch um Jever, als wir die Stadt zum Bier passierten. Genau wie Funnix, einen Ort, den es wirklich gibt. Ebenso wie Altfunnixsiel. Oder Neufunnixsiel. Und last not least Harlesiel, wo die Fähre nach Wangerooge ablegt.     Wir waren frühzeitig angereist. Sicher ist sicher. Und in kleinen Häfen können wir in der Regel spielend Zeit überbrücken. Dachten wir. Sehr abgefahren war schon mal, dass wir bereits vom Parkplatz aus unsere Unterkunft auf Wangerooge erkennen konnten.     Möglicherweise könnte kein Ort der Welt gegen diese Verheißung anstinken. Möglicherweise waren wir übermüdet. Möglicherweise hatten wir zu viel über Ostfriesenwitze, Otto und Funnix nachgedacht. Jedenfalls: Harlesiel fühlte sich an wie ein feuchtkalter Nachmittag Ende der 70er Jahre. (Dabei war es ein traumhafter Herbstvormittag 2015).     Als ich zur Grundschule ging, gab es noch keine Nerds. Es gab Schlimmeres. Kleine Klugscheißer in Hochwasserhosen, die sämtliche Langspielplatten von Otto im O-Ton rezitierten. Diese alten Sachen. Harry …

Alter Hafen

Das Ende der Inseln

Borkum, Norderney, Juist, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge. Alle ostfriesischen Inseln laufen im Osten in Sandstrände aus. Der von Wangerooge ist 500 Meter breit, 3 km lang, unbewohnt, unbespaßt und unbewirtschaftet. Ein Dünengürtel trennt die Brandungsseite von den Salzwiesen an der Wattseite. Die höchste Düne ist 17 Meter hoch, im Mittel schaffen sie es auf 12 Meter. Oder anders gesagt: Viel besser geht’s nicht; strandmäßig gesehen.     Ost-Steert nennen die Wangerooger ihr Inselende. Das ist plattdeutsch und kann mit a) Schweif oder b) Hintern übersetzt werden. Letzteres finde ich passender. Denn es ist ja wirklich das hinterste Ende der sieben bewohnten Schönheiten im niedersächsischen Wattenmeer. „Am Dups der Heide“ hätte meine Oma vielleicht gesagt. Oder aber auch „und die Hacke schlägt Attacke“. Denn an weiten, einsamen Stränden will man doch immer unbedingt loslaufen. Na, denn, man to.     10 Dinge, die man am Oststrand von Wangerooge machen kann.                       Minsener Oog Minsener Oog ist eine unbewohnte Insel, knapp 2 km südöstlich von Wangerooge. Sie …

Westerheversand

Die Sandbank von Westerhever

Zu den 100 Dingen, die man zwischen Nord- und Ostsee mal getan haben sollte, gehört das Fotografieren des Leuchtturms von Westerhever. Das habe ich bei Nine gelesen. Sie hakt die 100-Punkte-Liste des Radiosenders RSH so nach und nach ab. Was ich gespannt verfolge. Nach eineinhalb Jahren in der Nähe haben wir einige Dinge davon natürlich schon erledigt. Zum Beispiel den Leuchtturm von Westerhever fotografiert.     Was wir verpasst hatten, als wir den Leuchtturm von Westerhever fotografierten, wollten wir dieses Jahr unbedingt nachholen. Nämlich den Strand von Westerhever sehen, bei dem es sich um eine galaktische Sandbank handelt. Auf unterschiedlichsten Tourismusseiten wird behauptet, man müsste bei Hochwasser eine halbe Stunde durch knietiefes Wasser waten, um auf die Sanbank zu gelangen. Die Vorstellung fand ich cool, aber wir machten den Anfängerfehler auf den ultimativen ultraheißen Sommertag ohne weitere Verpflichtungen zu warten. Der kam nicht. Zum Glück erinnerte mich Nines Beitrag daran, dass man den Norden eben nehmen muss, wie der Norden eben ist. Unbeständig. Und so machten wir uns vergangenen Sonnabend auf den Weg.     …

Blog sei Dank an die Spitze

Neulich war ich mit meiner Mutter (was ich viel zu selten mache) in Friedrichskoog Spitze (einem Ort, von dem ich noch nie etwas gehört hatte). Es handelt sich dabei um das „Strandbad“ von Friedrichskoog. Es liegt im südlichen Dithmarschen, so etwa auf halber Strecke zwischen Brunsbüttel und Büsum. Ohne Blog wäre ich niemals hingefunden. Denn Friedrichskoog Spitze wartet mit einem Grünstrand auf. Und das fand ich früher immer absurd.     Grünstrand bedeutet: es gibt keinen Strand. Denn Strand ist (ich zitiere Wiki) definiert als Küsten- oder Uferstreifen aus Sand oder Geröll. Beides gibt es in Friedrichskoog Spitze nicht. In Friedrichskoog Spitze gibt es meistens nicht einmal ein Ufer. Dafür aber Watt. Und selten habe ich die Schönheit des Wattenmeers so intensiv erlebt wie hier.     Südlich des Strandes befindet sich der Trischendamm. Er wurde in den 30er Jahren zum Deichschutz errichtet und ist 2,2 Kilometer lang. Man spaziert also mitten hinein ins Wattenmeer. Das ist eine besondere Erfahrung und gehört für mich ab sofort zu den Dingen, die man mal gemacht haben sollte. …

Jenseits des Priwalls eine andere Welt: an der Mündung der Trave

Man muss sich das mal vorstellen (also, man muss sich das wirklich mal vorstellen), dass hier der Eiserne Vorhang begann. KM 0 der deutsch-deutschen Teilung. An einem Ostseestrand auf einer Halbinsel wurde das Land zerrissen, Europa getrennt, die Welt in Ost und West gespalten. Das muss man sich mal vorstellen! Es will mir aber schwer in den Kopf, wie wir da so mit dem Fähre über die Trave schippern. Auf der Liste der bizarren Orte ist der Priwall einer der Absurdesten.

Der Moment ist das Ziel: Gartenrouten Schleswig-Holstein

Als wir neulich aufs Land gefahren sind, war das Wetter nicht berauschend. Da man gewisse Dinge bekanntlich nicht ändern kann sondern nur die eigene Einstellung zu den Dingen, erklärten wir den Regen zum Konzept und nahmen die Sache quite british. Ausgerüstet mit Gummistiefeln, Regenschirm und Wachs-Jacke. (Jedenfalls ich). Der Weg zu unserem Landhotel verlief nämlich für einige Kilometer auf einer „Gartenroute zwischen den Meeren“. Und Blumengucken ist ja etwas sehr, sehr Englisches.     Die Gartenrouten zwischen den Meeren   Auf zehn regionaltypischen Routen stellt die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein die Gartenkultur zwischen Nord- und Ostsee vor. Sie tragen so nette Namen wie „Flanieren und Philosophieren in lieblicher Seenlandschaft“ oder „Aus blauer Blüte grüne Kunst.“ Die Gartenroute Nummer 4 verläuft durch den Kreis Pinneberg. 105 km lang und als Fahrradroute konzipiert erzählt sie „Von Baumschulbaronen und Pflanzenjägern“. Pinneberg ist eben nicht nur der Kreis, dessen Nummerschild nicht genannt werden darf. Sondern auch Europas größtes zusammenhängendes Baumschulgebiet. Wir hatten uns zwei Stationen ausgeguckt, die auch mit dem Auto angefahren werden können.  Die erste erreichten wir etwa 20 Minuten …

Schwanenparadies Schönhagen

Man sagt, die Dinge werden kleiner, wenn man selber größer (älter) wird. Von der Steilküste in Schönhagen kann ich das aber nicht behaupten. Wir haben da Montag einen irrwitzig schönen Spaziergang unternommen. Und alles war viel gewaltiger als in meiner Erinnerung. Schönhagen liegt in Schwansen; im Dreieck zwischen Damp, Sieseby und Olpenitz. Kurz vorm Ortseingang befindet sich rechter Hand ein kleiner Parkplatz mit Ostseeblick. (Damit ist klar: Badesachen nicht vergessen).     Vom Parkplatz führt eine Straße in das Naturschutzgebiet. Sie ist Teil des Ostseeküstenradwegs und so gut wie autofrei (höchstens dass einmal am Tag ein Trecker oder Pferdetransporter auftaucht).     Das Besondere: Man hat von Anfang an nicht nur das Meer vor Augen sondern auch den Schwansener See. Er liegt etwa 2 km vom Parkplatz entfernt.     Und das sind 2 ganz wunderbare Kilometer. Besonders jetzt. Die Natur ist gerade so dermaßen verschwenderisch (was vermutlich am ewigen Regen liegt, der uns alle so genervt hat.)     Es kommt eben auf die Perspektive an. Oder wie man hier in der Gegend sagt: …

Von der Kunst des Spazierens auf der Halbinsel Holnis

Heute reicht es bei mir zeitlich nur für einen kleinen Spaziergang zwischendurch. Er führt auf die Halbinsel Holnis, die sich 20 Kilometer nördlich von Flensburg lang und schmal in die Förde streckt. So wird ein Rundweg möglich, der meistenteils am Strand entlangläuft. Dabei nähert man sich der dänischen Küste auf 1.700 Meter. Man glaubt, nach Broager rüberspucken zu können. Um die Spitze von Holnis führt der „Theodor-Fontane-Wanderweg“; Fontane war in der Gegend als Kriegsberichterstatter unterwegs und erwähnt Holnis in seinem Roman „Unwiederbringlich“.     Man muss dem Theodor-Fontane-Weg aber nicht in seiner gesamten Länge folgen. Das Naturschutzgebiet Holnis ist von Wegen und Trampelpfaden durchzogen, so dass man den Spaziergang seinen Möglichkeiten anpassen kann. Denn das ist ja – neben vielen anderen Vorteilen – das Gute am Spazieren: Man bestimmt Anfang und Ende und das Dazwischen selbst. Und auch wenn man sich manchmal aufraffen muss, klopft man sich hinterher meistens auf die Schulter. Oder ist zumindest zufrieden. Jedenfalls sagt selten mal jemand: „Ich bereue, dass ich heute einen Spaziergang gemacht habe.“ Und schon der Philosoph Michel …

Auf den Brettern, die den Sommer bedeuten: SUP für Anfänger

  Der Gegenverkehr kommt in Form eines Alsterdampfers. Der Trick ist, sich von der Bugwelle nicht beeindrucken zu lassen. Am besten überhaupt nicht nachdenken. Wie man auch nicht nachdenken darf, wenn man ein Tablett mit randvollen Gläsern balanciert. Sich schön rechts halten. Dabei nicht in den gewaltigen Trauerweiden verheddern, die so typisch für das Alsterufer sind.     Die Miniwellen des Alsterdampfers laufen glucksend unter meinem Bord hindurch. Es tanzt ein wenig. Aber ich bleibe stehen. Und jetzt ist sie da: Die Freude, dass ich mich heute Abend aufgerafft habe. „Halte das Paddel näher am Board“, korrigiert mich Tanja. Meiner Trainerin entgeht keine Fehlhaltung. Nicht bei mir und nicht bei den anderen 10 Teilnehmern des Anfängerkurses beim SUP Club Hamburg.     Statistisch gesehen wird es einen aus unserer Gruppe erwischen. „Einer von 10 fällt“, hat Tanja erzählt. Ihr selbst ist das natürlich noch nie passiert. In fünf Jahren nicht. So lange schon wechselt sie nach Feierabend – wann immer das Wetter es zulässt – von ihrem ganz normalen Schreibtisch an der Elbe auf das …

Der beste Weg durch die Geltinger Birk

Falls man es geschickt anstellt, wird man im Laufe der Zeiten nicht nur älter sondern auch besser. So wie die Geltinger Birk. Die Landzunge an der nordöstlichen Spitze Angelns steht bereits seit 1934 unter Naturschutz und hat sich mit den Jahren in ein Märchenland verwandelt. Bestehend aus Schilfsümpfen, Salzwiesen, Hohlwegen, Gespensterwäldchen, Lagunen, Weiden und Zauberstränden.     Man kann die Birk zum Teil mit dem Fahrrad erkunden. Aber am besten lernt man sie zu Fuß kennen. Ein Netz von gut ausgeschilderten Wanderwegen unterschiedlicher Länge zieht sich durch das Naturschutzgebiet. Sie  tragen nette Namen wie Eule, Konik, Möwe und Hochlandrind. Der (für uns) schönste Spaziergang kombiniert den Möwenweg (blau) mit dem Konikweg (grün) und ist knapp 17 km lang.     Ist doch seltsam: Wenn man mich als Kind sehr unglücklich machen wollte, musste man mir nur einen Sonntagsspaziergang in der Geltinger Birk vorschlagen. Heute gehört das für mich zu den besten Dingen im Leben. Ich freue mich jedes Mal wie … ja wie ein kleines Kind. Und ich entdecke auch immer wieder Neues. Denn die …