Alle Artikel in: Nordsee

Glimmerton & Kaolinsand: Nationaler Geotop Morsum-Kliff

Wo Sylt für Zugreisende beginnt (nämlich am Ende des Hindenburgdamms) ragt das Morsum-Kliff am Wattenmeer auf. Es ist weder so überwältigend wie das Rote Kliff von Kampen noch so hübsch anzusehen wie das Weiße Kliff in Braderup, erdgeschichtlich jedoch viel bedeutender. Privatinitiativen ist es zu verdanken, dass die Steilküste noch existiert und heute Teil eines der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands ist. Eigentlich sollte das Kliff beim Bau des Hindenburgdamms in den 1920er Jahren nämlich abgetragen und als Baumaterial verwendet werden. Was äußerst betrüblich gewesen wäre. Denn das Morsum-Kliff ist geologisch gesehen einzigartig in Europa.     Ein Spaziergang am Morsum-Kliff ist prima für Leute, die nicht so gern spazieren gehen. Auf knappen 5 km geht es extrem vielfältig zu. Zum 43 Hektar großen Areal des Naturschutzgebietes gehört neben dem Kliff ein großer Teil der Dünen- und Heidelandschaft oberhalb der Abbruchkante. Sie ist natürlich am schönsten zur Blüte im August. Dafür hat man sie im Januar ganz für sich allein. Genau wie den kostenfreien Parkplatz vom Hotel und Restaurant Morsum-Kliff. Dort wird auf Tafeln ausführlich über das Kliff …

Sonnenaufgänge gehen immer. Besonders am Meer.

Heute gibts wenig Worte – dafür einige Sonnenaufgänge. Ich tippe mit links. Meine rechte Hand ist bandagiert; ich soll sie schonen. Nichts wirklich Schlimmes; nur ein mittleres Malheur. Es dauert jedoch Stunden, einen einzigen Satz zu tippen. Und wie ich auf facebook gemerkt habe, kommen Sonnenaufgänge auch ohne Worte gut an. Ich selbst habe sie auch gern. Besonders am Oststrand von List auf Sylt. Sonnenaufgänge am Meer Von unserem Ferienhaus bis zum Strand sind es nur ein paar Schritte. Ich kann sie morgens nie schnell genug gehen, weil ich so gespannt bin, was mich erwartet. Es ist immer anders. Und immer überwältigend. (Was man erst richtig sieht, wenn man mal auf die Galerie klickt).     Sonnenaufgänge folgen der Morgendämmerung Die Morgendämmerung ist am Meer ebenfalls nicht ohne. Zumal sie vom Piepsen und Schnattern und Kreischen der Seevögel begleitet wird. Wenn ich am Meer bin, tippe ich am ersten Abend immer Sonnenaufgang + aktueller Ort in die Suchmaschine meines Vertrauens. Und dann stehe ich am folgenden Morgen etwa 20 Min vorher am Strand, um dem …

Klappholttal Sylt

Schnee, der auf Dünen fällt: Wanderung durch das Klappholttal

Das Klappholttal auf Sylt heißt laut Wikipedia seit einiger Zeit nicht mehr Klappholttal. Warum nicht, konnte ich ebenso wenig in Erfahrung bringen wie den aktuellen Namen der Dünenlandschaft zwischen Kampen und List. Das finde ich zwar irgendwie seltsam. Gleichzeitig passt es aber ganz prima zu dieser geheimnisvollen, spröden Naturschönheit, die nicht mehr Klappholttal heißt (und die ich im folgenden der Einfachheit halber trotzdem Klappholttal nennen werde).     Winter im Klappholttal   Eine Wanderung im Klappholttal ist eine feine Sache, weil man auf der gesamten Strecke nichts mit Autos zu tun bekommt. Auf dem Hinweg wandert man am Strand entlang. Und auf dem Rückweg auf der alten Inselbahntrasse, die sich paralell zum Strand durch eine immense, mysteriöse Dünenlandschaft schlängelt. Bei gutem Wetter ist die Inselbahntrasse ein beliebter Radweg. Aber nicht, wenn´s schneit. Denn wenn´s schneit, geht man natürlich lieber zu Fuß. (Ich ja ohnehin. Und als Einzige an diesem Tag.)     Gestartet bin ich in der Westerheide; umgedreht an der Buhne 16. Die Strecke würde ich auf ca. 12 km schätzen. Man kann es …

Klirrendkalte Königin: Sylt im Januar

Alle Jubeljahre hat man auf Sylt im Januar mal das Glück, dass es saukalt ist. Glück schreibe ich, die überhaupt nichts mit Kälte am Hut hat. Doch ich kann die Klarheit gut gebrauchen nach der zuckersüßen, gemütlichen Weihnachtszeit. Und Sylt ist geradezu schockierend schön, wenn sie die Eiskönigin gibt. Das fängt schon an, bevor man überhaupt da ist. Jedenfalls wenn man mit der Fähre von Rømø anreist.     Wir machen das grundsätzlich. Es dauert vielleicht eine halbe Stunde länger. Kostet dafür aber auch nur halb so viel wie der Autozug. Und ist ein Highlight für sich. Beginnend mit dem 10 km langen Damm durchs Wattenmeer, der Rømø mit dem Festland verbindet. (Wer noch nie auf Rømø war, sollte unbedingt ein bisschen Zeit einplanen, um sich den breitesten Strand des Nordens anzusehen.)     Die Fähre benötigt für die Strecke von Rømø nach Sylt 45 Min. Im Januar muss man auf gar keinen Fall vorbuchen. Manchmal hat man das Schiff sogar ganz für sich.     Ein besonderer Moment ist immer, wenn der Ellenbogen in …

Museum Kunst der Westküste: Das Meer zwischen Bergen und Bergen

Wer auf eine Insel reist, will Meer. Wer auf eine nordfriesische Insel reist, will zudem Wetter. Will Sonne. Regen. Wind. Nebel. Niesel. Graupelschauer. Kaum eine Witterung kann Liebhaber der Nordsee von ihren ewig langen Spaziergängen abhalten. Nur manchmal, wenn ein Orkan über das Wattenmeer braust, wenn die Wogen hochgehen und Sandkörner zu Geschossen werden, muss man sich eben doch geschlagen geben. Und das Meer sich selbst überlassen – ein Sturmlied lang.     Auf Amrum oder Sylt geht man dann fein essen oder zieht sich in sein Friesenhäuschen zurück. Auf Föhr hält man sich an die Kunst. Denn auf Föhr heißt es: Es gibt kein schlechtes Wetter. Es gibt nur schlechte Museen.   Das Museum Kunst der Westküste   Obwohl wir Hamburger sind, mögen wir der Sache mit der schönsten Stadt der Welt nie so ganz zustimmen. Wir finden, Hamburg könnte vielleicht die schönste Stadt Norddeutschlands sein – wenn die Hansestädter ein bisschen mehr für die schönen Künste locker machen würden. Aber so wie die Dinge liegen, ist der schönste Ort des Nordens Alkersum auf …

Die Farben von Föhr

Am dritten Tag auf Föhr wache ich auf – und irgendetwas ist anders. Ich brauche einen Moment, bis ich draufkomme: Es ist still. WINDstill. Das ist die Ruhe nach dem Sturm. Ich glaube, nur Nordseekenner wissen, wie friedlich sich das anfühlt. Als ob die Insel sich jetzt ausruht. Also nix wie runter an den Strand. Der Morgen ist sowieso meine Lieblingszeit am Meer. Das Licht ist ganz zart, wenn Nordfriesland sich in Winterfarben kleidet. Das Wasser federgrau, seidenweich.     So ein Sonnenaufgang dauert immer genauso lang, bis man sich richtig auf das Frühstück freut. Wofür wir uns heute aber nicht allzu viel Zeit nehmen wollen. Der Tag ist wie gemacht, um den Strand von Föhr zu erkunden. Föhr hat zwar nur einen einzigen Strand. Aber der ist 15 km lang! Feinsandig und weiß zieht er sich von Wyk nach Utersum. Selbst in der Hochsaison findet man Plätze, an denen man ganz für sich sein kann, haben uns Insulaner erzählt. Im Winter ist das ohnehin kein Problem.     Sogar Nieblum hat man im Winter …

Advent auf Föhr

Föhr ist die größte deutsche Insel ohne Landverbindung. Sie liegt knapp 10 Km vor der Küste Nordnordfrieslands. Die Fähre braucht für die Strecke eine knappe Stunde. Das ist nur ein bisschen schneller als zu Fuß. Oder anders gesagt: Genau das richtige Tempo, um sein Ziel nicht nur physisch sondern auch innerlich zu erreichen. Schneckentempo ist auf Reisen immer empfehlenswert – in der Vorweihnachtszeit aber ganz besonders. Denn Advent bedeutet Ankunft.     Um anzukommen muss man aufbrechen. Fast wäre uns das nicht gelungen. Ein Orkan mit anhaltenden Sturmböen fegte vergangenes Wochenende über Nordfriesland. Etwa 24 Stunden stand in Frage, ob unsere Fähre überhaupt in See stechen würde. Als wir von Hamburg Richtung Dagebüll starteten, wussten wir immer noch nicht bescheid. Ein ganz hervorragender Auftakt für unseren Kurztrip nach Föhr. Mir gefällt es immer, ausnahmsweise etwas nicht im Griff zu haben. Nicht im Griff haben zu können. Dann braucht man es nämlich auch gar nicht krampfhaft zu versuchen. Und es hat auch keinen weiteren Zweck, sich über die Maßen aufzuregen. Sinnvoll ist nur: Loslassen. Eine hilfreiche …

Und Ostfriesland so?

Ostfriesenwitze, Otto Walkes, Tee. Das waren die Dinge, die wir mit Ostfriesland verbanden, bevor wir neulich nach Wangerooge reisten. Wir ergänzten es noch um Jever, als wir die Stadt zum Bier passierten. Genau wie Funnix, einen Ort, den es wirklich gibt. Ebenso wie Altfunnixsiel. Oder Neufunnixsiel. Und last not least Harlesiel, wo die Fähre nach Wangerooge ablegt.     Wir waren frühzeitig angereist. Sicher ist sicher. Und in kleinen Häfen können wir in der Regel spielend Zeit überbrücken. Dachten wir. Sehr abgefahren war schon mal, dass wir bereits vom Parkplatz aus unsere Unterkunft auf Wangerooge erkennen konnten.     Möglicherweise könnte kein Ort der Welt gegen diese Verheißung anstinken. Möglicherweise waren wir übermüdet. Möglicherweise hatten wir zu viel über Ostfriesenwitze, Otto und Funnix nachgedacht. Jedenfalls: Harlesiel fühlte sich an wie ein feuchtkalter Nachmittag Ende der 70er Jahre. (Dabei war es ein traumhafter Herbstvormittag 2015).     Als ich zur Grundschule ging, gab es noch keine Nerds. Es gab Schlimmeres. Kleine Klugscheißer in Hochwasserhosen, die sämtliche Langspielplatten von Otto im O-Ton rezitierten. Diese alten Sachen. Harry …

Alter Hafen

Das Ende der Inseln

Borkum, Norderney, Juist, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge. Alle ostfriesischen Inseln laufen im Osten in Sandstrände aus. Der von Wangerooge ist 500 Meter breit, 3 km lang, unbewohnt, unbespaßt und unbewirtschaftet. Ein Dünengürtel trennt die Brandungsseite von den Salzwiesen an der Wattseite. Die höchste Düne ist 17 Meter hoch, im Mittel schaffen sie es auf 12 Meter. Oder anders gesagt: Viel besser geht’s nicht; strandmäßig gesehen.     Ost-Steert nennen die Wangerooger ihr Inselende. Das ist plattdeutsch und kann mit a) Schweif oder b) Hintern übersetzt werden. Letzteres finde ich passender. Denn es ist ja wirklich das hinterste Ende der sieben bewohnten Schönheiten im niedersächsischen Wattenmeer. „Am Dups der Heide“ hätte meine Oma vielleicht gesagt. Oder aber auch „und die Hacke schlägt Attacke“. Denn an weiten, einsamen Stränden will man doch immer unbedingt loslaufen. Na, denn, man to.     10 Dinge, die man am Oststrand von Wangerooge machen kann.                       Minsener Oog Minsener Oog ist eine unbewohnte Insel, knapp 2 km südöstlich von Wangerooge. Sie …

Wangerooge Soul-Weekender

Ein Herbst-Wochenende auf Wangerooge ist gut für die Seele. Früher wäre ich nie auf den Gedanken gekommen, ausgerechnet in die hektischsten Wochen des Jahres einen Kurztrip zu stopfen. Seit wir bloggen, empfinde ich es genau anders herum. Gerade, wenn man nicht mehr weiß, wo einem der Kopf steht, tut eine Auszeit richtig gut. Besonders auf einer Mini-Insel. Selbst wer sich langsamer als langsam bewegt, kann Wangerooge in wenigen Stunden erfassen. Da schaltet man automatisch noch einen Gang runter. Wird so langsam, dass die Seele mitkommt. Denn die Seele ist doch selten so schnell wie das Leben. Zu ihrem Takt finden wir ganz gut mit folgenden Slow Four:   1. Fotografieren am Weststrand   Fotografieren hat ja generell mit Achtsamkeit zu tun. Wikipedia sagt über Fokussierung, dass für eine gewisse Zeit auf das momentan Ausgeübte oder Empfundene geachtet wird. Das klingt nicht nur wie Mediation. Das fühlt sich auch so an. Der ideale Moment dafür: Gleich nach dem Aufstehen, wenn der Morgen graut.     Die Fotos zeigen Weststrand und Hafen bei Sonnenaufgang. Das Licht ist …