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Umsonst und draussen: 5 Freiluftvergnügen in Lübeck

Holstentor

Tipps für Lübeck zu geben ist so ähnlich, wie Eulen nach Athen zu tragen. Beinahe jeder Besucher hat ja schon ein paar must-sees im Kopf, wenn er die wohl schönste Stadt Norddeutschlands bereist. Egal, ob man sich nun für die Hanse, das Holstentor, bestes Marzipan, Willy Brandt, Günther Grass, Backsteinpracht, Thomas Mann und/oder die Buddenbrooks interessiert – um nur mal einige sehenswerte Kracher in Lübeck zu nennen. Aber falls Du zufällig einen ähnlich Tick hast wie ich und bei schönem Wetter einfach raus musst, sind die folgenden 5 Tipps Dir vielleicht trotzdem willkommen.

 

1. Komm in die Gänge: Stadtspaziergang durch Lübecks Hinterhöfe

 

Jeder Besuch in Lübeck beginnt mit einem Bummel durch das Weltkulturerbe – die Altstadt mit ihren 1.800 historischen Gebäuden. In der Touristeninformation, rechter Hand vorm Holstentor, bekommst Du einen Stadtplan, der Dich entlang der wichtigsten Attraktionen quer über die Altstadtinsel führt. Etwas ganz Besonderes ist die „Stadt hinter der Stadt“.

 

 

Jenseits schmaler Portale und niedriger Gänge liegt das einstige Schattenreich von Lübeck. Hinter den prachtvollen Fassaden hauste einst der ärmere Teil der Bevölkerung in einem klaustrophobischen Gewirr von Buden, Behelfsbauten und Remisen. Heute sind viele Hinterhäuser- und -höfe längst wunderschöne, kleine Paradiese.

 

 

Gut 100 Gänge sind noch erhalten. Die meisten stehen offen. Es ist also unwahrscheinlich, dass Du alle „schaffst“. Die Tourismusinfo hat Themenrundgänge ausgearbeitet, u.a. den Stadtspaziergang „Lübeck Zeitreise“, der eine gute Mischung unterschiedlicher Höfe und Gänge ausweist (nur als PDF erhältlich).

 

 

Wenn Du Deine Runde so drehst, dass Du die Füchtingshöfe und den Glandorps Gang zum Schluss besuchst, kannst Du gleich der Glockengießerstraße zum nächsten Freiluftvergnügen folgen.

 

2. Nicht nur für junges Gemüse: der Schulgarten von Lübeck

 

Über eine Fußgängerbrücke geht es zum Botanischen Garten. Ursprünglich wurde er zum angewandten Biologieunterricht für Schulkinder angelegt und wandelte sich mit der Zeit zum Experimentierfeld; mit Bauerngarten, Senkgarten, Nutzgarten, Feuchtbiotopen, Alpinum u.a. gärtnerischen Attraktionen.

 

 

Der Schulgarten von 1913 wurde dieses Jahr unter Denkmalschutz gestellt. Er ist ein romantischer Ort mit beinahe altmodischer Ausstrahlung, abseits des Trubels, denn Du befindest Dich hier nicht mehr auf der Altstadtinsel sondern auf einer schmalen Landzunge zwischen Trave und Wakenitz.

 

3. Abkühlen in der Wakenitz

 

Städte, in denen man sich nicht in viel zu kleinen Schwimmbädern drängeln muss, sind immer gut. Vom rückwärtigen Ausgang des Schulgartens kannst Du schon das Naturbad Falkenwiese sehen. Der Besuch der historischen Flussbadeanstalt ist natürlich nicht umsonst, sondern kostet 2 Euro Eintritt.

 

 

Wer den Eintritt sparen will, steigt einfach von der öffentlichen Wiese ins Wasser. (Allerdings weiß ich nicht, ob das wirklich „erlaubt“ ist. Andererseits: Warum sollte es nicht?! Und es machen eine ganze Menge Leute, wie ich beobachtet habe.)

 

Wallanlagen

 

Vom Wakenitzufer kannst Du Dich wunderbar über die alten Wallanlagen in die City zurücktreiben lassen; bis zum Holstentor geht es praktisch ausnahmslos durchs Grüne.

 

Gartenlokal

 

Ob Du Dich lieber lässig im Park oder schick in der Altstadt stärkst, ist natürlich Geschmacksache. Wichtig ist nur, dass Du es tust, denn danach geht es ab in die Natur.

 

4. Fischerdorf Gothmund

 

Die Buslinie 12 bringt Dich vom ZOB zu der idyllischen Siedlung im Stadtteil St. Gertrud. Gothmund verhält sich zu Lübeck ähnlich wie Övelgönne zu Hamburg. Es hat die gleiche Anordnung; mit einem Spazierweg zwischen Häusern und Gärten. Nur dass hier statt Kapitänshäusern Reetdachkaten stehen. Und während ich gar nicht weiß, ob in Övelgönne überhaupt noch Kapitäne leben, fahren die Gothmunder Fischer bis heute auf die Ostsee hinaus.

 

 

Riesig ist Gothmund nicht. Wenn Du gaaaanz langsam gehst, hast Du den Ort in einer Viertelstunde durchschritten. Die relativ lange Anfahrt lohnt sich trotzdem, denn am Dorfende beginnt ein wundervoller Rundweg.

 

5. Wo der Seeadler kreist: Rundwanderung im Schellbruch

 

Das Naturschutzgebiet sieht auf den ersten Blick aus wie ein Meer aus Schilf. Jedenfalls wenn man selbst nicht so hoch wie Schilf ist. Hinter dem Schilf liegen allerdings 3 Lagunen und ein Süßwasserteich.

 

Schellbach

 

Knapp die Hälfte der Strecke läufst Du auf dem alten Treidelpfad an der Trave, was ich persönlich so schön fand, dass ich mich gar nicht mehr einkriegen konnte. Ein tolle Strecke übrigens auch für (gut erzogene) Hunde.

 

Trave

 

Wo der Rundweg ins Land abknickt, wäre ich beinahe umgekehrt, weil ich mich nicht von der Trave lösen mochte. Doch das wäre ein Fehler gewesen. Auf der rückwärtigen Seite hat man nämlich freien Blick auf die Lagunen, die ein Paradies für alle möglichen Wasservögel sind. Sie lassen sich sehr schön von einigen Aussichtspunkten beobachten.

 

 

Ein Birdwatcher versicherte mir, ich hätte sogar einen Seeadler über den Pappeln kreisen sehen. Aber für mich sah der eher wie eine schwarze Frisebeescheibe aus (Ornithologen also: Fernglas nicht vergessen).

 

Traveufer

 

Der Rundweg um den Schellbruch ist knapp 8 km lang. Wenn Dir das zu wenig Auslauf ist, kommst Du am besten lieber mit dem Rad als mit dem Bus nach Gothmund. Von hier sind es nämlich nur noch 12 (ausgeschilderte) km bis nach Travemünde. Da liegt der Strand von Lübeck – eines der größten Freiluftvergnügen überhaupt. Aber das wusstest ja sicherlich schon.

Treidelpfad

16 Kommentare

    • Ja, ist Lübeck nicht wunderbar?! Die Stadt hat wirklich in jeder Hinsicht so viel zu bieten. Ausgenommen für Autofahrer. 🙂

  1. Ich liebe Hinterhöfe, diese kleinen versteckten Paradiese hinter den Kulissen! Das macht sicher viel Spaß dort herumzustreunen! Ich werde das bei meinem nächsten Besuch in Lübeck ganz sicher tun. Danke für den tollen Tipp! Liebe Grüße Ulrike

    • Gerne, gerne. Mir hat das wirklich großen Spaß gebracht. Man ist immer gespannt, was sich am Ende des nächsten Ganges verbirgt (und dann gibts ja auch noch so tolle Cafés an jeder Ecke). Grüße zurück, Stefanie

  2. Whow, da hast Du Dir aber wirklich die schönsten Fleckchen meiner Heimatstadt ausgesucht <3 Wundervolle Bilder und wundervoll beschrieben. Ich mag den Schulgarten auch so sehr – eine wunderbare kleine Idylle – ebenso wie das Fischerdorf. Danke für den schönen Beitrag und die wunderschönen Bilder. <3

    • Liebe Ilona, geht Dir das auch manchmal so, dass Du bei bestimmten Blogbeiträgen bestimmte Leser im Kopf hast? Ich jedenfalls habe bei diesem öfter mal an Dich gedacht. Schönen Tag, Stefanie

  3. Wenn man bedenkt, dass die offizielle, wenn auch chaotische Internetsite der Stadt eintausend Unterseiten hat, bekommt man ein Gespür für die Vielfalt.

    Und in der Tat, man kann vieles zu Fuß erreichen, wenn man in der Lage ist, sich mehr als eine halbe Stunde auf den eigenen Beinen zu bewegen.

    Party, Kultur, Natur, Geschichte, Musik, Sport – , die Stadt und Umgebung platzt vor Angeboten. Nur shoppen in Lübeck, das ist eher langweilig.

    Und, liebe Stefanie- Du wirst es ahnen: ja, auch hier hab ich mal gewohnt, mittendrin am Dom. Wenn auch nur kurz.

    Freu mich auf mehr.

    Liebe Grüße

    Kai

    • Hahahaha – ich hätte es mir denken müssen 🙂 Was Woody Allens Zelig für die Weltgeschichte ist, scheinst Du für die Landkarte Schleswig-Holsteins zu sein.

  4. Einfach nur klasse! Du beschreibst alles so schön, dass man sich sofort aufmachen und Deinen Spuren folgen möchte. Vor viiielen Jahren bin ich mal mit einem Ausflugsschiff von Lübeck aus bis nach Absalonshorst gefahren, eine traumhafte Tour durch die Natur, die mir bis heute im Gedächtnis geblieben ist. Lübeck hat so viele schöne Facetten!

  5. Könnten wir uns unter Umständen auf „zweitschönste Stadt Norddeutschlands“ einigen, Stefanie? 😉 Ansonsten Zustimmung auf der ganzen Linie: Schön, wie du Lübecks Highlights präsentierst, findet eine, die auch immer raus will.

Du hast was zum Thema beizutragen? Darüber freue ich mich sehr.

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