Vor 2 Jahren, als der Hamburger Stadtpark 100 wurde, schenkten ihm die umliegenden Kirchengemeinden einen Pilgerweg. Das Geschenk ist in erster Linie ideeller Natur, denn es wurden weder extra Wege angelegt noch die vorhandenen ausgeschildert. Materiell ist lediglich das kleine Begleitheft.
Die Broschüre liegt u.a. in den Kirchen rund um den Stadtpark aus und in der Hauptkirche St. Jacobi in der Innenstadt, denn das ist Hamburgs Pilgerkirche – mit Pilgerbüro, Pilgerkapelle und Pilgerpastor Bernd Lohse. (NDR-Zuschauer haben vielleicht schon mal was von ihm gesehen – er ist derjenige, der regelmäßig auf dem Olavsweg nach Trondheim pilgert und mit Franz Alt ein Buch übers Pilgern herausbrachte).
Man bekommt das Heft auch an der 1. Station des Pilgerweges im Hamburger Stadtpark, der Trinkhalle, wo ich meine Pilgertour vorgestern begann und gleich wieder abbrach.
Der Pilgerweg führt über 22 Stationen auf 5,7 km rund um den Hamburger Stadtpark. Ist also mehr ein Pilgerwegchen, gerade richtig für zwischendurch.
Einige Station sind im Winter nicht begehbar, andere nur zu gewissen (Öffnungs)-Zeiten und dann gibts es auch solche, die derzeit der Allgemeinheit verschlossen sind. Wie das Planetarium, das noch bis Dezember 2016 renoviert wird.
Der Ausblick vom Planetarium wäre beim gestrigen Wetter super gewesen. Aber 1. kann man eben nicht alles haben im Leben. Und 2. habe ich – wie viele Hamburger – eine gehaltvolle Stadtparkbiographie, kenne ihn also ganz gut, inkl. Wahnsinnsausblick vom Planetarium.
Von den 22 Stationen waren mir 21 gut bekannt. Ich hab sie mit dem Pilgerheft in der Hand jedoch anders wahrgenommen. Mag auch sein, dass ich anders bin. Meine Stadtparkjahre liegen schon eine Weile zurück. Damals interessierte ich mich (im Grunde ausschließlich) für Jungs, Musik und meine Freundinnen. Ganz bestimmt aber nicht für Bäume. Und wenn das möglich ist, kam mir der Stadtpark gestern gleichermaßen größer wie kleiner vor.
Wer den Hamburger Stadtpark nicht kennt, hat nach dem Pilgerweg einen umfassenden Überblick und auf sicher seine Lieblingsecke gefunden. Exkurse sind meiner Meinung nach nur zwischen Station 9 und 10 nötig. Einen ersten Abstecher ist das Lesecafé wert.
Der zweite Exkurs führt gleich neben dem Lesecafé auf den Rhododendronpfad, der kurz vor der Farbexplosion steht (und nur im Mai und Juni Sinn macht).
Für Menschen, die den Stadtpark kennen, öffnet der Pilgerweg vielleicht den Blick für neue Dinge. Bei mir waren das vor allem die Skulpturen, von denen viele aus den Anfangsjahren des Stadtparks stammen.
Das Begleitheft widmet jeder Station eine Doppelseite. Manchmal mit Hintergrundinfos, manchmal mit Texten zum Nachdenken und manchmal fordert es auch auf, etwas zu tun. Z.B. sich auf die eigene Bewegung zu konzentrieren, einen Herzenswunsch zu versenden oder auch Fragen zu beantworten.
Auf der Liebesinsel etwa wird gefragt:
Was hast Du wirklich aus Liebe getan?
Wer hat Dich geliebt und wen liebst Du wirklich?
Was hast Du alles „Liebe“ genannt, doch es war nicht Liebe?
Natürlich ist das Heft zum Pilgerweg in gewisser Hinsicht religiös, womit bekanntlich nicht jeder was anfangen kann. Es ist aber nicht doktrinär sondern weist mehrfach darauf hin, dass das Pilgern eine uralte geistliche Übung aller Religionen ist.
Außerdem ist Pilgerpastor Lohse nicht von gestern. Ihm ist schon klar, dass manchen der Glaube an einen persönlichen Gott fremd ist und unwirklich vorkommt. Und das kann er offenbar ganz gut so stehenlassen, ist also tolerant.
Mit eben dieser Toleranz kann auch ein nichtgläubiger Mensch vom Pilgerweg im Stadtpark profitieren. Und sei´s nur, weil´s ein toller Spaziergang ist.
Fazit: Auf dem Jakobsweg habe ich mich mehr wie eine Pilgerin gefühlt. Dafür ist es auf dem Pilgerweg im Hamburger Stadtpark (vormittags, unter der Woche) nicht so voll wie auf den letzten 100 km vor Santiago. Ehrlich wahr.
Schön.
Einfach nur schön…..und mir mal wieder ziemlich unbekannt; war bisher nur zuLaufveranstaltungen im Stadtpark, zu ein paar Konzerten und im Planetarium.
Wird also getestet! – DANKE!
Habt ein schönes WE.
LG Eva
Wenn Du den Stadtpark bisher nur von Veranstaltungen kennst, ist es bestimmt sowieso klasse, ihn nicht ganz so überfüllt zu sehen. (Am besten ja wochentags vor Feierabend). Dir auch ein schönes Wochenende!
Es ist schön, diesen so vertrauten Ort mit deinen Augen zu lesen. Der Ententeich gehörte übrigens auch zu meinen letzten Entdeckungen.
Vielleicht gibt´s den noch gar nicht ewig?!
Danke für den Tipp. Den Stadtparkpilgerweg werde ich bestimmt mal alltags vormittags machen. Pilgern gehört für mich irgendwie leise. Zu viele andere Menschen drumherum lenken zu sehr ab. Und das letzte Stück vor Santiago de Compostela scheint mir sowieso Pilgern light. Hihi.
Sonnige Grüße aus Sylt, wo man herrlich in der stillen Braderuper Heide pilgern kann….
Marianne
alleinereisenjetzt.wordpress.com
Ach, Braderup, wie wunderbar. Ich habe direkt den Duft in der Nase…
Schöne Aufnahmen und für mich ein toller Tipp, wenn ich demnächst mal wieder Hamburg besuche. Sicher in der Woche, denn ich mag’s auch lieber ruhiger. Nun habe ich schon so viele neue Sachen in Hamburg vor, da wird wohl ein Tag nicht reichen 😉 Schon allein Eure Friedhöfe… Ohlsdorf, was für ein Traum!! Da allein war ich schon einen ganzen Tag lang.
Ein schönes Wochenende, Simone
Hallo Simone, Ohlsdorf mögen wir auch total. Aber stell mal vor: Eine Nachbarin erzählte gerade, dass sie das Grab ihrer Mutter nicht mehr findet. Es hat finanziell nich für einen Grabstein gereicht und nun ist alles überwuchert und trotz Plan nichts auszumachen. Ist eben wirklich so riesig, riesig, riesig. Dir auch ein schönes Wochenende, Stefanie
Nachtrag: Falls die Broschüre gerade aus ist: https://www.kirche-hamburg.de/kooperationen/stadtpark-kirchen/pilgern-im-stadtpark.html
Jo, danke, das hatte ich mir auch vorher angesehen… man müsste es aber ausdrucken, weil man Plan UND Beschreibungen braucht, um die Wege zu finden. (Ich jedenfalls hätte den Weg nur mit dem Plan nicht unbedingt gefunden.)
Was für eine Blütenpracht, wunderschön. Offen gestanden: Ich kann mich gar nicht mehr genau erinnern, wann ich zuletzt im Stadtpark war. Aber nach Deinem schönen Bericht muss ich unbedingt bald mal wieder hin!
Liebe Grüße
Martina
Der Sommer ist ja noch lang 🙂
Ein Pinguin-Brunnen im Stadtpark, und was sehen die putzig aus. Den Brunnen kannte ich gar nicht – dabei liebe ich Pinguine!
Ja, süß, nech? Im Winter werden die Pinguine reingeholt (sollte man ja nicht für möglich halten, aber es ist ihnen offenbar zu kalt).
[…] http://www.indernaehebleiben.de […]
[…] nur unangenehm und nicht gefährlich. Es juckt bloß – und sieht unschön aus. Deshalb ist der Stadtparksee trotz aktuellem Befall weiterhin zum Baden freigegeben. Trotzdem: lieber ohne […]
[…] nicht schlecht: Pilgern im Stadtpark – und anschließend ab ins Planetarium. Wenigstens die Innenräume und die Aussichtsplattform […]