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Spektakulär unspektakulär: Dämmerung in der Blidselbucht

Seekuehe Blidselbucht

Inzwischen sind wir zurück in Hamburg. Ganz schön wuselig kam´s uns anfangs vor nach der Stille von Sylt. War die Insel bei unserer Anreise am 4. Januar noch relativ gut besucht, leerte sie sich von Tag zu Tag zusehends. Am 15. Januar schließlich waren alle Bürgersteige hochgeklappt. Nun schläft die Schöne.  Bis zum Biikebrennen am 21. Februar ist Ruhe im Karton.

NSG Blidselbucht

Wir haben richtig gespürt, wie die Insel tief durchgeatmet hat. Und das ist für mich die schönste Zeit auf Sylt. Manche Orte übersieht man nämlich leicht, wenn zu viel los ist und andere eignen sich einfach nicht zum Teilen. Zum Beispiel der kleine Fussweg, der sich zwischen Kampener Vogelkoje und Bushaltestelle (Richtung List) durch das Schilf zum Strand der Blidselbucht schlängelt.

Sturmschäden

Der Strand ist an diesem Abschnitt ganz schmal; bei Flut eigentlich nur ein Saum. Außerdem verläuft er in direkter Straßennähe. Sein Zauber wirkt nur außerhalb der Saison; wenn die Straße kaum befahren ist.

Seekühe und Austernbänke

In der Ferne stehen sich die Seekühe die Beine in den Bauch. (Im obigen Foto als mittiger kleiner Fliegendreck (fast nicht) zu erkennen. Beim Draufklicken wirds ein bisschen größer). Als Kind hielt ich die Seekühe für Skulpturen. Sind aber nur Schießübungsdinger für Flieger. Der etwas größere Fliegendreck weiter links sind die Austernbänke. Hier wird die Sylter Royal gezüchtet. Man kann sie bei Dittmeyers Austern-Compagnie in List verspeisen.

Mehr Höhepunkte hat die Blidselbucht in den blauen Stunden eines Januarnachmittags nicht zu bieten. Man könnte höchstens abwarten. Bis Ebbe ist oder so. Dann liegen Seekühe und Austernbänke nämlich trocken. Dann könnte man hinspazieren. Aber da man das ja ohnehin nur in Begleitung eines Wattkundigen darf, bleibt nichts als der Rückweg zur Vogelkoje.

Strand Blidselbucht

Ich mag es, wenn nichts los ist. Ich mag das Unaufdringliche. Früher habe ich geglaubt, die Zurückhaltung der norddeutschen Landschaft würde auf die Menschen abfärben. Bescheidenheit hielt ich für eine nordische Eigenart. Man findet sie immerhin auch in der nordischen Kunst und der Architektur.

Aber dann wurde das Hamburger Understatement zu Grabe getragen. Es muss so gegen Ende der 90er gewesen sein. Und ich glaube, ein Privatradiosender war Schuld. Jedenfalls bezeichneten einige Hamburger unsere Stadt auf einmal als die „schönste Stadt der Welt“. Und das war (und ist) nicht einmal ironisch gemeint. Ich habe mich nie daran gewöhnen können.

Road to Blidselbucht

Mal abgesehen davon, dass Eigenlob stinkt, scheint mir „schön“ nicht das ideale Etikett für eine Stadt. Wir sind doch nicht in Stepford. Wir sind im Norden. Und der Norden muss auch rau sein und grau sein und öde, einsame Ecken haben. Gerade das macht ihn ja aus. Und gerade deswegen sind wir auch so gern auf Sylt, wenn kaum ein anderer da ist.

Außerdem kann man im Januar überall parken. Für einen Spaziergang in der Blidselbucht zum Beispiel bei der Vogelkoje, die bedauerlicherweise geschlossen hat. Die Entenfanganlage liegt kurz hinter Kampen mitten in einem winzigen Urwald. Sie ist natürlich nicht mehr im Betrieb sondern ein reines Museum. Allerdings nur von April bis Oktober.

Das Restaurant gleichen Namens ist einiges der wenigen, die im Januar geöffnet haben. Mir ist schon mehrmals das dortige Frühstück ans Herz gelegt worden. Beim Blick auf die Karte kann ich nur hoffen, dass damit nicht das Champagner-Frühstück für 2 gemeint war. Das kostet nämlich schlappe 245 Euro. Wirklich, ich mag Sylt am liebsten, wenn möglichst wenig Touristen da sind.

5 Kommentare

  1. Die Auster ist ein Leckerbissen,
    Den viele sehr zu schätzen wissen,
    Aus Irland, Frankreich, Engeland,
    Sind viele Sorten uns bekannt,
    Doch wirst Du die ganz schnell vergessen,
    Hast Du die SYLT ROYAL gegessen!

    (D.W., Aug. ’88, wahrscheinlich auf Sylt)

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