Alle Artikel in: Rausgehen

Heikendorf

Strandlust wie in der Landlust: Heikendorf und Möltenort

Vorvorgestern Abend ließ ich mir an Deck des Fischbratkutters Elke in Heikendorf die Sonne ins Gesicht scheinen und blieb vollkommen lässig, als Volko aus der Kombüse kam und mit seltsamen Lächeln etwas sagte wie „also, Duuuuu hättest da unten wahrscheinlich nichts bestellt“. Normalerweise bin ich mit Essen heikel – besonders mit Fisch. Aber wenn die Sonne scheint und die Förde glitzert und nichts zu hören ist als Möwenschreie und Taue, die gegen Fahnenmasten schlagen, dann mag ich mir wegen Detailfragen keine grauen Haare wachsen lassen. Ich trage derzeit lieber den Farbton sommerverwöhntes Aschblond.     Wir waren am späten Nachmittag endlich mal wieder in Kiel angekommen und hatten maximale Lust auf Abendsonne. Daher wählten wir unter den unendlichen Kieler Möglichkeiten den Heikendorfer Ortsteil Möltenort am Ostufer der Kieler Förde. Das Seebad gehört nicht zur Landeshauptstadt, ist aber mit der Kieler Schlepp- und Fährgesellschaft flugs von der City zu erreichen und bietet alles, was man für einen wunderbaren Feierabend so benötigt.     Gleich neben dem Fähranleger schmiegt sich ein kurtaxenfreier kleiner Strand an die Promenade und …

Prinzeninsel

Lieblingsplatz der Kaiserin: die Prinzeninsel in Plön

Es gibt nicht viele Ausflugsziele in Schleswig-Holstein, die so super mit der Bahn zu erreichen sind, wie die Prinzeninsel in Plön. Vom Prinzenbahnhof mit der wundervollen Überdachung aus den 1890er Jahren wechselt man einfach auf den Strandweg und spaziert aus der Stadt hinaus. Wobei „Stadt“ gar nicht die richtige Begrifflichkeit scheint, denn Plön besteht nur zu 8,7% aus Landfläche – der Rest sind Seen.     16 Seen liegen auf Plöner Stadtgebiet. Allen voran der Große Plöner See, zehntgrößter See Deutschlands und größtes Binnengewässer Schleswig-Holsteins.     Warum die Promenade selbst bei maximaler Feriendichte schön entspannt bleibt, ist mir ein ewiges Rätsel – andererseits natürlich auch sehr recht. So ist sie eben die Holsteinische Schweiz. Sogar an Hochsommersonntagen. Sogar auf einem traumschönen, vom Autoverkehr abgeschirmten Spazierweg zwischen See und Schlossgebiet.     Den besten Blick aufs Schloss hat man vom Sommerpavillon im Alten Apfelgarten. Zur Zeit des dänischen Königs Christian VIII wurde er als Küchengarten genutzt. Heute werden hier alte Apfelsorten bewahrt (Baumpatenschaften können übernommen, Fallobst verspeist werden). Es war übrigens König Christian, der dem …

Die geschenkte Zeit, Teil II: Wanderung nach Behrensdorf

Vor ziemlich genau einem Monat bin ich während des Sonnenaufgangs von Hohwacht nach Behrensdorf gewandert. Es geschah im Rahmen eines 24-Stunden-Wander-Events; darüber habe ich ja neulich schon mal berichtet. Seitdem habe ich eine ganze Menge anderer toller Sachen gesehen und erlebt. Dennoch sind die Erinnerungen an dieser Morgen ganz besonders nachdrücklich. Zum Beispiel die Erkenntnis, was man alles verpasst, wenn man schläft.     Ich weiß, dass es Leute gibt, die an diesem Blog besonders beeindruckt, dass ich gern früh aufstehe (Hallo, Beas Arbeitskollegin 🙂) Aber so früh wie an diesem Morgen bin ich in der Regel nun auch nicht unterwegs. Ich wusste überhaupt nicht, wie lang ein Sonnenaufgang sein kann.   90 Minuten Glück: Sonnenaufgang an der Ostsee   Eine ganze Stunde wanderte ich im Zwielicht, bis sich die Sonne über den Horizont schob. Es war warm und windstill und wolkenlos. Und so unheimlich leise. So eine Stunde wünsche ich einfach jedem netten Menschen einmal.     Mir ist schon klar, dass nicht jeder nette Mensch lachend um 04.00 Uhr aus dem Bett springt …

Gluecksburg

Roadtrippin´- 7 chillige Lieblingsplätze an der Flensburger Förde

In Schleswig-Holstein herrscht oft Jacke-an-Jacke-aus-Wetter. Gerade jetzt im Frühsommer kann es in einem Moment knallheiß sein und im nächsten friert man sich zu Tode. Das ist kein perfektes Strandwetter, aber ausgezeichnet für einen Roadtrip. Zum Beispiel auf der Alten Fördestraße am Südufer der Flensburger Förde.     Mit bummelig 45 km ist die Alte Fördestraße nicht gerade die Route 66. Dafür befindet man sich stets in Meeresnähe. Mit den Chilli Peppers in den Boxen gerät man entlang der hügeligen, geschwungenen Küstenlinie in einen Farbrausch. Man meint, durch Grün zu tauchen, ins Blau fliegen und von Gelb geblendet werden. Je nach Jahreszeit.   Es ist ein bisschen voller geworden in der letzten Zeit, trotzdem bleibt die Flensburger Förde eine entspannte Ecke. Unsere Lieblingsplätze haben sich hier und da ein bisschen verändert. Zeit für eine Aktualisierung. Hier unsere 7 Lieblingsplätze (Sommer 2018):     1.  Habernis Au   KM 0: Die kleine Steilküste von Habernis trennt die Geltinger Bucht von der Flensburger Förde.  Mit einem Naturschutzgebiet im Rücken ist der kleine Naturstrand schön entspannt.     Naturstrand …

Schaalsee

Für Freunde der Empfindsamkeit: Biosphärenreservat Schaalsee

Ich gehöre noch zu der Generation, die an der Autobahnausfahrt Zarrentin nicht an den Schaalsee sondern an die DDR denkt. Denn genau hier lag der Grenzübergang nach Berlin. Ich kann mich noch genau an die Monsteranlage erinnern und an die gedrückte Stimmung im Auto und maximal unfreundliche Grenzer. Jüngeren Menschen oder solchen, die damals nicht regelmäßig die Weltreise nach Berlin antraten, kann man das kaum vermitteln.

Snowdonia

Soweit das Auge reicht: die kühle Schönheit von Snowdonia

Als ich zum ersten Mal von Snowdonia hörte (und das ist noch gar nicht so lange her), elektrisierte mich allein der Name augenblicklich. Allerkürzeste Recherche später war der Nationalpark bereits zum Sehnsuchtsziel geworden. Denn auch im virtuellen Wales führt kein Weg vorbei am Snowdon, dem höchsten Berg des Landes, und einer großartigen Art, ihn zu bezwingen: nämlich mit der Snowdon Mountain Railway.     Wenn die einzige Zahnradbahn Großbritanniens den Wagon den Berg hinaufschiebt, kann man die Anstrengung der alten Lady geradezu spüren. Was ok ist, so lange sie durch kleine Schluchten und über weite Ebenen zockelt. Tun sich direkt neben den Schienen Abgründe auf, fühlt es sich schon etwas ulkiger an (nicht unbedingt im Sinne von witzig).     Von Mai bis Anfang November lautet die große Frage: Hüllt sich der Gipfel in Wolken, Nebel, Regen, Schnee? Oder hat man etwa freie Sicht vom Panorama Café des visitor centres. Es ist eine Art Glücksspiel. Bei zu schlechten Bedingungen und in der Vorsaison (Mitte März & April) lässt die Mountain Railway es nach etwa 3/4 der Strecke gut …

Morgenrot

24 h Wanderlust in Hohwacht: Columbia Hike & Run

Vergangenes Wochenende haben wir an einem 24-h-Wanderevent in Hohwacht teilgenommen. Naja, nicht so richtig teilgenommen. Sondern eher beobachtet, wie so was abläuft und wer da so mitläuft. Und ab und zu sind wir auch mal selbst marschiert. Denn dazu waren wir von den Veranstaltern eingeladen worden. Konkret ins Hotel Hohe Wacht hoch über der Hohwachter Bucht.   Teilnehmer von Columbia Hike & Run konnten – auch am Vortag und in der Folgenacht – zu extrem guten Konditionen im Hotel logieren. Sie konnten es natürlich auch lassen. Schließlich wollten sie durchgehend wandern. Und für Ruhepausen gab es ein Schlafsacklager. Als wir eintrafen, freuten sich besonders mitgereiste Freunde und Angehörige, die nicht 24 h wandern & runnen wollten, über die tolle Unterbringung. Denn im Kurpark vor dem Hotel lässt sich bestens chillen.     Im Kurpark befand sich auch die Homebase mit Anmeldung, Ruhezone, Massageliegen und den Ständen der Sponsoren, die so gut wie alles zum Ausprobieren anboten, was der 24-h-Wanderer so braucht: etwa Laufschuhe, Isomatten, Rucksäcke oder Stirnlampen für die Nachtetappe.     Mit dem Starterpaket erhielten wir Wanderkarten, Pflegeprodukte, Essensmarken, Energie-Riegel und …

Friedrichsruh

Frühling in Friedrichsruh: Auf Bismarcks Spuren im Sachsenwald

Frühling in Friedrichsruh ist waldmeistergrün und waldgeisterweiß und Bismarck. Norddeutschland hats ja eigentlich nicht so mit Heldenverehrung. Doch Bismarck ist eine Ausnahme. Man denkt hier über ihn so oder so, kommt aber schlecht an ihm vorbei. Irgendwo findet sich immer ein überlebensgroßes Denkmal. Besonders eben im Sachsenwald, den Bismarck einst vom Kaser geschenkt bekam.     Den Sitz der Bismarcks, ein ehemaliges Hotel, kann man nicht besichtigen, weil es noch (von Bismarcks) bewohnt wird. Doch das bismärckliche Drumrum reicht locker für zwei Sonntagsausflüge; eher drei. Man braucht dafür keinen großen Plan sondern stolpert einfach von der S-Bahn Aumühle in den größten Wald Schleswig-Holsteins und folgt Wegweisern oder dem eigenen Gespür.     Friedrichruh ist so ein richtiges Familienausflugsziel. In den alten Gewächshäusern beim Schlossteich führen die Bismarcks den Schmetterlingsgarten; ein Tropenhaus im Wald mit exotischen Faltern. Bestimmt toll, zumal auch ein Teil der Gärten zugänglich ist, mit 8,50 Eintritt allerdings nicht ganz günstig. Vermutlich haben Kinder auf dem Gelände des Eisenbahnmuseums genauso viel Freude. Das kostet nüscht und man darf auf Loks klettern und historische …

Apfelbluete

Der geheime Garten alter Obstsorten in Haseldorf

Letzte Woche habe ich eine Wind- und Wettertour zum Garten alter Obstsorten in Haseldorf unternommen. Ich hatte es auf dem Zettel, seit wir vergangenen Sommer auf dem Elberadweg nach Glückstadt gefahren sind.     Schon damals wäre ich lieber im Schneckentempo durch die holsteinischen Elbmarschen geschlendert, weil links und rechts vom Deich die verheißungsvollsten Stichwege und Trampelpfade in üppige Natur führen. (Links vom Deich ist hier möglich (und nicht Elbe), weil wir vom Elbvorland sprechen; einer weitläufigen, irre schönen Auenlandschaft, die noch überfluten darf.)     Wirklich geheim ist der Garten alter Obstsorten nicht. Auf Höhe des Haseldorfer Hafens weist binnendeichs sogar ein Schild auf den Spazierweg zum Garten. Nur spazierte doch niemand außer mir und das löst immer so ein Heimlichkeitsgefühl aus, wie ich finde. Spätestens als ich über den Zauntritt in den Garten kletterte, kam ich mir vor, wie im Märchen.     Oder vielleicht nicht wie im Märchen sondern wie in einer Erinnerung. Nicht, dass meine Großeltern eine Plantage besessen hätten, die von Schafen beweidet wurde. Doch die 4 Obstbäume in ihrem …