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Sylt

Sonntags am Weststrand

Auf Sylt gibts alles. Sogar nichts. Laut Statistik weist der Februar die geringsten Übernachtungszahlen auf.  Jetzt stehen die Chancen für nichts also besonders gut. Mir kam´s schon noch leerer vor, z.B. Mitte Januar oder Ende November. Aber sei´s drum. Die paar Barbourjacken verlaufen sich an 40 km Strand ohnehin.

 

 

Das Tolle ist, dass man auf Sylt gar nichts falsch machen kann. Man fährt einfach an den Strand, egal wo, und es ist schön. Mit Ausnahme des Strandes in Kampen. Der wirkt in diesem Februar genauso öde wie im letzten Januar. Der blanke Hans hat den meiner Jungenderinnerung nach breiten Strand ganz schön gebeutelt. Traurig sieht das aus.  Aber wie zum Ausgleich gehts mit der neuen Toilette scheinbar voran. Jedenfalls ist eine Informationstafel an der zukünftigen Baustelle angebracht. Scheint ein Millionenprojekt und Hotspot zu werden. Zumindest haben wir Touristen beobachtet, die vor der Informationstafel posieren & fotografieren. Leute gibts.

Wenden wir uns lieber wieder weiter nordwärts. Wo die Toilettenfrage etwas rustikaler und der Strand dafür breiter ausfällt.

 

 

Von der Buhne 16 bis zur Ellenbogenspitze gibts besonders viel nichts. Einige unserer Lieblingsplätze haben wir noch nie im Sommer gesehen, daher kennen wir sie nur menschenleer. Wie zum Beispiel die Strandsauna, die richtig idyllisch über dem Weststrand thront. An sonnigen Tagen kann man hier prima picknicken; selbst im Dezember. (Heute aber nicht).

 

 

Waynes Wetter interessiert: 7 Grad, ordentlich Wind, immer wieder Regen. Der Februar ist der neue November.

Das ist unheimlich gut für unsere Beziehung. Ich spaziere nämlich gern lang und Volko meistens nicht. Da das Wetter gar nichts anderes zulässt, laufen wir dieser Tage ausschließlich Strecken, die nach maximal 1,5 Stunden Möglichkeit zur Einkehr bieten.  Eine gute Stunde in nassen Klamotten gegen den Sturm ankämpfen, das kriegen wir beide gut gelaunt hin.

(Es ist sogar ganz prima. Als Erwachsener ist man viel zu selten vollkommen durchnässt und total verfroren. Noch so ein Grund, warum es im Winter auf Sylt ganz toll ist.)

Ellenbogen

Sylt: Immer wieder im Winter aber nie mit dem Zug

Sylt ist keine ganz originelle Nahreise. Besonders nicht für Hamburger.

Aber das ist ja gerade das Gute an Nahreisen. Man muss nicht originell sein. Anstatt nach  Orten zu forschen, an denen garantiert noch niemand war, darf man sich auf die schönsten Gegenden konzentrieren. Dazu gehört für uns definitiv: Sylt im Winter.

Besonders gern kommen wir zwischen Oktober und Februar  (abgesehen von der Weihnachtswoche und Silvester; denn wir lieben es eher still). Alle Wintermonate haben ihren speziellen Reiz auf Sylt

Über das Wetter lässt sich gar nichts sagen. Von sonniger Windstille über Dauerregen bis zu Stürmen in Orkanstärke habe ich alles schon erlebt. Das letzte Mal war ich im knackend kalten, eisblauen Januar 2013 hier. Ich kann kaum glauben, dass seitdem mehr als ein Jahr vergangenen sein soll.

2014 hat viel zu schnell angefangen. Ich hatte nicht einmal Ruhe, um mir ein paar Gedanken darüber zu machen, wie es denn so werden soll das neue Jahr. Schon jetzt habe ich ein Arbeitstempo drauf, das mich atemlos macht. Dabei fängt meine Hochsaison erst im März an. Weiß auch nicht, was los ist.  Ist ja auch gut einerseits. Anderseits wollte ich …

Stopp!

 

Abschalten jetzt! SAMSUNG

 

Eine Insel ist eine Insel ist eine Insel. Darum reist man nach Sylt auch am besten mit dem Schiff. Das ist nicht nur um die Hälfte günstiger als der Autoreisezug. Es ist auch ein Erlebnis für sich von Römö mit der Syltfähre nach List überzusetzen. Spätestens wenn die Lichter von Havneby am hinteren Horizont verschwinden, wissen wir: Jetzt sind wir im Urlaub!

 

 

Dieses Jahr war es besonders schön. Letzte Fähre. Blaue Stunde. Und an Deck niemand außer uns. Die sieben Autos der übrigen Fahrgäste tragen NF-Kennzeichen. Die kann ein alltäglicher Sonnenuntergang über der alltäglichen Nordsee natürlich nicht mehr aus dem Salon locken.

Und so stehen wir ganz allein an Deck und sehen Sylt auf uns zukommen. Himmel, kann das Leben schön sein!

 

Blick nach Sylt

Badeinsel

Nach Norden

 

 

Palmström ist nervös geworden;
darum schläft er jetzt nach Norden.

Denn nach Osten, Westen, Süden
schlafen, heißt das Herz ermüden.

(Wenn man nämlich in Europen
lebt, nicht südlich in den Tropen.)

Solches steht bei zwei Gelehrten,
die auch Dickens schon bekehrten –

und erklärt sich aus dem steten
Magnetismus des Planeten.

Palmström also heilt sich örtlich,
nimmt sein Bett und stellt es nördlich.

Und im Traum, in einigen Fällen,
hört er den Polarfuchs bellen.

Christian Morgenstern