Alle Artikel in: Neulich im Norden

Als der Typ mit dem Schnurrbart mal die Elbmündung besuchte

Forscht man im Netz nach der Elbmündung spucken die Suchmaschinen zu 99,9% Ergebnisse aus, die sich mit Cuxhaven und „um zu“ beschäftigen, ganz so als würde es kein nördliches Ufer geben. Dabei war dieser Küstenabschnitt von Schleswig-Holstein mal eine echte Vorzeigegegend. Jedes Kind in Deutschland kannte den Namen der Köge.

Optimisten

Strand & the City: Kurztrip nach Kiel

Wenn die eine Strand sagt und der andere City, muss das keine Beziehungskrise bedeuten, denn es gibt ja Kiel. Deutschlands einzige Großstadt am Meer ist mal mindestens einen Wochenendtrip wert. Bei der Suche nach einer Unterkunft in Kiel, sollte man unbedingt eine Karte zur Rate ziehen, denn das Beste an der Stadt ist die Kieler Förde, eine 17 km lange, schmale Meeresbucht, die die Grenze der ehemaligen Herzogtümer Schleswig und Holstein markiert und Kiel von allen anderen Städten unterscheidet.     Aus diesem und anderen Gründen folgten wir nur zu gern der Einladung des B&B Hotels in Kiel, das mit Spitzenlage punktet. Im Wortsinn. Denn das B&B Hotel liegt direkt an der Hörn, der Hafenspitze. Aber dazu später mehr.     Jetzt erst mal zum Zweitbesten an Kiel; dem öffentlichen Personennahverkehr, konkret der Fördefährlinie. Die Dampfer steuern regelmäßig die 12 Top-Adressen der Stadt an. Deswegen braucht man in Kiel keinen Stadtführer und keinen Blog-Beitrag à la 12 Dinge, die Du in Kiel gesehen haben musst – sondern nur ein Ticket (Einzelfahrt 4,20 o. Tagesticket 9,60). …

Kalifornien und Brasilien

Vom Suchen und Finden der Liebe zwischen Kalifornien und Brasilien

Manchmal sind die Eckdaten perfekt, dachte ich neulich irgendwo zwischen Kalifornien und Brasilien, und doch will der Funke nicht überspringen. Es war bereits unser zweiter Versuch mit dem Schönberger Strand und wie schon beim Besuch zuvor, fühlte ich im Großen und Ganzen: GAR NICHTS. Dabei stimmte eigentlich: ALLES.     Andersherum kenne ich das auch. Man nehme nur mal Timmendorfer Strand, das Ostseebad, das in fast allen objektiven Kriterien am aller-aller-allerwenigsten meinen persönlichen Vorlieben entspricht und dem ich trotzdem tiefe Zuneigung entgegenbringe. Vielleicht ist das mit den Stränden also ähnlich wie mit den Männern (oder für Männer eben: mit den Frauen)?!     Es braucht ein bestimmtes „Irgendwas“, damit es KLICKKLACK macht. Es hat wenig mit rationalen Überlegungen zu tun. Andererseits führen irrationale Entscheidungen auch gern mal in die Irre – emotional gesehen. Ein Dilemma, das jeder kennt, der mal ein paar Jahre als Single verbracht hat. Oder einen Urlaub am falschen Strand.   Der Schönberger Strand in der Probstei   In meinen wilderen Jahren tauschte ich mich über solche Themen eine Zeitlang mit einer …

Surendorf

Als einmal alles perfekt war: Surendorf

Am 19. Juli 2017 zwischen 12.20 Uhr und 14.10 Uhr hätte ich nirgends lieber sein wollen als am Strand von Surendorf. Denn das war der Moment, als einmal alles perfekt war. (Ich formuliere es so erbsenzählerhaft, weil wir nun seit einiger Zeit die magische 10.000-Klick-Hürde (pro Monat) verlässlich überspringen und manchmal denke ich: Ganz schön viele Leute hier. Hoffentlich sind die nicht enttäuscht, falls sie mal einem unserer Tipps folgen. Denn so ein Blog kann ja nie mehr sein als eine Momentaufnahme und ist dazu noch höllisch subjektiv.)     Darum grenze ich noch weiter ein: am 19. Juli zwischen zwölf und vierzehn Uhr war für mich der Strand von Surendorf zu 100% so, wie ich mir einen Strand wünsche. Es war weder zu heiß, noch zu kalt. Nicht zu voll, nicht zu leer. Nicht zu trashig, aber auch weit entfernt von irgendwie schick.     Im Grunde hätte ich schon eine Viertelstunde zuvor wissen können, dass mich Großes erwartete. Und zwar als mich an einer etwa 10 km entfernten Tankstelle nach dem Weg zum …

Laboe

Wechselhaft bis veränderlich: Radtour auf dem Fördewanderweg

Der Fördewanderweg ist super für Tage, an denen man nicht sagen kann, ob die Welt untergehen wird oder die Sonne doch noch rauskommt. In beiden Fällen ist man am Ostufer der Kieler Förde fein raus. Kurze Schauer lassen sich jederzeit indoor überbrücken, bei unverhofftem Sonnenschein ist der nächste Strand nie weit und falls es mal wieder zu Unwettern kommt, nimmt man einfach die nächste Fähre zurück zum Ausgangspunkt. Der liegt an der Hafenspitze von Kiel, der Hörn.     Praktischerweise befindet sich in unmittelbarer Nähe – auf der Rückseite des Hauptbahnhofs – ein Fahrradverleih. Dann braucht Ihr nur noch die Hörnbrücke zu überqueren und Euch auf den anschließenden 30 km immer so dicht wie möglich am Wasser zu halten. Ihr könnt aber auch gleich nach der Brücke einen ersten Stopp einlegen, um am Norwegenterminal die „Skyline“ von Kiel zu bewundern – oder die alten Segelschiffe am Germaniahafen.   Auf dem Fördewanderweg sind Sidekicks die Hauptsache   Die ersten 5 km scheinen nicht so wahnsinnig spannend. Der Hafenrand ist industriell geprägt. Radfahrer müssen daher über Werftstraße …

Heikendorf

Strandlust wie in der Landlust: Heikendorf und Möltenort

Vorvorgestern Abend ließ ich mir an Deck des Fischbratkutters Elke in Heikendorf die Sonne ins Gesicht scheinen und blieb vollkommen lässig, als Volko aus der Kombüse kam und mit seltsamen Lächeln etwas sagte wie „also, Duuuuu hättest da unten wahrscheinlich nichts bestellt“. Normalerweise bin ich mit Essen heikel – besonders mit Fisch. Aber wenn die Sonne scheint und die Förde glitzert und nichts zu hören ist als Möwenschreie und Taue, die gegen Fahnenmasten schlagen, dann mag ich mir wegen Detailfragen keine grauen Haare wachsen lassen. Ich trage derzeit lieber den Farbton sommerverwöhntes Aschblond.     Wir waren am späten Nachmittag endlich mal wieder in Kiel angekommen und hatten maximale Lust auf Abendsonne. Daher wählten wir unter den unendlichen Kieler Möglichkeiten den Heikendorfer Ortsteil Möltenort am Ostufer der Kieler Förde. Das Seebad gehört nicht zur Landeshauptstadt, ist aber mit der Kieler Schlepp- und Fährgesellschaft flugs von der City zu erreichen und bietet alles, was man für einen wunderbaren Feierabend so benötigt.     Gleich neben dem Fähranleger schmiegt sich ein kurtaxenfreier kleiner Strand an die Promenade und …

Prinzeninsel

Lieblingsplatz der Kaiserin: die Prinzeninsel in Plön

Es gibt nicht viele Ausflugsziele in Schleswig-Holstein, die so super mit der Bahn zu erreichen sind, wie die Prinzeninsel in Plön. Vom Prinzenbahnhof mit der wundervollen Überdachung aus den 1890er Jahren wechselt man einfach auf den Strandweg und spaziert aus der Stadt hinaus. Wobei „Stadt“ gar nicht die richtige Begrifflichkeit scheint, denn Plön besteht nur zu 8,7% aus Landfläche – der Rest sind Seen.     16 Seen liegen auf Plöner Stadtgebiet. Allen voran der Große Plöner See, zehntgrößter See Deutschlands und größtes Binnengewässer Schleswig-Holsteins.     Warum die Promenade selbst bei maximaler Feriendichte schön entspannt bleibt, ist mir ein ewiges Rätsel – andererseits natürlich auch sehr recht. So ist sie eben die Holsteinische Schweiz. Sogar an Hochsommersonntagen. Sogar auf einem traumschönen, vom Autoverkehr abgeschirmten Spazierweg zwischen See und Schlossgebiet.     Den besten Blick aufs Schloss hat man vom Sommerpavillon im Alten Apfelgarten. Zur Zeit des dänischen Königs Christian VIII wurde er als Küchengarten genutzt. Heute werden hier alte Apfelsorten bewahrt (Baumpatenschaften können übernommen, Fallobst verspeist werden). Es war übrigens König Christian, der dem …

Wales Coast Path

Wales Coast Path: Wandern mit Meerblick (Abschnitt 1)

Der Fernwanderweg Wales Coast Path bleibt 1.400 km lang konsequent am Meer. Auf acht Abschnitten unterschiedlicher Länge führt er vom äußersten Norden in den Süden des Landes. Der erste Abschnitt ist mindestens 109 km lang. Oder auch um einiges länger, da an verschiedenen Stellen Alternativrouten möglich sind. Jedenfalls eignet sich die Strecke ganz gut für einen Kurztrip nach Wales. Hier unsere – mal wieder voll subjektiven – Tipps für Abschnitt 1:   North Wales Coast & Dee Estuary   Der Wales Coast Path beginnt in Queensferry an der Mündung des River Dee, durch den die Grenze zwischen England und Wales verläuft. Anfangs ist die Gegend noch durch Industrie geprägt. Das macht die ersten Meilen nicht unbedingt gruselig – aber doch weniger schön, als die folgenden. Wer also nicht aus Prinzip jeden Zentimeter eines Wanderweges beschreiten muss, nimmt vom Flughafen (in Liverpool oder Manchester) besser gleich den Bus nach Mostyn und steigt bei KM 20 ein.     Steigt man in Mostyn auf den Weg ein, dann ungefähr beim Geisterschiff Duke of Lancaster. Die Passagierfähre von 1956 wurde 1978 …

Die geschenkte Zeit, Teil II: Wanderung nach Behrensdorf

Vor ziemlich genau einem Monat bin ich während des Sonnenaufgangs von Hohwacht nach Behrensdorf gewandert. Es geschah im Rahmen eines 24-Stunden-Wander-Events; darüber habe ich ja neulich schon mal berichtet. Seitdem habe ich eine ganze Menge anderer toller Sachen gesehen und erlebt. Dennoch sind die Erinnerungen an dieser Morgen ganz besonders nachdrücklich. Zum Beispiel die Erkenntnis, was man alles verpasst, wenn man schläft.     Ich weiß, dass es Leute gibt, die an diesem Blog besonders beeindruckt, dass ich gern früh aufstehe (Hallo, Beas Arbeitskollegin 🙂) Aber so früh wie an diesem Morgen bin ich in der Regel nun auch nicht unterwegs. Ich wusste überhaupt nicht, wie lang ein Sonnenaufgang sein kann.   90 Minuten Glück: Sonnenaufgang an der Ostsee   Eine ganze Stunde wanderte ich im Zwielicht, bis sich die Sonne über den Horizont schob. Es war warm und windstill und wolkenlos. Und so unheimlich leise. So eine Stunde wünsche ich einfach jedem netten Menschen einmal.     Mir ist schon klar, dass nicht jeder nette Mensch lachend um 04.00 Uhr aus dem Bett springt …

Schaalsee

Für Freunde der Empfindsamkeit: Biosphärenreservat Schaalsee

Ich gehöre noch zu der Generation, die an der Autobahnausfahrt Zarrentin nicht an den Schaalsee sondern an die DDR denkt. Denn genau hier lag der Grenzübergang nach Berlin. Ich kann mich noch genau an die Monsteranlage erinnern und an die gedrückte Stimmung im Auto und maximal unfreundliche Grenzer. Jüngeren Menschen oder solchen, die damals nicht regelmäßig die Weltreise nach Berlin antraten, kann man das kaum vermitteln.