Niedersachsen, Norddeutschland
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Merkwürdige Museen in Autobahnnähe

Neulich mussten wir beruflich von der A7 abbiegen. Kurz vor Gifhorn tauchte auf einmal die erste Mühle des Internationalen Mühlenmuseums auf. „Ha“, rief ich begeistert und knippste ein Foto im Vorbeifahren. Denn über das Internationale Mühlenmuseum hatte ich mir schon oft den Kopf zerbrochen.

AmMühlenmuseum

Es gibt ja diese St. Pauli-farbenen Schilder an der Autobahn, die auf touristische Attraktionen hinweisen. Die Idee kommt aus Frankreich und hat sich eigentlich auf der ganzen Welt etabliert. Autofahrer sollen animiert werden, mal anzuhalten. Oder im besten Fall sogar irgendwann als Tourist wiederzukommen. Im englischsprachigen Raum weisen die Schilder oft zu einer „area of outstanding natural beauty“. Auf Island wartet am Ende eigentlich immer ein Wunder. Und in Deutschland… naja. It depends on, würde ich sagen.

Schon oft habe ich mich gefragt: Wer bestimmt wohl, worauf hingewiesen wird? Wie sieht er wohl aus, der Mensch, der an der A7 zwischen Hannover und Hamburg entschied: Wir ködern die Leute mit Hinweisen auf das Erdölmuseum, das Deutsche Panzermuseum und das Internationale Mühlenmuseum?! (Was sagt es über eine Gegend aus, wenn das die Highlights sind?)

Während Volko sich gut vorstellen kann, dass eine nicht unbeträchtliche Anzahl von (vorwiegend) Männern Interesse an Panzern hat, ist er sich beim Erdöl-Museum auch nicht sicher. Aber manchmal wundert man sich auch.

So wie wir jetzt beim Anblick des Internationalen Mühlenmuseums. Denn das sieht ziemlich gut aus!

Mühlenmuseum

Auf einem 10.000 qm großen Gelände – richtig romantisch zwischen Fluss und See – umstehen 13 Wind-, Wasser- und Schiffsmühlen aus z.B. Portugal, Griechenland, Deutschland und der Ukraine das Mühlenmuseum, in dessen Ausstellungshalle noch einmal 45 Mühlenmodelle zu finden sind. Gebaut hat sie alle Horst Wrobel.

Horst Wrobel scheint mir ein Exzentriker im besten Sinne. Seit 1980 bastelt und tüftelt er an der Anlage. Mitte der 90er wurde es ihm etwas monothematisch mit den ewigen Mühlen. Und so schob er den Bau einer russischen Holzkirche ein. Im Anschluss errichtete er den Glockenpalast, der heute unter der Schirmherrschaft Gorbatschows das Europäische Kunsthandwerker-Institut beherbergt.

glockenpalast

Horst Wrobel wurde unter anderem von der russischen Akademie für seinen Einsatz für die Völkerverständigung ausgezeichnet. Für den Bau der Holzkirche erhielt er vom Patriarchen selbst einen Orden. Aktuell widmet er sich seinem nächsten Traum: Dem Bau einer Arche. Einen kleinen TV-Bericht gibts hier.

Was ich vom Internationalen Mühlenmuseum lerne: Man muss nicht per se spöttisch auf die Hinweisschilder an der Autobahn blicken. Kann gut sein, dass sich was Schönes dahinter verbirgt. Kann gut sein, dass man mal abfahren sollte. Falls Du also einen Tipp in Norddeutschland hast: Immer her damit!

Glockenpalast Mühlenmuseum

PS.: Inzwischen habe ich in Erfahrung gebracht, dass die touristischen Hinweisschilder etwas kosten. Insofern ist mir jetzt auch klar, wie das Erdölmuseum und das Panzermuseum es an die A7 geschafft haben. (Aber vielleicht ist das auch schon wieder ein Vorurteil.)

6 Kommentare

  1. Wenn Ihr mal in der Nähe von Bad Gandersheim seid, vielleicht habt ihr dann mal Lust rauszufinden, warum die nun ausgerechnet als Roswithastadt auf diesen Schildern bezeichnet wird??? Jedesmal frage ich mich das, wenn ich dran vorbeifahre. Ich meine, ROSWITHA???!!!!

  2. Ach, ist doch schön, dass das Panzermusuem St.Pauli-farben ist (obwohl ich ja bezweifle, dass es die Sympathie der Anhängerschaft hat) und auf einer Stufe mit weltkulturerbischen Sehnswürdigkeiten wie dem Kölner Dom steht. Gewesen bin ich im Panzermuseum allerdings noch nicht, ich habe es bisher nur ins Imperial War Museum in London geschafft und das war spannender als gedacht. Also vielleicht muss man doch mal ins Panzermuseum???

    Es grüßt Herr M. alias 22siebtel

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